Gitar­ren­fes­ti­val

Bam­ber­ger Gitar­ren­ta­ge 2023: Im Jahr der Mandoline

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Bamberger Gitarrentage
Negin Habibi und Frank Bungarten eröffnen am 14. Oktober die Gitarrentage, Fotos: Anne de Wolf, Micha Neugebauer
Mit einem abwechs­lungs­rei­chen Pro­gramm begin­nen am 14. Okto­ber die Bam­ber­ger Gitar­ren­ta­ge 2023. In der Johan­nis­ka­pel­le am Ste­phans­berg bie­tet das Fes­ti­val auch im 29. Jahr sei­nes Bestehens – dem Jahr der Man­do­li­ne – Zugängliches.

Mit­te Okto­ber ver­an­stal­tet der Klein­kunst­ver­ein Neu­es Palais e.V. zum 29. Mal die Bam­ber­ger Gitar­ren­ta­ge. Nach­dem das Fes­ti­val in den letz­ten bei­den Jah­ren die haus­ei­ge­ne Gar­ten­haus-Büh­ne in der Kuni­gun­den­ruh­stra­ße bespiel­te, kehrt es 2023 auf die Büh­ne der Johan­nis­ka­pel­le am Ste­phans­berg zurück. Der ein­fa­che Grund dafür ist: grö­ße­re Namen – grö­ße­re Ört­lich­keit, plus Unter­stüt­zung des eige­nen Netzwerks.

„Da wir auch in die­sem Jahr sehr hoch­ka­rä­ti­ge Musi­ke­rin­nen und Musi­ker ver­pflich­ten konn­ten“, sagt Petra Schwarz, Vor­sit­zen­de des Ver­eins, „haben wir die Anzahl der Plät­ze dem ent­spre­chen­den Bekannt­heits­grad der Künst­le­rIn­nen und den davon abhän­gi­gen Gagen ange­passt. Im Gar­ten­haus hät­ten wir dafür pro Duo jeweils zwei Kon­zer­te anbie­ten müs­sen. Das war für die Musi­ke­rIn­nen nicht durch­ge­hend mach­bar. So haben wir wirt­schaft­lich ver­ant­wor­tungs­voll abge­wo­gen und die Johan­nis­ka­pel­le gebucht, die die dop­pel­te Anzahl an Publi­kum fasst.“

Außer­dem ist seit eini­gen Mona­ten ein wei­te­rer Ver­tre­ter der ört­li­chen Musik­sze­ne Ver­mie­ter der Kapel­le. „Der Kom­po­nist Jochen Neu­r­a­th hat in die­sem Jahr die Ver­wal­tung der Johan­nis­ka­pel­le über­nom­men. Wir wol­len unse­ren Teil dazu tun, dass uns die­ser schö­ne Raum als Saal erhal­ten bleibt. Es braucht also Leu­te, die das Gebäu­de bespie­len. Da sehe ich uns durch­aus auf­ge­ru­fen dabei zu sein.“

Denn ein gepfleg­tes Netz­werk ist bei den Gitar­ren­ta­gen fast so wich­tig wie Kon­zer­te mit Gitar­ren­mu­sik selbst. So gehen Zusa­gen immer wie­der aus per­sön­li­chen Gesprä­chen mit den Musi­ke­rin­nen und Musi­kern her­vor. Oder die­se emp­feh­len sich die Teil­nah­me am Fes­ti­val bereits unter­ein­an­der. „Das ist wie im Pro­fi­fuß­ball“, sagt Petra Schwarz, „die Musi­ke­rin­nen und Musi­ker ken­nen sich alle unter­ein­an­der. Und sie erzäh­len es sich wei­ter, wenn ein Auf­tritts­ort gut ist, man dort gast­freund­lich auf­ge­nom­men wur­de und eine gute Gage bekam. Gro­ße Über­zeu­gung leis­tet da auch das auf­merk­sa­me und zuge­wand­te Bam­ber­ger Publikum.“

Eben jenes Publi­kum habe 2022 für gro­ßen Zuspruch und fast voll­stän­dig aus­ver­kauf­te Kon­zer­te im Gar­ten­haus gesorgt. Nun müs­se man schau­en, ob die annä­hern­de Voll­be­le­gung auch in der dop­pelt so gro­ßen Johan­nis­ka­pel­le gelingt.

Das Rezept dazu ist zumin­dest das­sel­be geblie­ben. Das Pro­gramm soll zugäng­lich und nicht zu expe­ri­men­tell oder avant­gar­dis­tisch sein und: „Es geht bei den Gitar­ren­ta­gen immer um die Viel­falt und eine sehr hohe Qua­li­tät“, sagt Petra Schwarz. „Unser Publi­kum soll die ver­schie­de­nen Musik­sti­le auf ver­schie­de­nen Sai­ten-Instru­men­ten erle­ben können.“

Bamberger Gitarrentage
Jahr der Mandoline

Seit 2008 wählt der Deut­sche Musik­rat jedes Jahr ein Instru­ment zum Instru­ment des Jah­res. 2023 wur­de die Man­do­li­ne aus­er­ko­ren. Auch die Gitar­ren­ta­ge wol­len nun auf die oft unbe­kann­te oder ver­kann­te Viel­falt des bau­chi­gen Sai­ten­in­stru­ments auf­merk­sam machen. „Die Man­do­li­ne ist oft von Ita­li­en­kli­schees besetzt“, sagt Petra Schwarz. „Was vie­le Leu­te nicht wis­sen, ist aber, wie viel­fäl­tig sie ein­setz­bar ist.“

So fin­det sie zum Bei­spiel auch im Blues und in der Klas­sik Ver­wen­dung. Das ver­deut­li­chen Cate­ri­na Lich­ten­berg und Mike Mar­shall – ein Man­do­li­nen­duo – , die am 28. Okto­ber bei den Gitar­ren­ta­gen auftreten.

„Cate­ri­na Lich­ten­berg ist eine der bedeu­tends­ten Man­do­li­nis­tin­nen unse­rer Zeit, hat mehr als zehn Alben auf­ge­nom­men und tour­te bereits durch die USA, Euro­pa und Asi­en. Außer­dem hat sie an der Musik­hoch­schu­le Köln die der­zeit ein­zi­ge bestehen­de Pro­fes­so­ren­stel­le für klas­si­sche Man­do­li­ne inne.“

Ihr Büh­nen- und Pri­vat­le­ben-Part­ner Mike Mar­shall kann einen ähn­li­chen Lebens­lauf vor­wei­sen. Seit 35 Jah­ren gilt er als maß­geb­lich in der ame­ri­ka­ni­schen Man­do­li­nen­sze­ne. Sei­ne mehr als 30 Ver­öf­fent­li­chun­gen decken ein brei­tes Spek­trum von Blue­grass, über Swing, Klas­sik und Neu­er Musik ab. „Cate­ri­na und Mike sind Weg­be­rei­ter für die Man­do­li­ne“, sagt Petra Schwarz. „Es gibt kaum Man­do­li­nen­spie­ler, die die­ses Reper­toire auf­wei­sen können.“

Negin Habi­bi und Frank Bun­gar­ten, Black Pat­ti und Lux Nova

Los gehen die 29. Gitar­ren­ta­ge aller­dings bereits am 14. Okto­ber mit dem man­do­li­nen­fer­nen Kon­zert von Negin Habi­bi und Frank Bun­gar­ten. Bei­de haben sich der klas­si­schen Gitar­re ver­schrie­ben und spie­len Stü­cke des Barock oder der Roman­tik, wie zum Bei­spiel von Johann Sebas­ti­an Bach oder Camil­le Saint-Saëns.

Negin Habi­bi wur­de in Tehe­ran gebo­ren und wuchs in Minsk und Leip­zig auf. Sie gilt als eine der erfah­rens­ten Kam­mer­mu­si­ke­rin­nen auf der klas­si­schen Gitar­re. Neben zahl­rei­chen Solo-Enga­ge­ments tritt sie auch als Teil ver­schie­de­ner Ensem­bles auf. Das von ihr gegrün­de­te Trio „sixty1strings“ zählt zu den bekann­tes­ten dar­un­ter. Das Zusam­men­spiel mit Frank Bun­gar­ten ist aller­dings ihre ers­te Unter­neh­mung in einem Gitarrenduo.

Frank Bun­gar­ten begann bereits vor sei­nem Abitur ein Gitar­ren­stu­di­um. Sei­ne inter­na­tio­na­le Gitar­ren-Kar­rie­re bescher­te ihm Auf­trit­te in mehr als vier­zig Län­dern, sei­ne zahl­rei­chen Auf­nah­men gel­ten in der Fach­welt als Refe­renz. Ent­spre­chend erhielt er bereits zwei­mal den Musik­preis „Echo-Klas­sik“ als Instru­men­ta­list des Jah­res. Seit 2022 spielt er zusam­men mit Negin Habibi.

Eine Woche spä­ter, am 21. Okto­ber, brin­gen Black Pat­ti Blues und Rag­time nach Bam­berg. Bestehend aus Gitar­rist Peter Crow C. und Fer­di­nand Krae­mer – an der Man­do­li­ne – tritt das Duo seit mehr als zehn Jah­ren auf inter­na­tio­na­len Büh­nen auf. Hin und wie­der, zum Bei­spiel beim Kon­zert bei den Gitar­ren­ta­gen, wer­den sie beglei­tet vom Bas­sis­ten Ryan Donohue.

„Black Pat­ti“, sagt Petra Schwarz, „ver­tre­ten eine Musik-Rich­tung, die wir in Deutsch­land nicht so oft hören. Bei Blues, Rag­time, Folk wird es eigent­lich sogar schwer, hier über­haupt gute Leu­te zu fin­den. Das Kon­zert könn­te das Publi­kum also von den Stüh­len rei­ßen. Die Band war vor sie­ben Jah­ren bereits Gast der Gitar­ren­ta­ge und die gan­ze Kapel­le hat getanzt.“

Den Abschluss der dies­jäh­ri­gen Gitar­ren­ta­ge macht am 4. Novem­ber das Duo Lux Nova. Die Ham­bur­ger For­ma­ti­on besteht aus dem Perua­ner Jor­ge Paz Ver­aste­gui und der Deut­schen Lydia Schmidl. Seit ihrer Grün­dung im Jahr 2012 spie­len die bei­den Barock­mu­sik und süd­ame­ri­ka­ni­sche Stü­cke – und das mit der unge­wöhn­li­chen Instru­men­ten­kom­bi­na­ti­on Akkor­de­on (Schmidl) und Gitar­re (Ver­aste­gui). Eine Kom­bi­na­ti­on, die aber anzu­kom­men scheint: Lux Nova haben bereits in der Elb­phil­har­mo­nie, im Kon­zert­haus Ber­lin oder dem Natio­nal­thea­ter Cos­ta Ricas gespielt. „Ich habe die bei­den in Ham­burg erlebt“, sagt Petra Schwarz, „und bin gleich danach hin­ter die Büh­ne, um sie zu fra­gen, ob sie bei den Gitar­ren­ta­gen auf­tre­ten möchten.“

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