Kli­ma­wan­del: Wider­stands­fä­hi­ge Baum­ar­ten für den Frankenwald

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Frankenwald
Symbolbild, Foto: Pixabay
Wie so vie­le ande­re Wald­ge­bie­te lei­det auch der Fran­ken­wald unter dem Kli­ma­wan­del und Baum­ster­ben. Die Baye­ri­schen Staats­fors­ten wol­len dem etwas ent­ge­gen­set­zen, indem sie wider­stands­fä­hi­ge­re Baum­ar­ten anpflanzen.

Auch das zurück­lie­gen­de Jahr habe im Fran­ken­wald, so die Baye­ri­schen Staats­fors­ten in einer Mit­tei­lung, wie­der im Zei­chen von Bor­ken­kä­fer und Wald­schä­den gestan­den. Mit beson­de­rer Tro­cken­heit im Früh­jahr und meh­re­ren aus­ge­präg­ten Dür­re­pha­sen reih­te es sich in die Abfol­ge von Hit­ze­jah­ren seit 2018 ein, die zu immer grö­ße­ren wald­frei­en Flä­chen und inzwi­schen einer sicht­ba­ren Land­schafts­ver­än­de­rung im Wald­ge­biet nord­öst­lich von Coburg geführt haben.

Auf den ers­ten Blick lie­gen die ent­stan­de­nen Frei­flä­chen kahl und ohne Baum­be­wuchs zwi­schen abge­stor­be­nen oder geschä­dig­ten Fich­ten­res­ten. Trotz­dem tue sich etwas auf die­sen Lücken und genau­so unter den ver­blie­be­nen Alt­be­stän­den. Denn Forst­leu­te und Waldbesitzer:innen wür­den ver­su­chen, den Fran­ken­wald der Zukunft zu begründen.

„Der Fran­ken­wald hat ein Pro­blem und eine Mis­si­on“, sagt Peter Hage­mann vom Forst­be­trieb Rothen­kir­chen der Baye­ri­schen Staats­fors­ten. „Auf­grund unse­rer geo­lo­gi­schen Aus­gangs­si­tua­ti­on sind wir lei­der gewis­ser­ma­ßen in einer Vor­rei­ter­rol­le.“ Die Fich­te als was­ser­be­dürf­ti­ge Gebirgs­baum­art wer­de sich durch den Kli­ma­wan­del aus dem Flach­land und den unte­ren Mit­tel­ge­bir­gen weit­ge­hend ver­ab­schie­den. Eine Ent­wick­lung, mit der man im nie­der­schlags­ar­men Nord­bay­ern gera­de genau­so kon­fron­tiert sei wie im angren­zen­den Thü­rin­gen. Die wei­ter nörd­lich gele­ge­nen fich­ten­ge­präg­ten Mit­tel­ge­bir­ge wie der Harz oder das Sau­er­land sei­en inzwi­schen sogar weit­ge­hend wald­freie Land­schaf­ten. Aktu­ell wür­den die Ver­än­de­run­gen im Fran­ken­wald mit sei­nen stei­ni­gen Böden und stei­len Hän­gen beson­ders schnell sichtbar.

Wan­del im Frankenwald

„Und genau dar­aus wächst unse­re Ver­ant­wor­tung“, so Hage­mann wei­ter. „Der Fran­ken­wald muss den Wan­del hin zu einer zukunfts­fä­hi­gen und sta­bi­len Wald­be­sto­ckung vor­bild­haft schaf­fen. Und dafür tickt die Uhr.“ Die Her­aus­for­de­rung: Alle Leis­tun­gen des Wal­des zum einen kurz­fris­tig erhal­ten und zum ande­ren lang­fris­tig nach­hal­tig sichern. „Kurz­fris­tig ist es im Fran­ken­wald vor allem die Boden­schutz­funk­ti­on der Wäl­der, die es zu sichern gilt. An den Steil­hän­gen brau­chen wir wur­zel­star­ke Baum­ar­ten, die den flach­grün­di­gen Humus­bo­den mit den mine­ra­li­schen Gesteins­la­gen wir­kungs­voll ver­bin­den. Wenn erst das jetzt noch vor­han­de­ne Wur­zel­werk der abge­stor­be­nen Bestän­de ver­rot­tet ist, wird das weder der Gras­wuchs noch die dadurch zusätz­lich ver­zö­ger­te natür­li­che Wie­der­be­wal­dung leis­ten kön­nen.“ Mit gro­ßer Sor­ge beob­ach­te Hage­mann des­halb bereits jetzt die aktu­el­len Regen­fäl­le, die aber noch lan­ge kein ech­ter Stark­re­gen seien.

