Club mit lan­ger Geschichte

Rad­ball­ver­ein RKB Soli­da­ri­tät 1911 e. V. Bamberg-Gaustadt

5 Min. zu lesen
RKB Solidarität
RKB-U17-Spieler Lenny Eckert (links) in Aktion, Foto: Marcel Fuchs
Bereits vor 120 Jah­ren wur­de in Deutsch­land die ers­te offi­zi­el­le Par­tie Rad­ball aus­ge­tra­gen. Die bekann­tes­te Art des Rad­balls ist der „2er-Rad­ball“. Die­sen spie­len zwei Mann­schaf­ten zu je zwei Spie­lern. Wei­te­re Dis­zi­pli­nen sind der 5er-Rad­ball und 6er-Rasen­rad­ball. Aller­dings ist Rad­ball auch in Bam­berg immer noch rela­tiv unbe­kannt, obwohl die Rad­sport­art mit dem RKB Soli­da­ri­tät 1911 e. V. Bam­berg-Gau­stadt vor Ort auf eine ereig­nis­rei­che Ver­gan­gen­heit und auf aktu­el­le sport­li­che Erfol­ge bli­cken kann.

Obwohl der RKB Soli­da­ri­tät 1911 e. V. Bam­berg-Gau­stadt zu sei­nen Anfangs­zei­ten zunächst Rad­ball nicht in sei­nem Reper­toire hat­te, betreibt er die­sen Sport mitt­ler­wei­le seit Jah­ren auf einem hohem Niveau, das er vor allem seit den frü­hen 80er-Jah­ren ste­tig wei­ter­ent­wi­ckel­te. Zur Nazi­zeit wur­de er als dama­li­ger Arbei­ter­ver­ein jedoch zum Spiel­ball der Diktatur.

„Unser Ver­ein wur­de 1910 offi­zi­ell gegrün­det und 1911 in das Ver­eins­re­gis­ter ein­ge­tra­gen“, sagt Rei­ner Fuchs, Pres­se­wart und Vor­sit­zen­der des Ver­eins­gre­mi­ums beim RKB Soli­da­ri­tät 1911 e. V. Bam­berg-Gau­stadt. „Den größ­ten Auf­schwung inner­halb unse­res Ver­eins gab es in den 20ern und 30ern – zu die­ser Zeit hat­te die Arbei­ter­be­we­gung glei­cher­ma­ßen ihren Höhe­punkt. Es wur­den zahl­rei­che Fahr­rad­aus­flü­ge orga­ni­siert und durch­ge­führt. Zu den Zei­ten des Natio­nal­so­zia­lis­mus wur­de unser Ver­ein sowie vie­le wei­te­re Arbei­ter­ver­ei­ne aber ver­bo­ten. Unse­re Ver­eins­fah­ne wur­de 1933 unter einem Koh­len­hau­fen in einer Koh­len­hand­lung vor den Nazis in Gau­stadt ver­steckt und erst nach 1945 wie­der hervorgeholt.“

Erst nach dem Krieg sei­en dann auch Rad­ball, Roll­kunst­lauf und Kunst­rad­sport in den Ver­ein inte­griert wor­den. Aller­dings stand ihm in der Nach­kriegs­zeit ledig­lich im Hin­ter­hof einer Gast­stät­te in Gau­stadt ein klei­nes etwa zehn mal 13 Meter gro­ßes Rad­ball­spiel­feld zum Trai­ning zur Ver­fü­gung. Die­se Flä­che konn­te nur im Früh­jahr und Som­mer genutzt wer­den – außer es reg­ne­te. Im Win­ter trai­nier­te der Ver­ein in Sälen von Gasthöfen.

