Der Präsenzdienst der Besucherpastoral im Bamberger Dom versorgt die Besucher:innen der Kathedrale mit verschiedenen Informationen über das Haus. Touristisch-architektonische Auskünfte kann sie genauso geben wie spirituell-kirchliche. Nur an Nachwuchs mangelt es derzeit.
Wer den Bamberger Dom, vollständiger Name Dom St. Peter und St. Georg, durch die Marienpforte an seiner nordöstlichen Seite betritt, wird kurz hinter dem Eingang von Mitarbeiter:innen des Präsenzdienstes der Besucherpastoral empfangen. Dieser Präsenzdienst gibt einerseits grundlegende Auskünfte über den Dom, das physische, kunsthistorisch relevante Gebäude und seine Einrichtung. „Andererseits gibt der Präsenzdienst dem Dom ein freundliches Gesicht. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schaffen eine herzliche Willkommenskultur“, sagt Jacqueline Stoeßel, Leiterin der Besucherpastoral.
Seit 15 Jahren betreibt die Erzdiözese diesen Präsenzdienst in ihrer maßgeblichsten Bamberger Kirche. Eine Zeit, in der, wenn Frau Stoeßels Vermutungen stimmen, bereits etwa bis zu 30 Millionen Menschen den Dom besucht haben könnten. „Genau wie fast alle Besucherinnen und Besucher Bambergs das Schlenkerla ansteuern, kommen sie auch fast alle zum Dom. Es gibt Zahlen, dass es sich dabei um eine oder zwei Millionen Leute im Jahr handelt, ganz genau wissen wir es nicht.“
Wie viele es auch waren, die Mitglieder des Präsenzdienstes standen täglich, in mehreren Schichten, während der Öffnungszeiten bereit, um die Besucher:innen zu empfangen und mit wie auch immer gearteten Informationen zu versorgen. „Das ist eine wunderschöne Art, Willkommenskultur zu zeigen. Woanders gibt es nur Aufsichten oder einen Sicherheitsdienst – wir haben zusätzlich unsere Ehrenamtlichen.“
Die Würde des Reiters
Was sich präziser sagen lässt, ist, dass in den Sommermonaten der größte Zulauf herrscht. Dann ist der Dom eher touristisches Ziel und der Präsenzdienst fungiert vornehmlich als Wegweiser. Zwar kann, und will, der Dienst eine ausführliche Dom-Führung nicht ersetzen, aber den Weg zur Nagelkapelle und ihrer Kreuzreliquie oder zum einzigen Papstgrab nördlich der Alpen oder die genaue Position der teuflischen Fratzen an der Decke kennt er natürlich. Zusätzliche Auskunft, auch zum Grab Kunigundes und Heinrichs, zu verschiedenen Körperteilen in der Reliquiensammlung, dem Veit Stoß Altar, der Krypta, dem Domschatz oder Sonderveranstaltungen wie aktuell zum Heinrichsjahr, verteilt der Präsenzdienst bei Bedarf in Faltblatt- und Flyerform. Und natürlich gibt es Informationen zum touristischen Dauerbrenner des Doms – dem Bamberger Reiter.
Wobei allerdings nach wie vor nicht klar ist, um wen es sich bei dem Mann auf dem Pferd handelt. „Vielleicht stellt das Standbild Stephan I. von Ungarn dar, den Schwager von Kaiser Heinrich II.“, sagt Jacqueline Stoeßel. „Es gibt aber auch andere Versionen. Vielleicht handelt es sich um einen der Heiligen drei Könige oder den Messias selbst. Aber eigentlich ist mir persönlich etwas anderes wichtig. Ich finde das Spannendste am Reiter ist, wie er dargestellt ist, mit welcher Würde er ausgestattet ist.“ Wenn auch Frau Stoeßel das Rätsel nicht lösen kann, wer der Reiter ist, „so empfehle ich den Besucherinnen und Besuchern doch zumindest, diese Haltung der Würde für sich selbst ein Stück weit mit in den Alltag zu nehmen.“
Einmal am Tag kommt es im Dom auch bei größtem Publikums-Ansturm unabhängig davon zu einigen Minuten des würdevollen, weil ruhigen Innehaltens. Diesen „Moment am Mittag“ genannten Zeitpunkt läuten um 12 Uhr einige Schläge der Domglocken ein. Dann setzen sich die Domorganisten an die Tasten des Kircheninstruments und liefern die klangliche Untermalung. „Das ist ein offenes und kurzweiliges Angebot an die Besucherinnen und Besucher, etwa eine Viertelstunde lang in sich zu gehen, bei sich selbst zu sein, zur Ruhe zu kommen und der Orgel und einem spirituellen Impuls zu lauschen. Auch das wird gut angenommen“, sagt Frau Stoeßel.
