Deutsch­lands dritt­stärks­te Mann­schaft 2022

Tisch­fuß­ball­club Bamberg

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Tischfußballclub Bamberg
Die Herrenmannschaft des TFC Bamberg bei der Siegerehrung der 1. Bundesliga von links oben nach rechts unten: Christian Heber, Dieter Thomann, Moritz Schneider, Stephan Hoppe, Florian Maqua, Thomas Schneyer, Foto: Malvina Wieschermann
In der Jäck­stra­ße betreibt der Tisch­fuß­ball­club Bam­berg e.V. sei­ne Spiel­stät­te, die Kicker­Box. Dort trai­niert der Ver­ein für sei­ne Spie­le in der 1. Her­ren-Bun­des­li­ga. Im August schloss das Team um Ste­phan Hop­pe die Sai­son auf dem drit­ten Platz ab.

Jeder von uns stand mit gro­ßer Wahr­schein­lich­keit bereits an einem Tisch­fuß­ball­tisch und hat eine Run­de „geki­ckert“. Jedoch steckt hin­ter dem auf den ers­ten Blick unschein­ba­ren Tisch­fuß­ball – seit 2010 offi­zi­ell als Sport aner­kannt – eine etwa 100-jäh­ri­ge Geschich­te. Der Eng­län­der Harold S. Thorn­ton mel­de­te Ende 1922 ein „Gerät mit Dreh­stan­gen“ beim Patent­amt an. 30 Jah­re spä­ter eta­blier­te sich das Tisch­spiel auch in Deutsch­land, 1967 wur­de die ers­te Deut­sche Meis­ter­schaft aus­ge­spielt und 1969 der Deut­sche Tisch­fuß­ball­bund ins Leben gerufen.

Anhand die­ser Ent­wick­lun­gen und damit ver­bun­den dem stei­gen­den Inter­es­se an die­ser Sport­art ist es selbst­er­klä­rend, dass es immer mehr Sport­ler gibt, die Tisch­fuß­ball auf hohem Niveau betrei­ben. Einer die­ser sport­be­geis­ter­ten ist Ste­phan Hop­pe, der dem Bun­des­li­gaka­der des 2007 gegrün­de­ten Tisch­fuß­ball­clubs Bam­berg ange­hört – Deutsch­lands dritt­stärks­ter Mann­schaft 2022.

Doch wie wird man in die­sem Sport Bun­des­li­ga­spie­ler? „Zu den wesent­li­chen Vor­aus­set­zun­gen gehört vor allen Din­gen Geduld. Man muss sich auf eine Sache gut kon­zen­trie­ren kön­nen, denn unüber­leg­tes Spie­len führt zu Feh­lern. Kör­per­li­che Vor­aus­set­zun­gen gibt es kaum. Man spricht häu­fig von der soge­nann­ten Tur­nier­aus­dau­er. Dies bedeu­tet, dass man den gan­zen Tag ste­hen kann und dabei nicht müde wird“, sagt Ste­phan Hoppe.

Doch neben die­sen Vor­aus­set­zun­gen ist auch das stän­di­ge Trai­ning unab­ding­bar. „Eine nor­ma­le Trai­nings­wo­che erfor­dert vor allen Din­gen Regel­mä­ßig­keit. Man trai­niert dabei sehr viel allein am Tisch. Dabei ist es sehr wich­tig, alles mög­lichst per­fekt tech­nisch aus­zu­trai­nie­ren. Feh­ler­lo­sig­keit wird im Kickern häu­fig belohnt. Zudem trai­niert man im Grun­de genom­men immer den­sel­ben Spiel­zug, Schuss oder Pass, bis die­ser immer gleich gut umge­setzt wird. Mein Lieb­lings­spiel­zug ist dabei ein so genann­ter Jet. Dabei legt man sich den Ball zum Schuss geklemmt auf die Stür­mer­rei­he und dreht mit dem Hand­ge­lenk die Stan­ge ein­mal um die eige­ne Ach­se, um einen Schuss aus­zu­füh­ren. Der Schuss ist sehr schnell und äußerst schwie­rig auf Reak­ti­on zu ver­tei­di­gen. Wich­tig ist dabei anzu­mer­ken, dass die Stan­ge ein­mal um 360 Grad gedreht wer­den darf – wer wei­ter dreht, begeht ein Foul.“

Das „Kickern“ selbst hat Ste­phan Hop­pe in der Nähe von Aachen „gecatcht“, wie er sagt. Sein Talent kam ihm dabei ent­ge­gen. „Ich per­sön­lich hat­te einen direk­ten Bezug zum Fuß­ball. Zwölf Jah­re lang habe ich in der Nähe von Aachen gespielt. Nach einer Ver­let­zung habe ich die­sen Sport für mich über mei­nen Cou­sin ent­deckt. Ich habe mir damals ein Tur­nier ange­schaut, bei dem er spiel­te und irgend­wie hat mich das direkt ange­spro­chen und gecatcht. So vie­le Men­schen, die das alles sehr ernst auf sport­li­cher Basis betrei­ben und ech­ten Ehr­geiz dafür ent­wi­ckeln – das war schon beein­dru­ckend zu sehen. Dar­auf­hin habe ich selbst ange­fan­gen und ich hat­te ein Talent dafür, Din­ge sehr schnell zu erler­nen und gleich­zei­tig den Geg­ner sehr schnell ein­schät­zen zu kön­nen. Dabei war ich schon immer sehr über­legt in mei­nen Aktio­nen und ent­wi­ckel­te früh­zei­tig ein Ver­ständ­nis für das Spiel.“