„Die Wen­de kam dann Anfang der 1980er“, sagt Rei­ner Fuchs. „Damals konn­te unser Vor­stand Sieg­fried Fried­rich die Gau­stad­ter Schul­turn­hal­le zu Tur­nie­ren und die Dom­schu­le Bam­berg zum Trai­ning für unse­ren Ver­ein mieten.“

Seit­dem ging es für den RKB Soli­da­ri­tät 1911 e. V. Bam­berg-Gau­stadt sport­lich berg­auf. Seit den 1990er Jah­ren betreibt er zudem noch Gym­nas­tik- und Motor­sport, und auch Wan­de­run­gen, Motor­rad­tou­ren und Bus­fahr­ten wer­den regel­mä­ßig angeboten.

„Unser Kern­sport ist jedoch nach wie vor der Rad­ball. Hier sind wir in der Bay­ern­li­ga, Lan­des­li­ga und Bezirks­li­ga ver­tre­ten. Auch die Jugend­ar­beit im Ver­ein hat einen sehr gro­ßen Stel­len­wert. Im Nach­wuchs­be­reich des Rad­balls lie­gen aktu­ell unse­re größ­ten Hoff­nun­gen – der­zeit trai­nie­ren rund 20 Kin­der bei uns.“

Sai­son­vor­be­rei­tun­gen

Wie sieht die typi­sche Vor­be­rei­tung auf eine Rad­ball-Sai­son aus? „Vor dem Sai­son­start im Rad­ball“, sagt Rei­ner Fuchs, „wird vor allem die Rad­be­herr­schung auf der Rad­ball­rad trai­niert. Außer­dem ist die Ball­füh­rung und der Schuss mit der Rad­ball­ma­schi­ne sehr wich­tig. Stan­dards wie ein 4‑Meter oder Eck­bäl­le ste­hen eben­so auf dem Trai­nings­plan. Auch die Kon­di­ti­on muss in Form von Zir­kel­trai­ning trai­niert wer­den. Zuletzt müs­sen auch Lan­des­ka­der- Mann­schaf­ten am Wochen­en­de auf dezen­tra­len Lehr­gän­gen unter der Auf­sicht des Lan­des­trai­ners ihr Bes­tes geben.“

Der Ablauf eines Spiel­tags beinhal­tet unter­des­sen nicht nur ein ein­zi­ges Spiel. Stets tra­gen die betei­lig­ten Mann­schaf­ten dabei ein Tur­nier aus, an dem sechs bis acht Teams teil­neh­men. Die Mann­schaf­ten spie­len in Vor- und Rück­run­de gegen­ein­an­der, wobei jede Mann­schaft einen Heim­spiel­tag zuge­schrie­ben bekommt. In der Regel bedeu­tet dies pro Liga etwa sechs Spiel­ta­ge. Bei Meis­ter­schaf­ten wie der Baye­ri­schen Meis­ter­schaft müs­sen sich die Mann­schaf­ten über ihre zuge­teil­ten Ligen qua­li­fi­zie­ren. Infol­ge­des­sen wird die Meis­ter­schaft in Grup­pen aus­ge­spielt. Die jeweils Erst- und Zweit­plat­zier­ten jeder Grup­pe kom­men ins Halb­fi­na­le. Die Sie­ger der Halb­fi­nals bestrei­ten das End­spiel – die Ver­lie­rer das Spiel um den 3. Platz. Alle ande­ren Mann­schaf­ten spie­len in Plat­zie­rungs­spie­len die rest­li­chen Plät­ze unter­ein­an­der aus.

Die Vor­aus­set­zun­gen, um so erfolg­reich und nach­hal­tig wie der RKB Soli­da­ri­tät Bam­berg-Gau­stadt auf hohem Niveau zu spie­len, begin­nen mit eini­gen Grund­la­gen – dabei steht der Ver­ein allen Inter­es­sen­ten offen.

