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Fritz Bayerlein

Nazi-Maler und NSDAP-Mitglied

Uni-Tagung zu Maler Fritz Bayerlein

Auf den ers­ten Blick wir­ken Fritz Bay­er­leins Land­schafts­ge­mäl­de poli­tisch unver­däch­tig. Sie zei­gen zum Bei­spiel Ansich­ten der Stadt Bam­berg, den Park von Schloss See­hof, frän­ki­sche Land­schaf­ten oder Klein­städ­te. Aber nun beschäf­tigt sich eine wis­sen­schaft­li­che Tagung an der Uni­ver­si­tät Bam­berg mit dem über­zeug­ten NSDAP-Mitglied.

Esrt seit Anfang der 1990er Jah­re sor­gen Wer­ke von Fritz Bay­er­lein in Bam­berg für kon­tro­ver­se Dis­kus­sio­nen. Bis vor zwei Jah­ren hin­gen vier groß­for­ma­ti­ge Gemäl­de – Auf­trags­ar­bei­ten aus der Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus – mit Ansich­ten der Stadt sogar noch im Sit­zungs- und im Trau­ungs­saal des Rathauses.

Am 22. Juli 2020 beschloss der Bam­ber­ger Stadt­rat, die Bil­der abzu­hän­gen. Auch die­se Ent­schei­dung wur­de kon­tro­vers auf­ge­nom­men. Für eini­ge Unbe­lehr­ba­re sind Bay­er­leins Gemäl­de immer noch fes­ter Bestand­teil der kul­tu­rel­len Iden­ti­tät der Stadt. Für ande­re ist er ein Nazi-Maler. Tat­säch­lich war er seit 1931 NSDAP-Mit­glied, wozu er sich noch an sei­nem Lebens­en­de bekann­te. In sei­nen „Lebens­er­in­ne­run­gen“ schrieb er im März 1955, der Ent­na­zi­fi­zie­rungs­pro­zess habe ihn 7.000 Mark gekos­tet, aber kei­nen Demo­kra­ten aus ihm gemacht.

Gemäß den Beschlüs­sen des Stadt­ra­tes und des Kul­tur­se­nats der Stadt Bam­berg sol­len Bay­er­leins Werk und sein Bezug zur natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Kul­tur­po­li­tik nun wis­sen­schaft­lich auf­ge­ar­bei­tet werden.

Die die­sem Ziel ver­pflich­te­te Tagung unter dem Titel „Die Stun­de der Hei­mat­ma­ler. Fritz Bay­er­lein, die ‚Gott­be­gna­de­ten’ und die NS-Kunst­po­li­tik“ fin­det am Frei­tag und Sams­tag, 21. und 22. Okto­ber, an der Uni­ver­si­tät Bam­berg statt (Gebäu­de MG1, Mar­kus­stra­ße 8a, Raum 00.04). Die Teil­nah­me ist kos­ten­los, die Uni­ver­si­tät bit­tet aller­dings um Anmel­dung per E‑Mail an silke.zwikirsch@unibamberg.de.

Bay­er­lein als Akteur der NS-Diktatur

„Die Ver­an­stal­tung wird Bay­er­lein als Akteur der NS-Dik­ta­tur pro­fi­lie­ren, der nur auf­grund der­sel­ben, ihrer Kul­tur­po­li­tik und Ver­fe­mung der Avant­gar­de über­haupt sol­che Sicht­bar­keit erhal­ten konn­te“, sagt Prof. Dr. Wolf­gang Bras­sat, Inha­ber des Lehr­stuhls für Kunst­ge­schich­te, der die Tagung orga­ni­siert. Kern­ele­men­te der NS-Kul­tur­po­li­tik und die per­sön­li­chen Vor­aus­set­zun­gen Bay­er­leins wer­den dabei in den Blick genommen.

„Es stel­len sich Fra­gen wie: Han­delt es sich bei Bay­er­leins Gemäl­den um ‚Nazi-Kunst’? Kann man die Kunst von der Per­sön­lich­keit eines Künst­lers tren­nen? Wie sol­len wir mit sei­nem Nach­lass umge­hen?“, sag­te Bam­bergs Kul­tur­re­fe­ren­tin Ulri­ke Sie­ben­haar. „Ich freue mich sehr auf die Tagung und dar­auf, uns den Ant­wor­ten annä­hern zu können.“

Neben Bei­trä­gen über die Bio­gra­fie und das Werk von Fritz Bay­er­lein wird es Vor­trä­ge über wei­te­re Künst­ler geben, die in der Nazi­zeit Kar­rie­re gemacht haben. Dar­über hin­aus wer­den die Mün­che­ner Maler­schu­le als kul­tur­po­li­ti­sches Leit­bild Hit­lers, die Ver­fe­mung der Avant­gar­de­kunst und Zer­stö­rung ihrer Logis­tik sowie die Gro­ße Deut­sche Kunst­aus­stel­lung behan­delt. Exper­tIn­nen aus dem gan­zen Bun­des­ge­biet sowie aus Öster­reich und der Schweiz kom­men dabei zu Wort. Die Tagung endet mit einer Podi­ums­dis­kus­si­on zum The­ma „Wie geht man um mit Nazi-Kunst?“. Auf dem Podi­um dis­ku­tie­ren Dr. Doro­thea Schö­ne, Lei­te­rin des Kunst­hau­ses Dah­lem, Dr. Kris­tin Kne­bel, Direk­to­rin der Bam­ber­ger Muse­en, und wei­te­re Ver­tre­te­rIn­nen aus dem Muse­ums- und Ausstellungsbereich.

Noch bis Don­ners­tag, 24. Novem­ber 2022, bie­tet das His­to­ri­sche Muse­um Bam­berg in der Aus­stel­lung „Eine Hass­lie­be? Fritz Bay­er­lein und Bam­berg“ außer­dem die Mög­lich­keit, sich über das Leben und die Kunst Fritz Bay­er­leins zu informieren.