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Kirche

St. Mat­thä­us, St. Ste­phan und Erlöserkirche

Evan­ge­li­sche Gemein­den Bam­berg: Dis­kus­si­on zu sexua­li­sier­ter Gewalt in der Kirche

Am 16. Okto­ber 2024 luden die Bam­ber­ger evan­ge­li­schen Gemein­den St. Mat­thä­us, St. Ste­phan und Erlö­ser­kir­che in die KUFA Bam­berg ein, um ein drän­gen­des The­ma zu dis­ku­tie­ren. Was tun gegen sexua­li­sier­te Gewalt in der Kirche?

Den Anlass für die Ver­an­stal­tung hat­te die Ver­öf­fent­li­chung der unab­hän­gi­gen „ForuM“-Stu­die zu Beginn des Jah­res gege­ben, wie das Deka­nat Bam­berg mit­teilt. Die­se Stu­die hat­te auf­ge­deckt, in wel­chem Umfang und auf­grund wel­cher spe­zi­fi­schen Struk­tu­ren es in der evan­ge­li­schen Kir­che seit den 1940er Jah­ren zu sexua­li­sier­ter Gewalt gekom­men ist. Doch sei die Ver­an­stal­tung mehr als nur eine Bestands­auf­nah­me von Miss­stän­den gewe­sen. Auch ging es dar­um, ein tief ver­an­ker­tes Schwei­gens, das in vie­len Berei­chen der Gesell­schaft und ins­be­son­de­re auch in der Kir­che exis­tiert, zu brechen.

Schwei­gen und Idea­li­sie­rung von Männ­lich­keit schützt Täter

Etwa 50 Inter­es­sier­te nah­men an der Ver­an­stal­tung teil. Aus Frank­reich war zudem Sabi­ne Wall­ner vom Insti­tut für Pra­xis­for­schung und Pro­jekt­be­glei­tung in Mün­chen digi­tal zuge­schal­tet. Das Insti­tut hat­te für die „ForuM“-Studie die Per­spek­ti­ve Betrof­fe­ner von sexua­li­sier­ter Gewalt erforscht.

„In vie­len Gemein­den gibt es eine Kul­tur­tech­nik des Ver­ges­sen-Machens“, sag­te Wall­ner. „Man schweigt so lan­ge über sexua­li­sier­te Gewalt, bis sie all­mäh­lich in Ver­ges­sen­heit gerät. Die­ses Schwei­gen muss gebro­chen wer­den. Hat eine Per­son einen Ver­dacht, so muss sie spre­chen, muss sie gehört wer­den und damit rech­nen kön­nen, dass ihr geglaubt wird.“ Auch müs­se man sich in den Gemein­den auf eine gemein­sa­me Wahr­heit zuguns­ten der Betrof­fe­nen eini­gen. „Die Scham muss die Sei­te wech­seln“, zitier­te Wall­ner die Anklä­ge­rin im Ver­ge­wal­ti­gungs­pro­zess von Avi­gnon, Gisè­le Pélicot.

Die Stu­die habe außer­dem gezeigt, wie infor­mel­le Struk­tu­ren und Netz­wer­ke in den Gemein­den das Schwei­gen begüns­ti­gen. Beson­ders alar­mie­rend sei, dass die Gewalt selbst oft als weni­ger pro­ble­ma­tisch wahr­ge­nom­men wer­de als die Tat­sa­che, dass sie gemel­det oder auf­ge­deckt wird. Die­ses Schwei­gen führt dazu, dass Betrof­fe­ne nicht ernst genom­men und Täter geschützt wer­den. Begüns­ti­gend hier­für wir­ke auch eine spe­zi­fisch evan­ge­li­sche Idea­li­sie­rung von Männlichkeit.

