Das jüngste ist erst 46 Jahre alt, die älteren haben schon Jahrhunderte überdauert: Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hat eine Liste neuer
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Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
Historische Wahrzeichen: Bayerns Neuzugänge in der Denkmalliste
Das jüngste ist erst 46 Jahre alt, die älteren haben schon Jahrhunderte überdauert: Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hat eine Liste neuer Wahrzeichen veröffentlicht.
Mehr als 109.000 Bau- und Kunstdenkmäler sind in der Denkmalliste des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege verzeichnet. Jedes Jahr kommen neue Wahrzeichen hinzu, deren Eigenschaften das bayerische Denkmalschutzgesetz so definiert: Denkmäler sind von Menschen geschaffene Sachen oder Teile davon aus vergangener Zeit, deren Erhaltung wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen, wissenschaftlichen oder volkskundlichen Bedeutung im Interesse der Allgemeinheit liegt.
„Ob Bahnhof, Brücke oder Betonhochhaus: Bayern ist und bleibt vielfältig“, zitiert eine Mitteilung der Behörde entsprechend ihren Leiter Mathias Pfeil. „Das spiegelt sich auch deutlich in den Denkmälern wider, die wir in diesem Jahr neu in die Denkmalliste aufgenommen haben.“
Dazu gehört etwa das „Edwin-Scharff-Haus“ in Neu-Ulm. Mit seinen gerade mal 46 Jahren ist das Gebäude eins der jüngsten Einzeldenkmäler Bayerns. Gebaut wurde das Kultur- und Tageszentrum nach Entwürfen des Münchner Architekten Bernhard von Busse zwischen 1974 und 1977. Nach seiner Sanierung dieses Jahr wird das Haus jetzt wieder als Veranstaltungsort genutzt.
Zwei weitere der neuen Wahrzeichen stehen in Oberbayern. Eines davon ist das sechsgeschossige Scheibenhochhaus in München Teil des stillgelegten Pfanni-Fabrikgeländes am Ostbahnhof der Stadt. Das Verwaltungsgebäude sowie das ebenfalls denkmalgeschützte Kesselhaus hat der Architekt Wolf Klemm zwischen 1956 und 1958 entworfen. Es ist ein typisches Beispiel für den Bürobau der 1950er-Jahre und damit Zeugnis der Industrie- und Wirtschaftsgeschichte Bayerns.
Im Landkreis Miesbach, in Weyarn, befindet sich der Mangfallsteg. Die Brücke für Fußgänger:innen und Fahrradfahrer:innen wurde 1910 erbaut und zählt zu den frühen aus Stahlbeton errichteten Brücken in Deutschland. Das Bauwerk besteht aus einer dreigeteilten Eisenbetonkonstruktion mit einem Hauptbogen von etwa 28 Metern Spannweite sowie zwei Vorbögen von jeweils etwa neun Metern Länge. Am Mangfallsteg zeigt sich einerseits die damals noch vergleichsweise neue Stahlbetonbauweise, die eine filigrane Konstruktion ermöglichte. Gleichzeitig sind an der Brücke noch Elemente traditioneller Eisenfachwerkbrücken erkennbar.
Weitere Wahrzeichen in Nürnberg, Bad Brückenau, Untergriesbach und Amberg
In Nürnberg hat es die Ostermayr-Passage auf die Liste der neuen Denkmäler des Landeamtes geschafft. Diese befindet sich innerhalb eines in der Nachkriegszeit errichteten Wohn‑, Geschäfts- und Bürogebäudes. Die gut 35 Meter lange Ladenpassage wurde seit den 1950er-Jahren nur wenig verändert. Sämtliche Schaufenster, Geländer, aber auch die Glasdächer sind noch erhalten. Damit ist sie das bayernweit höchst selten gewordene Paradebeispiel einer Großstadtpassage aus der Zeit des Wirtschaftswunders.
Auch das Bahnhofsgebäude im unterfränkischen Bad Brückenau darf sich nun historisches Wahrzeichen nennen. Der Bahnhof wurde Anfang des 20. Jahrhunderts eröffnet. Seinerzeit führte eine Nebenstrecke der Bahnlinie über Jossa und Bad Brückenau bis nach Wildflecken. Der Personenverkehr auf dieser Strecke wurde 1988 eingestellt. Danach diente das zweigeschossige Gebäude als Verkaufsstelle einer Getränkefirma. Es weist auf den frühen Kurbetrieb in der Region hin und verdeutlicht, wie der Freistaat einst dafür seine Infrastruktur ausbaute.
Der sogenannte Fürsten- oder Firmiansteig oberhalb von Steinbüchl im niederbayerischen Untergriesbach war viele Jahrhunderte ein Handelsweg in Richtung Böhmen. Der erhaltene Teil – sichtbar am Granitplattenbelag und den Randsteinen – ist im Kern mittelalterlich und wurde im 18. Jahrhundert unter Fürstbischof Leopold Ernst von Firmian ausgebaut. Er trägt deshalb seither seinen Namen. Eine bürgerschaftliche Initiative bemühte sich um den Erhalt der historischen Straße, trug Humus ab und legte so 153 Meter des Steiges wieder frei. Nun nahm das Landesamt den Weg in die Denkmalliste auf.
