In jeder Ausgabe des Stadtechos legen wir einer Bamberger Persönlichkeit einen Fragebogen vor. Diesmal hat Ursula Sowa die Fragen beantwortet. Die Wahlbambergerin
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Stadtecho-Fragebogen
Das Stadtecho fragt: Urusla Sowa antwortet
In jeder Ausgabe des Stadtechos legen wir einer Bamberger Persönlichkeit einen Fragebogen vor. Diesmal hat Ursula Sowa die Fragen beantwortet. Die Wahlbambergerin ist Landtagsmitglied der bayerischen Grünen und baupolitische Sprecherin ihrer Partei.
Frau Sowa, was treibt Sie an, in einem Bundesland, in dem eine scheinbar nicht besiegbare konservative Partei über ein großteils konservatives Volk herrscht, linke und deswegen fast aussichtslose Politik zu machen?
Unsere Überzeugungen für Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und eine offene Gesellschaft sind keine Frage von links oder rechts, sondern von Verantwortung für unsere Zukunft. Wir setzen uns für eine Politik ein, die alle Menschen mitnimmt und niemanden zurücklässt.
Glauben Sie, die CSU wird jemals abgewählt?
Ja. Als Mitglied der Grünen kann ich sagen, dass wir fest daran glauben, dass die CSU abgewählt werden kann. Die Herausforderungen, vor denen wir stehen – Klimawandel, soziale Gerechtigkeit und ökologische Transformation – erfordern einen grundlegenden Wandel in der Politik. Wir bieten eine Politik, die Sorgen der Bürger ernst nimmt und kein „weiter so“.
Kann es den bayerischen Grünen gelingen, jemals wieder Ergebnisse wie bei der Landtagswahl 2018 zu haben oder ist es der Konkurrenz mit ihren Kampagnen zu gründlich gelungen, die grüne Partei zu diskreditieren?
Natürlich! Die Herausforderungen durch die Konkurrenz sind nicht zu unterschätzen, die mit geschickten Kampagnen versuchen, unser Image zu schädigen. Dennoch gibt es auch einen aufkeimenden Wunsch in der Gesellschaft nach Veränderung, nach einer Politik, die ökologische und soziale Themen ernst nimmt. Wenn wir es schaffen, authentisch zu kommunizieren und auf die Bedürfnisse der Wählerinnen und Wähler einzugehen, sehe ich durchaus Potenzial, an unsere früheren Erfolge anzuknüpfen.
Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Politikerin geworden wären?
Ich bin Architektin. Gott sei Dank!
Was ist Ihre allererste Erinnerung im Zusammenhang mit Politik?
Ich war in der Schülermitverwaltung im Eichendorff Gymnasium. Hier habe ich zum ersten Mal erlebt, was Politik machen im Kleinen bedeutet.
Was mögen Sie an Politik? Was nicht?
Ich mag, dass Politik lebendig ist. Es ist immer etwas los. Jeden Tag geht es ums Ganze und egal wo ich bin oder mit wem ich spreche. Politik ist überall. Egal ob im Kleinen oder im ganz Großen. Was ich an der Politik nicht mag, ist, dass sich die Menschen oft nicht zuhören.
Ist die Lüge ein gängiges Mittel in der Politik?
Ich fürchte, ja. Manche wissen gar nicht, dass sie lügen. Manche lügen aber auch bewusst, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, sowie der Generalsekretär der CSU, Martin Huber, neulich. Er hatte behauptet, die Grünen wollten die Haustiere verbieten. Das ist eine Lüge.
Ihr Leben wird verfilmt. Wer sollte Sie spielen?
Eli Wasserscheid vom Franken-Tatort.
Würden Sie gerne öfter Fahrrad fahren?
Ja, gerne noch öfter. Ich fahre in Bamberg viel mit dem Rad. Allein von meinem Zuhause und wieder ins Büro. Auch in Oberfranken bin ich oft mit Rad und Zug unterwegs.
Zahlen Sie gerne Rundfunkgebühren?
Ja, klar. Ich sehe die Rundfunkgebühren als wichtigen Beitrag zu einer unabhängigen und vielfältigen Medienlandschaft. Sie ermöglichen es öffentlich-rechtlichen Sendern, unabhängig von wirtschaftlichen oder politischen Interessen zu berichten, kulturelle Programme zu fördern und Bildung zugänglich zu machen. Es ist entscheidend, ein Medienangebot zu haben, das die Demokratie stärkt, verschiedene Perspektiven zeigt und einen Zugang zu verlässlichen Informationen für alle garantiert.
