Zum Januar 2024 startete der neue Bayerische Forschungsverbund „Familienleben in Bayern“. Dieser soll gesellschaftlichen Wandel und seine Wechselwirkungen mit Familien untersuchen.
... weiterForschungsverbund zum Familienleben in Bayern startet
Zum Januar 2024 startete der neue Bayerische Forschungsverbund „Familienleben in Bayern“. Dieser soll gesellschaftlichen Wandel und seine Wechselwirkungen mit Familien untersuchen.
Auf vier Jahre ist der Forschungsverbund „Familienleben in Bayern – Empirische Einsichten zu Transformationen, Ressourcen und Aushandlungen (ForFamily)” angelegt und hat ein Fördervolumen von 3,6 Millionen Euro. Dieses stammt vom bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst.
Co-Sprecherinnen des Verbunds sind Dr. Paula-Irene Villa Braslavsky, Inhaberin des Lehrstuhls für Soziologie und Gender Studies an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), und Dr. Rita Braches-Chyrek, Inhaberin des Lehrstuhls für Sozialpädagogik an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. „Im Forschungsverbund werden die familialen Bearbeitungsprozesse in der Ausgestaltung von sozialen Beziehungen sowie der Nutzung von Ressourcen durch Familien in den Blick genommen“, sagt Rita Braches-Chyrek. So soll zum Beispiel untersucht werden, wie persönliche und soziale Erfahrungen und Fähigkeiten den Familienmitgliedern helfen, auf strukturelle Anforderungen wie steigende soziale Ungerechtigkeit oder die Vereinbarkeit von Care-Arbeit und Beruf zu bewältigen.
„Das Leben von Familien ist in den vergangenen Jahren komplexer, vielfältiger und individuell gestaltbarer geworden“, sagt Paula-Irene Villa Braslavsky. Zugleich seien familiale Strukturen sehr stabil und entfalteten einen Eigensinn, der wiederum in die Gesellschaft zurückwirkt. Der Verbund „ForFamily“ soll empirisch diesen Wandel erforschen und Anregungen für politisches Handeln entwickeln.
Dafür wollen vier Universitäten (Bamberg, Erlangen-Nürnberg, LMU und TU München) und zwei Hochschulen für angewandte Wissenschaften (München und Landshut) sowie zwei außeruniversitären Forschungsinstitutionen (Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg und Deutsches Jugendinstitut) in Bayern gezielt Aspekte des heutigen und vergangenen Familienlebens erforschen. Untersucht werden der gesellschaftliche Wandel und seine Wechselwirkungen mit Familien. Dabei fragen die Forschenden nach den strukturellen Rahmenbedingungen von Familien und den unterschiedlichen Ressourcen, auf die diese zurückgreifen können.
Zudem sollen Aushandlungsprozesse innerhalb von Familien analysiert werden. Dabei legt die Forschung besonderer Wert auf die multi- und interdisziplinäre Zusammenarbeit. „Familien sind vieldimensional, zu ihrer Erforschung brauchen wir deshalb möglichst viele verschiedene Methoden und disziplinäre Blicke“, sagt Paula-Irene Villa Braslavsky.
Zwei neue Projekte zum Familienleben an der Universität Bamberg
Zwei der insgesamt zehn Teilprojekte im Forschungsverbund sind an der Universität Bamberg angesiedelt. Sie erforschen unter anderem, wie Kinder in familialen Prozessen mitwirken oder vor welchen Herausforderungen Bildungseinrichtungen und Beratungsstellen bei der Arbeit mit geflüchteten Familien stehen und wie sich diese meistern lassen.
Rita Braches-Chyrek leitet das Projekt „Prozesse familialer Komplizenschaft und (un-)sichtbarer Ungleichheiten. Kindheit und Familienleben (KidsComplicity)“. Gemeinsam mit ihrem Team untersucht sie, in welcher Weise Kinder am Zustandekommen von Familienstrukturen beteiligt sind. Dabei geht es unter anderem darum, wie Kinder die typischen Abläufe im Familienalltag mitgestalten, beispielsweise wenn es darum geht, Veränderungen wie die Scheidung der Eltern oder Belastungen wie Armut, Migration oder Krankheit zu bewältigen.
Prof. Dr. Henriette Engelhardt-Wölfler von der Professur für Demografie und Doris Lüken-Klaßen vom Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg leiten das Projekt „Ankommen. Familienbildung und Beratung für geflüchtete Familien“. Mittels einer Längsschnittstudie analysieren sie, wie Einrichtungen der Sozialen Arbeit auf die Zuwanderung Geflüchteter reagieren, vor welchen Herausforderungen Fachkräfte stehen, und wie ein friedliches Miteinander und die Integration geflüchteter Eltern und Kinder nachhaltig gefördert werden können.