Erle­ben der Kathedrale

Die Besu­cher­pas­to­ral im Bam­ber­ger Dom

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Besucherpastoral
Eine Mitarbeiterin der Besucherpastoral gibt Auskunft, Foto: Dominik Schreiner
Der Prä­senz­dienst der Besu­cher­pas­to­ral im Bam­ber­ger Dom ver­sorgt die Besucher:innen der Kathe­dra­le mit ver­schie­de­nen Infor­ma­tio­nen über das Haus. Tou­ris­tisch-archi­tek­to­ni­sche Aus­künf­te kann sie genau­so geben wie spi­ri­tu­ell-kirch­li­che. Nur an Nach­wuchs man­gelt es derzeit.

Wer den Bam­ber­ger Dom, voll­stän­di­ger Name Dom St. Peter und St. Georg, durch die Mari­en­pfor­te an sei­ner nord­öst­li­chen Sei­te betritt, wird kurz hin­ter dem Ein­gang von Mitarbeiter:innen des Prä­senz­diens­tes der Besu­cher­pas­to­ral emp­fan­gen. Die­ser Prä­senz­dienst gibt einer­seits grund­le­gen­de Aus­künf­te über den Dom, das phy­si­sche, kunst­his­to­risch rele­van­te Gebäu­de und sei­ne Ein­rich­tung. „Ande­rer­seits gibt der Prä­senz­dienst dem Dom ein freund­li­ches Gesicht. Die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter schaf­fen eine herz­li­che Will­kom­mens­kul­tur“, sagt Jac­que­line Stoe­ßel, Lei­te­rin der Besucherpastoral.

Seit 15 Jah­ren betreibt die Erz­diö­ze­se die­sen Prä­senz­dienst in ihrer maß­geb­lichs­ten Bam­ber­ger Kir­che. Eine Zeit, in der, wenn Frau Stoe­ßels Ver­mu­tun­gen stim­men, bereits etwa bis zu 30 Mil­lio­nen Men­schen den Dom besucht haben könn­ten. „Genau wie fast alle Besu­che­rin­nen und Besu­cher Bam­bergs das Schlen­kerla ansteu­ern, kom­men sie auch fast alle zum Dom. Es gibt Zah­len, dass es sich dabei um eine oder zwei Mil­lio­nen Leu­te im Jahr han­delt, ganz genau wis­sen wir es nicht.“

Wie vie­le es auch waren, die Mit­glie­der des Prä­senz­diens­tes stan­den täg­lich, in meh­re­ren Schich­ten, wäh­rend der Öff­nungs­zei­ten bereit, um die Besucher:innen zu emp­fan­gen und mit wie auch immer gear­te­ten Infor­ma­tio­nen zu ver­sor­gen. „Das ist eine wun­der­schö­ne Art, Will­kom­mens­kul­tur zu zei­gen. Woan­ders gibt es nur Auf­sich­ten oder einen Sicher­heits­dienst – wir haben zusätz­lich unse­re Ehrenamtlichen.“

Besucherpastoral
Jac­que­line Stoe­ßel, Foto: Sebas­ti­an Quenzer
Die Wür­de des Reiters

Was sich prä­zi­ser sagen lässt, ist, dass in den Som­mer­mo­na­ten der größ­te Zulauf herrscht. Dann ist der Dom eher tou­ris­ti­sches Ziel und der Prä­senz­dienst fun­giert vor­nehm­lich als Weg­wei­ser. Zwar kann, und will, der Dienst eine aus­führ­li­che Dom-Füh­rung nicht erset­zen, aber den Weg zur Nagel­ka­pel­le und ihrer Kreuz­re­li­quie oder zum ein­zi­gen Papst­grab nörd­lich der Alpen oder die genaue Posi­ti­on der teuf­li­schen Frat­zen an der Decke kennt er natür­lich. Zusätz­li­che Aus­kunft, auch zum Grab Kuni­gun­des und Hein­richs, zu ver­schie­de­nen Kör­per­tei­len in der Reli­qui­en­samm­lung, dem Veit Stoß Altar, der Kryp­ta, dem Dom­schatz oder Son­der­ver­an­stal­tun­gen wie aktu­ell zum Hein­richs­jahr, ver­teilt der Prä­senz­dienst bei Bedarf in Falt­blatt- und Fly­er­form. Und natür­lich gibt es Infor­ma­tio­nen zum tou­ris­ti­schen Dau­er­bren­ner des Doms – dem Bam­ber­ger Reiter.

