Nachdem im vergangenen Jahr Bambergs erste Messe für Inklusion in beachtlicher Größe erfolgreich stattfand, gibt es heuer am 27. April die zweite Ausgabe dieser Inklusionsmesse. Unter dem Motto „MITeinander.Vielfalt.erLEBEN“ wird sie veranstaltet vom Förderkreis „goolkids“ in Kooperation mit der Behindertenbeauftragten der Stadt Bamberg sowie der Dr. Robert Pfleger Stiftung. Wir haben mit Lukas Parzych, Leiter des Integrationsprojekts „ginaS“, über die Vorbereitungen, die Zielsetzung der Messe sowie darüber gesprochen, ob beziehungsweise wie inklusiv und barrierefrei die Stadt und der Landkreis Bamberg sind.
Die Teilhabe von Menschen mit Behinderung ist ein unabdingbarer Teil unserer Gesellschaft und sehr bedeutsam. Doch was ist Teilhabe von Menschen mit Behinderung? Kurz und prägnant zusammengefasst: Menschen mit Behinderung wollen genauso leben wie nichtbehinderte Menschen. Man möchte je nach Möglichkeit mobil und bestmöglich selbstständig sein und den Alltag im Idealfall ohne jegliche fremde Hilfe meistern können – ohne sich von der Gesellschaft abzukapseln. Niemand darf zudem wegen einer Behinderung benachteiligt werden. So steht es im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, auch wenn es eine Selbstverständlichkeit für jeden von uns sein sollte.
Im Zuge der Teilhabe sticht eine Sache jedoch besonders hervor: Barrierefreiheit. Ohne Barrierefreiheit ist eine Teilhabe nicht realisierbar.
Angesichts dieser im Grundgesetz verankerten Nennung der Teilhabe ist es umso wichtiger, dass eine Messereihe wie die Bamberger Inklusionsmesse ins Leben gerufen wurde. Am 27. April findet sie ab 11 Uhr in der Dr.-Robert-Pfleger-Straße 12 statt.
Eines der primären Ziele dieser Messe besteht darin, einen Überblick über das vielfältige Beratungs- und Unterstützungsangebot der Bamberger Region zu schaffen. Darüber hinaus wird zahlreichen Beratungsstellen für Menschen mit Behinderung eine Präsentationsmöglichkeit für ihr Wirken ermöglicht. Doch wie kam es zu eben dieser Messereihe?
„Die Gesundheitsmesse ist im vergangenen Jahr ausgefallen, sodass wir selbst etwas auf die Beine stellen wollten“, sagt Lukas Parzych, Leiter des Integrationsprojekts „ginaS“ („goolkids integriert natürlich alle Sportler“). „Im Prinzip ist dadurch die Inklusionsmesse entstanden, die nicht nur aufgrund der hohen Besucherzahl sehr erfolgreich war. Besonders von den Kindern wurde sie gut angenommen. Wichtig war uns, dass wir sie nicht nur für den Bereich der Inklusion, sondern für alle gestalten wollten. Initiator dieser Messe war „goolkids“. Mit dem Gelände der Firma Dr. Pfleger haben wir zudem einen sehr geeigneten Standort dazugewonnen, worüber wir sehr froh und äußerst dankbar sind. Mit Dr. Pfleger und der Stadt Bamberg als Kooperationspartner an unserer Seite können wir deutlich stärker auftreten.“
Selbsterklärend ist zudem, dass eine Messe nur im Verbund mit einem funktionierenden Organisationsteam durchgeführt werden kann. Dieses besteht aus Robert Bartsch, Gründer von „goolkids“, sowie Bambergs Behindertenbeauftragter Nicole Orf und Sascha Dorsch, Personalleiter bei Dr. Pfleger, sowie seinem gesamten Team. „Für das Engagement sind wir zu großem Dank verpflichtet“, sagt Lukas Parzych. „Wolfgang Heyder von „goolkids“ treibt ebenfalls sehr viel voran und ist äußerst zuverlässig gleichermaßen wie Anna Niedermaier – auf beide kann man immer zählen.“
Der Fokus der Messe liegt in diesem Jahr auf dem gesamten Landkreis, nachdem im letzten Jahr Bamberg Stadt im Mittelpunkt der Veranstaltung stand. „Wir möchten die Inklusion sowohl in als auch um Bamberg herum vorantreiben.
