In der Jäckstraße betreibt der Tischfußballclub Bamberg e.V. seine Spielstätte, die KickerBox. Dort trainiert der Verein für seine Spiele in der 1. Herren-Bundesliga. Im August schloss das Team um Stephan Hoppe die Saison auf dem dritten Platz ab.
Jeder von uns stand mit großer Wahrscheinlichkeit bereits an einem Tischfußballtisch und hat eine Runde „gekickert“. Jedoch steckt hinter dem auf den ersten Blick unscheinbaren Tischfußball – seit 2010 offiziell als Sport anerkannt – eine etwa 100-jährige Geschichte. Der Engländer Harold S. Thornton meldete Ende 1922 ein „Gerät mit Drehstangen“ beim Patentamt an. 30 Jahre später etablierte sich das Tischspiel auch in Deutschland, 1967 wurde die erste Deutsche Meisterschaft ausgespielt und 1969 der Deutsche Tischfußballbund ins Leben gerufen.
Anhand dieser Entwicklungen und damit verbunden dem steigenden Interesse an dieser Sportart ist es selbsterklärend, dass es immer mehr Sportler gibt, die Tischfußball auf hohem Niveau betreiben. Einer dieser sportbegeisterten ist Stephan Hoppe, der dem Bundesligakader des 2007 gegründeten Tischfußballclubs Bamberg angehört – Deutschlands drittstärkster Mannschaft 2022.
Doch wie wird man in diesem Sport Bundesligaspieler? „Zu den wesentlichen Voraussetzungen gehört vor allen Dingen Geduld. Man muss sich auf eine Sache gut konzentrieren können, denn unüberlegtes Spielen führt zu Fehlern. Körperliche Voraussetzungen gibt es kaum. Man spricht häufig von der sogenannten Turnierausdauer. Dies bedeutet, dass man den ganzen Tag stehen kann und dabei nicht müde wird“, sagt Stephan Hoppe.
Doch neben diesen Voraussetzungen ist auch das ständige Training unabdingbar. „Eine normale Trainingswoche erfordert vor allen Dingen Regelmäßigkeit. Man trainiert dabei sehr viel allein am Tisch. Dabei ist es sehr wichtig, alles möglichst perfekt technisch auszutrainieren. Fehlerlosigkeit wird im Kickern häufig belohnt. Zudem trainiert man im Grunde genommen immer denselben Spielzug, Schuss oder Pass, bis dieser immer gleich gut umgesetzt wird. Mein Lieblingsspielzug ist dabei ein so genannter Jet. Dabei legt man sich den Ball zum Schuss geklemmt auf die Stürmerreihe und dreht mit dem Handgelenk die Stange einmal um die eigene Achse, um einen Schuss auszuführen. Der Schuss ist sehr schnell und äußerst schwierig auf Reaktion zu verteidigen. Wichtig ist dabei anzumerken, dass die Stange einmal um 360 Grad gedreht werden darf – wer weiter dreht, begeht ein Foul.“
Das „Kickern“ selbst hat Stephan Hoppe in der Nähe von Aachen „gecatcht“, wie er sagt. Sein Talent kam ihm dabei entgegen. „Ich persönlich hatte einen direkten Bezug zum Fußball. Zwölf Jahre lang habe ich in der Nähe von Aachen gespielt. Nach einer Verletzung habe ich diesen Sport für mich über meinen Cousin entdeckt. Ich habe mir damals ein Turnier angeschaut, bei dem er spielte und irgendwie hat mich das direkt angesprochen und gecatcht. So viele Menschen, die das alles sehr ernst auf sportlicher Basis betreiben und echten Ehrgeiz dafür entwickeln – das war schon beeindruckend zu sehen. Daraufhin habe ich selbst angefangen und ich hatte ein Talent dafür, Dinge sehr schnell zu erlernen und gleichzeitig den Gegner sehr schnell einschätzen zu können. Dabei war ich schon immer sehr überlegt in meinen Aktionen und entwickelte frühzeitig ein Verständnis für das Spiel.“
Sein Werdegang ist dabei sowohl von Tiefpunkten, wie zum Beispiel das frühzeitige Ausscheiden bei Turnieren, wenn man einen absoluten schlechten Tag hat oder ein knappes Duell verliert, als auch von Höhepunkten geprägt. „Tiefpunkte hat man auf Topniveau immer wieder gleichermaßen wie Höhepunkte. Ein absoluter Höhepunkt war dabei der dritte Platz in der 1. Bundesliga. Als Team so einen Erfolg zu erzielen ist etwas ganz Besonderes und deutlich schöner als eine individuelle Auszeichnung.“
Mehr als eine Million Zuschauer
Wenn man „1. Bundesliga“ hört, hat man natürlich schnell unvorstellbare Geld-Summen im Kopf, da man sich an den Gehältern der 1. Fußball-Bundesliga der Männer orientiert. Von diesen Summen ist man beim Tischfußball allerdings meilenweit entfernt, jedoch nimmt man jeden Preis mit Stolz entgegen und verfolgt darüber hinaus andere Ziele.
„Gelder und Preise gibt es natürlich auch im Tischfußball. Diese steigen auch dann, wenn der eigene Erfolg größer wird. Jedoch steht immer das Prestige sowie der ideelle Wert im Vordergrund, denn die Preisgelder erlauben es nicht, sich zu professionalisieren und ausschließlich über den Tischfußball zu finanzieren. Nichtsdestotrotz haben diese Preise einen hohen Wert für jeden von uns“, sagt Stephan Hoppe und führt fort, wie ein Tag in der Bundesliga aussieht.
