Seit Mitte Mai betreibt die VR Bank Bamberg-Forchheim das Immobilien-Portal „MeinZuhause“. Dort lassen sich gebündelt Informationen zum Bauen, Kaufen oder Mieten finden. Auch möchte das Portal zu Fragen des Drumherum, wie Modernisierung oder energetische Sanierung, weiterführende Antworten und Kontakte zum regionalen Handwerk liefern. Die Bank selbst verspricht sich davon eine zukunftsweisende Vernetzung von persönlichem und digitalem Banking rund um die Themen Bauen und Wohnen. Wir haben mit Vorstandsmitglied Thomas Schwarz über das Portal und den Bamberger Immobilienmarkt gesprochen.
Herr Schwarz, was unterscheidet das Immobilien-Portal „MeinZuhause“ von anderen, ähnlichen Angeboten?
Thomas Schwarz: Das Besondere am „MeinZuhause“-Portal ist, dass es ein digitales Lösungsangebot für fast alles rund um die Themen Bauen und Wohnen darstellt. Es bietet Lösungen vom Baukostenrechner bis zur Bauabnahme, von der Schnellbewertung einer Immobilie bis zum Umzug oder auch vom Modernisierungsmaßnahmen-Check bis zur Mängelprüfung und vieles mehr. Das Einzigartige ist, dass wir es aber nicht nur bei Informationen zu Immobilien-Ideen oder ‑Wünschen belassen. Die Kundschaft kann sich ganz konkret mit der Umsetzung beschäftigen, da wir auch einen direkten Zugang zu Unternehmen und Dienstleitern wie Architekten, Handwerkern oder Energieberatern aus der Region bieten. Kurz gesagt: Das Portal ist ein digitales und regionales Ökosystem in den Bereichen Bauen und Wohnen. Wir möchten damit unsere guten Finanzierungslösungen mit nützlichen Mehrwerten erweitern und unsere Kunden auch außerhalb unseres Kerngeschäftes mit Informationen und Lösungen versorgen.
Warum wurde es eingerichtet?
Thomas Schwarz: Beim Erwerb von Wohneigentum, beim Bauen oder Modernisieren, muss man an sehr vieles denken und vor allem sehr vieles vorausdenken. Unter anderem sorgen die heutigen gesetzlichen Vorgaben dafür, dass die Liste der Fragen wie etwa zu Kosten oder zu Energieverordnungen immer länger und damit die Vorhaben komplexer werden. Daher war es für uns an der Zeit, unserer Kundschaft eben nicht nur mit einer Baufinanzierung zur Seite zu stehen, sondern auch passende Informationen und Lösungen für das Drumherum mitzuliefern. Unser Hauptaugenmerk liegt dabei weiterhin darauf, unsere persönlichen Beratungs- und Betreuungsangebote auszubauen und gleichzeitig unsere digitalen Dienstleistungen zu erweitern. Mit unserem „MeinZuhause“-Portal gelingt uns genau diese Vernetzung von digitalem und persönlichem Banking unserer über 50 ausgebildeten Baufinanzierungs- und Modernisierungsberater.
Welche Anforderungen an die Politik sollten derzeit besonders erfüllt werden?
Thomas Schwarz: Was sowohl für Unternehmen als auch für Privatpersonen wichtig ist, ist die Stabilität der Rahmenbedingungen. Dass wir in den Bereich Bauen und Wohnen nachhaltiger werden müssen, um unsere Klimaziele zu erreichen, ist selbstverständlich. Aber Investitionen, die diese Ziele ermöglichen, sind eher langfristig ausgerichtet und man braucht dafür Planungssicherheit. Und diese Sicherheit war unter anderem beim Thema Heizungsanlagen in den letzten zwei Jahren nicht immer gegeben.
In einer aktuellen Pressemitteilung zum Geschäftsjahr 2023 schreibt die VR Bank Bamberg Forchheim von einem Nachfragerückgang bei langfristigen Immobilien-Finanzierungen. Erhoffen Sie sich von ihrem Portal auch eine Verbesserung der eigenen finanziellen Situation?