Sabi­ne Wall­ner sprach von der Ten­denz in evan­ge­li­schen Krei­sen, bestimm­te männ­li­che Per­so­nen zu cha­ris­ma­ti­schen Per­sön­lich­kei­ten zu sti­li­sie­ren und sie mit unver­hält­nis­mä­ßig viel Macht aus­zu­stat­ten, wel­che dann ver­schlei­ert wer­de. Die­se Macht­kon­zen­tra­ti­on schaf­fe eine gefähr­li­che Umge­bung, in der sexua­li­sier­te Gewalt geplant und durch­ge­führt wer­den kann, wäh­rend das Schwei­gen der Gemein­de die Täter schützt.

Fami­liä­re Struk­tu­ren als Deck­man­tel für Täter

Im anschlie­ßen­den Podi­ums­ge­spräch wies Regi­na Fritz, die aus der Evan­ge­li­schen Hoch­schu­le Nürn­berg ange­reist war, auf die Struk­tu­ren der Gemein­den hin, die ein sol­ches Schwei­gen begüns­ti­gen. „Wir haben sehr unter­schied­li­che Macht­struk­tu­ren in der evan­ge­li­schen Kir­che, die sehr ver­schie­den zu cha­rak­te­ri­sie­ren sind. Unse­re Gemein­den sind bei­spiels­wei­se eher wie Fami­li­en orga­ni­siert“, erklär­te sie. Im wei­te­ren Ver­lauf der Dis­kus­si­on wur­de deut­lich, wie gera­de in sol­chen fami­liä­ren Struk­tu­ren Nähe ent­steht, die plan­voll vor­ge­hen­de Täter aus­nut­zen können.

Auf das Dilem­ma, dass Kir­che eigent­lich einen Raum für Gebor­gen­heit schaf­fen müs­se, sie aber zugleich Tätern Unter­schlupf bie­ten kön­ne, ging Pfar­rer Wal­ter Neun­hoef­fer ein. „Das offe­ne Pfarr­haus, wo jeder will­kom­men ist, habe ich als einen Ort erlebt, an dem Men­schen Gebor­gen­heit und Ermu­ti­gung erfah­ren. Es hat mich erschüt­tert, dass es auch als Ort des Miss­brauchs iden­ti­fi­ziert wur­de. Auf­ga­be muss sein, dass die genann­ten Wer­te gelebt wer­den kön­nen, ohne dass Täter einen Schutz­raum haben.“

Beson­de­re Auf­merk­sam­keit gilt aus Neun­hoef­fers Sicht daher jenen Orten, an denen Ver­bor­ge­nes gesche­hen kann: „Begeg­nun­gen müs­sen statt­des­sen dort statt­fin­den, wo vie­le Men­schen sind, die hin­se­hen.“ Auch ging er dar­auf ein, dass es nor­ma­li­siert wer­den müs­se, um Ein­ver­ständ­nis zu bit­ten, wenn es bei Segens­hand­lun­gen oder in Jugend­spie­len zu kör­per­li­chen Berüh­run­gen kommt. Wenn dies eine Selbst­ver­ständ­lich­keit wer­de, wür­den die­je­ni­gen auf­fal­len, die Gren­zen verletzen.

Sabi­ne Wall­ner erwei­ter­te die­sen Aspekt auf einen gesamt­ge­sell­schaft­li­chen Kon­text und sag­te: „Grenz­über­schrei­tun­gen begeg­nen wir über­all, und wir wer­den nicht sel­ten schon von klein auf dage­gen desen­si­bi­li­siert. Wenn ein Kind, das dem Bus­si der Oma aus­weicht, gesagt bekommt, es sol­le sich nicht so anstel­len, das sei doch lieb gemeint, wer­den schon früh Gren­zen und Bedürf­nis­se des Kin­des miss­ach­tet; und dass es sie zum Aus­druck bringt, wird hier nicht ernst genom­men, son­dern igno­riert. Die­se früh ein­ge­präg­ten Denk- und Ver­hal­tens­mus­ter soll­ten reflek­tiert und neu gedacht werden.“

