Auf dem Weg zu einem möglicherweise CO2-freien ÖPNV testen die Stadtwerke Bamberg, ihre Busflotte mit Pflanzenöl zu betreiben. Das Pilotprojekt beginnt Mitte April mit zwei Bussen. Ab Sommer sollen alle Busse der Stadtwerke mit dem Kraftstoff HVO100 betankt werden.
Der Treibstoff HVO100 (Hydrotreated Vegetable Oil) setzt laut Stadtwerke Bamberg etwa 90 Prozent weniger CO2-Emissionen frei als traditioneller Diesel. So bestehe der Biokraftstoff ausschließlich aus biologischen Rest- und Abfallstoffen und sei frei von Palmöl. Weiterhin garantiere der Hersteller den Stadtwerken, dass die Produktion nicht mit Nahrungs- und Futtermittelerzeugung konkurriert und keine schädlichen Anbaumethoden fördert.
Zudem sei HVO100 aktuell zwar teurer als herkömmlicher Dieselkraftstoff, Fahrgäste der Stadtwerke Bamberg müssten deshalb aber nicht mit steigenden Ticketpreisen rechnen. Im Rahmen einer Reform der Kfz-Steuer möchte die Bundesregierung derartige Kraftstoffe subventionieren. Außerdem streben die Stadtwerke ihrerseits eine Förderung des Projekts an.
Auf dem Weg zur E‑Flotte
Ab Mitte April möchten die Stadtwerke zwei ihrer Busse mit HVO 100 betreiben und auf Testfahrt schicken. Für den Pilotbetrieb soll an der Georgenstraße eine mobile Tankstelle entstehen, an der die Fahrzeuge den Kraftstoff aus hydrierten Pflanzenölen tanken können.
Während der Pilotphase sollen die Motorleistungen beobachtet und die Abgase der Busse analysiert werden. Bewährt sich der Kraftstoff, sollen ab Sommer alle 57 Busse der Stadtwerke ausschließlich den Treibstoff tanken und jährlich 1.100.000 Liter konventionellen Dieselkraftstoff einsparen. Auf diesem Weg möchten die Stadtwerke zusätzlich mehr als 2.600 Tonnen CO2 einsparen. Durch den Wechsel zu HVO100 sollen zudem die Feinstaubemissionen der Busse um bis zu einem Drittel reduziert werden.
Mit dem laut Stadtwerken bundesweit einmaligen Klimaschutzprojekt möchte das Unternehmen, bis zur vollständigen Umrüstung der Busflotte auf emissionsfreien Elektro-Antrieb, mit den vorhandenen Dieselbussen sofort und ohne weitere Investitionen 90 Prozent CO2-Emissionen einsparen. In den kommenden Jahren sollen dann alle Dieselbusse durch Elektrobusse ersetzt werden. In diese vollständige Dekarbonisierung möchten die Stadtwerke einen hohen zweistelligen Millionenbetrag investieren.
„Wenn wir die Automobilindustrie in ihrem Wandel nicht abwürgen wollen“, sagte Oberbürgermeister Andreas Starke, „müssen wir offen für neue Ideen und Brückentechnologien sein. Um eine solche handelt es sich beim HVO-Kraftstoff, dessen Alltagstauglichkeit wir nun durch den Pilotbetrieb in den Stadtwerke-Bussen testen möchten. Er kann kurzfristig einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz leisten.“