Seit 11. Mai hat die Städtische Musikschule Bamberg wieder geöffnet. Einzel- und Kleingruppenunterricht sind bereits wieder möglich, Konzerte und regulären Unterricht gibt es aber wohl erst wieder im nächsten Schuljahr. Wir haben mit Schulleiter Martin Erzfeld gesprochen.
Was hat die Bamberger Musikschule während des Lockdowns gemacht?
Martin Erzfeld: Auch wir mussten Mitte März den Betrieb einstellen und ab 16. März war unsere Einrichtung geschlossen, der Unterricht ruhte. Während dieser Zeit haben wir dann aber sehr schnell Formen gefunden, mit den Schülerinnen und Schülern per Online-Video Kontakt zu halten. Die Lehrerinnen und Lehrer haben das sehr schnell umgesetzt und innerhalb von zwei Wochen lief der Online-Unterricht. Was natürlich entfallen ist, waren unsere Angebote in Kindergärten – elementare Musikpraxis – sämtliche Ensembles mussten leider auch stillgelegt werden, was uns sehr wehgetan hat, und auch unsere Kooperationen mit Bamberger Schulen konnten wir nicht weiter durchführen. Aber seit den Lockerungen vom 11. Mai können wir wieder Präsenzunterricht anbieten. Und seit gestern, dem 15. Juni, stehen uns wieder alle Angebote offen, wenn wir den Mindestabstand einhalten können.
Der Kontakt mit den Schülerinnen und Schülern blieb also online bestehen?
Martin Erzfeld: Ja, aber nur im Instrumentalbereich.
Wie sieht Online-Musikunterricht aus?
Martin Erzfeld: Die Lehrkraft sitzt vor ihrer Webcam, die Kinder und Jugendlichen jeweils allein vor ihrer. Gruppenunterricht, selbst mit kleinen Gruppen, ist dabei aber schwierig und so wurden die Dreiergruppen aufgelöst und eben jeweils drei Videoanrufe gemacht.
Haben die Schülerinnen und Schüler den Präsenzunterricht vermisst?
Martin Erzfeld: Online-Unterricht ist natürlich ein Kompromiss. Man kann online schon einiges machen und einige Inhalte vermitteln, aber einige Dinge bleiben auch auf der Strecke. Einmal der Klang, denn was online übermittelt wird, ist manchmal nicht mehr als zum Beispiel Flötenklang zu erkennen. Und das zweite Problem besteht darin, dass das Zusammenspiel mit den Schülerinnen und Schülern nicht gelingt wegen des Zeitversatzes der Übertragung. Vor allem den Ausfall dessen habe ich am Anfang als sehr schmerzlich empfunden, weil ich mit meinen Schülerinnen und Schülern viel gemeinsam musiziere.
Seit 11. Mai bietet die Musikschule wieder Einzel-Präsenzunterricht, seit 15. Juni auch wieder Präsenzunterricht für Gruppen an. Wie läuft es bisher?
Martin Erzfeld: Alle sind froh und glücklich, wieder direkten Kontakt miteinander zu haben – wenn auch unter den gebotenen Schutz- und Hygieneregeln. Aber das war erstmal ein großer Schritt für uns, auch wenn wir die Dinge, die wir noch nicht wieder machen können, wie Konzerte, vermissen. Aber besser als nichts ist es auf jeden Fall und wir arbeiten uns schrittweise an den Normalzustand heran. Unsere größeren Räume stellen wir ja auch unseren Ensembles zur Verfügung und hatten schon einige entsprechende Anfragen von Lehrkräften. Diese beantworte ich immer so: Wenn ihr es hinkriegt, dass alle einen Abstand von 1,5 Metern zueinander halten können, dann sind Proben wieder möglich.
Wie sieht das Hygienekonzept der Musikschule aus?
Martin Erzfeld: Wir halten uns im Wesentlichen an das, was in anderen Bereichen auch gilt. Im Haus haben wir Maskenpflicht – nur im Unterricht dürfen die Masken abgelegt werden, wir haben einen separaten Ein- und Ausgang und alle sind aufgefordert, sich bei Betreten des Hauses die Hände zu waschen. Besondere Maßnahmen mussten wir für die stationären Instrumente wie Klaviere, Keyboard oder Harfe ergreifen, die nach jeder Benutzung desinfiziert werden. Und natürlich gilt die Abstandsregel.
Auf Ihrer Homepage schreiben Sie „voraussichtlich ab dem neuen Schuljahr“, also im September, werden auch wieder alle anderen Unterrichtsformen möglich sein. Würden Sie gerne schon vorher wieder alles anbieten können?
Martin Erzfeld: Wir sehnen einen Normalzustand herbei. Auch bei den weitgehenden Lockerungen, die seit 15. Juni gelten, bleiben natürlich Einschränkungen. Ich selber leite ein Jugend-Symphonieorchester mit 45 Jugendlichen. Wir haben zwar einen Raum mit 100 Quadratmetern, aber selbst mit viel gutem Willen bekomme ich das Orchester da nicht unter. Und natürlich lebt ein Orchester auch von der Sitzweise, die eigentlich möglichst eng sein muss, damit der Klangeindruck für alle Mitglieder gut ist. Und ein Bereich, den ich unbedingt ansprechen möchte, weil er eine Säule unserer Arbeit ist, sind all die Veranstaltungen, die ausgefallen sind. Wir führen normalerweise um die 100 Konzerte pro Jahr durch, bei denen die Jugendlichen das, was sie hier lernen, nach außen bringen können – von kleinen internen Klassenvorspielen bis zum großen Sommerkonzert in der Konzerthalle. Wir hätten natürlich gerne, dass im neuen Schuljahr wieder alles gut wird und wir wieder normal arbeiten können. Ein wesentlicher Faktor dabei ist, dass wir uns nicht vorstellen können, unsere Anfängerinnen und Anfänger von vornherein per Videoanruf zu unterrichten.
Wann wird es wieder Konzerte geben?
Martin Erzfeld: Momentan sind alle Veranstaltungen bis 31. Juli abgesagt. Wir überlegen aber, ob wir vor den Sommerferien im August mit irgendwas mal wieder an die Öffentlichkeit gehen werden. Aber nach der Sommerpause wollen unsere Schülerinnen und Schüler auf jeden Fall anderen Menschen mit ihrer Musik wieder eine Freude machen.