Auf die­sen Aspekt ging auch Sophia ein, die ehren­amt­lich in der evan­ge­li­schen Jugend­ar­beit tätig ist. „Wir wer­den in Semi­na­ren geschult, dar­auf zu ach­ten, dass kei­ne Spie­le mehr gespielt wer­den, in denen man sich zu nahe­kommt. Alle Men­schen haben Gren­zen, die müs­sen respek­tiert wer­den.“ Wenn außer­dem ver­schie­de­ne Alter­na­ti­ven der Beschäf­ti­gung ange­bo­ten wer­den, müs­se sich nie­mand aktiv gegen eine Grup­pe stel­len, wenn er sich mit einer Akti­vi­tät nicht wohl­füh­le. Nein sagen müs­se leicht sein. Die Schu­lun­gen zur Prä­ven­ti­on sexua­li­sier­ter Gewalt sei­en bei Ehren­amt­li­chen und Haupt­amt­li­chen jeden Alters und in allen kirch­li­chen Arbeits­fel­dern mitt­ler­wei­le verpflichtend.

Kein Ermes­sens­spiel­raum mehr beim Opferschutz

Dies lob­te auch Deka­nin Sabi­ne Hirsch­mann. „End­lich hat das, was in der Lan­des­kir­che seit min­des­tens einem Jahr­zehnt begon­nen wur­de, so rich­tig Fahrt auf­ge­nom­men“, beton­te Hirsch­mann, die damals als Stu­di­en­lei­te­rin in der Aus­bil­dung von Pfarr­per­so­nen Prä­ven­ti­ons­schu­lun­gen ein­ge­führt hatte.

Mitt­ler­wei­le sei­en die­se, so Regi­na Fritz, die an der Aus­bil­dung ver­schie­de­ner kirch­li­cher Berufs­grup­pen betei­ligt ist, in enger Koope­ra­ti­on mit Fach­per­so­nal aus­ge­baut wor­den und eta­bliert. Sabi­ne Hirsch­mann ergänz­te: „Es gibt ein vor der Stu­die und ein nach der Stu­die. Nun gibt es kla­re Hand­lungs­an­wei­sun­gen für Lei­tungs­per­so­nen, wie sie bei Ver­dachts­fäl­len vor­ge­hen müs­sen. Wir haben kei­ne Ermes­sens­spiel­räu­me mehr. Es ist gut, dass dies nun nicht mehr Gegen­stand von Dis­kus­si­on ist. Durch die Stu­die ist es auch denen klar, die nie geglaubt haben, dass sexua­li­sier­te Gewalt min­des­tens jedes fünf­te Kind betrifft. Wir kön­nen uns nicht aus der Ver­ant­wor­tung steh­len, Miss­brauch gibt es nicht nur bei den ande­ren, den gibt es auch in der evan­ge­li­schen Kir­che“, so Hirschmann.

Gemein­sam gegen sexua­li­sier­te Gewalt

Kri­ti­sche Fra­gen aus dem Publi­kum und auf dem Podi­um gab es vor allem zum Umgang mit Betrof­fe­nen. So wur­de bei­spiels­wei­se gefragt, wel­chen Raum die Beglei­tung Betrof­fe­ner ein­nimmt, wenn man sich bei einem Ver­dachts­fall vor­nehm­lich auf die Kon­se­quen­zen für den Täter kon­zen­trie­re. Elke Haber­mei­er, die als Ansprech­per­son für Betrof­fe­ne auf dem Podi­um saß, berich­te­te dar­auf­hin von den Auf­ga­ben, die mit die­sem Amt ver­bun­den sind: Ver­dachts­fäl­le auf­neh­men und die Betrof­fe­nen unter­stüt­zen, unter ande­rem auch durch Ver­mitt­lung von juris­ti­schen oder psy­cho­lo­gi­schen Bera­tungs­an­ge­bo­ten. „Es ist wich­tig, auf die indi­vi­du­el­len Bedürf­nis­se von Betrof­fe­nen zu ach­ten. Das eine ist die Beglei­tung der Betrof­fe­nen in ihrer Kri­sen­si­tua­ti­on, das ande­re der Opfer­schutz durch kla­re dienst­recht­li­che und juris­ti­sche Kon­se­quen­zen für den Täter. Es braucht unbe­dingt bei­des“, so Habermeier.

