Geplant war, ab August mehr Busverbindungen im Landkreis Bamberg anbieten zu können. Nun hat der Kreistag das Vorhaben zurückgenommen. Die Kosten sind zu hoch.
Wie das Landratsamt Bamberg gestern (1. Februar) mitteilte, hat der Kreistag die Ausschreibung für eine Erweiterung des Busverkehrs im Landkreis einstimmig aufgehoben. Ziel war es, ab August 2024 einen deutlich verbesserten ÖPNV zu schaffen. Die Zahl der Linienbuskilometer sollte auf etwa vier Millionen verdoppelt und so eine bessere Taktung erreicht werden. Auch sollten die Verkehrsverbindungen optimiert und der Verkehr zwischen Stadt und Umland besser aufeinander abgestimmt sein.
Doch daraus wird nun nichts. Als Grund für die Aufhebung gibt das Landratsamt die Ausschreibungsergebnisse an, die bei einem Vielfachen der kalkulierten Ausgaben liegen. Mit den Angebotspreisen der Ausschreibung hätten sich die Kosten für den Busverkehr pro Jahr auf 72 Millionen Euro summiert. Aktuell wendet der Landkreis rund zwei Millionen Euro für die bisherigen Angebote im ÖPNV im Landkreis auf.
Die Enttäuschung bei allen Mitgliedern des Kreistages sei entsprechend groß. Zwar sei der Landkreis bereit gewesen, deutlich mehr Geld in die Hand zu nehmen, sagte Landrat Johann Kalb (CSU). „Die gravierenden Veränderungen im Marktumfeld der Mobilität – insbesondere Antriebsformen und die Streichung von Fördermitteln – und die daraus entstehende Unsicherheit haben unsere großen Ambitionen zunichte gemacht.“
Ein weiterer Grund für die Kostenexplosion sei, dass die Deutsche Bahn für den ICE-Ausbau in Bamberg bis 2035 auf Schienenersatzverkehr angewiesen sei. So habe sich zusätzlich der Mangel an Busfahrern zugespitzt. Weil während der Ausschreibung Fördermittel gestrichen wurden, mussten außerdem die Grundlagen für die Angebotsermittlung überarbeitet werden. Auch das „Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungsgesetz“ habe hohe Anforderungen an die einzusetzenden Busse gestellt.
60 Millionen Defizit
Noch 2023 wurden, so das Landratsamt weiter, verschiedene Buslinien für 3,50 Euro pro gefahrenem Kilometer vergeben. Statt der kalkulierten rund vier Euro pro Bus-Kilometer und rund 16 Millionen Euro Gesamtkosten habe die Ausschreibung nun aber durchschnittlich 18 Euro pro gefahrenem Kilometer und 72 Millionen Euro Gesamtkosten ergeben. Bei kalkulierten Einnahmen von 11 bis 12 Millionen Euro wären rund 60 Millionen Defizit entstanden. „Das ist nicht darstellbar. Weil die Kosten über die Kreisumlage umgelegt werden müssten, würde das unsere Gemeinden völlig überlasten“, sagte Landrat Kalb.
Das ÖPNV-Konzept für den Landkreis will der Kreistag nun überarbeiten und der bisherige Busverkehr soll für zunächst etwa vier Jahre fortgeführt werden.
Stimmen aus dem Kreistag
Nach der Entscheidung, die Ausschreibung für mehr Busverkehr im Landkreis aufzuheben, äußerten sich die Fraktionsvorsitzenden im Kreistag.
Wolfgang Möhrlein von der CSU sagte: „Wir haben 2018 einstimmig unser intermodales Mobilitätskonzept beschlossen. Seitdem gab es gravierende Veränderungen. Die Welt ist eine andere geworden. Jetzt war der denkbar schlechteste Zeitpunkt für diese Ausschreibung. Die Kosten, die nun aufgerufen werden, sind nicht finanzierbar. Mit diesen Erfahrungen müssen wir nun an einem neuen Konzept arbeiten.“
Thomas Ochs von den Grünen gab zu bedenken: „Wir brauchen die über Jahre vorbereitete und 2022 beschlossene Verbesserung des ÖPNV in allen Gemeinden. Für die Stärkung des ländlichen Raums, für die Menschen, für die Wirtschaft, für Teilhabe und für das Klima. Nach dem kolossalen Scheitern jetzt, müssen wir eine schonungslose fachliche Analyse als Grundlage für eine schnellstmögliche Neuausschreibung durchführen.“
Thilo Wagner, von der Fraktion Freie Wähler/Überparteiliche Wählergemeinschaft, forderte: „Wir als Freie Wähler-ÜWG Fraktion unterstützen mehrheitlich den Vorschlag der Verwaltung, die Ausschreibung aus wirtschaftlichen Gründen aufzuheben. Die Interimsvergabe des ÖPNV darf auf keinen Fall einen Nachteil für unsere Bürgerinnen und Bürger bedeuten. Es muss unbedingt auch übergangsweise, bis die neue Ausschreibung erfolgt ist, der Fahrplan der Linien im Landkreis verbessert werden.“
Sigrid Reinfelder, Bürgerblock Landkreis Bamberg (BBL), kritisierte: „Der Quantensprung im ÖPNV ist misslungen. Alle Warnsignale dazu im Vorfeld verkannt. Jetzt heißt es schnell agieren, in enger Abstimmung mit den Stadtwerken Bamberg und den regionalen Busunternehmen, damit es bei den bestehenden Busverbindungen nicht auch noch zu deutlich spürbaren Einschränkungen kommt.“
Delbert Alexander, AfD, stand mit seiner Meinung alleine da, als er sagte: „Der ÖPNV ist ein Millionengrab für den Landkreis. Aus ideologischen Gründen das Geld der Steuerzahler zu verpulvern, macht die AfD nicht mit. Mit noch mehr leeren Bussen freiwillig noch mehr Minus zu machen, ist nicht zu verantworten. Reduzieren wir auf Linien, die genutzt werden und auf Rufbuskonzept.“
Und Liebhard Löffler, FDP, sagte: „Nicht vorhersehbare Ereignisse, wie Kostensteigerungen, seit 2019 zwingen uns, im Moment den eingeschlagenen Weg zu verlassen. Deswegen Zustimmung zum Beschlussvorschlag. Das heißt: Überbrückungslösung für zwei, besser vier Jahre und danach Neustart auf realistischer Grundlage.“