„Jeder kann bei unse­ren Sport­ar­ten mit­ma­chen. Mit dem Rad­ball kann man begin­nen, sobald man Rad­fah­ren kann. Rad­ball bedeu­tet für jeden Teil­neh­mer erst ein­mal viel Trai­ning, bevor man an einem Tur­nier teil­neh­men kann. Man muss zumin­dest die ent­spre­chen­den Grund­übun­gen beherr­schen. Auch bei uns gilt der Spruch „Übung macht den Meis­ter!“. Jedoch wol­len nicht nur Spit­zen­mann­schaf­ten bei uns füh­ren und trai­nie­ren. Es sind glei­cher­ma­ßen Mann­schaf­ten oder Spie­ler herz­lich will­kom­men, die in den Bezirks­li­gen spie­len wol­len. Wir geben jeder inter­es­sier­ten Per­son eine Chan­ce! Und soll­te das ent­spre­chen­de Talent feh­len und man möch­te sich trotz­dem im Ver­eins­le­ben ein­brin­gen, dann kann man dies etwa auch mit einer Schieds­rich­ter­aus­bil­dung tun, denn wie so häu­fig gibt es ohne die Schieds­rich­ter kei­nen Sport.“

Mitt­ler­wei­le konn­te der RKB Soli­da­ri­tät 1911 e. V. Bam­berg-Gau­stadt im 6er Rasen-Rad­ball 2013 und 2019 schon zwei deut­sche Meis­ter­ti­tel ein­fah­ren. Des­halb durf­ten die Meis­ter sich im Roko­ko­saal des Alten Rat­hau­ses auch in das Gol­de­ne Sport­buch der Stadt Bam­berg ein­tra­gen. „Das war und ist ein Rie­sen­er­folg für unse­ren Ver­ein. Das Gefühl, Deut­scher Meis­ter im 6er Rasen-Rad­ball zu sein war über­ra­gend. Zumal wir die­sen Erfolg vor Ort in Bern­lo­he auch mit unse­ren Fami­li­en gleich fei­ern durf­ten. Unse­re Fami­li­en, ob Groß oder Klein, sind immer dabei – das ist das Schöns­te. Nicht umsonst wird immer von der gro­ßen „Rad­ball­fa­mi­lie“ gesprochen.“

Nach­wuchs­ab­tei­lung als Basis des Erfolgs

Nun ist es aller­dings so, dass man in kom­mer­zi­el­le­ren Sport­ar­ten für Titel nicht nur auf Bun­des­ebe­ne, son­dern bereits auf Lan­des­ebe­ne, oft­mals Ver­gü­tun­gen erhält, die über die Ehren­amts­pau­scha­le hin­aus­ge­hen. Beim Rad­ball ist dies jedoch nicht der Fall.

„Wir brin­gen viel Geld mit, wäh­rend popu­lä­re Sport­ar­ten viel Geld ver­die­nen“, sagt Rei­ner Fuchs. „Unse­re Haupt­ein­nah­men im Ver­ein sind gesel­li­ge Ver­an­stal­tun­gen, Bus­fahr­ten und die Mit­glieds­bei­trä­ge. Auch von der Stadt kom­men Gel­der zur För­de­rung des Sports und der Jugend­ar­beit. Umso mehr sind wir auf Spen­den von Fir­men ange­wie­sen, um etwa neu­es Mate­ri­al zu beschaf­fen. Ein Rad­ball­rad kos­tet bei­spiels­wei­se mehr als 1.800 Euro, ein Rad­ball 120 Euro.“

Ein Spon­sor, um sol­che Kos­ten bewäl­ti­gen zu kön­nen, ist die Bam­ber­ger Braue­rei Kai­ser­dom. „Unse­re Ver­bin­dung zu Bam­ber­gern und ins­be­son­de­re zu Gau­stad­ter Ver­ei­nen“, sagt Geschäfts­füh­rer Felix Wör­ner, „besteht seit vie­len Jah­ren, ja schon seit Gene­ra­tio­nen. Als Bam­ber­ger Fami­li­en­braue­rei ist es für uns selbst­ver­ständ­lich, loka­le und regio­na­le Ver­ei­ne zu unterstützen.“