Die Not­wen­dig­keit einer inten­si­ven Beglei­tung Betrof­fe­ner stell­ten auch Maria Schus­ter vom Wei­ßen Ring, Sven­ja Debe­li­us vom Not­ruf bei sexua­li­sier­ter Gewalt (SkF Bam­berg) und Psy­cho­the­ra­peu­tin Mela­nie Becker her­aus, die als Exper­tin­nen im Publi­kum gela­den waren. Dabei wur­de deut­lich, dass gera­de die Ver­net­zung zwi­schen kirch­li­chen und welt­li­chen Insti­tu­tio­nen an vie­len Stel­len essen­zi­ell für eine wir­kungs­vol­le Prä­ven­ti­on, Inter­ven­ti­on und Auf­ar­bei­tung bei Fäl­len sexua­li­sier­ter Gewalt in der Kir­che ist. Zumal Betrof­fe­ne die­ser Gewalt häu­fig expli­zit nicht von kirch­li­chen Ver­tre­tern beglei­tet wer­den wol­len, wie die „ForuM“-Studie gezeigt hat.

In ihren abschlie­ßen­den Wor­ten appel­lier­te Sabi­ne Wall­ner: „Es reicht nicht, nur auf ver­gan­ge­ne und aktu­el­le Vor­fäl­le zu reagie­ren. Wir müs­sen die tief ver­an­ker­ten Struk­tu­ren und Nar­ra­ti­ve hin­ter­fra­gen, die Grenz­über­schrei­tun­gen über­haupt ermög­li­chen. Reflek­tie­ren Sie Macht­kon­zep­te kri­tisch! Hin­ter­fra­gen Sie evan­ge­li­sche Idea­le! Neh­men Sie die For­schung ernst!“

„Jesus will eine Kir­che der Gleichberechtigten“

Haupt­amt­li­che zu sehr im Vordergrund

Der Bam­ber­ger Erz­bi­schof Lud­wig Schick warnt davor, die Kir­che auf die Rol­le der Päps­te, Bischö­fe, Pries­ter und Haupt­amt­li­chen zu redu­zie­ren, teilt das Erz­bis­tum Bam­berg mit. Haupt­amt­li­che hät­ten sich zu sehr in den Vor­der­grund gespielt, Jesus wol­le jedoch eine Kir­che der Gleichberechtigten.

„Wir haben uns zu sehr in den Vor­der­grund gespielt, das war aber gegen die Inten­ti­on Jesu“, sag­te Schick in sei­ner heu­ti­gen Pre­digt zum Don-Bosco-Fest in Forch­heim. Es müs­se in der Kir­che Ämter und Ver­ant­wort­lich­kei­ten geben. „Aber die Kir­che ist Gemein­schaft aller Getauf­ten. Jesus will eine Kir­che der Gleich­be­rech­tig­ten, vor allem im Ein­satz für sei­ne Sache.“

Der hei­li­ge Don Bosco habe neben den Pries­tern und Ordens­leu­ten immer alle Getauf­ten im Blick gehabt: „Sie soll­ten sich als Chris­ten für die Kin­der und Jugend­li­chen, beson­ders die benach­tei­lig­ten und schutz­be­dürf­ti­gen, inter­es­sie­ren und enga­gie­ren.“ Die Kir­che, die Don Bosco im Blick hat­te, sei die wah­re Kir­che und sie dür­fe nicht unter­ge­hen, „weil sie für unse­re Gesell­schaft, Mensch­heit und Schöp­fung so viel Heil­sa­mes und Gutes wirkt“.

