Unter­stüt­zung durch Mahn­wa­che Asyl Bamberg

Dro­hen­de Abschie­bung von Tsi­geha­na Teklai aus Hall­stadt nach Eritrea

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Eritrea
Das Bild wurde 2018 bei der ersten Bamberger Mahnwache Asyl aufgenommen. Es zeigt Tsigehana Teklai und eine Frau aus der Johannesgemeinde. Es war auch Titelbild der Einladungskarte zur Frauentafel "Liebe in Zeiten der Abschottung" der Interreligiösen Fraueninitiative. Foto: Markus Trenkle
Seit Frei­tag sitzt Frau Tsi­geha­na Teklai in Abschie­be­haft. Dar­über infor­mier­te die evan­ge­li­sche Kir­chen­ge­mein­de Hall­stadt. Frau Teklai soll nach Eri­trea abge­scho­ben wer­den, wohin Abschie­bun­gen in der Ver­gan­gen­heit die abso­lu­te Aus­nah­me waren. Die Bam­ber­ger Mahn­wa­che Asyl wird am mor­gi­gen Mon­tag um 18 Uhr auf der Unte­ren Brü­cke in Bam­berg ihre Soli­da­ri­tät mit Frau Teklai ausdrücken.

Die eri­tre­isch-ortho­do­xe Frau, die mit ihrer Toch­ter vor dem Mili­tär­dienst geflo­hen war und aktu­ell auf medi­zi­ni­sche Behand­lung ange­wie­sen ist, war im Jahr 2018 im Kir­chen­asyl in der Johan­nes­kir­chen­ge­mein­de Hall­stadt und ist gut inte­grier­tes Mit­glied der Gemein­de. Nun sol­len unter ande­rem bei der Bam­ber­ger Mahn­wa­che Asyl am mor­gi­gen Mon­tag, dem 9. Dezem­ber, Unter­schrif­ten gesam­melt wer­den, um für Frau Teklai eine Auf­ent­halts­er­laub­nis zu erbitten.

Die evan­ge­li­sche Kir­chen­ge­mein­de in Hall­stadt ist ent­setzt, seit sie davon erfuhr, dass Tsi­geha­na Teklai am Frei­tag in Abschie­be­haft genom­men wur­de und nach Eri­trea abge­scho­ben wer­den soll. Frau Teklai sei den Men­schen in der Johan­nes­ge­mein­de, seit­dem sie und ihre damals vier­zehn­jäh­ri­ge Toch­ter 2018 im Kir­chen­asyl waren, ans Herz gewach­sen.
Obwohl sie selbst eri­tre­isch-ortho­dox ist, half sie bei Ver­an­stal­tun­gen und Got­tes­diens­ten. Sie gehö­re zur Gemein­de dazu. Nach jedem Got­tes­dienst ste­he sie beim Kir­chen­kaf­fee unter den Men­schen und ver­tei­le ihr selbst geba­cke­nes Brot. Dem­entspre­chend scho­ckiert zeig­ten sich die Got­tes­dienst­be­su­cher am heu­ti­gen 2. Advent, als Prä­di­kan­tin Susan­ne Freund gleich zu Beginn des Got­tes­diens­tes mit­teil­te: „Unse­re Tsi­geha­na soll abge­scho­ben wer­den. Ihr Platz ist heu­te leer.“ Pfar­rer Andre­as Schlecht­weg und ihre Toch­ter Arse­ma schil­der­ten die Umstände.