Töten Sie Insekten?
Nein, natürlich nicht. Bei mir wird jedes Insekt in einem Glas nach draußen gebracht. Das bringe ich auch meinen Enkeln bei.
Wie viele Apps sind auf Ihrem Smartphone? Welche benutzen Sie am meisten?
40. Mail, DB Navigator und Signal.
Wie sieht ein perfekter Tag für Sie aus?
Es beginnt damit, dass der FT morgens in meinem Briefkasten liegt. Wenn das schon mal geklappt hat, steht der Tag meist unter guten Sternen. Dann kommt die Bahn pünktlich und ich kann entspannt meine Termine wahrnehmen.
Wovon waren Sie zuletzt überrascht?
Dass der Gebäudetyp E einstimmig durch den Bauausschuss ging.
Was ist Ihr größter Wunsch?
Frieden. Frieden. Frieden. Für die ganze Welt.
Worüber haben Sie sich zuletzt geärgert?
Wo soll ich da anfangen? Mich ärgert es oft, wenn einfach nichts vorangeht und jeder dem anderen die Schuld dafür gibt.
Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?
Vogelgezwitscher.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Zeit mit meinen Enkeln verbringen.
Wann und warum hatten Sie zum letzten Mal Ärger mit der Polizei?
Als Rollerfahrerin auf meiner Vespa. Es war eisig und ich bin auf dem Gehweg gefahren, weil der Gehweg gestreut war. Die Polizei hat mich dabei erwischt und ich musste 50 DM zahlen. Das war vor mehr als 30 Jahren. Seither hatte ich keinen Ärger mehr mit der Polizei.
Was war Ihr schönster politischer Moment?
Der Einzug in den Bundestag und der Einzug in den Landtag. Das sind für mich ganz besondere Momente gewesen.
Auf welchen Moment Ihrer Laufbahn waren Sie am schlechtesten vorbereitet?
Mein Einzug in den Bundestag.
Gibt es einen wiederkehrenden Albtraum, der von Ihrem Beruf handelt?
Ich erwische den Zug nicht und verpasse dadurch einen wichtigen Termin.
Mit welcher großen Politikerin oder welchem großen Politiker können Sie gar nichts anfangen?
Mit Donald Trump, Kim Jong-un und Putin.
Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?
Mist.
Bei welchem historischen Ereignis wären Sie gerne dabei gewesen?
Die Einweihung des Bamberger Doms. Lieber einmal Kaiser Heinrich die Hand schütteln als Markus Söder.
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Unpünktlichkeit. Passiert mir auch.
Ihre Lieblingstugend?
Ich finde es wichtig, dass man sich jeden Tag im Spiegel sehen kann. Wenn man mit sich selbst nicht im Reinen ist, scheitert meistens auch der Rest.
Was hätten Sie gerne erfunden?
Eine absolut pünktliche Bahn.
Haben Sie ein Vorbild?
Sicherlich nicht Markus Söder.
Wofür sind Sie dankbar?
In Bamberg leben zu dürfen.
Was lesen Sie gerade?
Die Ausschussunterlagen für meine Ausschüsse („Bauen, Wohnen und Verkehr“ und „Beschwerden und Eingaben“).
Was ist Ihr Lieblingsbuch, Lieblingsalbum, Lieblingsfilm?
Alles von Adalbert Stifter, Bob Dylan, „Casablanca“.
Welches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?
„Homo destructor“ von Werner Bätzing. Er ist Bamberger Kulturgeograf. In seinem Buch schildert er Ideen für eine Zeit, nachdem der Mensch die Erde zerstört hat. Ich habe mich mit ihm persönlich getroffen, weshalb ich den Ausgang des Buchs bereits kannte.
Welche Musik hören Sie nur heimlich?
Ich höre gerne klassische Musik und das öffentlich.
Was ist Ihr Lieblingsessen?
Datteln, Erdnüsse und Karotten oder gerne auch asiatisch.
Was war Ihre größte Modesünde?
Latzhosen.
Was ist Ihr liebstes Smalltalk-Thema?
News.
Was zeigt das letzte Foto, das Sie mit Ihrem Handy aufgenommen haben?