Dras­ti­sche Dro­hung Jesu gel­te heu­te wie immer

Sie hal­te den Glau­ben und das Ver­trau­en auf den guten Gott auf­recht. Das sei gera­de in schwie­ri­gen Zei­ten des Lebens und der Geschich­te wich­tig. „Wir erle­ben es auch jetzt in der Pan­de­mie: Wir brau­chen Ver­trau­en und Hoff­nung, damit wir die Kri­se über­win­den kön­nen. Die Ver­kün­di­gung des Evan­ge­li­ums, die Got­tes­diens­te sowie das seel­sorg­li­che und kari­ta­ti­ve Wir­ken der Kir­che sind unerlässlich.“

Der Miss­brauchs­skan­dal sei ein Tsu­na­mi, beson­ders für die Kir­che. Die Sor­ge um Kin­der und Jugend­li­che, ihre Ent­wick­lung und Bil­dung sei der Kir­che von Jesus selbst auf­ge­tra­gen. In ihr müss­ten sie einen siche­ren Ort fin­den, um sich frei zu ent­fal­ten, sag­te Schick und beton­te: „Wer Kin­der miss­braucht, dem gehört ein Mühl­stein um den Hals und im Meer ver­senkt. Die­se dras­ti­sche Dro­hung Jesu gilt heu­te wie immer.“

Kir­chen­sto­rys

Kurz­film-Wett­be­werb

Um mehr Leu­te dazu zu bewe­gen, sich mit Kir­chen aus­ein­an­der­zu­set­zen – in die­sem Fall mit den Gebäu­den, nicht mit der Insti­tu­ti­on –, hat das Erwach­se­nen­bil­dungs­werk des Erz­bis­tums Bam­berg den Kurz­film-Wett­be­werb „Kir­chen­sto­rys“ aus­ge­ru­fen. Die Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer sind ange­hal­ten, in Kurz­fil­men die bau­li­chen Beson­der­hei­ten ihrer Lieb­lings­kir­che vor­zu­stel­len. Den ers­ten Plät­zen win­ken Preis­gel­der von meh­re­ren Tau­send Euro. Seit Dezem­ber letz­ten Jah­res läuft der Wett­be­werb, Ein­sen­de­schluss für die fil­mi­schen Bei­trä­ge ist der 31. Mai 2021. Ste­fa­nie Bau­er ist Pro­jekt­as­sis­ten­tin der „Kir­chen­sto­rys“, mit ihr haben wir im Inter­view eine Halb­zeit­bi­lanz gezogen.

Wie kam die Idee des Kurz­film­wett­be­werbs „Kir­chen­sto­rys“ zustande?

Ste­fa­nie Bau­er: Es gibt fast kei­nen Ort in Fran­ken ohne eine eige­ne Kir­che. Und doch ken­nen vie­le die Gebäu­de mitt­ler­wei­le nur noch von außen. Dies wol­len wir ändern. Beim Pro­jekt „Kir­chen­sto­rys“ suchen wir Fil­me­ma­che­rin­nen und Fil­me­ma­cher, die in einem Kurz­film von maxi­mal vier Minu­ten die Beson­der­hei­ten ihrer Kir­che zei­gen, ihre Geschich­te erzäh­len und ihre Geheim­nis­se ent­de­cken. Die Idee dahin­ter ist, dass die Men­schen in unse­rer Regi­on sich mehr mit ihren Kir­chen aus­ein­an­der­set­zen. Denn oft wis­sen wir gar nicht, was es in unse­rer eige­nen Kir­che so alles zu ent­de­cken gibt. Jedes Detail hat sei­ne eige­ne Geschich­te. Zur Unter­stüt­zung fin­den beglei­ten­de Work­shops statt, die Ein­bli­cke in das The­ma Film­dreh und Film­schnitt geben. Die­se sind für Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer am Wett­be­werb kostenlos.

