Seit Anfang letzten Jahres unterhält das Klima- und Umweltamt der Stadt Bamberg online ein Solarflächenkataster. Anhand einer interaktiven Stadtkarte kann man sich anzeigen lassen, wie wirtschaftlich und energetisch sinnvoll Photovoltaik und Solarthermie auf dem eigenen Dach sein könnte.
Im Rahmen des Pariser Klimaabkommens hat die Staatengemeinschaft 2015 Klimaschutzziele beschlossen, mit denen die globale Erwärmung auf unter 2 Grad gehalten werden soll. Seither haben in diesem Sinne Länder der EU und ihre Kommunen – bekanntermaßen mal mehr, mal weniger erfolgreich – entsprechende Beschlüsse gefasst, um einen eigenen Beitrag zu diesem Klimaschutzabkommen zu leisten.
In der Stadt Bamberg und dem Landkreis wurde bereits 2008 eine Klimaallianz gegründet, die daran arbeitet, dass die beiden Kommunen bis zum Jahr 2035 sämtliche der lokal verbrauchten Energie aus erneuerbaren Energieträgern gewinnen. Ein Weg dorthin kann der Ausbau von Photovoltaikanlagen sein. Um diesen voranzutreiben, hat das Klima- und Umweltamt Bambergs zusammen mit dem Landkreis Bamberg ein Solarkataster eingerichtet.
Unter www.solarkataster-bamberg.de kann man das interaktive Online-Werkzeug finden. Hat man seinen Wohnort in der Stadt oder im Landkreis angeklickt, gelangt man auf eine sehr detaillierte Darstellung der Straßen und vor allem Gebäude von beispielsweise Bamberg. Ähnlich wie auf Kartenanzeigen von Online-Suchmaschinen kann man dann seinen exakten Wohnort, also sein Wohngebäude, suchen und wiederum anklicken. „Auch soll das Solarkataster Menschen in den Stand versetzen“, sagt Thomas Klostermann, Sachgebietsleiter „Nachhaltigkeit und Umweltschutz“ im Klima- und Umweltamt, „das energetische und wirtschaftliche Potenzial ihrer Dachfläche realistisch einschätzen zu können.“
Von den Dächern, die in Bamberg dafür geeignet sind, sind laut Energieatlas Bayern etwa 45 Prozent Dächer von Wohngebäuden, sieben Prozent öffentlich, und etwa 30 Prozent wirtschaftlich genutzte Gebäude. „Hinzu kommen Solarflächen, die über Parkplätzen aufgestellt werden könnten – um diese Möglichkeiten wollen wir das Kataster noch erweitern.“
Zusätzlich kann man im Solarflächenkataster einen Filter aktivieren, der Auskunft gibt, ob das betreffende Gebäude unter Denkmalschutz steht. Ein Faktor, der bei der Energiewende in der so gut wie vollständig denkmalgeschützten Altstadt Bambergs allerdings schnell zum Problem werden kann.
Wir haben mit Thomas Klostermann über das Kataster und seine Hintergründe gesprochen.
Herr Klostermann, welche langfristigen Auswirkungen könnte der Klimawandel auf Bamberg haben?
Thomas Klostermann: Durch den menschengemachten Klimawandel besteht auch für Bamberg konkret die Gefahr, dass sich die Durchschnittstemperaturen um mehrere Grad erhöhen. Durch die steigenden Temperaturen bestehen gesundheitliche Risiken, gerade für vulnerable Gruppen wie ältere oder ganz junge Menschen, und sie verändern unsere Natur und damit unsere Lebensgrundlage in hohem Maße. Darüber hinaus kosten die Anpassungsmaßnahmen, die an den Klimawandel geleistet werden müssten, viel Geld. Das betrifft zum Beispiel den Forstumbau: Bäume, die nicht besonders klimaresilient gegenüber heißen Temperaturen sind, müssen ersetzt werden. Ähnliches gilt für Begrünungen in der Stadt.
Stadt und Landkreis haben es sich in einer Klimaallianz zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2035 100 Prozent der lokal verbrauchten Energie aus erneuerbaren Energieträgern aus der Region zu beziehen. Wie weit ist die Stadt mit diesem Vorhaben?
Thomas Klostermann: Ich sage es einmal so: Wir haben es geschafft, dass wir auf einem guten Weg sind, dieses Ziel zu erreichen, aber wir haben noch viel zu tun. Gerade beim PV-Ausbau auf Dachflächen besteht noch enormes Potenzial. Insgesamt sind etwa 300.000 Megawattstunden möglich. Derzeit nutzen wir einen Anteil von 4,5 Prozent der Dachflächen für PV. Das sind etwa 13.000 Megawattstunden.
