Asso­cia­zio­ne culturale

Ita­lie­ni­scher Kul­tur­ver­ein „mosai­co italiano“

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mosaico italiano
Der Vorstand von „mosaico italiano“, von links: Davide Bacchini, Carolin Stange, Cristina Strobler, Milena Patuzzi, Marco Depietri, Camilla Wehnert, Ilenia Ruggiero, Robert Tscherner, Foto: mosaico italiano
Der ita­lie­ni­sche Kul­tur­ver­ein „mosai­co ita­lia­no“ setzt sich für die Ver­brei­tung der ita­lie­ni­schen Kul­tur und Spra­che in Bam­berg ein. Anhand von Ver­an­stal­tun­gen oder Sprach­kur­sen soll Ita­li­en­fans das süd­eu­ro­päi­sche Land näher gebracht wer­den –
und zwar jen­seits gän­gi­ger Klischees.

Eigent­lich, so könn­te man mei­nen, hat die ita­lie­ni­sche Kul­tur und ihre Bekannt­heit För­de­rung oder Unter­stüt­zung, wie etwa durch einen Kul­tur­ver­ein, kaum nötig. Alle Welt kennt sie, alle Welt schätzt sie.

Doch, sagt Mar­co Depiet­ri, Vor­sit­zen­der bezie­hungs­wei­se Pre­si­den­te von „mosai­co ita­lia­no“ im Gespräch mit dem Stadt­echo, trotz der Gegen­wär­tig­keit ita­lie­ni­scher Kul­tur in so gut wie allen Län­dern der Welt, gehe die­se Ver­brei­tung oft nicht über das Kli­schee­haf­te hin­aus. Dem woll­te er etwas ent­ge­gen­set­zen, als er „mosai­co ita­lia­no“ vor 23 Jah­ren in Bam­berg gründete.

Die Stadt war Depiet­ri bereits aus sei­nen Zei­ten als Aus­tausch­stu­dent bekannt und Ende der 1990er Jah­re kehr­te er für das Berufs­le­ben an die Reg­nitz zurück. Heu­te lebt er mit sei­ner Fami­lie in Bam­berg, ist Mit­glied der ört­li­chen SPD, Per­so­nal­rats­vor­sit­zen­der der Uni­ver­si­tät und Teil der Dop­pel­spit­ze des Migran­tin­nen- und Migrantenbeirats.

„Eine mei­ner ers­ten Tätig­kei­ten, als ich nach Bam­berg gezo­gen bin“, sagt Depiet­ri, „war aber eine Lehr­stel­le für mut­ter­sprach­li­chen Ergän­zungs­un­ter­richt in Bam­berg, Hof, Bay­reuth und Rehau für die ita­lie­ni­schen Fami­li­en der Gegend.“ Eines der Kin­der die­ser Fami­li­en sei übri­gens Mar­co Tonin gewe­sen, heu­te Inha­ber einer Bam­ber­ger Eisdielenkette.

„Als ich dann nach drei Jah­ren an die Uni Bam­berg wech­sel­te, hat­te ich für die­se Unter­richts-Stel­le aber kei­ne Zeit mehr“, sagt Depiet­ri wei­ter. „Weil ich aber mit den ita­lie­ni­schen Fami­li­en bereits so vie­le Akti­vi­tä­ten orga­ni­siert hat­te, wäre es scha­de gewe­sen, das und die­se Kon­tak­te auf­zu­ge­ben.“ So ent­stand die Idee, einen Kul­tur­ver­ein zu grün­den. „2001 haben wir angefangen.“

Ein Club, in dem sich aus­schließ­lich Italiener:innen tref­fen und unter sich blei­ben, soll­te „mosai­co ita­lia­no“ aber aus­drück­lich nicht sein. Viel­mehr sind die knapp 130 Ver­eins­mit­glie­der sowohl ita­lie­ni­scher als auch deut­scher Her­kunft, ver­bun­den durch die Lie­be zur ita­lie­ni­schen Kul­tur. „Wir wol­len Brü­cken bau­en und die Freund­schaft zwi­schen den Natio­nen auf kul­tu­rel­ler Ebe­ne stärken.“