Sein Wer­de­gang ist dabei sowohl von Tief­punk­ten, wie zum Bei­spiel das früh­zei­ti­ge Aus­schei­den bei Tur­nie­ren, wenn man einen abso­lu­ten schlech­ten Tag hat oder ein knap­pes Duell ver­liert, als auch von Höhe­punk­ten geprägt. „Tief­punk­te hat man auf Top­ni­veau immer wie­der glei­cher­ma­ßen wie Höhe­punk­te. Ein abso­lu­ter Höhe­punkt war dabei der drit­te Platz in der 1. Bun­des­li­ga. Als Team so einen Erfolg zu erzie­len ist etwas ganz Beson­de­res und deut­lich schö­ner als eine indi­vi­du­el­le Auszeichnung.“

Mehr als eine Mil­li­on Zuschauer

Wenn man „1. Bun­des­li­ga“ hört, hat man natür­lich schnell unvor­stell­ba­re Geld-Sum­men im Kopf, da man sich an den Gehäl­tern der 1. Fuß­ball-Bun­des­li­ga der Män­ner ori­en­tiert. Von die­sen Sum­men ist man beim Tisch­fuß­ball aller­dings mei­len­weit ent­fernt, jedoch nimmt man jeden Preis mit Stolz ent­ge­gen und ver­folgt dar­über hin­aus ande­re Ziele.

„Gel­der und Prei­se gibt es natür­lich auch im Tisch­fuß­ball. Die­se stei­gen auch dann, wenn der eige­ne Erfolg grö­ßer wird. Jedoch steht immer das Pres­ti­ge sowie der ideel­le Wert im Vor­der­grund, denn die Preis­gel­der erlau­ben es nicht, sich zu pro­fes­sio­na­li­sie­ren und aus­schließ­lich über den Tisch­fuß­ball zu finan­zie­ren. Nichts­des­to­trotz haben die­se Prei­se einen hohen Wert für jeden von uns“, sagt Ste­phan Hop­pe und führt fort, wie ein Tag in der Bun­des­li­ga aussieht.

„So einen Tag in der Bun­des­li­ga kann man sich fol­gen­der­ma­ßen vor­stel­len: Eine gro­ße Hal­le, in der meh­re­re Kicker ste­hen und meh­re­re Par­tien am Tag aus­ge­spielt wer­den – selbst­ver­ständ­lich mit einer Tri­bü­ne für Zuschau­er­plät­ze. In der „Final-Area“ wer­den die hoch­wer­tigs­ten Par­tien aus­ge­spielt – die­se wer­den auch live auf Twitch über­tra­gen, von Kom­men­ta­to­ren beglei­tet und immer von sehr vie­len Leu­ten ver­folgt. Bei der Deut­schen Meis­ter­schaft waren es ins­ge­samt über das Wochen­en­de mehr als eine Mil­li­on Zuschau­er. Die Vor­be­rei­tung ist für jeden Sport­ler dabei unter­schied­lich. Natür­lich wis­sen wir alle, wie vie­le Leu­te zuschau­en und genau dies kann auch schon ein­mal Druck erzeu­gen, jedoch lernt man mit der Zeit auch damit umzu­ge­hen. Ich per­sön­lich ver­su­che, vor jeder Par­tie zur Ruhe zu kom­men und men­tal den tota­len Fokus auf das kom­men­de Spiel zu setzen.“

Kickern bald so beliebt Darts?

Die­ser Umstand zeigt, dass die Inter­es­sen­kur­ve für den Tisch­fuß­ball in Deutsch­land steil nach oben geht. Man bekommt lang­sam den Ein­druck, als wür­de der Tisch­fuß­ball eine ähn­li­che Wand­lung wie der Dart­sport vor vie­len Jah­ren ein­neh­men. Wäre dies vor dem Hin­ter­grund einer mög­li­chen Kom­mer­zia­li­sie­rung trotz­dem wünschenswert?

