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Die lange Kriminacht

Die lan­ge Kriminacht

Frie­de­ri­ke Schmöe liest beim BamLit

Fran­ken scheint eine gute Kulis­se für Kri­mi­nal­ge­schich­ten abzu­ge­ben. Allein in Bam­berg sind mit Frie­de­ri­ke Schmöe, Tho­mas Kas­tu­ra und Hel­mut Vorn­dran eine Autorin und zwei Autoren des Gen­res ansäs­sig. Beim Bam­ber­ger Lite­ra­tur­fes­ti­val kom­men die drei am 17. März zu einer lan­gen Kri­mi­nacht in einem Auto­haus in Schlüs­sel­feld zusam­men und lesen aus ihren Wer­ken. Im Inter­view spricht Frie­de­ri­ke Schmöe über ihre Lesung und ihre aktu­el­le Ver­öf­fent­li­chung „Die Cranach-Verschwörung“.
Frau Schmöe, Sie lesen zum zwei­ten Mal beim Bam­ber­ger Lite­ra­tur­fes­ti­val. Was ist das Beson­de­re am Bam­Lit für Sie?

Frie­de­ri­ke Schmöe: Es ist inso­fern beson­ders, als dass ich vor eini­gen Jah­ren bei einer lite­ra­ri­schen Bus­tour durch Bam­berg mit­ge­macht habe – orga­ni­siert vom Bam­Lit. In einem Stadt­bus haben wir Orte abge­fah­ren, an denen Sze­nen mei­ner Kri­mis spie­len. Drau­ßen reg­ne­te es, im Bus waren alle Fens­ter beschla­gen, aber es war sehr schön.

Haben Sie Kon­takt mit den ande­ren bei­den Kri­mi­au­to­ren der lan­gen Kri­mi­nacht – Hel­mut Vorn­dran und Tho­mas Kastura?

Frie­de­ri­ke Schmöe: Ja, wir ken­nen uns gut. Wir haben auch einen gemein­sa­men Stamm­tisch mit nord­baye­ri­schen Kri­mi­au­to­ren – mal in Bam­berg, mal in Forch­heim und mal im Nürn­ber­ger Raum.

Über was wird da gesprochen?

Frie­de­ri­ke Schmöe: Wie bei jedem ande­ren Stamm­tisch auch reden wir meist über pri­va­te Sachen. Hin­zu kom­men noch Ver­lags­ge­schich­ten oder wir reden über aktu­el­le Projekte.

Pas­siert es, dass man sich zum Bei­spiel über neue Arten, jeman­den lite­ra­risch umzu­brin­gen, austauscht?

Frie­de­ri­ke Schmöe: Kann sein, ja.

Wie vie­le Tote wird es geben, wenn eine Kri­mi-Autorin und zwei Kri­mi-Autoren einen Abend lang lesen?

Frie­de­ri­ke Schmöe: (lacht) Gute Fra­ge! Bei Hel­mut Vorn­dran weiß man nie so genau – je nach dem, aus was er liest. Bei Tho­mas Kas­tu­ra neh­me ich an, dass er aus sei­nem Kri­mi „Schot­ten­kom­plott“ liest und da flie­gen schon ganz schön die Fet­zen. Und von mei­ner Sei­te gibt es einen Toten, schät­ze ich, auch wenn es mich eigent­lich mehr inter­es­siert, war­um jemand zum Mör­der wird.

Sie lesen aus „Die Cra­nach-Ver­schwö­rung“, das in der hie­si­gen Kunst­welt spielt. War­um haben Sie die­sen Hand­lungs­rah­men ausgesucht?

Frie­de­ri­ke Schmöe: Bil­den­de Kunst hat mich, auch als Gegen­ge­wicht zur Lite­ra­tur, schon immer inter­es­siert, weil sie eine anders­ar­ti­ge Her­an­ge­hens­wei­se ist, die Welt dar­zu­stel­len und man in ihr Wirk­lich­keit auf unter­schied­li­che Wei­se erfah­ren kann. 2018 nahm ich an einem Work­shop zu Ver­bre­chen in der Kunst­welt teil. Dadurch war ich ange­fixt und kam letzt­lich auf die Idee für „Die Cranach-Verschwörung“.

Wel­che Ver­bre­chen sind der Kunst­welt zu eigen?

Frie­de­ri­ke Schmöe: Das The­ma Fäl­schung ist zum Bei­spiel sehr aus­ge­prägt. Teil­wei­se scheint es mir sogar so, dass Kunst­fäl­schen etwas Tren­di­ges bekom­men hat, weil es die Öffent­lich­keit toll fand, wie bestimm­te Fäl­scher Kri­ti­ker und Kunst­welt, die­se gan­zen Nasen, die den­ken, sie ken­nen sich aus, hin­ters Licht geführt haben.