Thomas Schwarz: Der Nachfragerückgang hat aus unserer Sicht zwei wesentliche Gründe. Zum einen muss man festhalten: die Baufinanzierungszinsen sind im Vergleich zu vor zwei Jahren deutlich gestiegen. Gleichzeitig haben sich die Baukosten für einen Neubau oder Sanierungsmaßnahmen deutlich erhöht. Beides hat dazu geführt, dass private Investitionen zurückhaltender geworden sind. Der zweite Punkt war die verstärkte Zurückhaltung für eine Immobilien-Kaufentscheidung, insbesondere für Bestandsimmobilien. Was muss ich tun, um die Immobilie energetisch auf den neusten Stand zu bringen und wie wirken sich die Sanierungsmaßnahmen auf meine Energiekosten aus? Diese und andere Fragestellungen haben ebenfalls eher Zurückhaltung ausgelöst. Mit unserem „MeinZuhause“-Portal geben wir Antworten auf diese Fragen, so dass sich unsere Kunden wieder mit mehr Klarheit und Sicherheit für einen Kauf oder Bau einer Immobilie entscheiden können und damit auch die Finanzierungsanfragen bei uns weiter steigen.
Welche Zielgruppe haben Sie mit dem Immobilien-Portal im Blick?
Thomas Schwarz: Wohnen betrifft uns alle. Und so ist auch unser „MeinZuhause“-Portal ausgerichtet. Es bietet Lösungsangebote für nahezu jedes Vorhaben rund um die Themenbereiche Bauen und Wohnen, sowohl für Käufer wie auch für Verkäufer, für Mieter wie auch für Vermieter.
Wie steht es um den Bamberger Immobilienmarkt? Finden die Entwicklungen zum Wohnraummangel und zu steigenden Preise auch hier statt?
Thomas Schwarz: Im Immobilienmarkt speziell in der Stadt Bamberg haben wir sicherlich eine besondere Situation. Mit rund 1.500 Einwohnern pro Quadratkilometer Fläche ist Bamberg eine der am dichtbesiedelsten Städte in Bayern. Und mit einer Fläche von 54,6 Quadratkilometer ist der Immobilienmarkt eher klein. Auf der einen Seite hat dies den Vorteil, dass die Preise für Wohneigentum relativ stabil sind, da die Nachfrage auf ein eher kleines Angebot trifft. Auf der anderen Seite führt das aber auch zu Engpass-Situationen. Das spürt man vor allem bei Wohnungen mit der Tendenz steigender Mieten.
Wer kaufen will, sollte also nicht warten, weil alles noch teurer werden wird?
Thomas Schwarz: Die Preise für Wohnimmobilien sind etwas zurückgegangen. Aufgrund des begrenzten Angebots erwarten wir kurzfristig auf diesem Niveau eher stabile Preise, die mittelfristig aber wieder steigen könnten.
Eine immer wieder im Portal auftauchende Frage lautet „Was kann ich mir leisten?“ Wie hat sich die Finanzkraft in Bamberg in den letzten Jahren entwickelt?
Thomas Schwarz: Zunächst hat die Inflation der letzten beiden Jahre viel Kaufkraft genommen. Im Gegenzug konnte die Lohnsteigerung in der jüngsten Vergangenheit diesen Effekt ein Stück weit wieder ausgleichen. Eine weitere Belastung für die Kaufkraft kam durch die zunächst stark gestiegenen Energiekosten zustande. Diese Kosten gehen derzeit wieder zurück, wenn auch nicht auf das Niveau von vor 2021. Insgesamt kann man also davon ausgehen, dass die Kaufkraft wieder zulegt. In der Frage, ob man sich eine Immobilie leisten kann, muss man aber noch ein anderes Thema berücksichtigen, denn die Finanzierungszinsen für Immobilienkredite sind heute deutlich höher als noch vor zwei Jahren. Deswegen ist die Antwort auf Frage nach der Leistbarkeit auch davon abhängig, wie viel Eigenkapital man für die Finanzierung mitbringt, um die Finanzierungsrate stemmen zu können.
Wie locker sitzt entsprechend das Geld derzeit, wie optimistisch oder pessimistisch ist man, ob sich Investitionen in Immobilien rentieren könnten?
Thomas Schwarz: Die Wahrnehmung im Jahre 2023 war eher so, dass viele Menschen von Bauvorhaben oder Immobilienkäufen zunächst einmal Abstand genommen haben. Gründe dafür waren auf der einen Seite die Baukostensteigerungen, die gestiegenen Lebenshaltungskosten und Finanzierungszinsen. Das führte dazu, dass sich der finanzielle Rahmen eingeschränkt hat und eher abgewartet wurde. Seit Ende letzten Jahres stellen wir aber fest, dass die Immobilienkäufer oder Bauwilligen immer stärker zurückkommen und sich ihren Traum vom eigenen Heim erfüllen wollen.