War­um möch­ten die Katho­li­sche Erwach­se­nen­bil­dung und das Jugend­amt der Erz­diö­ze­se, dass Jugend­li­che ihre Kir­chen fil­misch vorstellen?

Ste­fa­nie Bau­er: Wir wol­len nicht nur Jugend­li­che anre­gen, einen Film über ihre Kir­che zu dre­hen, son­dern Men­schen jeden Alters. Denn Kir­chen zie­hen Erwach­se­ne, Jugend­li­che und Kin­der unter­schied­lich in ihren Bann. Mit einem Film­dreh kommt man sei­ner Kir­che auf eine ganz ande­re Wei­se näher, sozu­sa­gen mit einem Außen­blick. Im bes­ten Fall hat man natür­lich eine Men­ge Spaß an dem gemein­sa­men Filmdreh. 

Woher stammt das Preis­geld von ins­ge­samt 3.500 Euro, das sich aus 2.000 Euro für den ers­ten, 1.000 Euro für den zwei­ten und 500 Euro für den drit­ten Platz zusammensetzt?

Ste­fa­nie Bau­er: Die Katho­li­sche Erwach­se­nen­bil­dung und das Jugend­amt der Erz­diö­ze­se sind die finan­zi­el­len Trä­ger des Pro­jek­tes. Dar­über hin­aus wird das Pro­jekt vom Kul­tur­fonds Bay­ern unter­stützt. Neben dem Preis­geld bekom­men aber auch alle ande­ren Bei­trä­ge eine klei­ne Aufmerksamkeit.

Wie vie­le Ein­sen­dun­gen gibt es bis­her, mit wie vie­len wei­te­ren rech­nen Sie?

Ste­fa­nie Bau­er: Bis­her gibt es noch recht weni­ge Ein­sen­dun­gen, was wohl vor allem auf Coro­na und die damit ver­bun­de­nen Beschrän­kun­gen zurück­zu­füh­ren ist. Es haben sich aber eini­ge Schul­klas­sen ange­mel­det und sehr vie­le möch­ten noch einen Bei­trag ein­rei­chen. Man muss beden­ken, dass es von der Idee eines Fil­mes bis hin zum fer­ti­gen Film auch eini­ge Zeit dauert. 

Wür­den Sie eini­ge Bei­spie­le nen­nen, wie die bis­he­ri­gen Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer sich des The­mas anneh­men? Wie sehen die bis­he­ri­gen Ein­sen­dun­gen aus?

Ste­fa­nie Bau­er: Die Bei­trä­ge der Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer zei­gen auf ganz viel­fäl­ti­ge Art und Wei­se die ver­schie­de­nen Kir­chen­ge­bäu­de: Von einem Video mit musi­ka­li­scher Unter­ma­lung, einem Gedicht bis hin zu einem span­nen­den Erklär­vi­deo reicht die Band­brei­te der ein­ge­sen­de­ten Kurz­fil­me. Der Krea­ti­vi­tät der Fil­me­ma­che­rin­nen und Fil­me­ma­cher sind kei­ne Gren­zen gesetzt. 

Wel­che Qua­li­tä­ten müs­sen die Fil­me haben, um als Gewin­ner in Fra­ge zu kommen?