„So einen Tag in der Bundesliga kann man sich folgendermaßen vorstellen: Eine große Halle, in der mehrere Kicker stehen und mehrere Partien am Tag ausgespielt werden – selbstverständlich mit einer Tribüne für Zuschauerplätze. In der „Final-Area“ werden die hochwertigsten Partien ausgespielt – diese werden auch live auf Twitch übertragen, von Kommentatoren begleitet und immer von sehr vielen Leuten verfolgt. Bei der Deutschen Meisterschaft waren es insgesamt über das Wochenende mehr als eine Million Zuschauer. Die Vorbereitung ist für jeden Sportler dabei unterschiedlich. Natürlich wissen wir alle, wie viele Leute zuschauen und genau dies kann auch schon einmal Druck erzeugen, jedoch lernt man mit der Zeit auch damit umzugehen. Ich persönlich versuche, vor jeder Partie zur Ruhe zu kommen und mental den totalen Fokus auf das kommende Spiel zu setzen.“
Kickern bald so beliebt Darts?
Dieser Umstand zeigt, dass die Interessenkurve für den Tischfußball in Deutschland steil nach oben geht. Man bekommt langsam den Eindruck, als würde der Tischfußball eine ähnliche Wandlung wie der Dartsport vor vielen Jahren einnehmen. Wäre dies vor dem Hintergrund einer möglichen Kommerzialisierung trotzdem wünschenswert?
„Natürlich gibt es viele Faktoren, die darüber entscheiden, ob es wünschenswert wäre, jedoch hoffen wir natürlich alle, unser Hobby und unseren Sport mal professionalisieren zu können. Eine Kommerzialisierung würde jedoch auch Änderungen im Spielmodus erfordern – da müsste man Kompromisse eingehen. Zu jedem Turnier in Deutschland zu fahren, ist schon immer sehr teuer, da die Turniere häufig am anderen Ende des Landes stattfinden. Auf Topniveau zu spielen und häufig trotzdem ein Turnier nur refinanziert zu haben oder sogar mit ein wenig Verlust nach Hause zu gehen, ist natürlich nicht unser Anspruch. Genau deshalb suchen wir für den TFC Bamberg stetig nach Sponsoren, die einen regionalen Verein im Spitzensport unterstützen wollen.“
TFC Bamberg in der KickerBox
Die Spielstätte des TFC Bamberg ist die KickerBox in der Jäckstraße 35. Josefine Heber, ehemalige Weltmeisterin im Tischfußball, hat hier gemeinsam mit ihrem Mann eine Anlaufstelle für alle Kickerbegeisterten geschaffen. Hier finden nicht nur Profis, sondern auch Hobbyspieler einen Ort zur Ausübung ihres Sportes. „Tischfußball findet meist nur als Nebenunterhaltung in Kneipen, Diskotheken oder Büros statt“, sagt Josefine Heber. „Mit der KickerBox konnten wir einen Raum schaffen, in dem ausschließlich unser Sport im Mittelpunkt steht. All jene, die genau das suchen, sind bei uns gut aufgehoben. Im sportlich-gemütlichen Ambiente stehen sechs professionelle Kickertische zur Verfügung, umrandet von Sitzmöglichkeiten und einer Bar. Wir halten ein breites Spielangebot bereit, welches von Einsteigern und Hobbykickern über ambitionierte Spieler bis hin zu professionellen Bundesligisten genutzt wird. Anfänger-Spaßturniere, Trainingseinheiten, Ligaspiele sowie offizielle Ranglistenturniere des deutschen Tischfußballbundes stehen bei uns im Programm. Die KickerBox wird auch gerne im Rahmen von Freizeitveranstaltungen von Firmen, Junggesellenabschieden, Vereinsfeiern oder Kindergeburtstagen gebucht. Hier nutzen wir Turniermodi, bei denen permanent neue Partner zusammengelost werden und so ein munteres Miteinander garantiert ist.“
Josefine Heber hat aktiv und federführend an der Vereinsgründung des Tischfußballclubs Bamberg mitgewirkt, wobei der Vereinserfolg innerhalb kürzester Zeit sehr groß wurde. „Ein paar Freunde mit dem gleichen Hobby gründeten den Bamberger Verein unter dem Dachverband des Bayerischen Tischfußballverbands. So konnte am offiziellen Spielbetrieb teilgenommen und die Fähigkeiten auf ein völlig neues Level gehoben werden. Wir haben das Glück, bis heute einige und immer neue sehr ehrgeizige Spieler in Bamberg zu versammeln, die sich permanent gegenseitig herausfordern und zu Höchstleistungen anspornen. Sowohl im Amateur- als auch Profibereich sammeln die Spieler viel Erfahrung und Inspiration in regionalen und überregionalen Wettkämpfen. Diese neuen Impulse in Form von unterschiedlichsten Spielstilen, Techniken, Strategien und so weiter motivieren die Spielerinnen und Spieler immer neu. Neue Vereinsmitglieder werden gezielt gefördert und können so in relativ kurzer Zeit zu ersten Erfolgen gelangen. Dazu kommt noch, dass wir wöchentlich in geselliger Runde Spaßturniere spielen, bei denen Spieler jeglicher Spielstärke zusammentreffen und so das Miteinandergefühl sehr gestärkt wird – das schweißt zusammen!“