Sprach­kur­se in klei­nen Gruppen

Dies tut „mosai­co ita­lia­no“, wie Mar­co Depiet­ri zu sei­ner Anfangs­zeit in Bam­berg, unter ande­rem durch sprach­li­chen Aus­tausch. Zwar fin­den die Ver­an­stal­tun­gen von „mosai­co ita­lia­no“ auf die eine oder ande­re Wei­se auch auf Deutsch statt. So gibt es etwa zu Lesun­gen oder Vor­trä­gen stets par­al­le­le Über­set­zun­gen, denn etwa die Hälf­te der Mit­glie­der des Kul­tur­ver­eins sind nicht ita­lie­nisch. „Haupt­sa­che, das The­ma ist die ita­lie­ni­sche Kul­tur“, sagt der Vorsitzende.

Da die Ver­brei­tung einer Kul­tur aber auch immer mit der Ver­brei­tung ihrer Spra­che zusam­men­hängt, das Ver­ständ­nis einer Kul­tur und ihrer Pro­duk­te tie­fer wird, wenn die sprach­li­chen Mit­tel umfas­sen­der wer­den, und es ja auch noch Ita­li­en-Tou­ris­mus gibt, bie­tet „mosai­co ita­lia­no“ Ita­lie­nisch-Sprach­kur­se an.

In klei­nen Grup­pen mit maxi­mal 14 Per­so­nen lau­fen der­zeit ein hal­bes Dut­zend davon. Das Niveau der Kur­se bie­tet für alle Lern­wil­li­gen etwas, wäh­rend der ansons­ten ehren­amt­lich arbei­ten­de Ver­ein aus den Ein­nah­men leich­ter sei­ne Kos­ten finan­zie­ren kann. „Unse­re Sprach­kur­se fügen sich gut in das Bam­ber­ger Ange­bot ein, da sie eine Nische im Anspruch zwi­schen den Kur­sen der VHS und der Uni­ver­si­tät fül­len“, sagt Depietri.

Mehr als Piz­za, Pas­ta und Cappuccino

Auch war es „mosai­co ita­lia­no“ von Anfang an wich­tig, von Ita­li­en-Kli­schees – „Sie wis­sen schon, Piz­za, Pas­ta und Cap­puc­ci­no“, sagt Mar­co Depiet­ri – weg­zu­kom­men. Zwar bie­tet der Ver­ein durch­aus auch Koch­kur­se an, stellt aber auch ita­lie­ni­sche Lite­ra­tur oder das Kino des Lan­des in den Vor­der­grund. „Dafür haben wir eine Koope­ra­ti­on mit dem Lichst­piel-Kino, näm­lich die Rei­he „Cine­ma Ita­lia“, bei der wir ita­lie­ni­sche Fil­me zei­gen.“ In die­ser steht der nächs­te Ter­min im Novem­ber an.

Und um in Bam­berg ita­lie­ni­sche und vor allem zeit­ge­nös­si­sche ita­lie­ni­sche Lite­ra­tur bekann­ter zu machen, lädt der Ver­ein auch immer wie­der Autorin­nen und Autoren in die Stadt ein – zuletzt etwa Gior­gio Fon­ta­na. Der 1981 gebo­re­ne Schrift­stel­ler aus der Nähe von Mai­land las auf Ein­la­dung von „mosai­co ita­lia­no“ im Juni an der Uni­ver­si­tät aus sei­nem Sach­buch „Kaf­ka. Eine Welt der Wahr­heit“ – pas­send sowohl zum ita­lie­nisch-deut­schen Ansin­nen des Kul­tur­ver­eins als auch zum 100. Todes­jahr Franz Kaf­kas. Für die nächs­te Lesung ver­sucht Mar­co Depiet­ri zur­zeit, den Autor Nicolò Govo­ni zu gewin­nen. An die­sem ist ihm nicht nur als Vor­sit­zen­der des Kul­tur­ver­eins gele­gen, son­dern auch als Ver­tre­ter des Migran­tin­nen- und Migran­ten­bei­rats. Denn Govo­ni schreibt nicht nur, er ist auch in der Flücht­lings­hil­fe aktiv.

