Mit der neuen Sonderkonzertreihe im Mai „Die Welt mit Wagner“ in der Konzerthalle Bamberg und dem „Ring ohne Worte“ in Bamberg und der Isarphilharmonie München sowie dem live untermalten Stummfilmklassiker „Die Nibelungen: Siegfried 1. Teil“ von Fritz Lang aus dem Jahr 1924 präsentieren die Bamberger Symphoniker nach dem großen Erfolg von 2013 erneut eine Hommage an Richard Wagner.
In ihrer neuen Sonderkonzertreihe spüren die Bamberger Symphoniker mit großer Neugier wieder der Wirkung der Wagnerschen Musik nach. Inspiriert durch das aktuelle Buch des New Yorker Musikkritikers und Autors Alex Ross „Die Welt nach Wagner“ werden mehrere Musikstücke verschiedener Komponisten, unter anderem von Richard Wagner, Claude Debussy, Gustav Mahler und Richard Strauss in einer Art Labor zum Klingen gebracht. Mit multimedialen Projektionen der Brüder Nick und Clemens Prokop, die passend zur Musik Filmausschnitte, Videos, Fotos und Animationen zeigen, werden die Bilder zu den Musikphänomenen interdisziplinär verwoben.
Dazu kommen Musik und Stimmen aus dem „Off“. So finden verschiedene Musikstücke aus dem Wagner-Kosmos eine Gegenüberstellung mit von ihm beeinflussten anderen Kunstwerken in großformatigen, multimedialen Inszenierungen.
Multimediales Konzertprojekt
Das Projekt ist eine Art Hommage vor allem an das Gesamtkunstwerk des Künstlers Wagner, der das Orchester immer wieder auf seiner musikalischen Reise begleitet. „Richard Wagner hat mit seinem Werk nahezu alle Komponisten beeinflusst, die nach ihm kamen und kommen“, sagt Marcus Rudolf Axt, Intendant der Bamberger Symphoniker. Auch symphonisches Repertoire könne ohne Wagner nicht vollständig gedacht werden, weshalb das Orchester über die Zeit hinweg immer wieder Wagner als konzertante Aufführungen gespielt habe.
Die Sonderkonzertreihe mit Wagner ist wieder etwas Besonderes, zumal die multimediale Präsentation ein zusätzliches Highlight gibt. „Dieses Projekt ist der Versuch, sich einmal nur der symphonischen Seite zu nähern sowie dem Einfluss, den Wagner auf andere Komponisten wie Strauss und Mahler aber auch auf andere Künstlerinnen und Künstler wie Schriftsteller und Filmemacher hatte“, so Axt.
Wagnerism
Der „Wagner-Experte“ Alex Ross hat sofort begeistert zugesagt, das erste Sonderkonzert der Reihe zusammen mit dem Chefdirigenten der Bamberger Symphoniker, Jakub Hrůša, und den Prokop-Brüdern zu konzipieren. Er wird für die ersten beiden Konzerte nach Bamberg reisen und auch vor den Konzerten eine Einführung auf Deutsch halten, an deren erster Ausgabe auch Clemens Prokop via eines Talks auf der Bühne teilnimmt.
Dabei geht es in seinem Buch mit dem englischen Titel „Wagnerism. Art and Politics in the Shadow of Music“ eigentlich mehr um Malerei, Schriftstellerei und Architektur in Zusammenhang mit Wagner. Den Inhalt des Buches zu transformieren ist auch für das Orchester eine völlig neue Sicht auf den großen Komponisten. „Im Buch ist die Wirkung Wagners auf alle möglichen Kunstgattungen beschrieben: bildende Kunst, Film, Literatur, aber auch auf politische und ideologische Strömungen des 20. Jahrhunderts. Potenzielle Nachwirkungen in der Musik sind nicht Teil des Buches, sondern ihnen wurde von uns im Dialog mit Alex Ross und Jakub Hrůša nachgespürt und speziell für dieses Projekt ausgewählt“, erläutert Axt weiter.
