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Kunstinstallation

Kunst im Krankenhaus

„Was bedeu­tet Gesund­heit für mich?“

„Was bedeu­tet Gesund­heit für mich, und was bedeu­tet es für mich, für die Gesund­heit ande­rer Sor­ge zu tra­gen?“ Die­se Fra­ge soll­ten die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter der Gemein­nüt­zi­gen Kran­ken­haus­ge­sell­schaft für eine Instal­la­ti­on gestal­te­risch beant­wor­ten. Jetzt war es so weit und das Werk, das im Ron­dell der Stei­ger­wald­kli­nik bewun­dert wer­den kann, wur­de offi­zi­ell übergeben.

Die Instal­la­ti­on war ein Pro­jekt über eine Dau­er von cir­ca einem Jahr und bestand aus drei Tei­len. Im ers­ten Teil wur­den die Wän­de rund­um im Licht­hof des Ron­del­ls durch ein Foto­pro­jekt gestal­tet. Groß­for­ma­ti­ge Natur­fo­to­gra­fien, aus dem umlie­gen­den Wald, mit dem The­men­schwer­punkt „Schön­heit und Ver­gäng­lich­keit der Natur“. Im zwei­ten Teil ent­stan­den zen­tral im unte­ren Bereich Holz­ob­jek­te, die the­ma­tisch unter­schied­li­che Lebens­the­men behan­deln. Die­se zwei Abschnit­te wur­den von den Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten der Fach­ab­tei­lung der Psy­cho­so­ma­tik beglei­tet durch die Kunst­the­ra­peu­ten Frau Sil­ke Rie­mer-Wei­den­ham­mer und Herr Tho­mas Wirth erarbeitet.

Den drit­ten Teil der Instal­la­ti­on gestal­te­ten über 40 Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter aller Unter­neh­mens­ein­hei­ten der Gemein­nüt­zi­gen Kran­ken­haus­ge­sell­schaft. So ent­stan­den 17 Mes­sing­ob­jek­te, stell­ver­tre­tend für die 17 Unter­neh­men der GKG, die die Fra­ge „Was bedeu­tet Gesund­heit für mich, und was bedeu­tet es für mich, für die Gesund­heit ande­rer Sor­ge zu tra­gen?“ gestal­te­risch beant­wor­ten. Als eine Art „Gesund­heits­mo­bi­le“ stellt es, frei hän­gend, die Ver­bin­dung zwi­schen den Holz­ob­jek­ten und dem ers­ten Stock dar.

Von links: Susan­ne Böhm, Kon­zern­be­triebs­rats­vor­sit­zen­de, Sil­ke Rie­mer-Wei­den­ham­mer, Kunst­the­ra­peu­tin, Mat­thi­as Opel, QM-Beauf­trag­ter, Dr. Chris­toph Leh­ner, Chef­arzt Fach­ab­tei­lung Psy­cho­so­ma­ti­sche Medi­zin und Psy­cho­the­ra­pie und Betriebs­lei­ter der Stei­ger­wald­kli­nik Sebas­ti­an Götz

Das Ergeb­nis ist beein­dru­ckend und das Feed­back der Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter auch. Trotz der ange­spann­ter Arbeits­si­tua­ti­on, waren die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter begeis­tert die­ser Fra­ge nach­zu­ge­hen, sich mit Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen aus­zu­tau­schen und krea­tiv und mit hand­werk­li­chem Geschick gestal­te­risch umzusetzen.

Ein fas­zi­nie­ren­des Gesamt­ergeb­nis, das der­zeit nur die Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten sowie die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter der GKG bestau­nen kön­nen. „Auf die­se Instal­la­ti­on kön­nen unse­re Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter sehr stolz sein. Sie wird vie­le Bli­cke auf sich zie­hen und vie­le Gedan­ken und Gesprä­che wer­den beim Betrach­ten ent­ste­hen. Die Instal­la­ti­on wird uns auch an die Zeit der Pan­de­mie mit ihren Aus­wir­kun­gen auf die Arbeit erin­nern. Ein groß­ar­ti­ges Zeit­ob­jekt“, zeig­te sich Betriebs­lei­ter Sebas­ti­an Götz sicht­lich beeindruckt.

