Gre­mi­um der Regierungsbezirke

Fach­kräf­te­man­gel, Pfle­ge, Finan­zen: Voll­ver­samm­lung Baye­ri­scher Bezirketag

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Bezirketag
Bezirketags-Präsident Franz Löffler, Foto: Franz Bauer
In Bind­lach nahe Bay­reuth fand sich am Don­ners­tag (6. Juli) der Baye­ri­sche Bezir­ke­tag zu einer Voll­ver­samm­lung ein. The­ma­tisch stan­den vor allem Fach­kräf­te­man­gel und zu wenig Finan­zie­rung der Regie­rungs­be­zir­ke durch die Staats­re­gie­rung im Vordergrund.

Ob in Ein­rich­tun­gen für Men­schen mit Behin­de­rung, Pfle­ge­ein­rich­tun­gen oder auch in den psych­ia­tri­schen Fach­kli­ni­ken: über­all ist der Fach­kräf­te­man­gel spür­bar, wie der Baye­ri­sche Bezir­ke­tag mit­teil­te. Auf der dies­jäh­ri­gen Voll­ver­samm­lung des Gre­mi­ums in Bind­lach habe Franz Löff­ler (CSU), Prä­si­dent des Bezir­ke­tags, des­halb Bay­erns Minis­ter­prä­si­den­ten Söder deut­lich gemacht: „Für die Bezir­ke sind der Fach­kräf­te­man­gel sowie die Fra­ge der Finan­zie­rung der sozia­len Leis­tun­gen die bei­den der­zeit größ­ten Her­aus­for­de­run­gen. Wobei die feh­len­den Arbeits­kräf­te für uns das ungleich schwe­rer zu lösen­de Pro­blem dar­stel­len. Wir brau­chen des­halb eine ehr­li­che Debat­te dar­über, was für eine gute Ver­sor­gung für Men­schen mit Unter­stüt­zungs­be­darf wirk­lich not­wen­dig ist. Dabei müs­sen wir ganz klar tren­nen zwi­schen must-have und nice-to-have.“

Immer öfter müss­ten Grup­pen oder gan­ze Sta­tio­nen geschlos­sen wer­den, da das erfor­der­li­che Per­so­nal nicht zur Ver­fü­gung steht. Zudem mach­ten Infla­ti­on und Preis­stei­ge­run­gen kei­nen Halt vor Ange­bo­ten für Men­schen mit Behin­de­rung, Pfle­ge­be­darf oder psy­chi­schen Erkrankungen.

Ver­bes­se­rungs­mög­lich­kei­ten mach­te Löff­ler auf dem Bezir­ke­tag bei­spiels­wei­se im Bereich der Pfle­ge aus. Von den fast 580.000 pfle­ge­be­dürf­ti­gen Men­schen in Bay­ern wür­den etwa 80 Pro­zent zu Hau­se ver­sorgt. Die häus­li­che Pfle­ge wer­de in etwa zur Hälf­te allein von Ange­hö­ri­gen erbracht. „Hier muss man anset­zen“, so Löff­ler. „Denn wenn man mög­lichst früh­zei­tig den Betrof­fe­nen und ihren Ange­hö­ri­gen pass­ge­naue Hil­fe und Unter­stüt­zung zur Ver­fü­gung stellt, kön­nen die­se mög­lichst lan­ge in den eige­nen vier Wän­den leben und ihre Selbst­stän­dig­keit erhal­ten. Das ist eine Win-Win-Situa­ti­on. Denn Pfle­ge­be­dürf­ti­ge wol­len so lan­ge es geht, in ihrer ver­trau­ten Umge­bung blei­ben. Zudem spart es Kos­ten und Per­so­nal, weil kei­ne sta­tio­nä­re Pfle­ge not­wen­dig ist.“

Mit dem Baye­ri­schen Staats­mi­nis­te­ri­um für Gesund­heit und Pfle­ge ste­he man dazu schon im Aus­tausch. Den­noch sei das Minis­te­ri­um nun am Zug, dafür zu sor­gen, dass die Finan­zie­rung ört­li­cher Pfle­ge­struk­tu­ren sicher­ge­stellt wer­de. „Es darf nicht sein, dass Men­schen auf­grund stei­gen­der Kos­ten und sta­gnie­ren­der Ren­ten im Alter zu Sozi­al­hil­fe­fäl­len wer­den,“ sag­te Franz Löff­ler in Rich­tung der Baye­ri­schen Staats­re­gie­rung fest.

