In jeder Ausgabe des Stadtechos legen wir einer Bamberger Persönlichkeit einen Fragebogen vor. Für die Novemberausgabe hat Marta Famula die Fragen beantwortet. Sie ist seit 2022 die Leiterin des Bamberger Marionettentheater.
Frau Famula, seit bald einem Jahr leiten Sie das Bamberger Marionettentheater. Wie ist Ihr Fazit bisher?
Es ist ehrlich gesagt immer noch etwas surreal für mich, das Marionettentheater meinen Arbeitsort zu nennen. Aber es ist viel passiert, wir haben Stücke wiederaufgenommen, unsere Neuproduktion von Hoffmanns „Der goldne Topf“ nimmt immer mehr Gestalt an und der Umzug nach Geyerswörth wird immer konkreter, auch wenn der Weg dorthin noch sehr lang ist. Wir haben noch viel vor und ich freue mich drauf.
Was braucht gutes Marionettentheater?
Ein gutes Team, das für diese Kunstform brennt und gern zusammenspielt, und natürlich ein begeistertes Publikum.
Was mögen Sie an Marionettentheater besonders, was nicht?
Ich mag die Unmittelbarkeit der Bühne und das Handwerk des Puppenspiels. Die Tatsache, dass jede Nebelwolke echt ist, nichts ist virtuell, alles findet tatsächlich physisch auf der Bühne statt. Und es braucht nicht viel, eine kleine Flamme wirkt wie ein riesiger Brand, wenn sie auf der Marionettenbühne entzündet wird. Was ich nicht mag? Höchstens die Vorurteile, die dem Marionettentheater als Kasperltheater manchmal entgegengebracht werden, aber auch die haben ihre Berechtigung.
Würden Sie gerne öfter Fahrrad fahren?
Mein Fahrrad ist mein Fortbewegungsmittel in der Stadt, aber auch mal größere Touren zu fahren, wäre schön.
Zahlen Sie gern Rundfunkgebühren?
Ich zahle sie einfach.
Töten Sie Insekten?
Manchmal schon, aus Notwehr oder Unfall, wenn sie mir beim Fahrradfahren ins Auge fliegen.
Wie viele Apps sind auf Ihrem Smartphone? Und welche benutzen Sie am meisten?
Viele, von einigen weiß ich nicht genau, was sie tun, ich benutze meistens WhatsApp und die Wetter-App und falls der Wecker auch eine App ist, dann auch die.
Wovon waren Sie zuletzt überrascht?
Davon, wie schnell sich alles im Leben verändern kann, und davon, wie viele Apps sich auf meinem Smartphone befinden.
Was ist Ihr größter Wunsch?
Kein Krieg. Nirgends. Bitte.
Wie sieht ein perfekter Tag für Sie aus?
Schönes Wetter, Natur, Berge, Kaffee, vielleicht ein See, in den man springen kann, und das alles mit geliebten Menschen.
Worüber haben Sie sich zuletzt geärgert?
Über Egoismus auf vielen Ebenen und über die Deutsche Bahn.
Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?
Ja, ich mag Hundegebell am Abend, es versetzt mich jedes Mal in meine Kindheit.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
In Bamberg zu wohnen, es ist eine wunderschöne Stadt.
Wovor haben Sie Angst?
Davor, dass wichtige Fähigkeiten wie Altruismus, Selbstverantwortung, Wertschätzung der Demokratie und der Bildung allzu leichtfertig über Bord geworfen werden.
Wann haben Sie zuletzt geflirtet?
Heute Morgen.
Wann und warum hatten Sie zum letzten Mal Ärger mit der Polizei?
Heute Morgen beim Flirten. Nee, noch nie, da müsste ich etwas erfinden.
Was war Ihr schönster Theatermoment?
Als ich meine erste Vorstellung im Bamberger Marionettentheater gespielt habe, es war „Die Zauberflöte“.
Auf welchen Moment Ihrer Laufbahn waren Sie am schlechtesten vorbereitet?
Auf meine erste Vorstellung im Marionettentheater, es war „Die Zauberflöte“.
Gibt es einen wiederkehrenden Albtraum, der von Ihrem Beruf handelt?
Bisher schlafe ich immer wie ein Stein. Sobald ich einen wiederkehrenden Albtraum über das Marionettentheater habe, melde ich mich.
Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?
Verdammt.
Darf man in Ihrem Schlafzimmer rauchen?
Nein.
Welche Drogen sollten Ihrer Meinung nach legalisiert werden?
Ich selbst vertrage Drogen leider nicht wirklich, weder Alkohol noch Zigaretten, deshalb sollen das diejenigen entscheiden, denen sie wichtiger sind.
Was ist Ihre schlechteste Angewohnheit?
Sehr vieles auf einmal machen zu wollen.
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Fehler, die eingesehen wurden.
Ihre Lieblingstugend?
Empathie und Mut
Ihr Hauptcharakterzug?
Begeisterungsfähigkeit
Was mögen Sie an sich gar nicht?
Ich kann mich schlecht entscheiden, deshalb bin ich oft spät dran und mache alles gleichzeitig.
Was hätten Sie gerne erfunden?
Die Zahlen.
Haben Sie ein Vorbild?
Ja, ich bin auf meinem Weg vielen großartigen Menschen begegnet, aber wahrscheinlich war meine Mutter mit ihrer Offenheit mein wichtigstes Vorbild, das wird mir erst allmählich klar.
Wofür sind Sie dankbar?
Dafür reicht der Platz hier nicht aus, für mein Leben.
Was lesen Sie gerade?
„Dubliners“ von James Joyce.
Welches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?
Etwas Literaturwissenschaftliches.
Was ist Ihr Lieblingsbuch, Lieblingsalbum, Lieblingsfilm?
Es gibt sehr viele Lieblingsbücher, alles von Elias Canetti, Flauberts „Madame Bovary“, Manns „Zauberberg“, Stifters „Bunte Steine“, alles von Heinrich von Kleist, vieles von Clemens J. Setz, Virginia Woolf, die Liste wäre viel zu lang. Lieblingsfilme: alle von David Lynch, Lieblingsalben: alle von Patti Smith.
Welche Musik hören Sie nur heimlich?
Keine eigentlich.
Was finden Sie langweilig?
Immer nur das zu tun, wovon man eine Ahnung hat.
Was war Ihre größte Modesünde?
Ich laufe wahrscheinlich immer wieder als Modesünde durch die Welt, ohne es zu merken, weil ich beim Zusammenstellen meiner Kleidung ziemlich ungeduldig bin. Zum Glück ist mein aktuelles Kleiderauswahlkriterium entspannt: Schwarz.
Was zeigt das letzte Foto, das Sie mit Ihrem Handy aufgenommen haben?
Geburtstagsgäste.
Mit wem würden Sie gerne eine Nacht durchzechen?
E.T.A. Hoffmann.
Wovon haben Sie überhaupt keine Ahnung?
Vom Programmieren eines Beleuchtungspultes.
Sie sind in einer Bar. Welches Lied würde Sie dazu bringen, zu gehen?
Einige Schlager finde ich schwer zu ertragen, aber ich würde nach dem Lied wieder zurückkommen.
Was ist Ihre Vorstellung von Hölle?
Überfüllte Bahn, deren Weiterfahrt sich um unbestimmte Zeit verzögert.
Stellen Sie sich vor, Sie könnten wählen – was für ein Tier wären Sie gerne?
Schwer zu sagen. Vielleicht ein großer Vogel, der im Winter in die warmen Länder fliegt.
Wie glauben Sie, würde die Marta Famula von vor zehn Jahren auf die Marta Famula von heute reagieren?
Echt jetzt?!
Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?
Ja, wenn ich die Häuser in der Bamberger Altstadt sehe und mir klar wird, was sie alles mitgemacht haben, habe ich manchmal das Gefühl, sie lächeln über meine Verzweiflung.
Ich kann nicht leben ohne…
Menschen.
In welchen Club sollte man unbedingt mal gehen?
In die Master of Puppets Lounge, auch bekannt als das Bamberger Marionettentheater, nein, das war ein Scherz, ich habe keine Ahnung!
Sind Sie Tänzerin oder Steherin?
Ich tanze gern.
Welches Problem werden Sie in diesem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?
Alles auf einmal machen zu wollen.
Das Stadtecho gibt eine Runde aus. Was trinken Sie?
Ein Radler.