Mit einem abwechslungsreichen Programm beginnen am 14. Oktober die Bamberger Gitarrentage 2023. In der Johanniskapelle am Stephansberg bietet das Festival auch im 29. Jahr seines Bestehens – dem Jahr der Mandoline – Zugängliches.
Mitte Oktober veranstaltet der Kleinkunstverein Neues Palais e.V. zum 29. Mal die Bamberger Gitarrentage. Nachdem das Festival in den letzten beiden Jahren die hauseigene Gartenhaus-Bühne in der Kunigundenruhstraße bespielte, kehrt es 2023 auf die Bühne der Johanniskapelle am Stephansberg zurück. Der einfache Grund dafür ist: größere Namen – größere Örtlichkeit, plus Unterstützung des eigenen Netzwerks.
„Da wir auch in diesem Jahr sehr hochkarätige Musikerinnen und Musiker verpflichten konnten“, sagt Petra Schwarz, Vorsitzende des Vereins, „haben wir die Anzahl der Plätze dem entsprechenden Bekanntheitsgrad der KünstlerInnen und den davon abhängigen Gagen angepasst. Im Gartenhaus hätten wir dafür pro Duo jeweils zwei Konzerte anbieten müssen. Das war für die MusikerInnen nicht durchgehend machbar. So haben wir wirtschaftlich verantwortungsvoll abgewogen und die Johanniskapelle gebucht, die die doppelte Anzahl an Publikum fasst.“
Außerdem ist seit einigen Monaten ein weiterer Vertreter der örtlichen Musikszene Vermieter der Kapelle. „Der Komponist Jochen Neurath hat in diesem Jahr die Verwaltung der Johanniskapelle übernommen. Wir wollen unseren Teil dazu tun, dass uns dieser schöne Raum als Saal erhalten bleibt. Es braucht also Leute, die das Gebäude bespielen. Da sehe ich uns durchaus aufgerufen dabei zu sein.“
Denn ein gepflegtes Netzwerk ist bei den Gitarrentagen fast so wichtig wie Konzerte mit Gitarrenmusik selbst. So gehen Zusagen immer wieder aus persönlichen Gesprächen mit den Musikerinnen und Musikern hervor. Oder diese empfehlen sich die Teilnahme am Festival bereits untereinander. „Das ist wie im Profifußball“, sagt Petra Schwarz, „die Musikerinnen und Musiker kennen sich alle untereinander. Und sie erzählen es sich weiter, wenn ein Auftrittsort gut ist, man dort gastfreundlich aufgenommen wurde und eine gute Gage bekam. Große Überzeugung leistet da auch das aufmerksame und zugewandte Bamberger Publikum.“
Eben jenes Publikum habe 2022 für großen Zuspruch und fast vollständig ausverkaufte Konzerte im Gartenhaus gesorgt. Nun müsse man schauen, ob die annähernde Vollbelegung auch in der doppelt so großen Johanniskapelle gelingt.
Das Rezept dazu ist zumindest dasselbe geblieben. Das Programm soll zugänglich und nicht zu experimentell oder avantgardistisch sein und: „Es geht bei den Gitarrentagen immer um die Vielfalt und eine sehr hohe Qualität“, sagt Petra Schwarz. „Unser Publikum soll die verschiedenen Musikstile auf verschiedenen Saiten-Instrumenten erleben können.“
Jahr der Mandoline
Seit 2008 wählt der Deutsche Musikrat jedes Jahr ein Instrument zum Instrument des Jahres. 2023 wurde die Mandoline auserkoren. Auch die Gitarrentage wollen nun auf die oft unbekannte oder verkannte Vielfalt des bauchigen Saiteninstruments aufmerksam machen. „Die Mandoline ist oft von Italienklischees besetzt“, sagt Petra Schwarz. „Was viele Leute nicht wissen, ist aber, wie vielfältig sie einsetzbar ist.“
So findet sie zum Beispiel auch im Blues und in der Klassik Verwendung. Das verdeutlichen Caterina Lichtenberg und Mike Marshall – ein Mandolinenduo – , die am 28. Oktober bei den Gitarrentagen auftreten.
