Die A-cappella-Band Maybebop um unseren Hannoveraner Gesprächspartner Oliver Gies ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz eine feste Genre-Größe. Die vierköpfige Band
... weiter
Mit Jubiläumsprogramm in Bamberg
A‑cappella-Band Maybebop im Interview
von Frank Keil
Die A‑cappella-Band Maybebop um unseren Hannoveraner Gesprächspartner Oliver Gies ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz eine feste Genre-Größe. Die vierköpfige Band ist seit 20 Jahren unterwegs und hat in dieser Zeit neben zahlreichen Programmen auch mehr als 20 Alben produziert. Immer neugierig, nah dran am Puls der Zeit, haben sie bei über 2.000 Konzerten mehr als eine Million ZuschauerInnen begeistert. Und wirft man einen Blick auf ihren Terminkalender, der jetzt schon bis in das Jahr 2024 reicht, wird das auf jeden Fall erst einmal so bleiben.
Gab es zu Beginn eurer Karriere im Jahr 1992 Formationen aus dem Genre A‑cappella, die euch maßgeblich beeinflusst haben?
Oliver Gies: Lange vor Maybebop, Anfang der 1990er Jahre bin ich überall hingegangen, wo „A‑cappella“ drauf stand. Überall habe ich Sounds und Dinge entdeckt, alles habe ich analysiert, alles hat mich beeinflusst. Besonders toll fand ich damals The Real Group aus Stockholm und The Bobs aus San Francisco. Beide Gruppen hatten einen sehr eigenen Stil und haben damals schon auf eigene Songs gesetzt.
Du bist heute als Bariton das einzig verbliebene Gründungsmitglied des Quartetts. Wer gehört außer dir aktuell zur Besetzung und mit welcher Stimmlage?
Oliver Gies: Jan Bürger aus Hamburg ist unsere Oberstimme, er vermag sowohl hohe Rockstücke als auch Sopranpartien zu singen. Mit ihm bin ich seit fast 23 Jahren zusammen bei Maybebop. Tenor und Beatboxer Lukas Teske ist seit mehr als 20 Jahren dabei. Den Bass singt Christoph Hiller aus Weimar, er hat den Posten vor fünf Jahren von Sebastian Schröder übernommen, der aus gesundheitlichen Gründen dem Tourneeleben den Rücken kehren musste.
Wer kümmert sich um die Texte und Arrangements eurer Titel? Wie gestaltet sich das Verhältnis zwischen deutschsprachigen Eigenkompositionen und englischsprachigen Covern?
Oliver Gies: Im Konzert singen wir zu 95 Prozent deutschsprachige eigene Songs. Die meisten davon schreibe wohl ich, es bringt sich aber jeder kreativ ein. Für YouTube produzieren wir manchmal englische Coversongs, die es aber nur selten ins Bühnenprogramm schaffen, weil sie live wenig nachgefragt werden.
Bist du der Frontmann, der auch die Moderation der Show übernimmt, oder seid ihr gleichberechtigte Künstler, von denen jedem eine Aufgabe zukommt?
Oliver Gies: Alle sind Frontmänner. Die Soli sind gleichberechtigt auf alle verteilt, jeder von uns moderiert.
Mit welchem Programm kommen Maybebop nach Hallstadt und bezieht ihr das Publikum in die Programmgestaltung mit ein?
Oliver Gies: Momentan sind wir auf Best of-Tournee. Das Publikum kann über das Programm mitentscheiden. Songwünsche, die uns vorher auf einem unserer Social-Media-Kanäle erreichen, versuchen wir umzusetzen, es besteht aber auch noch die Möglichkeit, sich abends spontan Stücke zu wünschen.
Inwieweit ist es möglich, Instrumente komplett durch Stimmen zu ersetzen und trotzdem Töne, Rhythmus, Harmonien und Takt perfekt zu gestalten?
Oliver Gies: Natürlich erreicht man mit vier Stimmen nicht die Klangfülle einer üppig besetzten Band, ich würde aber trotzdem sagen, dass sich die allermeisten Songs tatsächlich A‑cappella umsetzen lassen. Wichtig ist vielleicht, die richtigen Dinge wegzulassen. Ob wir das nun aber gut oder gar perfekt hinbekommen, darüber sollen lieber andere entscheiden.
Ihr habt mittlerweile auch eine umfangreiche Diskografie vorzuweisen? Werdet ihr mehr über die Shows oder die Aufnahmen wahrgenommen?
Oliver Gies: Wir sind immer wieder erstaunt, dass wir überhaupt noch CDs verkaufen. Wahrgenommen werden wir aber über die Live-Shows, die CDs sind fürs Publikum eher Souvenirs. Wir haben keine Hits, kein Radio spielt uns, unsere Streaming-Abrufe sind verglichen mit anderen Künstlern kaum der Rede wert.
Die Liste eurer Preise und Auszeichnungen ist lang, zuletzt habt ihr 2022 in den USA beim CARA den 2. Platz in der Kategorie „Best Classical/Traditional Song“ belegt. Was bedeuten euch diese Wettbewerbe?
Oliver Gies: Außerhalb unserer Szene spielt vielleicht nicht jeder Preis eine große Rolle, aber: Jede Auszeichnung freut uns!
Sind die einzelnen Mitglieder neben Maybebop noch in anderen Projekten aktiv?
Oliver Gies: Ja, alle haben nebenbei noch kleinere Projekte. Jan singt in der Band Treets mehrstimmigen Jazz mit Bandbegleitung, Lukas hat mit seinem Schulfreund Patrick das minimalistische Band-Projekt Hartmut und die Hitmaschine. Christoph ist im musikpädagogischen Bereich sehr aktiv und publiziert viele Stücke und Produktionen. Ich fröne ab und zu mit der Band Vocality dem Jazz.
Erfolgreiche Künstler haben oft auch gesellschaftlichen Einfluss. Engagiert ihr euch als Gruppe für soziale Projekte?
Oliver Gies: Wir thematisieren online wie auch abends im Konzert immer Dinge, die uns wichtig sind, spenden Teile unserer Einnahmen oder initiieren Spendenaktionen. Zuletzt – natürlich – an Notleidende in der Ukraine und die Protestbewegung im Iran.
Welche Pläne haben Maybebop für 2023?
Oliver Gies: Im kommenden halben Jahr werden wir viele neue Songs ausprobieren, denn im frühen Herbst steht die Premiere unseres neuen Bühnenprogramms „Muss man mögen“ an. Nebenbei schreiben und produzieren wir neue Songs für ein zweites Kinderalbum, nachdem unser Album „Kinderkram“ bei unseren Fans so gut angekommen ist. Und für Dezember 2023 wird es auch schon wieder neue Weihnachtsstücke geben. Es brodelt.