Die Galerie „AOA;87“ zeigt bis Ende August Werke von MARCK. In seinen Arbeiten vermischt der Konzeptkünstler Skulptur und Videoinstallation und übt Kritik an der gläsernen Decke.
Bevor der 1964 in Zürich geborene MARCK begann, sich künstlerisch zu äußern, war er als Mediendesigner und Veranstaltungsbauer tätig. Schon damals, etwa bei der Ausstattung von Diskotheken, setzte er auf Multimediaelemente wie zum Beispiel Bildschirme.
In diesen Gegenständen begann die Kunstwelt vor etwa 15 Jahren künstlerisches Potenzial zu sehen und MARCK wurde ermutigt, dranzubleiben und sich entsprechende Konzepte dazu zu überlegen. 2007 gelang ihm mit einer Arbeit namens „Frauenkiste“ der Durchbruch. Heute hat MARCK seinen Videoskulpturen in mehr als 200 Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt und das Genre, die Verbindung von Video und Skulptur ist international mit seinem Namen besetzt. MARCK überschreitet mit seinen Skulpturen traditionelle künstlerische Grenzen.
In der Ausstellung „Enclosed Spaces“ bei „AOA;87“ werden etwa 20 der multimedialen Arbeiten zu sehen sein. Für diese verwendet MARCK zumeist zwei physische Bestandteile, einen Rahmen und eine Bildschirmfläche. Hinzu kommen dynamische, digitale Teile, die Videoaufnahmen, die auf dem Bildschirm abgespielt werden, beisteuern. Vorausgegangen sind jeweils tatsächliche Filmaufnahmen, aufwändig produziert, deren Produkt, dann in die Werke eingespeist wird. Diese Bauteile setzt MARCK derart präzise zusammen, dass der Eindruck entsteht, als würden die Inhalte der Videos über die Grenzen des Bildschirms auf den Rahmen (in dem der Schirm sitzt) übergehen. Oder umgekehrt, wenn an den Rahmen eine Vorrichtung abgebracht ist, scheint diese, Teil des Videofilms zu werden.
So zeigt die Videoskulptur „Dream Busted“ etwa die Filmaufnahme einer Frau, die einen Luftballon hält. Seitlich am physischen, ebenfalls rosaroten Rahmen, in den der Bildschirm mit der Aufnahme eingelassen ist, ist allerdings ein Mechanismus angebracht, aus dem in die Aufnahme hinein eine antennenartige Spitze ausgefahren wird.
Soll heißen, zu einem bestimmten Zeitpunkt zeigt das Video, wie von der Seite eine lange Spitze ins Bild hineingefahren kommt, der am Rahmen angebrachte Mechanismus hat diese nicht wirklich ausgefahren. Dann trifft die Videospitze auf den Videoluftballon und er zerplatzt wie der titelgebende Traum, den die Frauenfigur womöglich hatte. Aber was ist es, das ihren Traum zum Platzen bringt?
Ein weiteres Werk aus „Enclosed Spaces“ hat ein ähnliches Motiv. „burning girl wall“ geht, was die Verbindung des Analogen und des Digitalen betrifft, erstmal noch einen Schritt weiter. Zu sehen ist wiederum ein Rahmen, darin ein Bildschirm, darauf eine Frau, die mit leicht enttäuschtem Blick in Flammen steht. Aus der oberen Leiste des Rahmens schlagen tatsächliche Flammen, produziert von einem hinter dem Rahmen angebrachten Brenner, und es sieht so aus, als würde die Flammen des Videos aus der Filmaufnahme heraus brennen. In „Dream busted“ lässt der Rahmen Träume platzen, in „burning girl wall“ setzt er dem Feuer, das man als gleichbedeutend mit den Ambitionen der Frau verstehen kann, Grenzen. Der Rahmen scheint das Patriarchat zu sein.
Die gläserne Decke
In den Arbeiten MARCKs werden künstlerische Grenzen, oder anders ausgedrückt, die Grenzen zweier Werkstoffe, überschritten. Digital aufbereitete Bestandteile gehen auf analoge über – und umgekehrt – und die Grenzen zwischen den beiden scheinen zu verschwimmen.
Inhaltlich scheinen Grenzen jedoch bestehen zu bleiben. Der Ausstellungstitels „Enclosed Spaces“ deutet es an, die dargestellten Akteurinnen bestätigen es. So sind die Frauen in den Videos meist in engen Räumen, die die physischen Rahmen der Werke und die Bildschirme setzen, eingesperrt. Die zweidimensionale Fläche der Bildschirme können sie nicht übertreten oder durchdringen. Dies spielt an auf die unsichtbare sogenannte gläserne Decke, die die gesellschaftliche Handlungsfreiheit von Frauen immer noch einschränkt.
„AOA;87“ in Bamberg und Berlin
„AOA;87“ ist unterdessen nicht mehr nur eine Bamberger Galerie, wo Inhaberin Angela Kohlrusch sie vor vier Jahren gründete. Seit 2023 betreibt sie außerdem eine Niederlassung in Berlin. Die Galerien stehen sich allerdings auf Augenhöhe gegenüber. In Bamberg ging es los, Berlin ist nun eine zweite Dependance und die Ausstellungen, die am einen Ort gezeigt werden, zeigt wenig später auch der andere.
„Enclosed Spaces“ von MARCK läuft seit Mitte Juli in Bamberg. Das Ausstellungsende ist am 31. August.