Dementsprechend wurden wichtige Verantwortliche auf unsere Messe aufmerksam gemacht und zur Teilnahme eingeladen.“
„Wir brauchen einen sozialen Raum, in dem wir uns gemeinsam bewegen“
Werfen wir dabei einen Blick auf die Haupt-Initiatoren der Messe: „goolkids“ – und damit verbunden das Projekt „ginaS“ – bietet im Gesamtverbund kurz gesagt eine Möglichkeit, Personen an den Sport zu bringen, auch wenn dies natürlich nur ein Teilbereich ist.
„Wir sind die benötigte Brücke zwischen den Institutionen wie der Lebenshilfe oder Don Bosco und vor allem den Vereinen“, sagt Lukas Parzych. „Unser Anliegen ist, dass Personen zum Sport kommen, die leider oftmals nicht die Möglichkeit dazu haben. Wir vermitteln und bieten Hilfe im sozialen Bereich und schauen gleichzeitig, dass Personen durch den Sport aktiver Teil unserer Gesellschaft werden können – im Verbund mit viel Lebensfreude. Sei es bei unserer Inklusions-Fußballmannschaft, unserem Basketballteam, bei integraFit, bei Veranstaltungen an Schulen. Inklusion soll als Selbstverständlichkeit und Teil unserer Gesellschaft betrachtet werden. Es soll ersichtlich werden, dass es keine Rolle spielt, wie ein Mensch ist, woher er stammt, welche Hautfarbe er hat, ob er eine Behinderung hat oder eben nicht. Grundsätzlich sind wir alle gleich, denn wir brauchen einen sozialen Raum, in dem wir uns gemeinsam bewegen. Wir haben festgestellt, dass man dies am besten durch den Sport umsetzen kann.“
Dabei können „ginaS“ und „goolkids“ auf eine Vielzahl umgesetzter Projekte zurückblicken, zu denen alle immer herzlich willkommen waren. Altersstufen spielen keine Rolle. Ein Beispiel hierfür ist der Fußball. Hier spielen Spieler im Alter zwischen 6 und 50 Jahren zusammen. Ein Projekt möchte Parzych dann doch herausheben, ohne die anderen Projekte zu benachteiligen. „Ich möchte an dieser Stelle auf das Projekt „Rollstuhlsport macht Schule“ aufmerksam machen. Die Inklusionsmannschaft im Fußball hat bei den Bayerischen Meisterschaften zweimal den dritten Platz errungen, war bei den Special Olympics in Berlin dabei, wo wir die Bronzemedaille gewonnen haben. Das ist einfach etwas, das die tolle Entwicklung der Sportler ersichtlich werden lässt. Ob mit oder ohne Behinderung, ist nebensächlich. Das ist unfassbar schön – ich sehe bei solchen Veranstaltungen die Augen strahlen. Die Sportler holen alles aus sich heraus und werden mit lautstarkem Jubel im Stadion sowie einem einzigartigen Teamzusammenhalt belohnt.“
Gerade in Anbetracht solcher Erlebnisse muss aber auch erwähnt werden, dass weder „goolkids“ noch „ginaS“ institutionell gefördert werden und dementsprechend immer wieder auf Förderer angewiesen sind. „Stiftungen, Organisationen und weitere Sponsoren jeglicher Art sind für uns überlebenswichtig“, so Parzych. „Aus diesem Grund ist Werbung über uns und das Aufmerksam machen auf unser Schaffen enorm wichtig – vor allen Dingen für unsere Sportler, die damit der bedingungslosen Teilhabe ein großes Stück näherkommen. Wir müssen jährlich zusehen, dass wir genug Gelder zusammenbekommen, damit diese wichtigen Projekte weitergeführt werden können.“
Rahmenprogramm, Mitmachaktionen und Podiumsdiskussionen