Stär­ke­re finan­zi­el­le Betei­li­gung des Freistaats

Auch den Fach­kräf­te­man­gel nahm Franz Löff­ler beim Bezir­ke­tag in den Blick. Hier wün­sche er sich von der Poli­tik vor allem mehr Fle­xi­bi­li­tät bei den ord­nungs­recht­li­chen Vor­ga­ben und den Per­so­nal­schlüs­seln. Die­se teils sehr star­ren Vor­ga­ben zum Per­so­nal­ein­satz in den Pfle­ge- und Behin­der­ten­ein­rich­tun­gen, aber auch im Kran­ken­haus­be­reich, hät­ten zur Fol­ge, dass Ange­bo­te zurück­ge­fah­ren und Plät­ze gestri­chen wer­den müs­sen, weil Fach­kraft­quo­ten auf­grund des Man­gels an qua­li­fi­zier­tem Per­so­nal nicht erfüllt wer­den kön­nen. „Es geht hier nicht um eine schlech­te­re Ver­sor­gung der betrof­fe­nen Men­schen, son­dern um eine bedarfs­ori­en­tier­te Betreu­ung. Und dafür brau­chen die Ein­rich­tun­gen die Mög­lich­keit, Per­so­nal gege­be­nen­falls fle­xi­bel ein­set­zen zu kön­nen“, so der Bezirketagspräsident.

Auch die finan­zi­el­le Aus­stat­tung der drit­ten kom­mu­na­len Ebe­ne berei­te den Bezir­ken zuneh­mend Sor­ge, denn Aus­ga­ben für Ein­glie­de­rungs­hil­fe und Hil­fe zur Pfle­ge stei­gen seit Jah­ren. Zum einen sei­en die Auf­ga­ben­be­rei­che durch Bun­des­ge­set­ze ste­tig aus­ge­baut und die Eigen­be­tei­li­gung der Betrof­fe­nen sowie der Ange­hö­ri­gen zurück­ge­nom­men wor­den. „Zum ande­ren schla­gen sich die gestie­ge­nen Prei­se für Waren und Dienst­leis­tun­gen sowie für höhe­re Tarif­löh­ne bei den Beschäf­tig­ten auch in den Pfle­ge­sät­zen nie­der“, sag­te Franz Löff­ler. „Bis zuletzt konn­ten wir die Kos­ten­stei­ge­run­gen in unse­ren Haus­hal­ten noch auf­fan­gen. Aller­dings ist nicht aus­zu­schlie­ßen, dass die Steu­er­ei­nah­men in den kom­men­den Jah­ren nicht wie bis­her stei­gen wer­den. Die Prei­se wer­den aber auf einem hohen Niveau blei­ben. Wir müs­sen des­halb jetzt schon nach Lösun­gen suchen, wie wir die sozia­le Daseins­vor­sor­ge in Bay­ern auch künf­tig finan­zie­ren können.“

Die For­de­rung nach einer stär­ke­ren finan­zi­el­len Betei­li­gung des Frei­staats ist eine von 23 For­de­run­gen, die die Dele­gier­ten der Bezir­ken bei der Voll­ver­samm­lung für die Land­tags­wahl ver­ab­schie­det haben. Wei­te­re For­de­run­gen betref­fen die Berei­che Sozia­les, Gesund­heit, Bil­dung, Kul­tur und Umwelt.

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