„Mit­tel- und lang­fris­tig geht es neben dem Boden­schutz natür­lich auch um den Trink­was­ser­schutz, die Bio­di­ver­si­tät, die Wald­er­ho­lung und nicht zuletzt um die Rol­le des Wal­des als Holz­lie­fe­rant und Spei­cher für kli­ma­schäd­li­ches CO2.“ Gera­de Letz­te­res erfor­de­re sta­bi­le und vor allem zuwachs­star­ke Baum­ar­ten, die in mög­lichst kur­zer Zeit zu vor­rats­rei­chen Wald­be­stän­den her­an­wach­sen könn­ten. „Ein gemisch­ter Wald aus zuwachs­kräf­ti­gen Nadel­höl­zern und arten­rei­chem Laub­holz stellt einen viel­sei­tig nutz­ba­ren Holz­vor­rat und gleich­zei­tig eine lang­fris­tig wirk­sa­me Koh­len­stoff­spei­che­rung sicher.“ So ein holz­rei­cher Wald kön­ne auf glei­cher Flä­che bis zu fünf­mal mehr für den Kli­ma­schutz und die nach­hal­ti­ge Roh­stoff­pro­duk­ti­on leis­ten als ein sich all­mäh­lich von Natur aus selbst ein­stel­len­der Bewuchs. „Lei­der las­sen uns weder die kah­len Hang­la­gen noch der dra­ma­ti­sche Kli­ma­wan­del im Moment Zeit für eine natür­li­che Wie­der­be­wal­dung“, bedau­ert Hagemann.

Fran­ken­wald Zukunftswald

Das hei­ße aller­dings nicht, dass Forst­leu­te und Waldbesitzer:innen gegen die Natur arbei­ten wür­den. „Ganz im Gegen­teil: Wir nut­zen den Schutz der Alt­be­stän­de, um im Staats­wald wei­ter mit Hoch­druck schat­ten­er­tra­gen­de Baum­ar­ten wie Buche und Tan­ne zu pflan­zen oder zu säen und so die eige­ne Arbeit und die unse­rer Vor­gän­ge­rin­nen und Vor­gän­ger zu komplettieren.“ 

Auf den Frei­flä­chen nut­ze man die Natur­ver­jün­gung von Lär­che und Dou­gla­sie. Bei­des Baum­ar­ten, die sich seit Gene­ra­tio­nen im Fran­ken­wald bewährt hät­ten und jetzt auch Tro­cken­heit und Bor­ken­kä­fer trotz­ten. „Und selbst­ver­ständ­lich auch die der Fich­te. Wir müs­sen nur immer für aus­rei­chend Bei­mi­schung sor­gen.“ Dafür sei­en neben den Baum­ar­ten der natür­li­chen Wald­ge­sell­schaft wie der Buche mit ihren Edel­laub­holz-Beglei­tern Berg- und Spitz­ahorn, Ulme, Som­mer­lin­de und Wild­kir­sche auch zuneh­mend wär­me­lie­ben­de Laub­höl­zer wie Stiel- und Trau­ben­ei­che mit ihren Beglei­tern Win­ter­lin­de und Hain­bu­che geeignet.

Trotz des Kli­ma­wan­dels sei die Baum­ar­ten­pa­let­te groß, auch wenn zu den Wit­te­rungs­extre­men neben der som­mer­li­chen Dür­re nach wie vor schnee- und frost­rei­che Fran­ken­wald­win­ter zähl­ten. Das Ziel blei­be ein sta­bi­ler, arten- und vor­rats­rei­cher und leis­tungs­fä­hi­ger „Zukunfts­wald“.

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