Ste­fa­nie Bau­er: Ob wit­zig, span­nend oder rüh­rend, grund­sätz­lich gilt, je krea­ti­ver der Film gestal­tet ist, des­to bes­ser. Fil­me­ma­cher soll­ten die Beson­der­hei­ten ihrer Kir­che dar­stel­len, also zum Bei­spiel den Altar, die Archi­tek­tur, künst­le­ri­sche Dar­stel­lung oder Ähn­li­ches. Außer­dem soll­te der Film eine Geschich­te erzäh­len, einen Span­nungs­bo­gen haben und ein sinn­vol­ler roter Faden soll­te erkenn­bar sein. Auch die maxi­ma­le Film­län­ge von vier Minu­ten soll­te nicht über­schrit­ten und recht­li­che Grund­la­gen wie die der GEMA müs­sen beach­tet wer­den. Ziel ist es, dass man mit sei­nem Bei­trag ande­ren Men­schen Lust macht, die Kir­che sel­ber zu besu­chen. Egal ob mit Han­dy, Video­ka­me­ra oder Foto­ap­pa­rat – Film-Erfah­run­gen braucht niemand.

Auf Ihrer Home­page schrei­ben Sie, dass jeder mit­ma­chen kann „egal ob jeden Sonn­tag in der Kir­che oder nie. Ob katho­lisch oder evan­ge­lisch. Ob Christ, Jude, Mos­lem, Hin­du oder Bud­dhist.“ Kön­nen Sie ein­schät­zen, ob es bereits Ein­sen­dun­gen von Juden, Mos­lems, Hin­dus oder Bud­dhis­ten gibt?

Ste­fa­nie Bau­er: Bis­her haben wir noch kei­ne Bei­trä­ge von ande­ren Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten erhal­ten, was wir sehr bedau­ern. Wir hof­fen, dass mit unter ande­rem durch die Work­shops noch mehr Men­schen auf das Pro­jekt auf­merk­sam machen, die viel­leicht nicht viel mit der katho­li­schen Kir­che zu tun haben. 

Sie schrei­ben dort eben­falls, dass „soge­nann­te Kir­chen­fer­ne“ teil­neh­men kön­nen. Könn­te auch ein Film gewin­nen, der qua­li­ta­tiv sehr hoch abschnei­det, aber kir­chen­kri­tisch ist?

Ste­fa­nie Bau­er: Grund­sätz­lich geht es um die Dar­stel­lung der Kir­che als Gebäu­de, also nicht um die Kir­che als Insti­tu­ti­on. Wir möch­ten mit den ein­ge­reich­ten Bei­trä­gen ande­re Men­schen neu­gie­rig dar­auf machen, die Kir­che sel­ber ein­mal zu besu­chen und dabei die Beson­der­hei­ten zu ent­de­cken. Als Kir­chen­fer­ner könn­te man den Fokus des eige­nen Films bei­spiels­wei­se auf die archi­tek­to­ni­schen und geschicht­li­chen Aspek­te des Kir­chen­ge­bäu­des lenken. 

Was hat es mit der Plu­ral­bil­dung von „Sto­rys“, anstatt „Sto­ries“, auf sich?

Ste­fa­nie Bau­er: Da hat wohl einer gut auf­ge­passt im Eng­lisch­un­ter­richt. Aber laut Duden ist das Wort „Sto­ry“ ein ein­ge­deutsch­tes Wort und der Plu­ral vom Wort „Sto­ry“ im Deut­schen lau­tet „Sto­rys“.

Wie hat sich die Coro­na-Pan­de­mie auf den Wett­be­werb ausgewirkt?

Ste­fa­nie Bau­er: Wir hat­ten spe­zi­el­le Work­shops geplant, in denen alle wich­ti­gen Tricks zum Dre­hen und Schnei­den gelernt wer­den kön­nen. Durch Coro­na muss­ten wir die­se Work­shops vor­erst absa­gen. Wir sind aber aktu­ell drauf und dran, die Work­shops Ende Sep­tem­ber oder Anfang Okto­ber nach­zu­ho­len. Genaue­re Infor­ma­tio­nen wer­den so schnell wie mög­lich auf unse­rer Home­page www.kirchenstorys.de bekannt geben. Unter ande­rem des­we­gen haben wir uns auch ent­schie­den, den Wett­be­werbs­zeit­raum um fast ein hal­bes Jahr zu ver­län­gern, also bis zum 31. Mai 2021.