Frau Sil­ke Rie­mer-Wei­den­ham­mer und Tho­mas Wirth, Kunst­the­ra­peu­ten und Orga­ni­sa­to­ren des Pro­jek­tes, skan­die­ren: „Wir sind beein­druckt, wie sich der Platz im Rund­bau ver­än­dert hat. Leicht soll­ten die Arbei­ten wir­ken und Ver­bin­dun­gen sicht­bar machen. Das tun sie auch. In vie­len Tei­len konn­ten wir uns nicht vor­stel­len, wie sich so vie­le Men­schen betei­li­gen kön­nen sowie einen Platz in der Gestal­tung fin­den kön­nen – zusätz­lich auch noch unter Pan­de­mie­be­din­gun­gen. Neben den sehr per­sön­li­chen Zugangs­we­gen der Ein­zel­nen hat uns immer wie­der die Unter­stüt­zung und das Ver­trau­en beein­druckt, wel­che wir aus dem Haus bekom­men haben, beson­ders möch­ten wir hier auch die Haus­tech­nik erwäh­nen, die uns tat­kräf­tig unter­stützt hat.”

Kunst-Instal­la­ti­on auf Maxplatz

Kri­tik an „Bro­ken“ von Den­nis Josef Meseg

Auf dem Max­platz stellt Künst­ler Den­nis Josef Meseg am 6.12. als Mahn­mal zum „Inter­na­tio­na­len Tag gegen Gewalt an Frau­en“ über 200 oran­ge­far­be­ne, mas­kier­te Frau­en­fi­gu­ren auf. Aller­dings stößt die Instal­la­ti­on nicht nur auf Begeis­te­rung. Eini­ge Gleich­stel­lungs­stel­len der Städ­te, in denen Meseg mit sei­nem Werk bereits zu Besuch war, distan­zie­ren sich von der Ausstellung.

Nach Aachen, Düs­sel­dorf und Köln gas­tiert Den­nis Josef Meseg aus Bonn am kom­men­den Sonn­tag, dem 6.12. von 10 bis 18 Uhr, mit sei­ner Kunst-Instal­la­ti­on „Bro­ken“ anläss­lich des Inter­na­tio­na­len Tags gegen Gewalt an Frau­en auf dem Max­platz Bam­berg. Die Instal­la­ti­on trägt den Titel „Bro­ken“, weil „in jedem Opfer von Gewalt etwas inner­lich zer­bricht – in der See­le, im Her­zen oder im Glau­ben an die Lie­be“, sagt Meseg.

Es gebe weni­ge rote Fäden, die sich so unver­än­dert durch die Mensch­heits­ge­schich­te zögen wie die phy­si­sche und psy­chi­sche Gewalt gegen Frau­en und Mäd­chen. „Kein Krieg, des­sen Sie­ger nicht die Frau­en der Ver­lie­rer ver­schleppt, ver­ge­wal­tigt und ermor­det hät­ten. Kei­ne Reli­gi­on, die Frau­en nicht als Wur­zel allen Übels ein­stuft. Kein Gesetz, das die Gleich­stel­lung der Frau­en in allen Lebens­be­rei­chen, ohne Wenn und Aber, befiehlt.“

Den­nis Josef Meseg möch­te ein Zei­chen set­zen gegen Gewalt an Frau­en. Schau­fens­ter­pup­pen und oran­ges Flat­ter­band stel­len eine Kom­bi­na­ti­on drei­er Sym­bo­le dar. Das Flat­ter­band ist ein Zei­chen für Abgren­zung, im posi­ti­ven Sin­ne als Schutz vor Gefah­ren, aber auch als Hin­der­nis auf dem Weg zuein­an­der. Die Pup­pen wei­sen auf Gering­schät­zung hin, wenn Frau­en auf ihr Äuße­res redu­ziert oder zwangs­wei­se ver­hüllt wer­den. Oran­ge wie­der­um ist die Far­be der Frei­heit, der Freu­de und Gebor­gen­heit, der emo­tio­na­len Wärme.

