Wie so viele andere Waldgebiete leidet auch der Frankenwald unter dem Klimawandel und Baumsterben. Die Bayerischen Staatsforsten wollen dem etwas entgegensetzen, indem sie widerstandsfähigere Baumarten anpflanzen.
Auch das zurückliegende Jahr habe im Frankenwald, so die Bayerischen Staatsforsten in einer Mitteilung, wieder im Zeichen von Borkenkäfer und Waldschäden gestanden. Mit besonderer Trockenheit im Frühjahr und mehreren ausgeprägten Dürrephasen reihte es sich in die Abfolge von Hitzejahren seit 2018 ein, die zu immer größeren waldfreien Flächen und inzwischen einer sichtbaren Landschaftsveränderung im Waldgebiet nordöstlich von Coburg geführt haben.
Auf den ersten Blick liegen die entstandenen Freiflächen kahl und ohne Baumbewuchs zwischen abgestorbenen oder geschädigten Fichtenresten. Trotzdem tue sich etwas auf diesen Lücken und genauso unter den verbliebenen Altbeständen. Denn Forstleute und Waldbesitzer:innen würden versuchen, den Frankenwald der Zukunft zu begründen.
„Der Frankenwald hat ein Problem und eine Mission“, sagt Peter Hagemann vom Forstbetrieb Rothenkirchen der Bayerischen Staatsforsten. „Aufgrund unserer geologischen Ausgangssituation sind wir leider gewissermaßen in einer Vorreiterrolle.“ Die Fichte als wasserbedürftige Gebirgsbaumart werde sich durch den Klimawandel aus dem Flachland und den unteren Mittelgebirgen weitgehend verabschieden. Eine Entwicklung, mit der man im niederschlagsarmen Nordbayern gerade genauso konfrontiert sei wie im angrenzenden Thüringen. Die weiter nördlich gelegenen fichtengeprägten Mittelgebirge wie der Harz oder das Sauerland seien inzwischen sogar weitgehend waldfreie Landschaften. Aktuell würden die Veränderungen im Frankenwald mit seinen steinigen Böden und steilen Hängen besonders schnell sichtbar.
Wandel im Frankenwald
„Und genau daraus wächst unsere Verantwortung“, so Hagemann weiter. „Der Frankenwald muss den Wandel hin zu einer zukunftsfähigen und stabilen Waldbestockung vorbildhaft schaffen. Und dafür tickt die Uhr.“ Die Herausforderung: Alle Leistungen des Waldes zum einen kurzfristig erhalten und zum anderen langfristig nachhaltig sichern. „Kurzfristig ist es im Frankenwald vor allem die Bodenschutzfunktion der Wälder, die es zu sichern gilt. An den Steilhängen brauchen wir wurzelstarke Baumarten, die den flachgründigen Humusboden mit den mineralischen Gesteinslagen wirkungsvoll verbinden. Wenn erst das jetzt noch vorhandene Wurzelwerk der abgestorbenen Bestände verrottet ist, wird das weder der Graswuchs noch die dadurch zusätzlich verzögerte natürliche Wiederbewaldung leisten können.“ Mit großer Sorge beobachte Hagemann deshalb bereits jetzt die aktuellen Regenfälle, die aber noch lange kein echter Starkregen seien.
„Mittel- und langfristig geht es neben dem Bodenschutz natürlich auch um den Trinkwasserschutz, die Biodiversität, die Walderholung und nicht zuletzt um die Rolle des Waldes als Holzlieferant und Speicher für klimaschädliches CO2.“ Gerade Letzteres erfordere stabile und vor allem zuwachsstarke Baumarten, die in möglichst kurzer Zeit zu vorratsreichen Waldbeständen heranwachsen könnten. „Ein gemischter Wald aus zuwachskräftigen Nadelhölzern und artenreichem Laubholz stellt einen vielseitig nutzbaren Holzvorrat und gleichzeitig eine langfristig wirksame Kohlenstoffspeicherung sicher.“ So ein holzreicher Wald könne auf gleicher Fläche bis zu fünfmal mehr für den Klimaschutz und die nachhaltige Rohstoffproduktion leisten als ein sich allmählich von Natur aus selbst einstellender Bewuchs. „Leider lassen uns weder die kahlen Hanglagen noch der dramatische Klimawandel im Moment Zeit für eine natürliche Wiederbewaldung“, bedauert Hagemann.
Frankenwald Zukunftswald
Das heiße allerdings nicht, dass Forstleute und Waldbesitzer:innen gegen die Natur arbeiten würden. „Ganz im Gegenteil: Wir nutzen den Schutz der Altbestände, um im Staatswald weiter mit Hochdruck schattenertragende Baumarten wie Buche und Tanne zu pflanzen oder zu säen und so die eigene Arbeit und die unserer Vorgängerinnen und Vorgänger zu komplettieren.“
Auf den Freiflächen nutze man die Naturverjüngung von Lärche und Douglasie. Beides Baumarten, die sich seit Generationen im Frankenwald bewährt hätten und jetzt auch Trockenheit und Borkenkäfer trotzten. „Und selbstverständlich auch die der Fichte. Wir müssen nur immer für ausreichend Beimischung sorgen.“ Dafür seien neben den Baumarten der natürlichen Waldgesellschaft wie der Buche mit ihren Edellaubholz-Begleitern Berg- und Spitzahorn, Ulme, Sommerlinde und Wildkirsche auch zunehmend wärmeliebende Laubhölzer wie Stiel- und Traubeneiche mit ihren Begleitern Winterlinde und Hainbuche geeignet.
Trotz des Klimawandels sei die Baumartenpalette groß, auch wenn zu den Witterungsextremen neben der sommerlichen Dürre nach wie vor schnee- und frostreiche Frankenwaldwinter zählten. Das Ziel bleibe ein stabiler, arten- und vorratsreicher und leistungsfähiger „Zukunftswald“.