Manchmal muss das Publikum allerdings auch etwas direkter daran erinnert werden, sich nicht nur beim Hinausgehen und inspiriert vom Reiter in Würde zu üben. Auch auf ein gewisses Benehmen im Gebäude bestehen die Mitarbeiter:innen des Präsenzdienstes und die Aufsichten. „Wichtig ist uns auch, den Leuten schon am Eingang bewusst zu machen, dass es sich um ein Haus Gottes handelt. Denn es kommt immer wieder vor, dass jemand mit einer Bierflasche oder Tüte Eis in der Hand reinkommt, einen Hund dabei hat oder ein Fahrrad vor sich her schiebt.“
Seelsorge
Neben touristisch-architektonischen Auskünften stellt die Besucherpastoral des Bamberger Doms aber auch einen Teil der Seelsorge der Diözese dar. „Viele Bambergerinnen und Bamberger“, sagt Jacqueline Stoeßel, „kommen mit Sorgen und Nöten in den Dom. Oft geht es dabei um Krankheiten, bevorstehende Operationen oder Familienangelegenheiten.“ Dann versuchen neben anderen Stellen, an die man sich wenden kann, auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Präsenzdienstes zuzuhören. Und bei Fällen, für die sich nicht an Ort und Stelle Trost finden oder spenden lässt, verweisen die Mitarbeiter:innen der Besucherpastoral an die hauptamtliche Seelsorge. „Oft sagen uns Leute, dass sie sich immer, wenn sie Sorgen haben, zum Dom begeben. Oft fällt auch der Satz: Das habe ich schon zusammen mit meiner Oma gemacht.“
Solche Momente und Begegnungen und eigentlich all die mittlerweile Millionen Begegnungen seien es auch, die das Team des Präsendienstes motivieren, sich für den Dienst zur Verfügung zu stellen. „Sie sind sehr engagierte Menschen, sie lieben die Begegnungen im Dom mit den Leuten aus aller Welt. Außerdem teilen sie gerne ihre Lebenserfahrungen, ihren Glauben und ihr Wissen.“
Gleichzeitig weiß das Team, wo seine Grenzen in der Vermittlung liegen. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennen ihre Stärken. Sie wissen aber auch, wann sie, wenn es um Kunsthistorisches geht, an die Domführungen, und, wenn es um tiefgehende seelische Dinge geht, an die Seelsorge weiterverweisen müssen.“ Weiterführende Fremdsprachenkenntnisse sind dafür unterdessen nicht nötig. „Das geht zur Not mit Händen und Füßen.“
Nachwuchsprobleme
Derzeit kann die Besucherpastoral auf einen Pool von etwa 30 Ehrenamtlichen zurückgreifen. Täglich von Montag bis Sonntag und etwa zwischen 9 und 17 Uhr, je nach Zeit des Jahres, heißen sie das Publikum der Kathedrale willkommen. Jedoch kann die Diözese den Präsenzdienst mit Position bei der Marienpforte zurzeit nicht durchgängig besetzt halten.
Der Altersdurchschnitt der Ehrenamtlichen liegt zwischen 60 und 65 Jahren, viele davon haben sich für diesen Dienst gemeldet, nachdem sie in Ruhestand gegangen waren, manche sind schon seit der Gründung des Präsenzdienstes im Jahr 2007 dabei. Allerdings sind in diesen vielen Jahren nicht ausreichend neue Bewerber:innen nachgerückt.
„Vor allem in der Zeit der Oster- und Weihnachtstage oder auch in den Herbstferien“, sagt Jacqueline Stoeßel, „brauchen wir mehr Leute, um den Präsenzdienst aufrechterhalten zu können. Wir haben zu wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und suchen dringend Menschen, die uns unterstützen. Die vier täglichen, jeweils zwei Stunden langen Schichten können wir nur an den wenigsten Tagen vollständig belegen.“
Allzu dramatisch sei das zwar nicht, es gebe ja auch noch die Domführungen oder ‑aufsichten. „Aber schöner wäre es natürlich, wenn der Stand durchgehend besetzt wäre. Dieses Ehrenamt ist sehr flexibel und selbstständig planbar. Und um die dafür notwendige Befähigung mitzugeben, bieten wir regelmäßige Führungen, Vorträge und Fortbildungen an. Die Besucherinnen und Besucher schätzen diesen Dienst so sehr – so wird am Eingang direkt spürbar, dass es sich um ein besonderes Haus handelt.“