Die Zusam­men­ar­beit mit dem RKB Soli begann im ver­gan­ge­nen Som­mer, als der Ver­ein ange­fragt habe, ob man ihn bei sei­nem nächs­ten Rad­ball­tur­nier mit Geträn­ken und Leih-Equip­ment unter­stüt­zen kön­ne. „Auch wenn es sich um eine Nischen­sport­art han­delt, leis­tet der Ver­ein eine super Arbeit und das nicht nur auf die Erfol­ge bezo­gen, die er fast regel­mä­ßig abräumt. Er ist bei Gau­stad­ter Ver­an­stal­tun­gen aktiv und küm­mert sich auch immer wie­der um neue Nach­wuchs­mit­glie­der, um den Ver­ein leben­dig zu hal­ten. Wir freu­en uns auf die wei­te­re Zusam­men­ar­beit und wün­schen wei­ter­hin viel Erfolg!“

Die­ser Erfolg scheint sich bereits ein­zu­stel­len: Mar­cel Fuchs und Lukas Alt wur­den jüngst Baye­ri­scher Vize­meis­ter 2023. Ein ein­ge­spiel­tes Team, wie Rai­ner Fuchs meint: „Mar­cel Fuchs und Lukas Alt bil­den bereits seit eini­gen Jah­ren unse­re 1. Rad­ball­mann­schaft. Der Vize­meis­ter in der Bay­ern­li­ga war ein groß­ar­ti­ger Erfolg. Viel­leicht klappt es auch mit dem Auf­stieg in die 2. Rad­ball Bun­des­li­ga. Wir hof­fen natür­lich, dass sich Mar­cel und Lukas noch lan­ge in der Rad­ball Bay­ern­li­ga hal­ten und als Vor­bil­der für unse­re nach­rü­cken­den Spie­ler agie­ren kön­nen. Wir freu­en uns jedoch eben­falls, wenn unse­re Mann­schaf­ten in den unte­ren Ligen erfolg­reich sind und Spaß am Spiel haben.“

Eine Sache, die den Ver­ein aber auf jeden Fall aus­zeich­net, ist sei­ne Jugend­ar­beit. Len­ny Eckert und Bene­dikt Koh­man sind Baye­ri­scher U17-Meis­ter. „Fast hät­ten wir unse­ren U17-Spie­ler Len­ny Eckert ver­lo­ren, da sein Part­ner aus schu­li­schen Grün­den für die­se Sai­son nicht mehr zur Ver­fü­gung stand. Doch wir lie­ßen nichts unver­sucht, um einen neu­en Part­ner für ihn zu fin­den. Nach­dem wir in Ober­fran­ken zu fast allen Ver­ei­nen Kon­takt auf­ge­nom­men hat­ten, wur­den wir beim RVC Burg­kunst­adt fün­dig. Dort war Bene­dikt Koh­mann eben­falls mit sei­nem Part­ner unzu­frie­den und wir for­mier­ten ein neu­es Team. Dadurch betrei­ben wir zwar einen sehr gro­ßen Auf­wand, der sich jedoch nach wie vor lohnt. Len­ny Eckert mit Vater Mar­kus fah­ren min­des­tens ein­mal pro Woche nach Burg­kunst­adt und umge­kehrt fährt Bene­dikt Koh­mann mit Vater Man­fred nach Gau­stadt zum Trai­ning. Dann ste­hen zusätz­lich noch Lan­des­lehr­gän­ge an, die über­wie­gend in Stein statt­fin­den. Es wird also min­des­tens zwei- bis drei­mal in der Woche trainiert.“

Ein Auf­wand, der sich zu loh­nen scheint. Mit­te April qua­li­fi­zier­ten sich Len­ny Eckert und Bene­dikt Koh­mann für die Deut­sche Meis­ter­schaft. Am 6. und 7. Mai tre­ten sie im baden-würt­tem­ber­gi­schen Alb­stadt gegen die bes­ten U17-Rad­ball-Mann­schaf­ten des Lan­des an.

Weiterer Artikel

Ver­brau­cher­zen­tra­le Bayern

Tipps, um Was­ser­ver­brauch zu reduzieren

Nächster Artikel

6 Mil­lio­nen Euro für digi­ta­les Unterrichten

Uni­ver­si­tät Bam­berg: Mehr digi­ta­le Sou­ve­rä­ni­tät für Lehrkräfte