„Bro­ken“ kann als Auf­ruf ver­stan­den wer­den, Gewalt gegen Frau­en zu been­den. „Män­ner des 21. Jahr­hun­derts kön­nen sehr wohl zu der Ein­sicht gelan­gen, dass ihre Müt­ter, Frau­en und Töch­ter genau­so wert­voll sind wie sie sel­ber, und die glei­che Ach­tung ver­die­nen. Das soll­te ihr Ziel sein – der Bei­trag zu einer bes­se­ren Welt, basie­rend auf Lie­be, Herz­blut und Geduld“, betont Meseg.

Kri­tik an „Bro­ken“ von Gleichstellungsstellen

Mit der Ach­tung sei­ner Kri­ti­ke­rin­nen und Kri­ti­ker scheint es Den­nis Josef Meseg aller­dings nicht so genau genom­men zu haben, wie er fordert.

Das Refe­rat für Frau­en und Geschlech­ter­ge­rech­tig­keit der Uni­ver­si­tät Bonn for­mu­lier­te jüngst als ers­tes meh­re­re Kri­tik­punk­te an der Instal­la­ti­on, denen sich wei­te­re Gleich­stel­lungs­stel­len aus den Städ­ten, in denen „Bro­ken“ bereits zu sehen war, mitt­ler­wei­le ange­schlos­sen haben.

Zwar begrü­ße man die künst­le­ri­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit dem The­ma der Gewalt gegen Frau­en, so das Refe­rat, inhalt­li­che Kri­tik an der Umset­zung sei aber aus ver­schie­de­nen Grün­den nötig.

So impli­zie­re der Künst­ler ers­tens, von Gleich­stel­lungs­stel­len unter­stützt zu wer­den, jedoch ohne kon­kre­te Hilfs­an­ge­bo­te der Gleich­stel­lungs­stel­len zu ben­ne­nen oder zu ver­brei­ten, obwohl es gera­de sol­che Stel­len sei­en, deren Arbeit nur sel­ten an die Öffent­lich­keit gelange.

Wei­ter­hin sei der Titel „Bro­ken“ zwei­fel­haft gewählt. Frau­en, denen Gewalt ange­tan wur­de, wür­den dadurch als zer­bro­chen, zer­brech­lich, oder fra­gil dar­ge­stellt wer­den. Der Titel bedie­ne ein Opfer­n­ar­ra­tiv, das es den Betrof­fe­nen erschwe­ren kön­ne, sich aus die­ser Situa­ti­on zu befrei­en. Es redu­zie­re die Betrof­fe­nen auf den erfah­re­nen Gewaltakt.

Da es sich bei den Schau­fens­ter­pup­pen alle­samt um norm­schö­ne, schlan­ke Figu­ren hand­le, kön­ne dies außer­dem, wenn auch unbe­wusst, ein wei­te­res Nar­ra­tiv zemen­tie­ren, dahin­ge­hend, dass als nicht schön bewer­te­ten Frau­en kei­ne sexu­el­le Beläs­ti­gung widerfährt.

Auch die oben zitier­te Äuße­rung des Künst­lers selbst, wonach Män­ner ler­nen könn­ten, dass ihre Müt­ter, Frau­en und Töch­ter genau­so wert­voll sei­en wie sie sel­ber, und die glei­che Ach­tung ver­dien­ten, müs­se laut des Refe­rats der Uni­ver­si­tät Bonn kri­tisch betrach­tet wer­den. Die­se For­mu­lie­rung ver­wei­se näm­lich auf das häu­fi­ge Nar­ra­tiv, nach dem vie­le Män­ner Sexis­mus erst dann als pro­ble­ma­tisch wahr­näh­men, wenn er enge Fami­li­en­mit­glie­der betrifft.

Den­nis Josef Meseg reagier­te auf die Vor­wür­fe bis­her nicht im Sin­ne der von ihm ein­ge­for­der­ten Ach­tung. Mas­si­ve Abwehr, Belei­di­gun­gen, gelösch­te Kom­men­ta­re in Sozia­len Medi­en wer­fen ihm sei­ne Kri­ti­ke­rin­nen und Kri­ti­ker genau­so vor wie Betrof­fe­ne online blo­ckiert und ihre Kri­tik ins Lächer­li­che gezo­gen zu haben.