Pflegeberufe werden in einer stetig älter werdenden Gesellschaft immer wichtiger. Friederike Müller, Geschäftsführerin der Caritas gGmbH St. Heinrich und Kunigunde, stört das schlechte Image von Pflegeberufen. Sie kann eine Ausbildung in der Branche nur empfehlen.
In welchen Bereichen bietet die Caritas gGmbH St. Heinrich und Kunigunde Ausbildungsplätze an?
Friederike Müller: Die Caritas gGmbH bietet mit ihren Einrichtungen der Alten‑, Kinder‑, Jugend- sowie der Behindertenhilfe vielfältige Jobperspektiven an. Dazu gehört die generalistische Ausbildung zur Pflegefachfrau oder Pflegefachmann in einer unserer 16 Einrichtungen der Altenpflege. Zudem bieten wir dort die verkürzte Ausbildung zur Pflegefachhelferin und zum Pflegefachhelfer an, um einen schnellen Einstieg in das Berufsfeld Pflege zu ermöglichen. In unserer Behindertenhilfe ist eine Ausbildung zum zur Heilerziehngspflegerin oder zum Heilerzieherungspfleger möglich, dabei unterstützen, pflegen und betreuen die Auszubildenden Menschen mit Behinderung, damit sie ihre Selbstständigkeit bewahren. Wir bilden auch Entwicklungscoaches aus, die Auszubildenden streben bei uns ihre Karriere als Erzieherin oder Erzieher an. In unserer Geschäftsstelle an der Kettenbrücke in Bamberg ist die Ausbildung zur Kauffrau oder zum Kaufmann für Büromanagement oder im Gesundheitswesen möglich.
Warum ist eine Ausbildung bei der Caritas empfehlenswert?
Friederike Müller: Die Caritas bietet eine überdurchschnittliche Ausbildungsvergütung nach dem AVR. Das ist der Tarifvertrag der Caritas. Wir verfügen über ein breites Netz an Kooperationspartnern, sodass die Auszubildenen für alle Praxiseinsätze bestens ausgebildet werden. Zudem werden sie von geschulten Praxisanleitern sowie erfahrenen Fachkräften in unseren Einrichtungen begleitet. Wir sehen jeden Auszubildenden als Teil des Teams und individuellen Part unseres gemeinnützigen Unternehmens. Darüber hinaus bieten wir den Auszubildenden ein zahlreiches Angebot von Fort- und Weiterbildungen, sdass nach erfolgreichem Abschluss Aufstiegsmöglichkeiten bestehen. Wir achten darauf, dass sich jeder Auszubildende persönlich weiterentwickeln kann.
Welche persönliche Eigenschaften sollten Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildung bei der Caritas mitbringen?
Friederike Müller: Jede Ausbildung setzt Aufnahmevoraussetzungen voraus, die wir nicht beeinflussen können, wie beispielsweise einen entsprechenden Bildungsabschluss.
Allerdings können wir gemeinsam passende Lösungen suchen. Mit ihrer Gründung hat sich die Caritas gGmbH St. Heinrich und Kunigunde ein gemeinsames Selbstverständnis erarbeitet als Vision und Leitlinie ihres Handelns. Uns ist wichtig, dass die Bewerberinnen und Bewerber sich diesem Leitbild anschließen und dieses verkörpern. Natürlich zählen dazu ebenfalls sogenannte Softskills, wie Zuverlässigkeit, Nächstenliebe und Empathie und auch das Übernehmen von Verantwortung.
Inwiefern spürt auch die Caritas den Fachkräftemangel? In welchen Bereichen brauchen Sie am dringendsten Nachwuchs?
Friederike Müller: Den Fachkräftemangel spüren wir am meisten in der Pflege. Es wird immer schwieriger, interessierte junge Mitarbeiter/innen zu finden. Zum Glück haben wir in unseren Einrichtungen eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit und damit in den vergangenen Jahren sehr wenig Fluktuation. Viele Mitarbeiter/innen arbeiten seit vielen Jahren und Jahrzehnten bei der Caritas. Aufgrund der Demografie ist jedoch in den nächsten Jahren mit einem vermehrten altersbedingten Ausscheiden zu rechnen. Diese Stellen mit Berufsanfängern nachzubesetzen ist die größte Herausforderung. Wir veröffentlichen unsere freien Stellen auf der Karriereseite unserer Homepage.
Pflegeberufe, so ist zu lesen, haben ein Image-Problem. Woran liegt das?
Friederike Müller: Das Image-Problem ist durch einen langwierigen Prozess enstanden. An vielen Stellen hat ebenfalls die Politik zu lange weggesehen und die Pflegeberufe sich selbst überlassen. Während in anderen Berufszweigen, wie der Industrie, bereits die Ausbildung stetig an den demografischen und digitalen Wandel angepasst wurde, wurde die Pflege außenvorgelassen. Die Bedenken und Aufschreie aktueller Fachkräfte wurden lange nicht beachtet und gehört. So ist eine große Unzufriedenheit entstanden. Der Pflegeberuf wird leider in der Öffentlichkeit oftmals sehr negativ dargestellt, meist hört man nur von zu geringer Bezahlung und hoher Arbeitsbelastung – doch ein Beruf in der Pflege wird insbesondere bei der Caritas schon sehr gut bezahlt und es gibt viele attraktive Zusatzleistungen und Aufstiegsmöglichkeiten. Abgesehen von den Rahmenbedingungen ist jeder Beruf in der Pflege aber auch sehr sinnstiftend und durch den direkten Kontakt mit den Pflebedürftigen bereichernd. Dies ist vor Corona in der öffentlichen Darstellung stets zu kurz gekommen, erst mit Ausbruch der Pandemie ist die Systemrelevanz in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt.
Wie hoch ist die Belastung in einem Pflegeberuf?
Friederike Müller: Jeder Beruf hat seine eigenen Herausforderungen. Der Pflegeberuf hat sehr viele schöne Seiten, die in der öffentlichen Diskussion leider immer zu kurz kommen oder ganz unerwähnt bleiben.
Was tut die Caritas, um mehr Schulabgängerinnen und ‑abgänger für diesen Berufszweig zu gewinnen?
Friederike Müller: Wir bieten eine hervorragende Ausbildung mit individueller Praxisanleitung und Förderung sowie eine überdurchschnittlich gute Ausbildungsvergütung und Übernahmemöglichkeiten an. Darüber hinaus ist die Caritas gGmbH dank Social Media näher an den einzelnen Menschen. Über Facebook, Instagram und unsere Karriereseite werden potenzielle und aktuelle Mitarbeiter/innen über die Vorteile der Caritas als Arbeitgeber informiert. Wer noch nicht sicher ist und sich für eine soziale Ausbildung mit Menschen interessiert, dem bieten wir unter www.caritas-ggmbh.de/traumjob-pflege einen Chatbot an. In zehn Minuten und 14 Fragen erfährt man, ob der Beruf als Pflegefachkraft der Traumjob ist.
In einer immer älter werdenden Bevölkerung steigt der Bedarf nach Pflegepersonal. Ist die Pflegebranche für die Zukunft gerüstet oder steht ein Pflegenotstand bevor?
Friederike Müller: Der Pflegenotstand zeichnet sich leider bereits ab, hier ist noch sehr viel zu tun, um die Attraktivität des Pflegeberufes auch in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen.