In diesen Tagen beginnt in der VHS Bamberg Stadt das Herbstsemester 2020 – unter verschärften Corona-Bedingungen natürlich. Was das für den Unterrichtsbetrieb der Volkshochschule bedeutet, haben wir mit VHS-Leiterin Dr. Anna Scherbaum besprochen.
In welchem Zustand befindet sich die VHS Bamberg Stadt nach mehrmonatigem Stillstand?
Anna Scherbaum: Wir befinden uns in freudigem Aufbruch – Stillstand hatten wir trotz Semesterabsage tatsächlich nie. Kontinuierlich erarbeiten wir mit unseren Kursleitungen neue Online- und Outdoor-Kurse, die sehr gut angenommen werden. Die vielen positiven Rückmeldungen von Kursleitungen und Teilnehmenden ermutigen sehr. Und wir planen das neue Herbstsemester unter Beachtung aller gültigen Abstands- und Hygieneregeln.
Lässt sich bereits sagen, welchen Anteil am städtischen Haushalt das Budget für die VHS haben wird – mehr, gleichbleibend oder weniger?
Anna Scherbaum: Wir versuchen durch umfangreiche Sparmaßnahmen – Einsparungen bei Sach- und Personalkosten, also Kurzarbeit –, die durch die Corona-Schließung bedingten Gebührenausfälle abzufedern und wünschen uns, dass unser kommendes Herbstsemester gut angenommen wird. Es ist noch nicht klar, wie der soeben verabschiedete finanzielle Rettungsschirm für Volkshochschulen helfen wird. Für das Haushaltsjahr 2021 streben wir einen Finanzplan wie gehabt an – und hoffen, dass das nächste Jahr für uns alle gesund und ohne notwendige Einschnitte in das öffentliche Leben verläuft.
Dr. Christian Lange ist vom Großteil seiner politischen Ämter zurückgetreten. Wird er sich auch aus dem Kuratorium der VHS zurückziehen oder muss er sich zurückziehen? Wer wird ihm nachfolgen?
Anna Scherbaum: Herr Dr. Lange war als Zweiter Bürgermeister und Kulturreferent Beisitzer im Kuratorium. Diese Aufgabe übernimmt im Juni Bürgermeister Jonas Glüsenkamp. Wen die Stadtratsfraktionen als beratende Mitglieder ins Kuratorium entsenden, ist noch nicht entschieden.
Wieweit ist Präsenzunterricht wieder möglich?
Anna Scherbaum: Neben Online-Kursen und Online-Vorträgen bieten wir bis in die Sommerferien hinein auch Outdoor-Kurse und Führungen an. Regelmäßiges Reinschauen auf www.vhs-bamberg.de lohnt sich, weil immer wieder neue Angebote eingestellt werden. Außerdem bieten wir unseren Dozentinnen und Dozenten Online-Schulungen an.
Wie wird sich das Programm im Herbst verändern? Gibt es Kurse, die nicht mehr möglich sind?
Anna Scherbaum: Der Programmumfang wird leicht verringert. Es wird zum Beispiel keine Kochkurse geben. Kurse, die in relativ kleinen Räumen stattfanden oder bei denen der aktuell geforderte Mindestabstand nicht eingehalten werden könnte, kommen nicht mehr ins Programm oder müssen vom Konzept her komplett verändert werden. Ebenso wird es im nächsten Semester leider keine großen Veranstaltungen wie Konzerte, Tanz- und Theateraufführungen geben. Wir freuen uns jedoch sehr darauf, dass wir Hauptstandort der Bamberger Kurzfilmtage sein werden.
Da es, Stand Mitte Juni, aber noch viele Unklarheiten bei den externen Räumen gibt, ist unsere Programmplanung so schwierig wie noch nie: Die Gruppengröße sollte möglichst so gewählt werden, dass die Voraussetzungen für mindestens 1,5 Meter Abstand gegeben sind. Wir hoffen sehr, dass wir wie üblich Schulräume und ‑turnhallen nutzen können, sonst müssen wir viele der bislang gewohnten und auch geplanten Sprach- und Bewegungsangebote wieder streichen.
Gibt es spezielle Kurse zum Thema „Corona“?
Anna Scherbaum: Aktuell finden sich viele kostenlose Bildungsinhalte der bayerischen Volkshochschulen auf dem YouTube-Kanal „vhs.daheim“, darunter auch zu Corona. Die Videos beinhalten Aufklärung und Expertenwissen aus den Bereichen Gesellschaft und Medizin und können jederzeit in der Mediathek abgerufen werden. Im Herbstprogramm werden wir zum Beispiel neue Kurse rund ums Thema Videokonferenzen anbieten, eine Kommunikationsform, die ja seit Corona richtig groß geworden ist.
Was sind die Programmhighlights des neuen Herbst-Semesters?
Anna Scherbaum: Die Teilnehmenden dürfen sich auf viele der im Frühjahr ausgefallenen Highlights rund um die Jubiläen 1000 Jahre St. Stephan oder die 250. Geburtstage Friedrich Hölderlins und Ludwig van Beethovens freuen. Unser neues Semester-Fokusthema heißt „Brücken schlagen – Brücken in die Gesellschaft, in die Geschichte, in die digitale Welt…“. Brücken sind etwas Verbindendes. Wir greifen damit die derzeitige Stimmung und Sehnsucht in der Gesellschaft auf.