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Der Druck nimmt zu

Fach­kräf­te­man­gel wird für immer mehr Unter­neh­men zum ech­ten Problem

Der wach­sen­de Fach­kräf­te­man­gel ist in Ober­fran­ken längst ange­kom­men. Ein Blick auf die Detail­ergeb­nis­se der jüngs­ten Kon­junk­tur­be­fra­gung der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth zeigt, dass das Pro­blem immer drän­gen­der wird, in man­chen Bran­chen sogar mit dra­ma­ti­schen Folgen.

„Nur jedes fünf­te Unter­neh­men, das der­zeit offe­ne Stel­len anbie­tet, kann die­se auch tat­säch­lich beset­zen”, erläu­tert IHK-Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin Gabrie­le Hohenner.

Der Fach­kräf­te­man­gel hat vie­le Grün­de. So sorgt die demo­gra­fi­sche Ent­wick­lung dafür, dass in Ober­fran­ken immer weni­ger Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeit­neh­mer zur Ver­fü­gung ste­hen. Außer­dem hat bei jun­gen Men­schen der Wunsch nach einer aka­de­mi­schen Aus­bil­dung häu­fig Vor­rang vor einem beruf­li­chen Bil­dungs­weg. Auch Poten­zia­le aus Nach­bar­re­gio­nen, die in den letz­ten Jahr­zehn­ten als Fach­kräf­te­quel­le genutzt wer­den konn­ten, etwa die neu­en Bun­des­län­der oder die Tsche­chi­sche Repu­blik, sind weit­ge­hend aus­ge­schöpft, da gut aus­ge­bil­de­te Fach­kräf­te längst auch dort Arbeit finden.


Fach­kräf­te­man­gel als Risi­ko für die wirt­schaft­li­che Entwicklung

In der aktu­el­len IHK-Kon­junk­tur­um­fra­ge stu­fen 61 Pro­zent aller befrag­ten Unter­neh­men den Fach­kräf­te­man­gel als unter­neh­me­ri­sches Risi­ko für die wei­te­re wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung ein. Das sind 13 Pro­zent­punk­te mehr als noch im Janu­ar 2021, also vor Aus­bruch der Coro­na-Pan­de­mie. 49 Pro­zent der Befrag­ten berich­ten aktu­ell, dass sie der­zeit offe­ne Stel­len län­ger­fris­tig nicht beset­zen kön­nen, 12 Pro­zent sehen kei­ne Pro­ble­me, 39 Pro­zent haben der­zeit kei­nen Per­so­nal­be­darf, suchen also auch nicht.


80 Pro­zent der Unter­neh­men mit frei­en Stel­len kön­nen die­se nicht besetzen

„Betrach­tet man nur die Unter­neh­men, die der­zeit tat­säch­lich Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter auf dem Arbeits­markt suchen, dann kön­nen unter dem Strich der­zeit 80 Pro­zent der Unter­neh­men mit offe­nen Stel­len die­se län­ger­fris­tig nicht beset­zen. Der Fach­kräf­te­man­gel wird immer mehr zum Hemm­schuh für die wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung”, so IHK-Kon­junk­tur­re­fe­rent Mal­te Tie­de­mann. Beson­ders betrof­fen sind das Bau­ge­wer­be, die Logis­tik- und die Tou­ris­mus­wirt­schaft. „Die Frus­tra­ti­on der Unter­neh­me­rin­nen und Unter­neh­mer nimmt zu. Vie­le füh­len sich der Situa­ti­on macht­los aus­ge­lie­fert, weil sie Auf­trä­ge wegen Per­so­nal­man­gels ableh­nen müs­sen”, so Hohenner.


Droht ein Sze­na­rio wie in Großbritannien?

Die Coro­na-Pan­de­mie hat das Pro­blem ver­schärft. Vie­le Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter in den von Coro­na beson­ders betrof­fe­nen Bran­chen haben wäh­rend der Pan­de­mie neue Arbeits­plät­ze in ande­ren Bran­chen gefun­den. Der Auf­schwung nach der Kri­se ver­stärkt den Druck auf den Arbeits­markt. Die Fol­ge sind lan­ge War­te­zei­ten auf dem Bau, mehr Ruhe­ta­ge oder Besu­cher­be­gren­zun­gen in der Gas­tro­no­mie oder der Kapa­zi­täts­an­pas­sun­gen in Spe­di­tio­nen. Selbst Betriebs­auf­ga­ben gibt es inzwi­schen auf­grund des Fach­kräf­te­man­gels. Hohen­ner: „Zustän­de wie in Groß­bri­tan­ni­en, wo wegen feh­len­der Lkw-Fah­rer die Ver­sor­gung zum Teil zusam­men­ge­bro­chen ist, kön­nen auf Dau­er auch bei uns nicht mehr völ­lig aus­ge­schlos­sen werden.”


Unter­neh­men set­zen auf Ausbildung

Auf die Schnel­le wird sich das Struk­tur­pro­blem feh­len­der Fach­kräf­te nicht lösen las­sen. Die Mit­glieds­un­ter­neh­men der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth set­zen vor allem auf die ver­stärk­te Aus­bil­dung des eige­nen Nach­wuch­ses (55 Pro­zent) und eine Stei­ge­rung der Arbeit­ge­ber­at­trak­ti­vi­tät (49 Pro­zent). Für 35 Pro­zent könn­te die Ein­stel­lung von Fach­kräf­ten aus dem Aus­land (35 Pro­zent) Teil der Lösung sein. „Hier brau­chen unse­re Unter­neh­men aber bes­se­re Hil­fe­stel­lung, um aus­län­di­sche Fach­kräf­te ziel­ge­nau anspre­chen und gewin­nen zu kön­nen. Auch ist es drin­gend erfor­der­lich, den büro­kra­ti­schen Auf­wand bei der Gewin­nung von Fach­kräf­ten aus dem Aus­land zu redu­zie­ren”, so Hohenner.