„Caterina Lichtenberg ist eine der bedeutendsten Mandolinistinnen unserer Zeit, hat mehr als zehn Alben aufgenommen und tourte bereits durch die USA, Europa und Asien. Außerdem hat sie an der Musikhochschule Köln die derzeit einzige bestehende Professorenstelle für klassische Mandoline inne.“
Ihr Bühnen- und Privatleben-Partner Mike Marshall kann einen ähnlichen Lebenslauf vorweisen. Seit 35 Jahren gilt er als maßgeblich in der amerikanischen Mandolinenszene. Seine mehr als 30 Veröffentlichungen decken ein breites Spektrum von Bluegrass, über Swing, Klassik und Neuer Musik ab. „Caterina und Mike sind Wegbereiter für die Mandoline“, sagt Petra Schwarz. „Es gibt kaum Mandolinenspieler, die dieses Repertoire aufweisen können.“
Negin Habibi und Frank Bungarten, Black Patti und Lux Nova
Los gehen die 29. Gitarrentage allerdings bereits am 14. Oktober mit dem mandolinenfernen Konzert von Negin Habibi und Frank Bungarten. Beide haben sich der klassischen Gitarre verschrieben und spielen Stücke des Barock oder der Romantik, wie zum Beispiel von Johann Sebastian Bach oder Camille Saint-Saëns.
Negin Habibi wurde in Teheran geboren und wuchs in Minsk und Leipzig auf. Sie gilt als eine der erfahrensten Kammermusikerinnen auf der klassischen Gitarre. Neben zahlreichen Solo-Engagements tritt sie auch als Teil verschiedener Ensembles auf. Das von ihr gegründete Trio „sixty1strings“ zählt zu den bekanntesten darunter. Das Zusammenspiel mit Frank Bungarten ist allerdings ihre erste Unternehmung in einem Gitarrenduo.
Frank Bungarten begann bereits vor seinem Abitur ein Gitarrenstudium. Seine internationale Gitarren-Karriere bescherte ihm Auftritte in mehr als vierzig Ländern, seine zahlreichen Aufnahmen gelten in der Fachwelt als Referenz. Entsprechend erhielt er bereits zweimal den Musikpreis „Echo-Klassik“ als Instrumentalist des Jahres. Seit 2022 spielt er zusammen mit Negin Habibi.
Eine Woche später, am 21. Oktober, bringen Black Patti Blues und Ragtime nach Bamberg. Bestehend aus Gitarrist Peter Crow C. und Ferdinand Kraemer – an der Mandoline – tritt das Duo seit mehr als zehn Jahren auf internationalen Bühnen auf. Hin und wieder, zum Beispiel beim Konzert bei den Gitarrentagen, werden sie begleitet vom Bassisten Ryan Donohue.
„Black Patti“, sagt Petra Schwarz, „vertreten eine Musik-Richtung, die wir in Deutschland nicht so oft hören. Bei Blues, Ragtime, Folk wird es eigentlich sogar schwer, hier überhaupt gute Leute zu finden. Das Konzert könnte das Publikum also von den Stühlen reißen. Die Band war vor sieben Jahren bereits Gast der Gitarrentage und die ganze Kapelle hat getanzt.“
Den Abschluss der diesjährigen Gitarrentage macht am 4. November das Duo Lux Nova. Die Hamburger Formation besteht aus dem Peruaner Jorge Paz Verastegui und der Deutschen Lydia Schmidl. Seit ihrer Gründung im Jahr 2012 spielen die beiden Barockmusik und südamerikanische Stücke – und das mit der ungewöhnlichen Instrumentenkombination Akkordeon (Schmidl) und Gitarre (Verastegui). Eine Kombination, die aber anzukommen scheint: Lux Nova haben bereits in der Elbphilharmonie, im Konzerthaus Berlin oder dem Nationaltheater Costa Ricas gespielt. „Ich habe die beiden in Hamburg erlebt“, sagt Petra Schwarz, „und bin gleich danach hinter die Bühne, um sie zu fragen, ob sie bei den Gitarrentagen auftreten möchten.“