Wobei aller­dings nach wie vor nicht klar ist, um wen es sich bei dem Mann auf dem Pferd han­delt. „Viel­leicht stellt das Stand­bild Ste­phan I. von Ungarn dar, den Schwa­ger von Kai­ser Hein­rich II.“, sagt Jac­que­line Stoe­ßel. „Es gibt aber auch ande­re Ver­sio­nen. Viel­leicht han­delt es sich um einen der Hei­li­gen drei Köni­ge oder den Mes­si­as selbst. Aber eigent­lich ist mir per­sön­lich etwas ande­res wich­tig. Ich fin­de das Span­nends­te am Rei­ter ist, wie er dar­ge­stellt ist, mit wel­cher Wür­de er aus­ge­stat­tet ist.“ Wenn auch Frau Stoe­ßel das Rät­sel nicht lösen kann, wer der Rei­ter ist, „so emp­feh­le ich den Besu­che­rin­nen und Besu­chern doch zumin­dest, die­se Hal­tung der Wür­de für sich selbst ein Stück weit mit in den All­tag zu nehmen.“

Ein­mal am Tag kommt es im Dom auch bei größ­tem Publi­kums-Ansturm unab­hän­gig davon zu eini­gen Minu­ten des wür­de­vol­len, weil ruhi­gen Inne­hal­tens. Die­sen „Moment am Mit­tag“ genann­ten Zeit­punkt läu­ten um 12 Uhr eini­ge Schlä­ge der Dom­glo­cken ein. Dann set­zen sich die Dom­or­ga­nis­ten an die Tas­ten des Kir­chen­in­stru­ments und lie­fern die klang­li­che Unter­ma­lung. „Das ist ein offe­nes und kurz­wei­li­ges Ange­bot an die Besu­che­rin­nen und Besu­cher, etwa eine Vier­tel­stun­de lang in sich zu gehen, bei sich selbst zu sein, zur Ruhe zu kom­men und der Orgel und einem spi­ri­tu­el­len Impuls zu lau­schen. Auch das wird gut ange­nom­men“, sagt Frau Stoeßel.

Manch­mal muss das Publi­kum aller­dings auch etwas direk­ter dar­an erin­nert wer­den, sich nicht nur beim Hin­aus­ge­hen und inspi­riert vom Rei­ter in Wür­de zu üben. Auch auf ein gewis­ses Beneh­men im Gebäu­de bestehen die Mitarbeiter:innen des Prä­senz­diens­tes und die Auf­sich­ten. „Wich­tig ist uns auch, den Leu­ten schon am Ein­gang bewusst zu machen, dass es sich um ein Haus Got­tes han­delt. Denn es kommt immer wie­der vor, dass jemand mit einer Bier­fla­sche oder Tüte Eis in der Hand rein­kommt, einen Hund dabei hat oder ein Fahr­rad vor sich her schiebt.“

Seel­sor­ge

Neben tou­ris­tisch-archi­tek­to­ni­schen Aus­künf­ten stellt die Besu­cher­pas­to­ral des Bam­ber­ger Doms aber auch einen Teil der Seel­sor­ge der Diö­ze­se dar. „Vie­le Bam­ber­ge­rin­nen und Bam­ber­ger“, sagt Jac­que­line Stoe­ßel, „kom­men mit Sor­gen und Nöten in den Dom. Oft geht es dabei um Krank­hei­ten, bevor­ste­hen­de Ope­ra­tio­nen oder Fami­li­en­an­ge­le­gen­hei­ten.“ Dann ver­su­chen neben ande­ren Stel­len, an die man sich wen­den kann, auch die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter des Prä­senz­diens­tes zuzu­hö­ren. Und bei Fäl­len, für die sich nicht an Ort und Stel­le Trost fin­den oder spen­den lässt, ver­wei­sen die Mitarbeiter:innen der Besu­cher­pas­to­ral an die haupt­amt­li­che Seel­sor­ge. „Oft sagen uns Leu­te, dass sie sich immer, wenn sie Sor­gen haben, zum Dom bege­ben. Oft fällt auch der Satz: Das habe ich schon zusam­men mit mei­ner Oma gemacht.“