Frau Teklai hat eine schwie­ri­ge Geschich­te von jah­re­lan­ger Flucht vor dem Mili­tär­dienst in Eri­trea und schwe­re Gewalt­er­fah­run­gen im Sudan, in Liby­en und Ita­li­en hin­ter sich. Psy­chisch und kör­per­lich ist sie tief ver­letzt. Im letz­ten Jahr konn­te sie sich sta­bi­li­sie­ren, auch das Ver­hält­nis zu ihrer Toch­ter hat­te sich deut­lich ver­bes­sert. Dazu bei­getra­gen haben vie­le ehren­amt­li­che Hel­fer der Kir­chen­ge­mein­de und das Jugend­amt. Aktu­ell ist sie nach einem Kran­ken­haus­auf­ent­halt drin­gend auf eine Wei­ter­be­hand­lung ange­wie­sen. Trotz­dem hat sie, solan­ge sie eine Arbeits­er­laub­nis hat­te, als Putz­hil­fe bei ver­schie­de­nen Arbeit­ge­bern gear­bei­tet und ist für ihren Lebens­un­ter­halt selbst auf­ge­kom­men – bis ihr im ver­gan­ge­nen August die Arbeits­er­laub­nis ent­zo­gen wur­de. Die Kir­chen­ge­mein­de war dabei, einen Antrag an die Här­te­fall­kom­mis­si­on zu stellen.


Abschie­bun­gen nach Eri­trea waren abso­lu­te Ausnahme

Abschie­bun­gen nach Eri­trea waren in der Ver­gan­gen­heit die abso­lu­te Aus­nah­me. Was Frau Teklai in Eri­trea erwar­tet, ist kaum vor­stell­bar. Abge­se­hen von der unge­klär­ten Gefähr­dungs­la­ge einer ins Aus­land ent­lau­fen­den Sol­da­tin – ihr Part­ner, den sie über 10 Jah­re nicht gese­hen hat, ist aids­krank, der Bru­der seit vie­len Jah­ren im Gefäng­nis. Es wäre ein Weg ins Elend. Zudem lebt ihre mitt­ler­wei­le 20jährige Toch­ter Arse­ma hier in Bam­berg. Vor dem Hin­ter­grund von Arse­mas Kind­heit und Jugend erst bei einer Tan­te in Äthio­pi­en, im Flücht­lings­la­ger im Sudan sowie ange­sichts der erleb­ten Umstän­de in Liby­en und des Flucht­wegs ist es bewun­derns­wert, was die­se jun­ge Frau geleis­tet hat. Sie hat die Schu­le abge­schlos­sen. Sie spricht her­vor­ra­gend deutsch. Sie ist nach die­sen lan­gen Jah­ren sehr gut inte­griert. Arse­ma hat eine Aus­bil­dung zur Büro­kauf­frau begon­nen, muss­te jedoch die­se auf­grund eines zeit­lich begrenz­ten Auf­ent­halts­ti­tels unter­bre­chen. Ihr Aus­bil­dungs­be­trieb konn­te das Risi­ko, sie unter Umstän­den nicht fer­tig aus­bil­den und über­neh­men zu kön­nen, nicht ein­ge­hen. Aktu­ell sucht sie nach einem neu­en Aus­bil­dungs­be­trieb. Es wäre eine gro­ße Här­te, wenn die bei­den Frau­en, Mut­ter und Toch­ter, nun nach all dem, was sie mit­ein­an­der erlebt und erlit­ten haben, aus­ein­an­der­ge­ris­sen würden.

Die Kir­chen­ge­mein­de hat eine Unter­schrif­ten­ak­ti­on gestar­tet und Abge­ord­ne­te ange­schrie­ben. Sie bit­ten ein­drück­lich dar­um, dass Frau Teklai einen Auf­ent­halts­sta­tus und eine Arbeits­er­laub­nis bekommt und aus der Abschie­be­haft ent­las­sen wird. Bereits am ers­ten Tag haben sich über 150 Men­schen hand­schrift­lich ein­ge­tra­gen. Auch die Bam­ber­ger Mahn­wa­che Asyl am mor­gi­gen Mon­tag, 9. Dezem­ber um 18 Uhr auf der Unte­ren Brü­cke in Bam­berg, wird ihre Soli­da­ri­tät mit Frau Teklai aus­drü­cken. Pfar­re­rin Susan­ne Witt­mann-Schlecht­weg und Arse­ma wer­den auch dort berich­ten. Die Unter­schrif­ten­lis­ten lie­gen eben­falls aus.

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