Ein Wohn- und Geschäftshaus in der Oberpfalz, genauer gesagt in Amberg, ist der letzte Eintrag auf der Liste neuer bayerischer Wahrzeichen. Der dreigeschossige Walmdachbau in Ecklage ist ein gutes Beispiel für die baukünstlerisch aufwändige Architektur im historischen Stadtkern von Amberg. Aufgrund ihrer Geschichte rund um den Abbau von Eisenerz gewann die Stadt mit der Industrialisierung immer mehr an wirtschaftlichem Einfluss weshalb ein Kreditinstitut notwendig wurde. 1860 erhielt die Königliche Bank von König Max Joseph die Erlaubnis, eine Filiale in der Stadt zu errichten. Diese wurde schon bald zu klein, weshalb für die Bank 1909 ein eigenes Gebäude mit großen Geschäftsräumen an der Bahnhofstraße 17 gebaut wurde. An der Fassade ist noch heute der für die damalige Zeit typische historisierende Stil sichtbar.
Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
1300 Jahre altes Kindergrab wird in Bamberg aufgetaut
Letzten Herbst fanden Archäologen im südbayerischen Tussenhausen ein Kindergrab aus dem 7. Jahrhundert. Dieses hat das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege mit einer eigens entwickelten Methode tiefgefroren und nun zum Auftauen und zu Untersuchen nach Bamberg gebracht.
Mit Fön und Lötkolben hat das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) begonnen, den so genannten „Eisprinzen“ aufzutauen, um das tiefgefrorene Kindergrab aus dem 7. Jahrhundert zu untersuchen. Das gab das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege bekannt.
Den Boden der Grabkammer samt den Überresten des reich bestatteten Knaben hatten Archäologen im vergangenen Oktober im Ganzen gehoben. Das Besondere daran sei laut BLfD, dass das steinerne Kindergrab offensichtlich so gründlich abgedichtet war, dass anders als üblich keine Sedimente ins Innere gedrungen waren. Dadurch befänden sich die Funde in einem für ein Grab aus dieser Zeitspanne außergewöhnlich guten Zustand.
Um sie für den Transport vom südbayerischen Tussenhausen ins Bamberger Depot zu schützen, hatte ein Team des BLfD den Kammerinhalt Lage für Lage mit Wasser benetzt und diese mit Flüssig-Stickstoff schockgefrostet. Erstmals sei ein Grab mit dieser Technik geborgen worden. Denkmalpflegerinnen und Denkmalpfleger des Landesamtes hatten diese Methode speziell für diesen Fall entwickelt.
„Mehrere Monate hat die Blockbergung mit dem Skelett des Kindes in einer Gefrierzelle gelagert“, sagte Generalkonservator Prof. Dipl.-Ing. Mathias Pfeil, Leiter des BLfD. „Nun ist der Spitzname unseres kleinen Eisprinzen bald überflüssig. Seinen schützenden Eispanzer bauen wir behutsam und sukzessive durch gezieltes Erwärmen ab. Unser Restauratoren-Team hat diesen Prozess minutiös vorbereitet.“
Untersuchungen zu Bestattung und Todesursache
Für den Auftauprozess wurde die seit mehreren Monaten tiefgefrorene, etwa 800 Kilogramm schwere Blockbergung aus der Gefrierzelle in einen eigens vorbereiteten Raum gebracht. Dessen Luftfeuchtigkeit kann das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege kontrolliert und entsprechend des Erhaltungszustandes der Blockbergung anpassen. Damit das frei werdende Tauwasser die Funde nicht beschädigt, leitet es ein spezieller Sauger ab. In den Bearbeitungspausen sorgt eine Kühlhaube für eine konstante Temperatur von minus 4 Grad Celsius. Das Auftauen wird voraussichtlich mehrere Tage dauern. Im Anschluss analysieren Expertinnen und Experten erste Materialproben.
Später sollen die in den letzten Monaten geplanten detaillierteren Untersuchungs- und Dokumentationsarbeiten beginnen. Diese sollen voraussichtlich auch Aufschluss über die Umstände der Bestattung, die Todesursache und das Alter des Kindes geben.
Ob es sich beim „Eisprinzen“, wie er am Bayerischen Landesamt genannt wird, tatsächlich um den Spross einer gesellschaftlich höher gestellten Familie handelt, sei noch unklar. Allerdings würden seine Grabbeigaben wie etwa ein Schwert mit einem goldverzierten Gurt, Schmuck und silberne Armreifen dafür sprechen. Für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seien aber vor allem die organischen Reste von besonderer Bedeutung.
„Zahlreiche Stoff- und Lederreste beispielsweise von der Schwertscheide, dem Waffengurt sowie der Kleidung sind erhalten“, sagte Britt Nowak-Böck, Leiterin der archäologischen Restaurierungswerkstätten des BLfD. „Sie versprechen hochinteressante Einblicke in die Grabausstattung und in die frühmittelalterliche Textiltechnologie.“