Sol­che Momen­te und Begeg­nun­gen und eigent­lich all die mitt­ler­wei­le Mil­lio­nen Begeg­nun­gen sei­en es auch, die das Team des Prä­sen­diens­tes moti­vie­ren, sich für den Dienst zur Ver­fü­gung zu stel­len. „Sie sind sehr enga­gier­te Men­schen, sie lie­ben die Begeg­nun­gen im Dom mit den Leu­ten aus aller Welt. Außer­dem tei­len sie ger­ne ihre Lebens­er­fah­run­gen, ihren Glau­ben und ihr Wissen.“

Gleich­zei­tig weiß das Team, wo sei­ne Gren­zen in der Ver­mitt­lung lie­gen. „Unse­re Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter ken­nen ihre Stär­ken. Sie wis­sen aber auch, wann sie, wenn es um Kunst­his­to­ri­sches geht, an die Dom­füh­run­gen, und, wenn es um tief­ge­hen­de see­li­sche Din­ge geht, an die Seel­sor­ge wei­ter­ver­wei­sen müs­sen.“ Wei­ter­füh­ren­de Fremd­spra­chen­kennt­nis­se sind dafür unter­des­sen nicht nötig. „Das geht zur Not mit Hän­den und Füßen.“

Nach­wuchs­pro­ble­me

Der­zeit kann die Besu­cher­pas­to­ral auf einen Pool von etwa 30 Ehren­amt­li­chen zurück­grei­fen. Täg­lich von Mon­tag bis Sonn­tag und etwa zwi­schen 9 und 17 Uhr, je nach Zeit des Jah­res, hei­ßen sie das Publi­kum der Kathe­dra­le will­kom­men. Jedoch kann die Diö­ze­se den Prä­senz­dienst mit Posi­ti­on bei der Mari­en­pfor­te zur­zeit nicht durch­gän­gig besetzt halten.

Der Alters­durch­schnitt der Ehren­amt­li­chen liegt zwi­schen 60 und 65 Jah­ren, vie­le davon haben sich für die­sen Dienst gemel­det, nach­dem sie in Ruhe­stand gegan­gen waren, man­che sind schon seit der Grün­dung des Prä­senz­diens­tes im Jahr 2007 dabei. Aller­dings sind in die­sen vie­len Jah­ren nicht aus­rei­chend neue Bewerber:innen nachgerückt.

„Vor allem in der Zeit der Oster- und Weih­nachts­ta­ge oder auch in den Herbst­fe­ri­en“, sagt Jac­que­line Stoe­ßel, „brau­chen wir mehr Leu­te, um den Prä­senz­dienst auf­recht­erhal­ten zu kön­nen. Wir haben zu weni­ge Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter und suchen drin­gend Men­schen, die uns unter­stüt­zen. Die vier täg­li­chen, jeweils zwei Stun­den lan­gen Schich­ten kön­nen wir nur an den wenigs­ten Tagen voll­stän­dig belegen.“

All­zu dra­ma­tisch sei das zwar nicht, es gebe ja auch noch die Dom­füh­run­gen oder ‑auf­sich­ten. „Aber schö­ner wäre es natür­lich, wenn der Stand durch­ge­hend besetzt wäre. Die­ses Ehren­amt ist sehr fle­xi­bel und selbst­stän­dig plan­bar. Und um die dafür not­wen­di­ge Befä­hi­gung mit­zu­ge­ben, bie­ten wir regel­mä­ßi­ge Füh­run­gen, Vor­trä­ge und Fort­bil­dun­gen an. Die Besu­che­rin­nen und Besu­cher schät­zen die­sen Dienst so sehr – so wird am Ein­gang direkt spür­bar, dass es sich um ein beson­de­res Haus handelt.“

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