Woran liegt der Rückstand?
Thomas Klostermann: Wir haben in Bamberg zum Beispiel die Herausforderung, dass wir einen sehr großen denkmalgeschützten Bereich haben, der Einschränkungen mit sich bringt beim Ausbau von PV auf Dachflächen. Dadurch ist nicht alles an Potenzial ausschöpfbar. Etwa 30 Prozent der für PV-Anlagen nutzbaren Dachfläche liegen in denkmalgeschützten Bereichen und bedürfen einer besonderen Genehmigung.
30 Prozent? Wenn man im Solarkataster den entsprechenden Filter aktiviert, liegt fast über der ganzen Altstadt ein rötlicher Denkmalschutz-Schleier.
Thomas Klostermann: Es ist tatsächlich nicht in jedem Fall möglich, PV-Anlagen auf Dächern anzubringen. Es ist aber auch nicht automatisch ausgeschlossen, dass ausgebaut werden könnte. Die rote Färbung hat den Hintergrund, den Leuten keine falschen Hoffnungen zu machen. Wir haben diesen Filter eingebaut, damit man sich frühzeitig bei den zuständigen Behörden, also beim Bauordnungsamt, informieren kann, ob ein Ausbau aus Denkmalschutzsicht realistisch ist.
Welchen Anteil an der lokal erzeugten erneuerbaren Energie könnte Solarenergie liefern?
Thomas Klostermann: Den gesamten Strombedarf der Stadt könnten wir damit natürlich nicht decken. Aber das Ziel ist, zusammen mit dem Landkreis, das Potential von Solarenergie auf Dächern, Balkonen, Parkplätzen und Freiflächen weitgehend auszuschöpfen. Da sprechen wir von etwa 30 bis 40 Prozent bilanziell, wenn man Stadt und Landkreis zusammennimmt.
Ist das bis 2035 noch schaffbar?
Thomas Klostermann: Ich bin zuversichtlich, dass wir das erreichen können, aber dafür sind erhebliche Anstrengungen nötig, zum Beispiel mehr Ressourcen in den Ausbau von PV-Anlagen zu stecken. Auch müssen wir mehr darüber nachdenken, wie wir die Menschen besser darin unterstützen können, sich eine eigene PV-Anlage auf dem Dach zu installieren.
Im April hat die Regierung von Oberfranken den Haushalt der Stadt Bamberg für das Jahr 2024 bewilligt mit dem Zusatz, dass die Haushaltslage sehr angespannt sei. Ist genug Geld da für den PV-Ausbau?
Thomas Klostermann: Im aktuellen Haushalt sind etwa 750.000 Euro für PV-Anlagen auf öffentlichen Dachflächen eingeplant worden. Es ist also ein Thema, das den Stadtrat umtreibt. Ob diese Summe ausreicht, hängt davon ab, wie die nächsten Jahre aussehen. Es ist aber ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Reicht das Geld, um auch den privaten Ausbau mit PV-Anlagen zu fördern?
Thomas Klostermann: Aktuell gibt es seitens der Stadt keine finanzielle Förderung für privaten PV-Ausbau. Den Ausbau von erneuerbaren Energien auf dem Dach zu fördern, ist eigentlich auch nicht wirklich nötig, denn die Anlagen sind in den meisten Fällen wirtschaftlich und rentieren sich durch Einsparungen schnell. Ich halte es eigentlich sogar für wichtiger, dass es im Vorfeld ein gutes Beratungsangebot gibt. Außerdem kann das Solarflächenkataster Aufschluss darüber bieten, wie viel Kosten und CO2 man einspart – je nachdem, wie viele Module auf dem Dach man installiert und wie das Strom-Verbrauchsverhalten ist.
Wie kann man die Leute besser erreichen: Über die finanzielle oder die Umweltschutz-Seite eines PV-Ausbaus?
Thomas Klostermann: Ich möchte die Leute natürlich lieber über die Umweltschutz-Seite erreichen und den Aspekt stark machen, dass es um unsere anteilige Verantwortung an den Klimaschutzzielen geht. Letztlich muss der Klimaschutz aber Hand in Hand laufen mit dem wirtschaftlichen Nutzen. Auch so kann man viele Menschen erreichen.
Wie weit ist das Thema zur Bevölkerung vorgedrungen?
Thomas Klostermann: Wir haben das Kataster erst letztes Jahr dem Stadtrat vorgestellt und wollen es bei den Menschen, die es noch nicht kennen, öffentlich noch bekannter machen. Die Nutzerzahlen sind aber schon recht hoch.