Auch auf ört­li­che archi­tek­to­ni­sche Berüh­rungs­punk­te zwi­schen Ita­li­en und Fran­ken weist „mosai­co ita­lia­no“ immer wie­der hin. So gehö­ren vor Ort die Vil­la Con­cor­dia, das Böt­tin­ger­haus, die Fres­ko-Kup­pel in der Mar­tins­kir­che oder das bereits erwähn­te, vor Deko­ra­ti­on fast über­la­de­ne Alte Rat­haus zu den pro­mi­nen­tes­ten bau­li­chen Ver­tre­tern des ita­lie­ni­schen Barocks, der sich Anfang des 17. Jahr­hun­derts in ganz Euro­pa aus­zu­brei­ten begann. Auch die Neue Resi­denz oder Schloss See­hof und Klos­ter Banz sind Pro­duk­te die­ser Zeit und ihres geschmück­ten Baustils.

Und nicht zuletzt das Gemäl­de Jaco­po Tin­to­ret­tos in der Obe­ren Pfar­re und Klein Vene­dig (samt Gon­deln) stel­len einen zusätz­li­chen ita­lie­ni­schen Ein­schlag dar. „Im Sep­tem­ber wer­den wir, um auch archi­tek­to­ni­sche Bezie­hun­gen mit Ita­li­en zu beto­nen, einen Stadt­rund­gang mit Dr. Mar­git Fuchs, einer Kunst­his­to­ri­ke­rin aus Bam­berg, machen“, sagt Mar­co Depiet­ri. Dabei wird es sicher­lich auch um Bam­bergs Topo­gra­fie gehen. Denn wie die ita­lie­ni­sche Haupt­stadt Rom wur­de auch die Haupt­stadt des Land­krei­ses Bam­berg auf und zwi­schen sie­ben Hügeln erbaut – eine Lage, die ihr zusam­men mit ihrer vor­ma­li­gen reli­giö­sen Wich­tig­keit sogar den Spitz­na­men „Frän­ki­sches Rom“ einbrachte.

Frän­kisch-ita­lie­ni­sche Genusskultur

Es bestehen in Bam­berg also jede Men­ge Grund­la­gen, auf denen ein Kul­tur­ver­ein eine Ver­bin­dung stär­ken kann und die über Piz­za, Pas­ta und Cap­puc­ci­no hin­aus­ge­hen. Wobei die Stadt Bam­berg, bei Bedarf, durch­aus auch die­sen Kli­schees oder, anders aus­ge­drückt, imma­te­ri­el­len, gas­tro­no­mi­schen Gesichts­punk­ten der ita­lie­ni­schen Kul­tur gerecht wer­den kann. Restau­rants, die ita­lie­ni­sche Küche anbie­ten, gibt es zuhauf und in man­chen Stra­ßen reiht sich ein Café an das andere.

Ob er die hie­si­ge ita­lie­ni­sche Küche als authen­tisch oder eher lokal und tou­ris­tisch zuge­schnit­ten bezeich­nen wür­de, möch­te Mar­co Depiet­ri zwar nicht ver­ra­ten – „ich muss nicht aus­wärts essen gehen, weil ich zu Hau­se gutes ita­lie­ni­sches Essen bekom­me“, sagt er. Aber Bam­bergs viel­tei­li­ge Stra­ßen-Kaf­fee­kul­tur sei doch ver­hält­nis­mä­ßig ita­lie­nisch oder zumin­dest süd­län­disch geprägt. „Ich glau­be, die Fran­ken haben auch eine gewis­se Genuss­kul­tur. Eine Genuss­kul­tur, die man sehr gut mit der ita­lie­ni­schen ver­bin­den kann.“

Eine Sache, bei der in der frän­ki­schen Regi­on jedoch Ent­wick­lungs­po­ten­zi­al im Sin­ne eines ita­lie­ni­schen Genuss­ver­ständ­nis­ses bestehen könn­te, spricht Depiet­ri dann aber doch an. „Genuss bedeu­tet auch, Momen­te zu schaf­fen, in denen man zum Bei­spiel das Essen nicht nur als Bedürf­nis, son­dern auch als Moment der Begeg­nung sieht. Das ist eine Hal­tung, die man in Bam­berg ein biss­chen mehr beher­zi­gen könnte.“

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