Ein Bild als ich mit meinen Enkeln im Restaurant auf das Sushi gewartet habe.
Mit wem würden Sie gerne eine Nacht durchzechen?
Mit den Architekten vom Konzerthaus München: Cukrowicz Nachbaur. Wir könnten die tollsten architektonischen Visionen spinnen.
Was finden Sie langweilig?
Ich liebe Langeweile.
Sie sind in einer Bar. Welches Lied würde Sie dazu bringen, zu gehen?
Alles von Heino.
Wie glauben Sie, würde Ihr Pendant von vor zehn Jahren auf Ihr heutiges Ich reagieren?
Ich hätte nicht gedacht, dass es mir in München gut gefällt und dass ich eine ICE-Fahrerin werde.
Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?
Der Blick in den Himmel, ins Universum. Im Planetarium fühle ich mich sehr klein.
Ich kann nicht leben ohne…
Nachrichten. Lokal und global.
In welchen Club sollte man unbedingt mal gehen?
In den Bamberger Jazz Club.
Sind Sie Tänzerin oder Steherin?
Ich tanze gerne. Ich habe sogar ein Goldabzeichen in der Tanzschule Scholz gemacht.
Was war die absurdeste Unwahrheit, die Sie je über sich gelesen haben?
Dass wir Grünen mal wieder irgendwas verbieten wollen.
Welches Problem werden Sie in diesem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?
Meine Ladekabel nicht zu vergessen.
Das Stadtecho gibt eine Runde aus. Was trinken Sie?
Als Grüne: Latte Macchiato mit Hafermilch.
Ursula Sowa, November 2024.
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„Jedes Kind in Bayern muss Schwimmen lernen!“
Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Schulze besucht das „Aquarena“
Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende und Spitzenkandidatin der Grünen im bayerischen Landtag, hat sich kürzlich auf Einladung des Gemeinderatsmitglieds Raimund Oswald vor Ort über die Situation und die aktuellen Schwierigkeiten des Warmwasser- und Freizeitbads „Aquarena“ in Zapfendorf informiert und bestmögliche Unterstützung zugesichert, wie der Grünen-Kreisverband Bamberg-Land mitteilt.
Nach der Begrüßung und einer ersten Vorstellung des Schwimmbads durch den Ersten Bürgermeister Michael Senger und die Zweite Bürgermeisterin Sabine Köhlerschmidt erläuterte der 2. Vorsitzende des Fördervereins, Dr. Andreas Büttner, die Herausforderungen, vor denen das Aquarena stehe: „Unser Freibad hat ein großes Einzugsgebiet, sodass landkreisübergreifend Badegäste beispielsweise aus Coburg, Kronach, Lichtenfels und sogar Erlangen oder Nürnberg kommen. An guten Tagen zählt das Bad bis zu 2500 Besucherinnen und Besucher. Das unvermeidliche Defizit muss aber die vergleichsweise kleine Marktgemeinde alleine schultern.“
„Das Aquarena wurde zuletzt vor 1990 in größerem Umfang saniert. Die steigenden Energiekosten treffen uns aktuell sehr, so dass wir notgedrungen die Sauna und das Dampfbad für die Saison 2023 nicht öffnen können“, ergänzte Bürgermeister Senger. „Zudem gibt es im Bereich der Technik einen Investitionsstau. So konnten in den letzten 2 Jahren 3 ältere Beckenwasserpumpen gegen moderne Hocheffizienzpumpen ausgetauscht werden und wir möchten auch möglichst schnell Photovoltaik zur energetischen Eigenversorgung des Bades auf den Dachflächen realisieren.“
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Die grünen Kandidierenden für die Landtags- und Bezirkstagswahlen im Oktober Tim-Luca Rosenheimer, Sarah Eisenberger und Leonie Pfadenhauer fassten abschließend zusammen: „Wir müssen die Kommunen über die Schlüsselzuweisungen besser finanziell ausstatten, denn die Personen vor Ort wissen am besten, an welchen Stellen das Geld benötigt wird. Auch muss die bestehende Förderkulisse verschlankt werden und die Antragstellung muss für die Kommunen unbürokratischer vonstattengehen.”
Einig seien sich alle Beteiligten, dass es höchste Zeit ist, Schwimmbäder nicht mehr als „freiwillige Leistungen“ der Kommunen einzustufen, um das Freibadsterben im Freistaat zu stoppen.