Im Rahmen des Bamberger Literaturfestivals 2024 liest die Kinderbuchautorin Suza Kolb aus ihrem neuen Band der Serie „Haferhorde“ am 21. April im Freizeitreitstall in Schammelsdorf. Bei freiem Eintritt wartet auf die Kinder neben dem Event zusätzlich ein Programm rund um Ponys.
„Lesungen auf Reiterhöfen finde ich besonders spannend, weil die Besucherinnen und Besucher dort in die Welt der Ponys eintauchen können“, sagt die Kinderbuchautorin Suza Kolb. Der Freizeitreitstall in Schammelsdorf, rund 15 Autominuten von Bamberg entfernt, ist bekannt für sein Engagement für Kinder und Ponys. „Da habe ich mich besonders gefreut, dass ich dort lesen darf, inklusive Stallgeruch und Wiehern hier und da. Es gibt sogar ein paar Ponys, die aussehen wie meine Helden“, schwärmt Kolb.
Ob die Lesung drinnen in der Stallgasse oder draußen auf der Steintribüne am Reitplatz stattfinden wird, ist wetterabhängig. „Ich hoffe natürlich auf gutes Wetter und dass es draußen stattfindet“, so die Autorin, „aber auch in der Halle ist die Atmosphäre schön. Die Stallbesitzer machen daraus ein ganz besonderes Event.“ So sollen bei der Lesung Ponys mit dabeistehen. Im Anschluss an die Lesung ab etwa 15:30 Uhr startet ein buntes Programm mit Ponyreiten und Spiel und Spaß rund ums Pony.
Ängste zugeben und Mut beweisen in Band 21
Die Helden der Haferhorde, Suza Kolbs Kinderbuchreihe, sind die beiden Shetlandponys Schoko und Keks und der bayerisch sprechende Haflinger Toni. Zusammen leben sie auf dem Blümchenhof und halten mit ihren Abenteuern auch andere Vierbeiner und natürlich die Zweibeiner auf Trab. Im aktuellen, bereits 21. Band der Serie mit dem Titel „Ponymut macht alles gut“ geht es für die Ponys darum, ihren Mut zu beweisen. Um ihre Angst zu überwinden, sollen sie mit einem berühmten Pferdetrainer Bodentraining machen. Dazu kommt eine riskante Wette der Zweibeiner, die sie ziemlich in Aufruhr versetzt.
Zuzugeben, dass man Ängste hat und dass das auch nicht schlimm ist, da man sie zusammen mit den Freunden bewältigen kann, scheint aber gar nicht so einfach. Ponys haben in ihrer Eigenschaft als Fluchttiere beispielsweise Angst vor Wasser, Feuer, unerwarteten Geräuschen oder Sturm. „Natürlich denkt Schoko, das Superpony, er hat vor gar nichts Angst. Jeder Mensch und jedes Tier haben aber so eine geheime, kleine Angst, die er oder sie nicht preisgeben will. So ist das auch bei den Ponys. Dann muss man Mut beweisen und wie man das am besten macht, erfährt man, wenn man Band 21 liest“, sagt Kolb und lacht.
Tiere in den Büchern als Vermittler
In ihren Haferhorde-Geschichten behandelt Suza Kolb Themen wie Freundschaft, Familie und Teamgeist. Auch ein bisschen verliebt sein oder mal die Zähne zusammenbeißen, wenn unangenehme Situationen auftreten, seine Meinung ändern oder tolerant sein, kommt vor. „All das verwebe ich mit einem Abenteuer“, erklärt die Autorin, „dabei behandle ich die Themen aus der Kinderwelt über die Tiere als Vermittler. Man erlebt alles aus Sicht der Tiere. Sie dürfen ja abhauen und viel Blödsinn machen – ganz im Gegensatz zu den Kindern.“
Die Bücher spiegeln zudem die typischen Charakterzüge von Shetlandponys wider. „Wenn man Shetlandponys kennt, weiß man, dass man mit ihnen viele Abenteuer erlebt. Sie sind selten zuhause anzutreffen, da ihr Lieblingshobby Ausbüxen ist“, meint Kolb. Zwar habe sie selbst noch keine Shetland-Ponys besessen, dennoch seien die Geschichten nicht frei erfunden. „Freunde von mir haben schon viele interessante Abenteuer mit Shetlandponys erlebt.“
Auch aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen thematisiert Suza Kolb hin und wieder in ihren Haferhorde-Büchern. „Ein Band handelt beispielsweise vom Sterben der kleinen Geschäfte, aufgrund der vielen Supermärkte, die aus dem Boden schießen. In einem anderen Band geht es um Plastikmüll im Meer und in einem Weihnachtsband um die Arbeitsbedingungen der Paketzusteller“, erzählt sie.
