Weihnachten bringt nach Worten des Bamberger Erzbischofs Herwig Gössl das Licht der Hoffnung in eine von Verzweiflung geprägte Welt. Die Weihnachtsbotschaft verändere
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Weihnachtspredigt von Erzbischof Gössl
„Gott ist nicht Zuschauer geblieben“
Weihnachten bringt nach Worten des Bamberger Erzbischofs Herwig Gössl das Licht der Hoffnung in eine von Verzweiflung geprägte Welt. Die Weihnachtsbotschaft verändere tatsächlich die Welt, so der Erzbischof heute in seiner Weihnachtspredigt.
„Weihnachten ist nicht bloß ein Appell für mehr Menschlichkeit, Frieden und Versöhnung. Weihnachten besagt vielmehr, dass Gott selbst die Initiative ergriffen hat und durch die Menschwerdung seines Sohnes einen neuen Anfang gesetzt hat“, sagte Gössl in seiner Predigt am ersten Weihnachtstag im Bamberger Dom. Weihnachten bedeute auch: „Gott ist nicht Zuschauer geblieben, der das oft wunderliche Verhalten der Menschen von oben herab betrachtet.“
Die Weihnachtsbotschaft verändere tatsächlich die Welt, so der Erzbischof. Wer die Botschaft der Menschwerdung Gottes ganz an sich herankommen lasse und sie dankbar im Herzen aufnehme, der bleibe in seinen Gedanken und Empfindungen nicht hängen beim nächsten Problem, das am Horizont des Lebens auftauche, der bleibe nicht fixiert auf persönliche Enttäuschungen, der erwarte auch nicht, dass alles nach den eigenen Vorstellungen läuft. „Wer die Botschaft von der Menschwerdung Gottes aufgenommen hat, der weiß, dass diese ganze, manchmal verrückte Welt und Menschheit gehalten und getragen ist.“
Gössl fügte hinzu: „Von dieser Gewissheit erfüllt können wir uns einsetzen für Gerechtigkeit, Versöhnung Frieden unter den Menschen. Wir können uns bemühen, dass die egoistische Gier nach immer mehr überwunden wird, und am besten fängt man damit immer bei sich selbst an.“
Der Erzbischof erinnerte in seiner Predigt auch an die Notwendigkeit, das Leben zu schützen, die Schöpfung zu bewahren und dafür zu sorgen, dass die Erde ein Ort des Lebens bleibt. „Ehrfurcht vor der Schöpfung ist und bleibt ein Auftrag, auch und gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.“ Wenn es um den Schutz des Lebens gehe, dürften die ungeborenen Kinder und pflegebedürftige ältere Menschen nicht vergessen werden. Gott habe allen Menschen die Würde von Gotteskindern verliehen, weil er sie liebe und ihnen immer wieder Großes zutraue. „Gott rechnet bei uns Menschen mit dem Wunder. Tun wir es auch!“, schloss der Erzbischof seine Weihnachtspredigt.
Der weitere Ablauf bis zum Dreikönigsfest ist hier zu finden.
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Weihnachten im Bamberger Dom
Christmette im Livestream
An Heiligabend findet die traditionelle Christmette im Bamberger Dom mit Erzbischof Herwig Gössl um 22.30 Uhr statt. Das Erzbistum Bamberg hat den Ablauf vom diesjährigen Weihnachtsfest bis Dreikönig bekanntgegeben.
An Heiligabend werden während der Christmette der Domchor, Mitglieder der Bamberger Symphoniker und Solisten unter Leitung von Domkapellmeister Vincent Heitzer die Missa brevis in B von Wolfgang Amadeus Mozart singen und spielen. An der Orgel spielt Domorganist Markus Willinger. Die Christmette wird auch im Livestream übertragen. Bereits um 16.00 Uhr findet eine Krippenfeier für Familien mit Kleinkindern statt, um 18.00 Uhr wird eine Familienmette mit Dompfarrer Markus Kohmann gefeiert.
Das Pontifikalamt am Hochfest der Geburt des Herrn, Mittwoch, 25. Dezember, mit Erzbischof Gössl, beginnt um 9.30 Uhr. Die Domkantorei, Solisten und Musiker der Bamberger Symphoniker singen und spielen unter Leitung von Domkapellmeister Vincent Heitzer die Missa brevis in F von Wolfgang Amadeus Mozart sowie weihnachtliche Chormusik. An der Orgel spielt Domorganist Markus Willinger. Der Gottesdienst wird auch im Livestream übertragen. Eine weitere Eucharistiefeier findet um 11.30 Uhr statt. Um 17.00 Uhr feiert Erzbischof Gössl eine Pontifikalvesper. Es singen der Domchor, die Mädchenkantorei und die Domkantorei Chormusik, Psalmen und Wechselgesänge unter der Leitung von Katharina Ackva. An der Orgel spielt Domorganist Markus Willinger.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag, Donnerstag, 26. Dezember, findet um 9.30 Uhr eine Eucharistiefeier statt, der Domdekan Hubert Schiepek vorstehen wird. Die Mädchenkantorei singt die Messe in Es-Dur von Joseph Gabriel Rheinberger sowie weihnachtliche Chormusik unter der Leitung von Katharina Ackva. An der Orgel spielt Karl-Heinz Böhm. Um 11.30 Uhr findet eine weitere Messfeier statt, um 17.00 Uhr eine Festandacht.
Am Sonntag, 29. Dezember, wird mit einem Pontifikalamt das Heilige Jahr eröffnet. Die Feier beginnt um 17.00 Uhr in der Pfarrkirche St. Martin am Grünen Markt. Von dort zieht eine Prozession zum Dom, wo gegen 18.00 Uhr die Eucharistiefeier beginnt, die im Livestream übertragen wird. Ein Vokalensemble der Domkantorei singt die Missa O quam gloriosum von T. L. de Victoria sowie weihnachtliche Chormusik. An der Orgel spielt Karl-Heinz Böhm. Die Sonntagsgottesdienste finden wie üblich um 9.30 Uhr und 11.30 Uhr statt.
Am Silvestertag beginnt die feierliche Vesper zum Jahresschluss mit Erzbischof Gössl um 17.00 Uhr. Musikalisch mitgestaltet wird sie von der Mädchenkantorei am Bamberger Dom mit Psalmen, Wechselgesängen und weihnachtlicher Chormusik unter der Leitung von Domkapellmeister Vincent Heitzer. An der Orgel spielt Karl-Heinz Böhm. Um 19.00 Uhr findet eine Eucharistiefeier statt.
An Neujahr – dem Hochfest der Gottesmutter Maria – findet um 9.30 Uhr ein Gottesdienst mit Domdekan Hubert Schiepek mit deutschen Kirchenliedern statt. Um 11.30 Uhr ist eine weitere Eucharistiefeier.
Am Hochfest der Erscheinung des Herrn, Dreikönig, singt in der Eucharistiefeier um 9.30 Uhr, der Domdekan Hubert Schiepek vorsteht, ein Vokalensemble der Domkantorei unter Leitung von Katharina Ackva. Um 11.30 Uhr findet ein weiterer Gottesdienst statt. Um 17.00 Uhr wird ein weihnachtlicher Vespergottesdienst „A Ceremony of Nine Lessons and Carols“ in anglikanischer Form gefeiert. Es singt die Domkantorei unter Leitung von Domkapellmeister Vincent Heitzer. An der Orgel spielt George Warren.
Die Livestreams am 24., 25. und 29. Dezember werden hier übertragen.
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Bamberger Dom
Bund stellt fast 500.000 Euro für Sanierung der Andreaskapelle bereit
Die Fresken der Andreaskapelle im Bamberger Dom müssen restauriert werden. Dafür hat die Diözese nun eine sehr große Summe an Bundesförderung erhalten. Ab 2026 soll die Kapelle wieder öffentlich zugänglich sein.
Mit Fördermitteln von fast einer halben Million Euro ist die Rettung der Fresken in der Andreaskapelle des Bamberger Doms laut einer Mitteilung des Erzbischöfliches Ordinariats gesichert. Denn das Denkmalschutz-Sonderprogramm der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien hat 471.188 Euro für die über dem Kreuzgang gelegene Bischofskapelle aus dem frühen 15. Jahrhundert zur Verfügung gestellt.
Nach der Restaurierung soll der Raum in den Museumsrundgang integriert und damit ab 2026 über das Diözesanmuseum öffentlich zugänglich werden, kündigte die Hauptabteilungsleiterin für Kunst und Kultur im Erzbistum, Birgit Kastner, an. Auch das Andreasfenster soll dann wieder an seinen ursprünglichen Standort in der Kapelle zurückkehren.
Kapelle ist seit mehr als 200 aufgegeben
Ein kleiner Treppenturm mit schmaler Holzstiege führt von der Westseite des Kreuzgangs hinauf zur Andreaskapelle. Dort öffnet sich ein Fenster zur Nagelkapelle, ein anderes zum Kreuzgang. Bischof Albrecht von Wertheim ließ sie für die Heiligen Andreas, Wenzel und Sigismund errichten und am 18. März 1414 weihen.
Heute beeindrucken dort die buntfarbigen Fresken an Wänden und im Gewölbe, die aus der Zeit um 1600 stammen und laut Ordinariatsmitteilung ein besonderes Erbe der Welterbestadt darstellen. Doch der Kapellenraum ist seit mehr als 200 Jahren aufgegeben. Statische Probleme bedrohten die Malereien, Risse und falsche Restaurierungsversuche der 1970er Jahre zerstörten das Werk.
Mit der In-Aussicht-Stellung einer Bundesförderung für die Andreaskapelle durch den Bundestagsabgeordneten Andreas Schwarz starteten 2021 Voruntersuchungen für den Antrag und weitere Forschung. Mit Unterstützung durch das Fördermanagement der Stadt Bamberg, den Finanzkämmerer Bertram Felix, und das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege ist beim Erzbistum Bamberg nun der Bewilligungsbescheid eingegangen.
Fast eine halbe Million der Sicherungs- und Restaurierungsmaßnahmen zahlt der Bund, knapp 50.000 Euro das Land Bayern und 200.000 Euro die Oberfrankenstiftung. Weitere Mittel kommen vom Domkapitel, von der Stiftung Domstadt Bamberg, der Stiftung Freunde des Bamberger Domes sowie für museale Einbindung und Bildung von der Rainer Markgraf Stiftung.
„Prägend für die Andreaskapelle ist die noch auf drei Wänden und im Gewölbe erhaltene Öl-Tempera-Malerei, die über den mittelalterlichen Malschichten liegt“, sagt Birgit Kastner. Dargestellt sind vier Kirchenväter, vier Evangelisten, die Apostel sowie Heinrich und Kunigunde. Die Figuren rahmt eine Darstellung von Christi Geburt, Kreuzigung und Auferstehung.
Bislang ging man davon aus, dass von der mittelalterlichen Ausstattung nur das Fenster erhalten sei. Überraschenderweise haben die jüngsten Untersuchungen unter UV-Licht an der zerstörten Nordwand aber Reste der ursprünglichen Ausmalung zum Vorschein kommen lassen.
Forensik im Bamberger Dom
Wegen Untersuchung: Veit-Stoß-Altar für mehrere Monate verhüllt
Besucher:innen des Bamberger Doms finden den berühmten Veit-Stoß-Altar seit einigen Wochen verhüllt vor. Der Flügelaltar aus dem 16. Jahrhundert wird derzeit wissenschaftlich untersucht.
Für das Nürnberger Karmelitenkloster geschaffen, durch die Reformation nach Bamberg verbracht, von der Oberen Pfarre dann über ein Tauschgeschäft 1936 in den Dom versetzt, steht der Veit-Stoß-Altar heute an der Westwand des südlichen Querhauses des Doms.
Seit vielen Jahrzehnten ist der Altar zudem Gegenstand kunsttechnologischer Forschung, wie das Erzbistum Bamberg aktuell mitteilt. Dabei versuchen die Forschenden, der Geschichte des Altars und der Frage nach seinem ursprünglichen Aufbau und Färbung nachzugehen. In Kooperation mit dem Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege (BLfD), der Universität Bamberg und der Hauptabteilung Kunst und Kultur des Erzbistums Bamberg soll der durch Pestizide belastete und mehrfach umgestaltete Altar zudem wissenschaftlich bearbeitet werden.
Immer wieder wird dabei außerdem diskutiert und untersucht, wie die Oberfläche des seit knapp 100 Jahren dunkelbraun lasierten Stücks ursprünglich gestaltet war. Fest steht laut der Mitteilung, dass weite Teile des Lindenholz-Altars holzsichtig waren. Nur Augen, Münder und einige Details der Gewänder waren farbig angemalt.
„Der berühmte Bamberger Altar von Veit Stoß gab in der Vergangenheit immer wieder Anlass intensiver Auseinandersetzung durch Kunstgeschichte und Restaurierung“, sagt Katharina von Miller, Leiterin des Referats Restaurierung am BlfD. „Mithilfe neuer restaurierungs- und naturwissenschaftlicher Untersuchungsmethoden beabsichtigt das BLfD den bisherigen kunsttechnologischen Wissenstand ein Stück weit fortzuschreiben.“ Zuletzt untersuchte Eike Oellermann in den 1970er Jahren den Altar eingehend mit den damaligen technischen Möglichkeiten.
Moderne Methoden
Das BLfD möchte nun zusammen mit dem Erzbistum, der Professur für Forensische Restaurierungswissenschaft organischer Polymere sowie dem Lehrstuhl Kunstgeschichte der Universität Bamberg die Untersuchung wiederaufnehmen und mit modernen Methoden der ursprünglichen Gestaltung auf die Spur kommen.
Dazu haben die Restaurator:innen des BLfD den Altar mit Stereomikroskop und UV-Licht untersucht. Da der Altar in den 1930er Jahren bei einer Restaurierung mit Holzschutzmitteln getränkt wurde, müssen die Arbeiten aber in Schutzanzügen stattfinden.
Winzige Materialproben, die bei diesen Arbeiten genommen wurden, werden jedoch zurzeit im BLfD untersucht. Unter anderem soll geklärt werden, welche Pigmente verwendet wurden, wie der ursprüngliche Überzug aussah und wo die höchste Konzentration des Holzschutzmittels vorliegt.
Eine weitere Untersuchungskampagne soll mit zerstörungsfreien Methoden weitere Analysen vornehmen und auch die Bereiche untersuchen, in denen keine Materialproben entnommen werden konnten.
„Für uns ist ein großes Geschenk, dass wir mit den hoch spezialisierten BLfD-Wissenschaftlerinnen zusammenarbeiten können“, sagt Birgit Kastner, die als Hauptabteilungsleiterin Kunst und Kultur des Erzbistums das Projekt initiiert hat. „Durch die Kooperation mit Professorin Marianne Tauber von der Universität Bamberg profitieren wir von der einzigartigen Nischenexpertise der Forensischen Restaurierungswissenschaft, die modernste Technologien für die zerstörungsarme chemische Analyse zur Verfügung hat.“
Erleben der Kathedrale
Die Besucherpastoral im Bamberger Dom
Der Präsenzdienst der Besucherpastoral im Bamberger Dom versorgt die Besucher:innen der Kathedrale mit verschiedenen Informationen über das Haus. Touristisch-architektonische Auskünfte kann sie genauso geben wie spirituell-kirchliche. Nur an Nachwuchs mangelt es derzeit.
Wer den Bamberger Dom, vollständiger Name Dom St. Peter und St. Georg, durch die Marienpforte an seiner nordöstlichen Seite betritt, wird kurz hinter dem Eingang von Mitarbeiter:innen des Präsenzdienstes der Besucherpastoral empfangen. Dieser Präsenzdienst gibt einerseits grundlegende Auskünfte über den Dom, das physische, kunsthistorisch relevante Gebäude und seine Einrichtung. „Andererseits gibt der Präsenzdienst dem Dom ein freundliches Gesicht. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schaffen eine herzliche Willkommenskultur“, sagt Jacqueline Stoeßel, Leiterin der Besucherpastoral.
Seit 15 Jahren betreibt die Erzdiözese diesen Präsenzdienst in ihrer maßgeblichsten Bamberger Kirche. Eine Zeit, in der, wenn Frau Stoeßels Vermutungen stimmen, bereits etwa bis zu 30 Millionen Menschen den Dom besucht haben könnten. „Genau wie fast alle Besucherinnen und Besucher Bambergs das Schlenkerla ansteuern, kommen sie auch fast alle zum Dom. Es gibt Zahlen, dass es sich dabei um eine oder zwei Millionen Leute im Jahr handelt, ganz genau wissen wir es nicht.“
Wie viele es auch waren, die Mitglieder des Präsenzdienstes standen täglich, in mehreren Schichten, während der Öffnungszeiten bereit, um die Besucher:innen zu empfangen und mit wie auch immer gearteten Informationen zu versorgen. „Das ist eine wunderschöne Art, Willkommenskultur zu zeigen. Woanders gibt es nur Aufsichten oder einen Sicherheitsdienst – wir haben zusätzlich unsere Ehrenamtlichen.“

Die Würde des Reiters
Was sich präziser sagen lässt, ist, dass in den Sommermonaten der größte Zulauf herrscht. Dann ist der Dom eher touristisches Ziel und der Präsenzdienst fungiert vornehmlich als Wegweiser. Zwar kann, und will, der Dienst eine ausführliche Dom-Führung nicht ersetzen, aber den Weg zur Nagelkapelle und ihrer Kreuzreliquie oder zum einzigen Papstgrab nördlich der Alpen oder die genaue Position der teuflischen Fratzen an der Decke kennt er natürlich. Zusätzliche Auskunft, auch zum Grab Kunigundes und Heinrichs, zu verschiedenen Körperteilen in der Reliquiensammlung, dem Veit Stoß Altar, der Krypta, dem Domschatz oder Sonderveranstaltungen wie aktuell zum Heinrichsjahr, verteilt der Präsenzdienst bei Bedarf in Faltblatt- und Flyerform. Und natürlich gibt es Informationen zum touristischen Dauerbrenner des Doms – dem Bamberger Reiter.
Wobei allerdings nach wie vor nicht klar ist, um wen es sich bei dem Mann auf dem Pferd handelt. „Vielleicht stellt das Standbild Stephan I. von Ungarn dar, den Schwager von Kaiser Heinrich II.“, sagt Jacqueline Stoeßel. „Es gibt aber auch andere Versionen. Vielleicht handelt es sich um einen der Heiligen drei Könige oder den Messias selbst. Aber eigentlich ist mir persönlich etwas anderes wichtig. Ich finde das Spannendste am Reiter ist, wie er dargestellt ist, mit welcher Würde er ausgestattet ist.“ Wenn auch Frau Stoeßel das Rätsel nicht lösen kann, wer der Reiter ist, „so empfehle ich den Besucherinnen und Besuchern doch zumindest, diese Haltung der Würde für sich selbst ein Stück weit mit in den Alltag zu nehmen.“
Einmal am Tag kommt es im Dom auch bei größtem Publikums-Ansturm unabhängig davon zu einigen Minuten des würdevollen, weil ruhigen Innehaltens. Diesen „Moment am Mittag“ genannten Zeitpunkt läuten um 12 Uhr einige Schläge der Domglocken ein. Dann setzen sich die Domorganisten an die Tasten des Kircheninstruments und liefern die klangliche Untermalung. „Das ist ein offenes und kurzweiliges Angebot an die Besucherinnen und Besucher, etwa eine Viertelstunde lang in sich zu gehen, bei sich selbst zu sein, zur Ruhe zu kommen und der Orgel und einem spirituellen Impuls zu lauschen. Auch das wird gut angenommen“, sagt Frau Stoeßel.
Manchmal muss das Publikum allerdings auch etwas direkter daran erinnert werden, sich nicht nur beim Hinausgehen und inspiriert vom Reiter in Würde zu üben. Auch auf ein gewisses Benehmen im Gebäude bestehen die Mitarbeiter:innen des Präsenzdienstes und die Aufsichten. „Wichtig ist uns auch, den Leuten schon am Eingang bewusst zu machen, dass es sich um ein Haus Gottes handelt. Denn es kommt immer wieder vor, dass jemand mit einer Bierflasche oder Tüte Eis in der Hand reinkommt, einen Hund dabei hat oder ein Fahrrad vor sich her schiebt.“
Seelsorge
Neben touristisch-architektonischen Auskünften stellt die Besucherpastoral des Bamberger Doms aber auch einen Teil der Seelsorge der Diözese dar. „Viele Bambergerinnen und Bamberger“, sagt Jacqueline Stoeßel, „kommen mit Sorgen und Nöten in den Dom. Oft geht es dabei um Krankheiten, bevorstehende Operationen oder Familienangelegenheiten.“ Dann versuchen neben anderen Stellen, an die man sich wenden kann, auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Präsenzdienstes zuzuhören. Und bei Fällen, für die sich nicht an Ort und Stelle Trost finden oder spenden lässt, verweisen die Mitarbeiter:innen der Besucherpastoral an die hauptamtliche Seelsorge. „Oft sagen uns Leute, dass sie sich immer, wenn sie Sorgen haben, zum Dom begeben. Oft fällt auch der Satz: Das habe ich schon zusammen mit meiner Oma gemacht.“
Solche Momente und Begegnungen und eigentlich all die mittlerweile Millionen Begegnungen seien es auch, die das Team des Präsendienstes motivieren, sich für den Dienst zur Verfügung zu stellen. „Sie sind sehr engagierte Menschen, sie lieben die Begegnungen im Dom mit den Leuten aus aller Welt. Außerdem teilen sie gerne ihre Lebenserfahrungen, ihren Glauben und ihr Wissen.“
Gleichzeitig weiß das Team, wo seine Grenzen in der Vermittlung liegen. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennen ihre Stärken. Sie wissen aber auch, wann sie, wenn es um Kunsthistorisches geht, an die Domführungen, und, wenn es um tiefgehende seelische Dinge geht, an die Seelsorge weiterverweisen müssen.“ Weiterführende Fremdsprachenkenntnisse sind dafür unterdessen nicht nötig. „Das geht zur Not mit Händen und Füßen.“
Nachwuchsprobleme
Derzeit kann die Besucherpastoral auf einen Pool von etwa 30 Ehrenamtlichen zurückgreifen. Täglich von Montag bis Sonntag und etwa zwischen 9 und 17 Uhr, je nach Zeit des Jahres, heißen sie das Publikum der Kathedrale willkommen. Jedoch kann die Diözese den Präsenzdienst mit Position bei der Marienpforte zurzeit nicht durchgängig besetzt halten.
Der Altersdurchschnitt der Ehrenamtlichen liegt zwischen 60 und 65 Jahren, viele davon haben sich für diesen Dienst gemeldet, nachdem sie in Ruhestand gegangen waren, manche sind schon seit der Gründung des Präsenzdienstes im Jahr 2007 dabei. Allerdings sind in diesen vielen Jahren nicht ausreichend neue Bewerber:innen nachgerückt.
„Vor allem in der Zeit der Oster- und Weihnachtstage oder auch in den Herbstferien“, sagt Jacqueline Stoeßel, „brauchen wir mehr Leute, um den Präsenzdienst aufrechterhalten zu können. Wir haben zu wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und suchen dringend Menschen, die uns unterstützen. Die vier täglichen, jeweils zwei Stunden langen Schichten können wir nur an den wenigsten Tagen vollständig belegen.“
Allzu dramatisch sei das zwar nicht, es gebe ja auch noch die Domführungen oder ‑aufsichten. „Aber schöner wäre es natürlich, wenn der Stand durchgehend besetzt wäre. Dieses Ehrenamt ist sehr flexibel und selbstständig planbar. Und um die dafür notwendige Befähigung mitzugeben, bieten wir regelmäßige Führungen, Vorträge und Fortbildungen an. Die Besucherinnen und Besucher schätzen diesen Dienst so sehr – so wird am Eingang direkt spürbar, dass es sich um ein besonderes Haus handelt.“
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Schatzsuchertag im Bamberger Dom
Der Schatzsuchertag im Bamberger Dom findet dieses Jahr am 7. Oktober statt. Kinder im Grundschulalter und ihre Familien sind eingeladen, den Bamberger Dom und seine Schätze von innen zu entdecken.
Das Bamberger Erzbischöfliche Ordinariat veranstaltet erneut einen Schatzsuchertag für Kinder im im Grundschulalter. Alle Teilnehmenden erhalten eine Schatzkarte und können sich mit ihrer Familie in der Kathedrale auf die Suche nach kleinen Schätzen machen. Bei jeder Station erfährt man Neues darüber, was der Dom zu erzählen hat. Auch bekommen die Kinder bei jeder Station Buchstaben, die sie am Ende zu einem Lösungswort für eine Schatzkarte zusammenbauen können.
Der Beginn des Schatzsuchertags ist am 7. Oktober um 13 Uhr, der Startpunkt am Infostand vor dem Dom. Die Dauer der Entdeckungsreise beträgt etwa 90 Minuten.