Der bevorstehenden Messe sieht Parzych hingegen gelassener und mit viel Freude entgegen, da er auf zahlreiche Helfer zählen kann. „Bezüglich der Planungen habe ich weniger Sorgen, auch wenn diese sehr umfangreich und arbeitsintensiv sind. Dank der großartigen Arbeit aller Akteure können wir uns nun relativ entspannt auf die Messe freuen. Ohne das Organisationsteam wäre dies alles nicht möglich gewesen. Deshalb freue mich auf alle Besucher der Messe und den ergiebigen Austausch. Man kann neue Ideen entwickeln und über Kooperationen sprechen. Nicht unerwähnt sollen an dieser Stelle der Hochseilgarten, das Kinderschminken, der Kinderflohmarkt, aber auch die Podiumsdiskussionen und Vorträge bleiben – ich freue mich einfach auf alles!“
Einige Personen aus dem Teilnehmerfeld der Podien dürfen an dieser Stelle bereits bekanntgegeben werden. „Es geht vor allem darum, die Bereiche der Inklusion, Barrierefreiheit und Teilhabe voranzutreiben. Dieses Mal ist, wie bereits erwähnt, der Landkreis im Fokus. Für uns wird es von zentraler Bedeutung sein, wie man die Thematiken des Landkreises dann auch wieder auf die Stadt Bamberg zurückführen kann.“
Teilnehmen an den Podien werden sowohl der SPD-Bundestagsabgeordnete für die Regionen Bamberg, Forchheim und Coburg, Andreas Schwarz, die Inklusionsbeauftragte der Stadt Baunach, Sabine Saam, Volker Hoffmann, der Vorsitzende Beirat für Menschen mit Behinderung, sowie seine beiden Stellvertreter Markus Loch und Claudia Ramer als auch der erfolgreiche Para-Leichtathlet Maximilian Ley. Wolfgang Metzner, Bambergs 3. Bürgermeister, wird die Moderation übernehmen, während Jonas Glüsenkamp, der 2. Bürgermeister, und Bruno Kellner, stellvertretender Landrat, die Messe eröffnen. „Weitere zentrale Ansprechpartner werden vor Ort sein, denn das Thema soll auf konstruktive Art und Weise gemeinsam aufgearbeitet werden. Wir hoffen auf weitere positive Rückmeldungen.“
Bleibt die Frage, wie inklusiv und barrierefrei Bamberg derzeit ist, beziehungsweise an welchen Stellen Optimierungsbedarf besteht? „Ich denke“, sagt Lukas Parzych, „dass wir insgesamt auf einem guten Weg sind. Jedoch gibt es noch einige Optimierungspotenziale – vor allem im Bereich des Vereinswesens. Wir möchten, dass wir Menschen mit Behinderung – noch stärker – in Sportveranstaltungen miteinbeziehen. Dies machen wir als relativ kleiner Verein in großer Form. Bei den Messen versuchen wir darzustellen, dass Inklusionssport tatsächlich allen Spaß macht, wir Barrieren überwinden, Teilhabe schaffen und jeden einbinden. Darüber hinaus möchten wir informieren. Thomas Venten, der im Sozial- und Rechtsbereich informiert, ist zum Beispiel enorm wichtig dafür, dass wir dahingehend zusammenkommen und uns gegenseitig helfen.“
Inklusion so verständlich wie möglich machen
So kann die 2. Bamberger Inklusionsmesse am 27. April kommen. Ohne die Unterstützung von verschiedenen Seiten wäre sie wahrscheinlich jedoch kaum möglich. „Ich möchte allen danken, die uns über Jahre hinweg bedingungslos unterstützt haben und dies weiterhin tun“, sagt Lukas Parzych. „Ohne, oft ehrenamtliche, Helfer geht es nicht. Wir sind auf jeden Unterstützer angewiesen, auch aus finanzieller Sicht durch Sponsoren und Stiftungen wie zum Beispiel „Aktion Mensch“ und die Oberfranken Stiftung.“
Neben der Sicherstellung der Finanzierung möchte das Projekt
„ginaS“ Inklusion so verständlich wie nur möglich machen und alle in den Sport bringen, die den Wunsch dazu haben – unabhängig von ihren Vorzeichen. „Wir möchten diese Menschen bestmöglich ausstatten und teilhaben lassen am Leben, ihnen eine Freude machen, die sie möglicherweise zu bestimmten Abschnitten in ihren Leben nicht haben.“