Die titel­ge­ben­de Ver­schwö­rung bezieht sich also auf einen gefälsch­ten Cranach?

Frie­de­ri­ke Schmöe: Ich weiß nicht, ob wir soweit spoi­lern soll­ten, aber Lucas Cra­nach hat ja nicht all die Bil­der, unter denen sein Name steht, selbst gemalt. Vie­le stam­men von sei­nen Schü­lern und teil­wei­se ist nicht klar, von welchen.

„Die Cra­nach-Ver­schwö­rung“ ist der 15. Teil der Kri­mi-Rei­he um Pri­vat­de­tek­ti­vin Katin­ka Pal­fy. Ist sie am Ende des Buches noch die­sel­be? Was lernt man neu­es über sie?

Frie­de­ri­ke Schmöe: Sie ist am Ende nie­mals die­sel­be wie am Anfang. So eine Seri­en­fi­gur braucht einen Sub­text, eine unter­schwel­li­ge Geschich­te, die immer wei­ter geführt wird. Ande­rer­seits darf man aber auch nicht zu viel ver­än­dern, weil die Leser genau die­se Figur wol­len. Sie wol­len immer wie­der der­sel­ben Figur begeg­nen. Dar­in liegt viel­leicht auch der Erfolg einer Serie.

Was ist die brenz­ligt­se Szene?

Frie­de­ri­ke Schmöe: Das ist ganz am Schluss auf der Fes­tung Rosen­berg in Kro­nach – aber mehr ver­ra­te ich nicht.

Ist der 16. Teil schon in Planung?

Frie­de­ri­ke Schmöe: Er ist sogar fer­tig und wird wie­der in Bam­berg spie­len. Dies­mal wird es um Tou­ris­mus gehen und wie sich die Stadt dadurch verändert.

Sie schrei­ben auch Fan­ta­sy­ro­ma­ne, Kin­der­bü­cher und Rei­se­füh­rer. Wie kann man so pro­duk­tiv sein?

Frie­de­ri­ke Schmöe: Ich den­ke, es liegt an einer Form von Freu­de und Offen­heit für die­se Arbeit und für Geschich­ten. Seit ich lesen kann, bin ich außer­dem Fan von Rät­sel- oder Aben­teu­er­ge­schich­ten – das hat mich nie losgelassen.

Haupt­säch­lich schrei­ben Sie jedoch Kri­mis. War­um die­ses Genre?

Frie­de­ri­ke Schmöe: Es ist schon mein belieb­tes­tes Gen­re, also auch als Lese­rin. Ich mag die Idee, mich in Ver­stri­ckun­gen eines Falls zu ver­bei­ßen und mit­zu­rät­seln, wie es wei­ter­geht. Ich möch­te die Abgrün­de der Figu­ren ken­nen­ler­nen, ver­ste­hen, war­um sie tun, was sie tun. Das fin­de ich fast inter­es­san­ter als die Fra­ge, wer es war.

Was macht Bam­berg zu einem guten Pflas­ter für Krimis?

Frie­de­ri­ke Schmöe: Ich den­ke, sei­ne Beschau­lich­keit. Die Idyl­le trügt ja bekannt­lich. Als ich mich im Jahr 2000 zum ers­ten Mal mit dem Gedan­ken trug, einen Bam­berg-Kri­mi zu schrei­ben, gab es das Fran­ken­kri­mi-Gen­re in dem Maße wie heu­te noch nicht. Aller­dings ging es mir manch­mal bereits so, dass ich durch die Stadt lief und mir dach­te, dass das alles eigent­lich zu schön ist, um wahr zu sein. Was hin­ter den pup­pen­stu­ben­mä­ßi­gen Fas­sa­den los ist, woll­te ich wis­sen. Man möch­te in jedem Kri­mi Fas­sa­den durchbrechen.

Apro­pos gutes Pflas­ter, ein Auto­haus scheint kein beson­ders guter Ort für eine Lesung zu sein. Kann da Stim­mung aufkommen?

Frie­de­ri­ke Schmöe: Das wer­den wir sehen. Es kommt auf das Publi­kum an, ob Stim­mung auf­kommt. Der Ort, an dem man liest, macht nicht allein eine gute Stim­mung für eine Lesung aus. Die Ver­bin­dung zu den Leu­ten ist wichtiger.