Musik und Text
Vor allem Dirigent Jakub Hrůša hat bereits viel Erfahrung mit Konzerten, die sich etwas außerhalb der Norm bewegen, die modern gedacht und inspirierend gespielt werden. Seine Tätigkeit als Dirigent von Opern und seine Vertrautheit mit dem kompositorischen Schaffen Richard Wagners kommen dem Projekt überdies zugute. So auch im „Ring ohne Worte“, den die Bamberger Symphoniker in der Konzerthalle an der Regnitz und in der Isarphilharmonie geben. Hier dreht sich alles um Wagners zeitlose Parabel der Macht und der Liebe.
Ein monumentales Weltendrama, aufgezeigt in einer Art Schnelldurchlauf durch die vier Opern des Rings. Ohne Bühnenbilder, Sänger und Kostüme. Dafür gespielt in der Zusammenstellung und Auswahl des amerikanischen Komponisten und Dirigenten Lorin Maazel. Diesmal – auch das ist neu – mit gelesenen Textpassagen aus bekannten literarischen Werken, beispielsweise von Friedrich Nietzsche, Thomas Mann, Elfriede Jelinek, Virginia Woolf oder Theodor W. Adorno. Die Texte liest der Schauspieler und Hörbuchsprecher Jens Harzer, selbst ein großer Fan der Bamberger Symphoniker. Durch das Hörbuch „Böhmen liegt in uns. Warum der Klang der Bamberger Symphoniker die Menschen ergreift“ hat er bereits in der Vergangenheit intensiv mit dem Orchester zusammengearbeitet.
Lorin Maazels „Ring ohne Worte“ ist eine bekannte Zusammenstellung von Wagners Ring und wird häufiger von Orchestern auf der ganzen Welt gespielt. Um die Reflexionen von und um Wagner unterstützend zur Musik darzustellen, erweisen sich die ausgewählten Texte berühmter, aber auch weniger bekannter Autoren als gute Parallelen oder Kontraste, um Wagners Kosmos zu erweitern. So eröffnen sie auch andere Perspektiven als die rein musikalische auf sein Werk und Wirken.
Stummfilm mit Musik
Beim Sonderkonzert zum Stummfilmklassiker „Die Nibelungen: Siegfried 1. Teil“ von Fritz Lang aus dem Jahr 1924 wird Christian Schumann dirigieren. Der gebürtige Freiburger Schumann gibt mit diesem Konzert sein Debüt bei den Bamberger Symphonikern. In großer Besetzung spielt das Orchester die originale Filmmusik, während im Saal auf einer großen Filmleinwand der Stummfilm gezeigt wird. Der deutsche Komponist Gottfried Huppertz komponierte 1924 die Musik für den Film von Fritz Lang. Auch Schumann selbst ist Komponist von Filmmusik und wird in der nächsten Saison mit den Education-Konzerten „Sound of Climate“, einem weiteren multimedialen Konzertprojekt, die Bamberger Symphoniker unterstützen.
Auch für Studierende und die Jüngsten
Die Bamberger Symphoniker sind das einzige Orchester mit Weltruf, das nicht in einer Großstadt beheimatet ist. Dennoch geht die Magnetwirkung des Klangkörpers nach außen. So trägt das Orchester auf Reisen den Rhythmus und das musikalische Echo seiner Heimatstadt in die ganze Welt hinaus.
Mehr als 7.300 Konzerte in über 500 Städten und 63 Ländern haben die Bamberger Symphoniker seit ihrer Gründung im Jahr 1946 gegeben. Das Orchester, dessen Wurzeln bis nach Prag reichen, versteht sich als grenzüberschreitender, weltoffener Klangbotschafter. Der charakteristische Klang, der als dunkel, warm und strahlend beschrieben und seit 2016 von Chefdirigent Jakub Hrůša aus Tschechien geprägt wird, ist viel gerühmt und wurde häufig prämiert. Als Leuchtturm der Kulturgesellschaft steht für das Orchester Nachhaltigkeit sowohl musikalisch als auch ökologisch im Vordergrund. Auch die Nähe zum Heimatpublikum und dabei vor allem zu den KonzertbesucherInnen von morgen ist den Bamberger Symphonikern besonders wichtig. So spielen sie im Mai unter dem Motto „Viva España!“ auch für Studierende und „Sitzkissenkonzerte“ für die Jüngsten.