Zum Tag der Menschenrechte weist Bambergs Erzbischof Ludwig Schick darauf hin, dass es ein Recht aller auf Impfung gebe.
Menschenrechte seien auch in Krisen- und Pandemiezeiten von Bedeutung, sagte Bambergs Erzbischof Ludwig Schick anlässlich des morgigen Tages der Menschenrechte. „Durch das Coronavirus ist das Menschenrecht auf Gesundheit derzeit für alle bedroht. Ich rufe die Politik auf, sorgsam abzuwägen, welche Freiheitsrechte im Kampf gegen die Pandemie eingeschränkt werden dürften und in welchem Umfang.”
Zugleich sprach er aber auch einen Punkt an, den viele auch nach bald zwei Jahren Pandemie und gesellschaftlicher Beschränkungen als notwendiges Mittel zur Bekämpfung derselben noch nicht verstanden haben. „Jeder Mensch muss bei der Wahrnehmung seiner Freiheit das Gemeinwohl berücksichtigen. Freiheit ist Freiheit für alle, aber die eigene Freiheit hat ihre Grenze an der Freiheit der anderen.“
Eine weltweite Krise wie Corona mache außerordentliche Mittel erforderlich, die auch die Beschneidung der Freiheit der Menschen zur Folge haben könne. „Aber auch eine Pandemie kann niemals die Menschenrechte außer Kraft setzen, sondern muss sie verstärkt einfordern und fördern“, sagte Schick und drückte die Sorge aus, dass in Ländern wie Brasilien oder den Philippinen unter dem Deckmantel der Corona-Bekämpfung Meinungsfreiheit und zivile Rechte eingeschränkt werden. „Alle Staaten müssen auch in der Pandemiebekämpfung die Einhaltung der Menschenrechte garantieren und ihre Maßnahmen hinsichtlich der Einschränkung von Grundrechten eingehend überprüfen.“
Auch betonte der Erzbischof, dass es eine moralische Impfpflicht gebe. „Sie fordert von jeder und jedem, sich im Gewissen der Pflicht zu stellen, sich und andere gesund zu erhalten, die Pandemie zu bekämpfen und die Gesundheitssysteme funktionsfähig zu erhalten. Da dies durch die Impfung ermöglicht werde, darf man sich ihr nur aus noch schwerwiegenderen Gründen entziehen.”
Mit Blick auf Entwicklungsländer in Afrika, Asien und Lateinamerika, wo nur ein einstelliger Bevölkerungsanteil geimpft sei, während in Europa bereits mit der dritten Impfung begonnen wurde und über eine allgemeine Impfpflicht diskutiert wird, sagte Schick: „Es gibt ein Recht auf Impfung für alle. Die globale ungleiche Verteilung von Impfstoffen ist daher eine Verletzung der Menschenrechte.”
Gesundheit sei nicht die Angelegenheit einer Person oder einer Nation, sondern betreffe immer die ganze Weltgesellschaft. Sie sei Voraussetzung für soziale und wirtschaftliche Entwicklung. „Krankheit macht arm, und Armut macht krank“, beschreibt Schick den Teufelskreis in vielen Entwicklungsländern. „Bekämpfung von Krankheit und Armut ist direkte Entwicklungshilfe.”
Die neue Bundesregierung ruft der Erzbischof auf, bei allen notwendigen Maßnahmen im Kampf gegen Corona den Schutz der Menschenrechte in aller Welt nicht aus den Augen zu verlieren. Der Entwicklungspolitik müsse auch in der neuen Legislaturperiode hohe Priorität eingeräumt werden.
- Dezember 9, 2021
- Autor: Webecho Bamberg