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Rohstoffe

Vor allem die Aus­lands­nach­fra­ge beflügelt

Ober­frän­ki­sche Indus­trie wie­der auf Kurs

„Die ober­frän­ki­sche Indus­trie hat den Coro­na-Schock offen­sicht­lich über­wun­den”, so Gabrie­le Hohen­ner, Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth. Der Umsatz im zwei­ten Quar­tal 2021 lag nicht nur 29,1 Pro­zent über dem Wert von 2020, son­dern auch 1,9 Pro­zent über dem zwei­ten Quar­tal 2019.

Nach dem Umsatz­ein­bruch von über 20 Pro­zent im Juni 2020 hat sich die ober­frän­ki­sche Wirt­schaft wie­der schnell erholt. Die Sta­bi­li­sie­rung wur­de dabei ins­be­son­de­re von der Aus­lands­nach­fra­ge getra­gen. „Wie hoch der Umsatz­zu­wachs ohne die aktu­el­len Eng­päs­se bei der Roh­stoff­be­schaf­fung und den Kapa­zi­täts­aus­fäl­len bei Con­tai­nern wären, lässt sich nicht quan­ti­fi­zie­ren”, so Hohen­ner. Mit 6,0 Mil­li­ar­den Euro liegt der Umsatz im 2. Quar­tal 2021 rund 1,3 Mil­li­ar­den Euro über dem Wert vom zwei­ten Quar­tal 2020 und immer­hin 112 Mil­lio­nen Euro über dem Ergeb­nis von 2019.


Umsatz­zu­wachs auch gegen­über Vor-Coro­na-Jahr 2019

Gegen­über dem zwei­ten Quar­tal 2019 leg­ten vor allem die Kfz-Zulie­fe­rer mit einem Plus von 58 Pro­zent zu. Die­se stan­den bereits 2019 enorm unter Druck, hier ist zunächst eine Sta­bi­li­sie­rung bei der Nach­fra­ge erfolgt. Teil­wei­se ist die­ser Zuwachs auf einen sta­tis­ti­schen Effekt zurück­zu­füh­ren. Aber auch die Her­stel­ler von Glas und Kera­mik, Tex­ti­li­en und che­mi­schen Erzeug­nis­sen leg­ten in den ver­gan­ge­nen zwei Jah­ren zwei­stel­lig zu. Spür­ba­re Ein­brü­che hat­ten vor allem die Dru­cke­rei­en und die Her­stel­ler von Möbeln zu verzeichnen.

„Damit hat Ober­fran­ken die Aus­wir­kun­gen der Coro­na-Pan­de­mie noch längst nicht über­wun­den, da etwa Ein­zel­han­del, Gas­tro­no­mie und Beher­ber­gungs­ge­wer­be, aber auch Mes­se­bau­er und ‑ver­an­stal­ter oder Schau­stel­ler die Aus­wir­kun­gen von Coro­na oft noch sehr deut­lich spü­ren”, so Hohenner.

Aber zumin­dest scheint sich die Ent­wick­lung in der Indus­trie sta­bi­li­siert zu haben. Dass die Ampeln dort wei­ter auf Grün ste­hen, zei­gen auch die Ergeb­nis­se der letz­ten IHK-Kon­junk­tur­be­fra­gung, wo sich die Indus­trie­un­ter­neh­men für das Jahr 2021 opti­mis­tisch äußern.

Lie­fer­eng­päs­se und Preis­stei­ge­run­gen bei Rohprodukten

Vol­le Auf­trags­bü­cher und doch Kurzarbeit?

Seit 2019 sind die Prei­se bei etli­chen Roh­stof­fen laut Sta­tis­ti­schem Bun­des­amt regel­recht explo­diert, Kurz­ar­beit ist daher trotz vol­ler Auf­trags­bü­cher lei­der die bit­te­re Wahr­heit laut der IHK für Ober­fran­ken Bayreuth.

In vie­len Bran­chen besteht eine hohe Nach­fra­ge, etwa im Bau­sek­tor oder auch in vie­len Indus­trie­bran­chen, ob bei Kfz-Zulie­fe­rern, in der Kunst­stoff- oder der Stahl­ver­ar­bei­tung. Gleich­zei­tig sind Roh­stof­fe und Halb­wa­ren nur mit erheb­li­chen Lie­fer­fris­ten oder gar nicht erhält­lich. Hohen­ner: „Aktu­ell stei­gen die Erzeu­ger­prei­se so stark an wie zuletzt bei der zwei­ten Ölkri­se 1982. Eine beängs­ti­gen­de Entwicklung.”

