Unter dem Motto „Gemeinsam stark“ fanden vom 19. bis 24. Juni die Nationalen Sommerspiele von Special Olympics Deutschland in Berlin statt. Etwa 4.000 Athleten mit und ohne Behinderung gingen dabei an den Start. Etwa 40 davon kamen von Bamberger Sportvereinen, 15 davon wiederum vom Förderverein goolkids.
In 20 Sportarten trugen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Nationalen Sommerspiele der Special Olympics Deutschland vom 19. bis 24. Juni Wettkämpfe aus. Neben Läufern, einem Radsportler, Boccia-Spielern der Bertold-Scharfenberg-Schule und den Basketballer der Lebenshilfe-Werkstätten nahmen vor allem Sportlerinnen und Sportler des inklusiven Fördervereins goolkids teil. 15 Personen der etwa 40-köpfigen Bamberger Delegation stellte goolkids, darunter auch die Läufer von Böhnlein-Sports.
Die Special Olympics in Berlin sind das größte deutsche Sportereignis für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung.
Robert Bartsch, Projektleiter bei goolkids, weist aber auch auf die gesellschaftliche Bedeutung eines solchen inklusiven Sporttreffens hin.
„Solche Höhepunkte stellen die einzige Chance für Menschen mit Behinderung dar, sich auf sportliche Art und Weise zeigen, sich mit anderen messen und ihr Können unter Beweis stellen zu können. Solche Großereignisse sind eine wertvolle Gelegenheit, sportliche Wettkämpfe gemeinsam – auch mit Menschen ohne Behinderung – durchzuführen. Die breite Öffentlichkeit findet hier eine Bühne, auf der sie echte Fairness und ehrliche, emotionale Begeisterung hautnah erleben kann.“
Doch genau dieser Punkt der öffentlichen Wahrnehmung berge noch Optimierungspotential, um solchen Veranstaltungen noch mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. „Es wäre eine deutliche Bereicherung, wenn auch die öffentlich-rechtlichen Medien viel mehr davon berichten würden. Es würde mehr Transparenz bringen, wenn die breite Gesellschaft vom Wesen sowie dem Leben innerhalb solcher Veranstaltungen wüsste.“
„Ich habe noch heute Tränen in den Augen“
Nichtsdestotrotz war die Veranstaltung für alle Beteiligten ein gelungenes Event mit zahlreichen Highlights, findet Robert Bartsch: „Angefangen bei der Eröffnungsfeier im Stadion „An der Alten Försterei“ von Union Berlin bis hin zur fantastischen Verabschiedung bei der Abfahrt war es eine riesige Anreihung von Highlights. Die ansteckende Herzlichkeit unter allen Athleten, die Feier in der Disco oder die Abschlussfeier am Brandenburger Tor und das Gefühl, hier sind alle Menschen echte Freunde und freuen sich mit jedem noch so fremden Athleten mit, waren unbeschreiblich!
Das absolute Highlight für mich persönlich war und ist neben der Medaille meiner Fußballer vom FV1912 goolkids Bamberg wohl die überraschende Goldmedaille unserer Lena über 100 Meter Rollstuhlsprint.“
Lena, das ist Lena Zürl, die für goolkids in Berlin an den Rollstuhl-Wettrennen teilnahm und zwei Medaillen gewann. Gold holte sie in der Disziplin „100 Meter Rollstuhl“ und Silber für „400 Meter Rollstuhl“.
„Im Finale war sie nicht zu bremsen und raste mit einer Wahnsinnszeit als Siegerin ins Ziel. Ich habe noch heute Tränen des Glücks in meinen Augen, wenn ich die Bilder vor mir sehe. So eine glückliche Lena habe ich noch nie gesehen!“, schwärmt Bartsch. Aber: „Es wäre unfair, irgendeine andere Leistung zu schmälern. Egal ob es die Läufer der Schule waren, die Basketballer oder auch völlig fremde Sportler, die so herzerfrischend angefeuert wurden: Ich habe in diesen Tagen komplett vergessen, wie viel Leid aktuell in der Welt herrscht. Erst nach der Rückkehr wurde mir bewusst, in welch einer wunderbaren Welt wir während der Spiele leben durften!“
Nach den Spielen ist vor den Spielen
Nach den Special Olympics denkt Robert Bartsch jedoch nicht ans Ausruhen. Schon jetzt stehen zahlreiche weitere Veranstaltungen auf der Agenda, deren Planungen bereits in vollem Gange sind. Goolkids möchte den positiven Schwung der Tage in Berlin für weitere Aufgaben und Hürden mitnehmen.
