Um mehr Leute dazu zu bewegen, sich mit Kirchen auseinanderzusetzen – in diesem Fall mit den Gebäuden, nicht mit der Institution –, hat das Erwachsenenbildungswerk des Erzbistums Bamberg den Kurzfilm-Wettbewerb „Kirchenstorys“ ausgerufen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind angehalten, in Kurzfilmen die baulichen Besonderheiten ihrer Lieblingskirche vorzustellen. Den ersten Plätzen winken Preisgelder von mehreren Tausend Euro. Seit Dezember letzten Jahres läuft der Wettbewerb, Einsendeschluss für die filmischen Beiträge ist der 31. Mai 2021. Stefanie Bauer ist Projektassistentin der „Kirchenstorys“, mit ihr haben wir im Interview eine Halbzeitbilanz gezogen.
Wie kam die Idee des Kurzfilmwettbewerbs „Kirchenstorys“ zustande?
Stefanie Bauer: Es gibt fast keinen Ort in Franken ohne eine eigene Kirche. Und doch kennen viele die Gebäude mittlerweile nur noch von außen. Dies wollen wir ändern. Beim Projekt „Kirchenstorys“ suchen wir Filmemacherinnen und Filmemacher, die in einem Kurzfilm von maximal vier Minuten die Besonderheiten ihrer Kirche zeigen, ihre Geschichte erzählen und ihre Geheimnisse entdecken. Die Idee dahinter ist, dass die Menschen in unserer Region sich mehr mit ihren Kirchen auseinandersetzen. Denn oft wissen wir gar nicht, was es in unserer eigenen Kirche so alles zu entdecken gibt. Jedes Detail hat seine eigene Geschichte. Zur Unterstützung finden begleitende Workshops statt, die Einblicke in das Thema Filmdreh und Filmschnitt geben. Diese sind für Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Wettbewerb kostenlos.
Warum möchten die Katholische Erwachsenenbildung und das Jugendamt der Erzdiözese, dass Jugendliche ihre Kirchen filmisch vorstellen?
Stefanie Bauer: Wir wollen nicht nur Jugendliche anregen, einen Film über ihre Kirche zu drehen, sondern Menschen jeden Alters. Denn Kirchen ziehen Erwachsene, Jugendliche und Kinder unterschiedlich in ihren Bann. Mit einem Filmdreh kommt man seiner Kirche auf eine ganz andere Weise näher, sozusagen mit einem Außenblick. Im besten Fall hat man natürlich eine Menge Spaß an dem gemeinsamen Filmdreh.
Woher stammt das Preisgeld von insgesamt 3.500 Euro, das sich aus 2.000 Euro für den ersten, 1.000 Euro für den zweiten und 500 Euro für den dritten Platz zusammensetzt?
Stefanie Bauer: Die Katholische Erwachsenenbildung und das Jugendamt der Erzdiözese sind die finanziellen Träger des Projektes. Darüber hinaus wird das Projekt vom Kulturfonds Bayern unterstützt. Neben dem Preisgeld bekommen aber auch alle anderen Beiträge eine kleine Aufmerksamkeit.
Wie viele Einsendungen gibt es bisher, mit wie vielen weiteren rechnen Sie?
Stefanie Bauer: Bisher gibt es noch recht wenige Einsendungen, was wohl vor allem auf Corona und die damit verbundenen Beschränkungen zurückzuführen ist. Es haben sich aber einige Schulklassen angemeldet und sehr viele möchten noch einen Beitrag einreichen. Man muss bedenken, dass es von der Idee eines Filmes bis hin zum fertigen Film auch einige Zeit dauert.
Würden Sie einige Beispiele nennen, wie die bisherigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich des Themas annehmen? Wie sehen die bisherigen Einsendungen aus?
Stefanie Bauer: Die Beiträge der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigen auf ganz vielfältige Art und Weise die verschiedenen Kirchengebäude: Von einem Video mit musikalischer Untermalung, einem Gedicht bis hin zu einem spannenden Erklärvideo reicht die Bandbreite der eingesendeten Kurzfilme. Der Kreativität der Filmemacherinnen und Filmemacher sind keine Grenzen gesetzt.
Welche Qualitäten müssen die Filme haben, um als Gewinner in Frage zu kommen?
Stefanie Bauer: Ob witzig, spannend oder rührend, grundsätzlich gilt, je kreativer der Film gestaltet ist, desto besser. Filmemacher sollten die Besonderheiten ihrer Kirche darstellen, also zum Beispiel den Altar, die Architektur, künstlerische Darstellung oder Ähnliches. Außerdem sollte der Film eine Geschichte erzählen, einen Spannungsbogen haben und ein sinnvoller roter Faden sollte erkennbar sein. Auch die maximale Filmlänge von vier Minuten sollte nicht überschritten und rechtliche Grundlagen wie die der GEMA müssen beachtet werden. Ziel ist es, dass man mit seinem Beitrag anderen Menschen Lust macht, die Kirche selber zu besuchen. Egal ob mit Handy, Videokamera oder Fotoapparat – Film-Erfahrungen braucht niemand.
Auf Ihrer Homepage schreiben Sie, dass jeder mitmachen kann „egal ob jeden Sonntag in der Kirche oder nie. Ob katholisch oder evangelisch. Ob Christ, Jude, Moslem, Hindu oder Buddhist.“ Können Sie einschätzen, ob es bereits Einsendungen von Juden, Moslems, Hindus oder Buddhisten gibt?
Stefanie Bauer: Bisher haben wir noch keine Beiträge von anderen Religionsgemeinschaften erhalten, was wir sehr bedauern. Wir hoffen, dass mit unter anderem durch die Workshops noch mehr Menschen auf das Projekt aufmerksam machen, die vielleicht nicht viel mit der katholischen Kirche zu tun haben.
Sie schreiben dort ebenfalls, dass „sogenannte Kirchenferne“ teilnehmen können. Könnte auch ein Film gewinnen, der qualitativ sehr hoch abschneidet, aber kirchenkritisch ist?
Stefanie Bauer: Grundsätzlich geht es um die Darstellung der Kirche als Gebäude, also nicht um die Kirche als Institution. Wir möchten mit den eingereichten Beiträgen andere Menschen neugierig darauf machen, die Kirche selber einmal zu besuchen und dabei die Besonderheiten zu entdecken. Als Kirchenferner könnte man den Fokus des eigenen Films beispielsweise auf die architektonischen und geschichtlichen Aspekte des Kirchengebäudes lenken.
Was hat es mit der Pluralbildung von „Storys“, anstatt „Stories“, auf sich?
Stefanie Bauer: Da hat wohl einer gut aufgepasst im Englischunterricht. Aber laut Duden ist das Wort „Story“ ein eingedeutschtes Wort und der Plural vom Wort „Story“ im Deutschen lautet „Storys“.
Wie hat sich die Corona-Pandemie auf den Wettbewerb ausgewirkt?
Stefanie Bauer: Wir hatten spezielle Workshops geplant, in denen alle wichtigen Tricks zum Drehen und Schneiden gelernt werden können. Durch Corona mussten wir diese Workshops vorerst absagen. Wir sind aber aktuell drauf und dran, die Workshops Ende September oder Anfang Oktober nachzuholen. Genauere Informationen werden so schnell wie möglich auf unserer Homepage www.kirchenstorys.de bekannt geben. Unter anderem deswegen haben wir uns auch entschieden, den Wettbewerbszeitraum um fast ein halbes Jahr zu verlängern, also bis zum 31. Mai 2021.