Das Sta­tis­ti­sche Bun­des­amt ver­öf­fent­licht monat­lich für über 1.500 Roh­stof­fe Preis­in­di­zes. Seit 2019 sind die Prei­se bei etli­chen Pro­duk­ten regel­recht explo­diert, etwa bei Holz, Stahl oder Kup­fer, aber auch bei elek­tro­ni­schen Bau­tei­len wie Chips oder Halb­lei­tern, bei Dämm­stof­fen, selbst bei Kron­kor­ken. Die Prei­se sind in vie­len Fäl­len um 50 Pro­zent und mehr angestiegen.


Holz: Viel­schich­ti­ge Grün­de für Knappheit

Das Bei­spiel Holz zeigt, wel­che Aus­wir­kun­gen die Pro­dukt­knapp­heit hat. „Sehr stark betrof­fen sind hier nicht nur die Bau­in­dus­trie und ‑hand­werk, son­dern inzwi­schen prak­tisch alle Bran­chen, weil auch Holz­pa­let­ten und Holz­pack­mit­tel knapp wer­den”, so Peter Beli­na von der IHK für Ober­fran­ken Bayreuth.

Die Grün­de für die aktu­el­le Situa­ti­on sind viel­fäl­tig. Beim Holz etwa kom­men gleich eini­ge Aspek­te zusam­men. Dass die Nach­fra­ge enorm ange­stie­gen ist, liegt nicht zuletzt dar­an, dass vor allem Chi­na und die USA Kon­junk­tur­pro­gram­me auf­ge­legt haben, wodurch die Nach­fra­ge enorm ange­stie­gen ist. Ande­rer­seits steht weni­ger wei­ter­ver­ar­beit­ba­res Holz zur Ver­fü­gung. Durch die extre­me Tro­cken­heit der ver­gan­ge­nen Jah­re sei der Bor­ken­kä­fer­be­fall in Mit­tel­eu­ro­pa sehr hoch, dadurch steht weni­ger Holz zur Wei­ter­ver­ar­bei­tung zur Ver­fü­gung. In den USA und Kana­da und Russ­land wüten Wald­brän­de. Russ­land schließ­lich hat einen Export­stopp von Holz nach Chi­na verhängt.


Stahl: Nach­fra­ge in Chi­na sehr stark gestiegen

Chi­na war bis vor zwei Jah­ren größ­ter Expor­teur von Stahl, das Land hat bei der Pro­duk­ti­on einen Welt­markt­an­teil von 50 Pro­zent. Seit eini­gen Mona­ten impor­tiert das Land Stahl. Hohen­ner: „Die Aus­wir­kun­gen bekom­men wir auch in Euro­pa zu spüren.”


Was­ser und Feu­er brem­sen Chipproduktion

Beli­na: „Ganz ande­re Grün­de gibt es für die Eng­päs­se bei Chips und Halb­lei­tern.” Für die Pro­duk­ti­on wer­de viel Was­ser benö­tigt, auf­grund einer extre­men Dür­re in Tai­wan, einem der Haupt­ex­port­län­der, muss­te dort die Pro­duk­ti­on mona­te­lang redu­ziert wer­den. Der Brand in einem gro­ßen Chip­werk in Japan habe zu wei­te­ren Eng­päs­sen geführt. Euro­pa und vor allem die Kfz-Her­stel­ler wol­len unab­hän­gi­ger von den asia­ti­schen Vor­lie­fe­ran­ten wer­den, eine sol­che Wen­de lässt sich aber nicht kurz­fris­tig realisieren.


Wei­ter­hin knap­pe Trans­port­ka­pa­zi­tä­ten aus Fernost

Hin­zu kom­men außer­or­dent­li­che Eng­päs­se und Preis­stei­ge­run­gen beim Con­tai­ner­ver­kehr etwa zwi­schen Chi­na und Euro­pa. Der SCFI-Index (Shang­hai Con­tai­ne­ri­zed Freigt Index) zeigt, dass die Prei­se Ende Juli rund vier­mal so hoch waren wie 2019, Ten­denz wei­ter stei­gend. Welt­weit ist der Bau von über 300 Con­tai­ner­schif­fen in Auf­trag gege­ben, aber auch deren Rea­li­sie­rung benö­tigt Jahre.

„Die Lie­fer­ket­ten wer­den die Kon­junk­tur noch über Mona­te beschäf­ti­gen. Kurz­fris­ti­ge Lösun­gen sind nicht in Sicht”, macht Hohen­ner deut­lich. „Gene­rell wächst die Erkennt­nis, dass Euro­pa unab­hän­gi­ger wer­den muss etwa von Lie­fe­ran­ten aus Fern­ost. Auch das Recy­cling von Pro­duk­ten wird wich­ti­ger werden.”

In ers­ten Bran­chen erfolgt bereits eine Neu­aus­rich­tung bei den Lie­fer­ket­ten. Der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth berät hier­zu bereits etli­che Unter­neh­men in Koope­ra­ti­on mit den deut­schen Auslandshandelskammern.