Und auch wenn das starke Trio der Haferhorde alle Abenteuer meistert, sind immer wieder neue Heldinnen und Helden mit dabei. „So kommt ein Islandpferdemädchen in der Buchreihe vor, das hier und da isländisch spricht, und es kommen immer wieder auch neue Tiere hinzu. Manche gehen wieder, aber es wird demnächst auch mal eines bleiben. Auf dem Hof in Dammbüll an der Nordsee, wo die Ponys ursprünglich herkommen und Urlaub machen, haben sie zudem noch Freunde oder sie besuchen einen Hof in Frankfurt und finden dort auch neue Ponyfreunde.“
Band 22 erscheint im Juli
Seit 2015 erwarten die Fans der Haferhorde regelmäßig neue Abenteuer. „Bis vor kurzem gab es immer zwei Bände im Jahr, zweimal auch drei Bände mit einem Weihnachtsband. Momentan gibt es jedes Jahr einen neuen Band“, sagt die Autorin. Die Ideen für immer neue Geschichten gehen ihr dabei kaum aus. „Es ist für mich tatsächlich überhaupt kein Problem, ständig neue Ideen zu finden“, meint Suza Kolb und lacht. In all ihren Taschen und auf all ihren Tischen habe sie immer ein Notizbuch für spontane Einfälle parat. „Grundsätzlich habe ich mir schon Ideen für weitere Bände notiert. Die können auch mal umgeworfen werden, wenn mir eine bessere Idee über den Weg galoppiert“, erzählt sie. „Dann schreibe ich zu den Büchern jeweils ein Konzept, in dem steht, was in den einzelnen Kapiteln vorkommt.“
Der Veröffentlichungstermin von Band 22 steht schon fest. Er kommt im Juli dieses Jahres. Einen kleinen Vorgeschmack zum brandneuen Band im Sommer will Suza Kolb in Schammelsdorf ebenfalls geben. „Ich werde bei der Lesung auch eine kleine Passage aus Band 22 vorlesen, ohne dass ich alles verrate – das wird eine Überraschung!“ Die Premierenlesung zum 22. Band der Haferhorde findet am 2. August in der Bücherwelt im Ertl-Zentrum in Hallstadt statt.
Tiersprache beim Lesen kennenlernen
Mit ihrer Autorentätigkeit hat Suza Kolb, die im echten Leben eigentlich Susanne Rebscher heißt und von Haus aus Lektorin ist, vor 20 Jahren angefangen. Sie schrieb Sachbücher über Kunst und Geschichte für Kinder. „Dann habe ich ausprobiert, in den erzählenden Bereich zu gehen. Ich reite, seit ich acht Jahre alt bin und besitze auch schon immer eines oder mehrere Pferde“, erzählt sie.
Als der Bamberger Magellan-Verlag sie fragte, ob sie bereit wäre, Pferdegeschichten zu schreiben, war sie sich zunächst unschlüssig. „Es gibt schon so viele! Dann kam mir die Idee, aus der Sicht der Tiere zu schreiben. Das bringt auch einen besonderen Witz rein und man lernt die Tiersprache besser kennen. Etwa, wenn die Ponys die Ohren spitzen oder anlegen oder mit dem Schweif peitschen. So lernen die Kinder, was die Tiere mit ihrem Verhalten sagen“, erklärt die Autorin.
Mit Beginn der Haferhorde kam ein Band nach dem anderen. „Hätte man mir erzählt, dass ich irgendwann an Band 23 schreiben werde, was ich im Moment tue, hätte ich gesagt, ja das wäre ein schöner Traum“, sagt Suza Kolb und lacht. Sich in der Buchszene durchzusetzen und zu platzieren, erfordere auch eine Menge Glück. „Dieses Glück hatte ich tatsächlich mit der Haferhorde.“
Buchtrailer als Online-Video
Die Fangemeinde rund um die pfiffigen und gewitzten Vierbeiner wird stetig größer. „Ich habe nicht nur Mädchen, sondern auch Jungs als Fans und auch ganze Familien“, erzählt sie. Zu jedem Buch gibt es zudem eine CD zu den Ponyabenteuern mit Bürger Lars Dietrich. Mit Erfolg: „Viele lieben es, wie er die Haferhorde vorliest und vor allem bayerisch spricht“, so die Autorin. Auch die Illustratorin Nina Dulleck ist Teil des großen Erfolgs der Bücher. „Nina Dulleck hat mit ihren Illustrationen meine Ponys und deren Welt ganz liebevoll zum Leben erweckt. Sie zeichnet das, was im Text passiert, und stellt bestimmte Szenen zusätzlich mit großen Illustrationen heraus.“
Zu den Büchern gibt es auch Buchtrailer und kleine Mini-Lesungen der Autorin als Videostreams im Internet. Die Verfilmung der Ponyfreunde steht derzeit allerdings nicht an. „Die Verfilmung der Haferhorde kann ich mir gut vorstellen. Ich werde auch immer von den Fans gefragt, wann es denn endlich einen Film gibt“, sagt Kolb. „Ein Zeichentrickfilm wäre aufwändig und teuer. Ich finde das Kino im Kopf beim Lesen eigentlich immer noch am Besten. Es ist schön, wenn man sich die Welt der Ponyfreunde selbst vorstellt.“
Viel Engagement in der Leseförderung
Dieses Kino im Kopf bei Kindern und Jugendlichen zu fördern, ist Suza Kolb ein wichtiges Anliegen, für das sie sich gerne engagiert. So besucht sie im Rahmen des Bamberger Literaturfestivals auch einen Kindergarten und drei Schulen in Stadt und Landkreis für Lesungen.