„Natür­lich gibt es vie­le Fak­to­ren, die dar­über ent­schei­den, ob es wün­schens­wert wäre, jedoch hof­fen wir natür­lich alle, unser Hob­by und unse­ren Sport mal pro­fes­sio­na­li­sie­ren zu kön­nen. Eine Kom­mer­zia­li­sie­rung wür­de jedoch auch Ände­run­gen im Spiel­mo­dus erfor­dern – da müss­te man Kom­pro­mis­se ein­ge­hen. Zu jedem Tur­nier in Deutsch­land zu fah­ren, ist schon immer sehr teu­er, da die Tur­nie­re häu­fig am ande­ren Ende des Lan­des statt­fin­den. Auf Top­ni­veau zu spie­len und häu­fig trotz­dem ein Tur­nier nur refi­nan­ziert zu haben oder sogar mit ein wenig Ver­lust nach Hau­se zu gehen, ist natür­lich nicht unser Anspruch. Genau des­halb suchen wir für den TFC Bam­berg ste­tig nach Spon­so­ren, die einen regio­na­len Ver­ein im Spit­zen­sport unter­stüt­zen wollen.“

TFC Bam­berg in der KickerBox

Die Spiel­stät­te des TFC Bam­berg ist die Kicker­Box in der Jäck­stra­ße 35. Jose­fi­ne Heber, ehe­ma­li­ge Welt­meis­te­rin im Tisch­fuß­ball, hat hier gemein­sam mit ihrem Mann eine Anlauf­stel­le für alle Kicker­be­geis­ter­ten geschaf­fen. Hier fin­den nicht nur Pro­fis, son­dern auch Hob­by­spie­ler einen Ort zur Aus­übung ihres Spor­tes. „Tisch­fuß­ball fin­det meist nur als Neben­un­ter­hal­tung in Knei­pen, Dis­ko­the­ken oder Büros statt“, sagt Jose­fi­ne Heber. „Mit der Kicker­Box konn­ten wir einen Raum schaf­fen, in dem aus­schließ­lich unser Sport im Mit­tel­punkt steht. All jene, die genau das suchen, sind bei uns gut auf­ge­ho­ben. Im sport­lich-gemüt­li­chen Ambi­en­te ste­hen sechs pro­fes­sio­nel­le Kicker­ti­sche zur Ver­fü­gung, umran­det von Sitz­mög­lich­kei­ten und einer Bar. Wir hal­ten ein brei­tes Spiel­an­ge­bot bereit, wel­ches von Ein­stei­gern und Hob­by­ki­ckern über ambi­tio­nier­te Spie­ler bis hin zu pro­fes­sio­nel­len Bun­des­li­gis­ten genutzt wird. Anfän­ger-Spaß­tur­nie­re, Trai­nings­ein­hei­ten, Liga­spie­le sowie offi­zi­el­le Rang­lis­ten­tur­nie­re des deut­schen Tisch­fuß­ball­bun­des ste­hen bei uns im Pro­gramm. Die Kicker­Box wird auch ger­ne im Rah­men von Frei­zeit­ver­an­stal­tun­gen von Fir­men, Jung­ge­sel­len­ab­schie­den, Ver­eins­fei­ern oder Kin­der­ge­burts­ta­gen gebucht. Hier nut­zen wir Tur­nier­mo­di, bei denen per­ma­nent neue Part­ner zusam­men­ge­lost wer­den und so ein mun­te­res Mit­ein­an­der garan­tiert ist.“

Jose­fi­ne Heber hat aktiv und feder­füh­rend an der Ver­eins­grün­dung des Tisch­fuß­ball­clubs Bam­berg mit­ge­wirkt, wobei der Ver­eins­er­folg inner­halb kür­zes­ter Zeit sehr groß wur­de. „Ein paar Freun­de mit dem glei­chen Hob­by grün­de­ten den Bam­ber­ger Ver­ein unter dem Dach­ver­band des Baye­ri­schen Tisch­fuß­ball­ver­bands. So konn­te am offi­zi­el­len Spiel­be­trieb teil­ge­nom­men und die Fähig­kei­ten auf ein völ­lig neu­es Level geho­ben wer­den. Wir haben das Glück, bis heu­te eini­ge und immer neue sehr ehr­gei­zi­ge Spie­ler in Bam­berg zu ver­sam­meln, die sich per­ma­nent gegen­sei­tig her­aus­for­dern und zu Höchst­leis­tun­gen anspor­nen. Sowohl im Ama­teur- als auch Pro­fi­be­reich sam­meln die Spie­ler viel Erfah­rung und Inspi­ra­ti­on in regio­na­len und über­re­gio­na­len Wett­kämp­fen. Die­se neu­en Impul­se in Form von unter­schied­lichs­ten Spiel­sti­len, Tech­ni­ken, Stra­te­gien und so wei­ter moti­vie­ren die Spie­le­rin­nen und Spie­ler immer neu. Neue Ver­eins­mit­glie­der wer­den gezielt geför­dert und kön­nen so in rela­tiv kur­zer Zeit zu ers­ten Erfol­gen gelan­gen. Dazu kommt noch, dass wir wöchent­lich in gesel­li­ger Run­de Spaß­tur­nie­re spie­len, bei denen Spie­ler jeg­li­cher Spiel­stär­ke zusam­men­tref­fen und so das Mit­ein­an­der­ge­fühl sehr gestärkt wird – das schweißt zusammen!“

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