„Vom Schnuppertag „Inklusions-Fußball“ über das inklusive MITmach-Sportfest bis hin zur Bayerischen Meisterschaft der Fußballer stehen viele Aktionen an. Daneben steht auch „Host-Town 2023“ auf meiner Agenda. Als Gastgeber der Delegation Bahrains für die Special Olympics World Games 2023 gilt es, die Region Bamberg gut auf den Besuch der Delegation im nächsten Jahr vorzubereiten. Doch sollen diese Tage nicht nur Emotionen in der Bamberger Bevölkerung, bei den Athleten selbst und deren Freunden und Verwandten hervorrufen, sondern möglichst alle Menschen erreichen – und das über alle Gesellschaftsgruppen in der ganzen Region hinweg. Ich wünsche mir, dass wir im kommenden Jahr allen Menschen dieses wunderbare Gefühl unserer diesjährigen Reise nach Berlin vermitteln könnten. Doch es liegt noch viel Arbeit vor uns, um jeden einzelnen Menschen, dem wir mit unseren Sportangeboten helfen können, Teil unserer inklusiven Sportwelt werden zu lassen.“
Bamberger Medaillenspiegel
Das Team Bamberg gewann bei den Nationalen Sommerspielen der Special Olympics fünfmal Gold, dreimal Silber, sechsmal Bronze und zweimal den 4. Ehrenplatz.
Die Schüler der Bertold-Scharfenberg-Schule der Lebenshilfe traten in den Disziplinen Leichtathletik, Boccia und Radfahren an. Heidi Blum und Nico Engefehr holten die Goldmedaille über 400 Meter, Bronze ging an Max Gabermann. Silber gewannen im 1500-Meter-Rennen Daniel Jurk und Lukas Schäffler. Zudem haben Daniel Jurk, Lukas Schäffler, Nico Engefehr und Max Gabermann bei der 4 x 400 Meter-Staffel Silber gewonnen.
Das Boccia-Team der Bertold-Scharfenberg-Schule gewann Bronze, Michelle Eulenburg und Sebastian Kraus im Boccia-Einzel Gold. Niklas Rosenberger radelte auf einer Distanz über 10 Kilometer auf den 4. Platz.
Die Basketball-Teams der Lebenshilfe-Werkstätten aus Bamberg gewannen Silber und Bronze. Bronzemedaillen gingen an Anna Langlouis, Michael Salb, Markus Dorbert, Manuel Götz, Oliver Fröhling, Ralf Schlosser und Helmut Mory; Silber an Sonja Sperber, Michelle Dusold, Uwe Puchtler, Patrick Leicht, Christian Dittmeier, Roland Nüsslein, Stefan Stubrach und Steffen Groß.
Das inklusive Fußball-Team des FV 1912 goolkids Bamberg holte als zweitbestes bayerisches Team ebenfalls Bronze. Jens Ziski, Udo Bergmann, Muaz Alkassar, Alrifai Osamah, Dustin Barth, Osan Baskülekci, Lee Hean, Andreas Güssregen, Alexander Lang, Tobias Schmidt und Jasmin Ley liefen für den Verein auf.
Böhnlein-Sports war als Neuling bei den Special Olympics mit drei Athleten dabei. Lena Zürl gewann im Rollstuhlsprint auf der Distanz von 100 Metern Gold und zusätzlich Silber über 400 Meter.
Maximilian Ley lief die 10.000 Meter und holte die Silbermedaille. Robert Aschenbrenner errang mit persönlicher Bestzeit einen 4. Platz im 1500-Meter-Rennen.