Seit dem Gründungsjahr 1990 spielt das Sextett Fiddler’s Green aus dem Großraum Erlangen eine eigene Mischung aus Rock und Irish Folk: Irish Speedfolk. Nachzuhören ist das Ganze derzeit auf „3 Cheers For 30 Years“, ein elf Titel umfassendes Jubiläums-Album. Mit Bassist Rainer Schulz haben über die Karriere der Band und ihr Konzert in Bad Staffelstein am 1. September gesprochen.
Personelle Umbesetzungen haben in den 33 Jahren der Band auch vor Fiddler’s Green nicht Halt gemacht. Wer außer dir gehört heute noch zu den Gründungsmitgliedern?
Rainer Schulz: Nur Sänger Ralf „Albi“ Albers, die anderen vier Musiker kamen zwischen 1991 und 2006 dazu. Die aktuelle Besetzung mit Pat, Tobias, Stefan, Frank, Joss und mir ist also auch schon seit 17 Jahren unverändert zusammen.
Wie viel Folk ist bei euch noch vorhanden, da die Rock-Einflüsse über die Jahre immer mehr wurden?
Rainer Schulz: Wir interpretieren Folk einfach anders als andere und haben mit „Irish Speedfolk“ unser eigenes Genre ins Leben gerufen. Aber traditionelle irische Musik und Irish Folk wird trotz Ska, Reggae, Punk, Rock und Pop immer den größten Einfluss haben. Es kommt darauf an, eine konsequente, kreative Entwicklung mit Mut zu Neuem zu kombinieren. Und durch das Instrumentarium, wir haben ja neben der Rockfraktion auch immer Geige, Akkordeon, Mandoline und Akustikgitarre im Gepäck, bleiben wir dem Folk sowieso treu.
Werfen wir einen Blick auf eure letzten Veröffentlichungen der umfangreichen Diskografie und sprechen wir über neue Aufnahmen.
Rainer Schulz: Unser letztes reguläres Studioalbum war „Heyday“ aus dem Jahr 2019. Dann erschien „Acoustic Pub Crawl II – Live in Hamburg“ im April 2020. Im Dezember des gleichen Jahres kam dann „3 Cheers For 30 Years“. Und im Dezember 2022 haben wir „Seven Holy Nights“ herausgebracht mit 13 bekannten Weihnachtsliedern. Und mit neuen Studioaufnahmen sieht es derzeit auch sehr gut aus, es wird wohl zur Jahreswende eine Veröffentlichung mit Eigenkompositionen auf unserem eigenen Label anstehen.
Seit 2016 veranstaltet ihr jährlich im Juli das zweitägige Shamrock Castle, ein Celtic & New Folk Festival, bei dem ihr mit befreundeten Bands auftretet. Wie war es zuletzt?
Rainer Schulz: 2020 und 2021 gab es das Festival nicht, seit 2022 sind wir wieder am Start. In diesem Jahr waren wir wie gewohnt in Bammersdorf auf Schloss Jägersburg in der Fränkischen Schweiz zu Gast. In wunderbar entspannter Atmosphäre hatten wir viele Freunde und Bekannte vor und hinter der Bühne und konnten tolle Bands, wie unter anderem Uncle Bard & The Dirty Bastards aus Italien, erleben. Ein Highlight mit rund 2.000 BesucherInnen pro Tag bei perfektem Sommerwetter.
Wie sehen entsprechend eure Tourneepläne aus?
Rainer Schulz: Bis etwa Mitte September sind wir noch als Headliner in Frankreich, Italien und der Schweiz unterwegs. Nach einer Pause geht es dann mit der Eisheilige Nacht-Festivaltournee weiter, wo wir Co-Headliner bei Subway To Sally sind. Daneben spielen noch Letzte Instanz und Manntra auf den Shows zwischen Mitte und Ende Dezember mit.
Stichwort Ausland: Im deutschsprachigen Raum seid ihr eine feste Größe, Europa habt ihr vielfach bespielt. Wie weit seid ihr schon gekommen?
Rainer Schulz: Wir haben gezeigt, dass wir musikalische und geografische Grenzen hinter uns lassen können. Die Japan-Tourneen sind uns allen für immer im Gedächtnis. Ebenso Norwegen zur Mittsommer-Wende. Und wenn man es dann schafft, Tausende von Menschen zu begeistern, die einen nicht kennen, dann befriedigt das ungemein.
Um das Fortbestehen einer Band zu sichern, ist es ratsam, sich auch mit Videodrehs und Social Media auseinanderzusetzen. Wie geht ihr dabei vor?
Rainer Schulz: Das gehört auch zu unserer kreativen Entwicklung und auch da bringen wir viel Herzblut ein. Ende Juli haben wir schon den ersten Videodreh für unsere kommende Single absolviert. Und das Video zu „The drunken sailor“, mit Szene-Größen wie Eric Fish von Subway To Sally, Malte Hoyer von Versengold, Chris Lennon von Mr. Irish Bastard und Micha Rhein von In Extremo, war ein Renner. Und auch auf den Social Media-Kanälen sind wir präsent, das ist heute letztendlich ein Muss in Sachen Bandpromotion. Auch da haben wir bandintern eine gute Lösung gefunden.
Zu Folkpunk und Folkrock gehört traditionell auch immer eine ausgelassene Party. Wie sieht es damit bei euch aus?
Rainer Schulz: Da wir fast alle Familie haben, haben sich die Exzesse reduziert. Es muss nicht immer bis zum Maximum gehen und trotzdem können Band und Fans ausgelassen feiern. Aber wenn wir im Nightliner unterwegs sind und Tobias seine illuminierte Jägermeister-eisgekühlt-Maschine auspackt, weiß man meist, was kommt.