Seit 26. August läuft mit dem Kulturfestival Böhmerwiese die erste größere Bamberger Kulturveranstaltung seit langem. Noch bis zum 6. September treten verschiedene regionale und überregionale Comedians und Bands wie Willy Astor, Wolfgang Krebs oder CHP auf.
Das Eröffnungskonzert des Kulturfestivals Böhmerwiese von Liedermacher Bodo Wartke war ausverkauft und auch die Ticketverkäufe der noch folgenden Shows lassen auf großes Publikumsinteresse schließen. Trotzdem machen es Corona-Auflagen für derartige Veranstaltungen dem ausrichtenden Veranstaltungsservice Bamberg nicht leichter. Wir haben Geschäftsführerin Gaby Heyder interviewt.
Warum ist ein Festival wie das Kulturfestival Böhmerwiese in Zeiten wieder steigender Corona-Zahlen nötig?
Gaby Heyder: Vorweg: Was heißt nötig? Versetzen Sie sich in die Lage des Veranstaltungsservice: Wir haben seit Mitte März ein staatliches Arbeitsverbot. Unser Beruf, unsere Berufung ist es seit Jahrzehnten, Veranstaltungen zu organisieren und durchzuführen und nun sitzen wir im wahrsten Sinne des Wortes rum und dürfen nicht. Als vor einigen Wochen Freiluftveranstaltungen bis 400 Personen wieder erlaubt wurden, haben wir in der Tat einfach Bock gehabt, unter Einhaltung aller strengen Auflagen, endlich wieder einmal etwas Konzertfeeling auf die Beine zu stellen – für uns, für unsere Künstler und unser Publikum.
Wie sieht das Hygiene-Konzept des Kulturfestivals aus?
Gaby Heyder: Wir haben die Erlaubnis des Ordnungsamtes Bamberg sowie des Gesundheitsamtes im Landratsamt und setzen alle gesetzlich vorgeschriebenen Auflagen um. Dazu gehören fest ausgewiesene Plätze in 1er‑, 2er- und 4er-Gruppen mit Abstandsregelung, die Personalisierung der Tickets zur möglichen Nachverfolgung, die Maskenpflicht auf dem gesamten Gelände bis zum Platz, entsprechende Hygienevorrichtungen, regelmäßige Desinfektion und vieles mehr. Wir sind hier wesentlich strenger aufgestellt als es jede öffentliche Fläche ist, an der sich in Bamberg oder anderswo ebenfalls immer wieder Hunderte von Menschen treffen.
Comedy-Auftritte machen den Großteil der Programmgestaltung aus. Was hat es mit diesem Schwerpunkt auf sich?
Gaby Heyder: Dass der Schwerpunkt Comedy ist, kann man so nicht sagen. Wir haben mit Hanuta Gonzales, Viva Voce, Bodo Wartke, dem Bamberger Abend und CHP fünf von zehn Terminen mit breitem Musikprogramm besetzt, dazu eine Kinderaufführung sowie vier Comedy-Termine, deren Spektrum von Bauchredner, Wortakrobatik über fränkisch-derb bis Rollenspiel reicht.
Teilweise wird lokalen Kulturschaffenden eine Bühne geboten, teilweise überregionalen. Nach welchen Gesichtspunkten kam diese Zusammensetzung zustande?
Gaby Heyder: Künstler und Veranstalter sitzen in der Tat aktuell alle in einem Boot – wir stehen mit vielen Künstlern in engem Austausch der Situation und so ergab sich sehr schnell, innerhalb weniger Tage das Programm.
Warum wurden bei der Zusammensetzung nicht ausschließlich Bamberger Künstlerinnen und Künstler berücksichtigt, um diese in den schweren Corona-Zeiten mit einer Auftrittsmöglichkeit zu fördern?
Gaby Heyder: Sie fragen richtig – fördern. Das wollen wir soweit es uns möglich ist und wir haben ganz bewusst auch die Bamberger Szene angefragt und berücksichtigt. Aber: Als privater Veranstalter müssen wir zumindest so wirtschaftlich rechnen, dass wir in der aktuellen Situation nicht noch Verlust machen.
War es verhältnismäßig leicht, die Auftretenden für das Kulturfestival Böhmerwiese zu gewinnen oder mussten Bedenken wegen Corona ausgeräumt werden?
Gaby Heyder: Ja. Es war leicht, kein einziger Künstler hatte Bedenken.
Wie verläuft der Ticketverkauf bisher?
Gaby Heyder: Wir sind zufrieden. Zu bedenken ist ja die mehr als kurze Vorlaufzeit. Bodo Wartke war ausverkauft, für die anderen Termine wird es noch Restkarten an der Abendkasse geben.
Rechnen Sie mit wirtschaftlichem Gewinn?
Gaby Heyder: Diese Frage ist angesichts der hohen Auflagen und der beschränkten Kapazität überflüssig. Wir können nur aufgrund unserer Sponsoren überhaupt eine annähernd wirtschaftliche Kalkulation aufstellen, deshalb herzlichen Dank an die Bamberger Firmen und Institutionen, die es überhaupt ermöglichen, die Böhmerwiese zu bespielen.
Geht es bei der Ausrichtung des Festivals auch darum, auszutesten, wie zukünftige kulturelle Veranstaltungen aussehen und ablaufen könnten? Was könnte sich daraus lernen lassen?
Gaby Heyder: Nein. Siehe hierzu Ihre Eingangsfrage. Für private Veranstalter ist es auch in Zukunft unmöglich, mit genehmigten 30 bis 40 Prozent der normalen Kapazitäten wirtschaftlich Veranstaltungen durchzuführen. Kurz formuliert: Mit Abstand geht es in der freien Kulturszene nicht.
Programm Kulturfestival Böhmerwiese
Wolfgang Krebs: Geh zu, bleib da! – 28. August, 19 Uhr
Bamberg LIVE: Lucky and the Heartbreakers, Dawn, Tony Bulluck, Maike May & Marc Peratoner – 29. August, 19 Uhr
Helden-Haft: Lions auf der Böhmerwiese – 30. August, 11 Uhr
Willy Astor: Jäger des verlorenen Satzes – 30. August, 18 Uhr
Bembers: Best of – Sommerspezial – 3. September, 19 Uhr
Hanuta Gonzales: Best of – 4. September, 19 Uhr
CHP – 5. September, 19 Uh
Chapeau Claque: Geschichten von Tiger und Bär von Janosch nach „Oh, wie schön ist Panama“ –
6. September, 14 Uhr
Viva Voce: 20 Jahre „Es lebe die Stimme!“ – Das Jubiläumsprogramm – 6.September, 18 Uhr
Weitere Informationen unter www.vsbamberg.de
- August 28, 2020
- Autor: Sebastian Quenzer