„Leseförderung fängt im Kindergarten an und ist vor allem in der Grundschule wichtig. Auch Jugendliche, die sich gerne mit anderen Dingen beschäftigen und keine Zeit für ein Buch haben, sollte man immer mal anstupsen: „Hey, hier ist doch was Spannendes, lies doch mal!“, findet die Autorin. Leider sei zu beobachten, dass die Lesefähigkeit von Kindern abnehme, da sie nicht mehr so gut an langen Texten dranbleiben würden. „Kinder sind genauso intelligent wie früher, aber durch das Fernsehen und die Handys sind sie inzwischen an sehr kurze Bildsequenzen und Videos gewöhnt, wohingegen sie sich darauf, ein Buch zu lesen, anders konzentrieren müssen. Beim Lesen wird aber die Fantasie angeregt, die für alles im Leben wichtig ist.“
Wie man Leseförderung unterstützen kann und was auf dem Buchmarkt so los ist, auch mit eigenen Projekten, bespricht die „Gruppe 7“. Das ist ein Zusammenschluss von Autoren, Illustratoren, Lehrern, Schauspielern, Bloggern, Bibliothekaren und Verlagstätigen aus der Region Franken, die sich in regelmäßigen Treffen mit allen möglichen Themen rund um Kinder- und Jugendbücher beschäftigen. „Wir engagieren uns in der Leseförderung oder machen ein kleines Lesefest in der Stadtbücherei“, erzählt Kolb.
Mit ihren Lesungen ist Suza Kolb indes auch bundesweit unterwegs. „Ich habe viele Rückmeldungen bekommen, dass Kinder durch meine Bücher erst Spaß am Lesen gefunden haben. Da mir die Leseförderung für Kinder sehr am Herzen liegt, möchte ich auch im Kinderbuch bleiben“, sagt die Autorin.
Zu den Haferhorde-Bänden schreibt sie parallel auch an anderen Kinderbuchreihen, wie „Leonard“ über einen Traktor diesen Namens, „Der Esel Pferdinand“, „Wunschbüro Edda“ oder „Emil Einstein“. Im Jugendbuch hat sie sich ebenfalls schon ausprobiert, etwa mit „Moona“ oder „Und zwischen uns eine Mauer“. Ihre Leidenschaft für das Kinderbuch ist dennoch besonders groß. „Ich liebe das Kinderbuch, weil man darin viel Blödsinn machen und sich als Kind fühlen kann. Auch gibt es immer ein Happy End und man kann mit Problemen spielerischer umgehen.“
Lieber live vor Ort statt nur im Netz
Bei all den Projekten, an denen sie nahezu zeitgleich arbeitet, ist für Suza Kolb ein guter Plan und viel Struktur für die Übersicht notwendig.
„Ich versuche, dass sich die Zeit, die ich für ein Buch habe, nicht mit einem anderen überschneidet, sondern dass ich an einem Buch schreibe und das andere beispielsweise in dieser Zeit dann nur überarbeite“, erzählt sie. Die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz nutze sie für ihre Arbeit dabei nicht und fürchte auch nicht, von ihr ersetzt zu werden. „Die Leserinnen und Leser von einem Buch wollen dahinter ja einen Menschen sehen und eine KI kann ja keine Lesungen machen. Ich hoffe, dass ich mir weiterhin noch viele Abenteuer ausdenken darf mit den Blümchenhofer Vierbeinern und dass meine Leserinnen und Leser weiterhin viel Spaß am Lesen meiner Bücher haben.“