Mit dem Quintett Heldmaschine aus Rheinland-Pfalz tritt am 24. März zum Abschluss ihrer „Flächenbrand“-Tournee eine Band der sogenannten Neuen Deutschen Härte im
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„Flächenbrand“-Tournee
Heldmaschine: Zwischen Metal, Deutschrock und Elektrosounds
von Frank Keil
Mit dem Quintett Heldmaschine aus Rheinland-Pfalz tritt am 24. März zum Abschluss ihrer „Flächenbrand“-Tournee eine Band der sogenannten Neuen Deutschen Härte im Live-Club auf. Stilistisch ist ihr Sound ein Mix aus Metal, Deutschrock und Elektro. Zusammen mit Sänger René Anlauff blicken wir hinter die Kulissen von Heldmaschine.
2019 erschien mit „Im Fadenkreuz“ euer fünftes Studioalbum, 2023 die Single „Sucht“ als Vorbote zum aktuellen Album „Flächenbrand“. Wo ordnet ihr das neue Material in eurer Diskografie ein?
René Anlauff: Hört sich wahrscheinlich jetzt abgedroschen an, weil das nun mal jede Band von ihrem aktuellen Album behauptet. Aber wir finden, es ist wirklich das beste Album, das wir je hingelegt haben. Wahrscheinlich wird sich das mit dem Nächsten auch schon wieder ändern.
Gibt es eine Art Wertigkeit zwischen Musik und Texten? Haben die Texte rein Unterhaltungscharakter oder sind sie eher kritische Auseinandersetzungen mit Gesellschaft und Politik?
René Anlauff: Definitiv legen wir viel Wert auf die Texte. In früheren Bands sang ich in Englisch, was einem viel mehr Freiheiten gab. Es klingt von der Sprache her schon viel runder, cooler und irgendwie verzeiht man da mehr. Man muss nur mal versuchen, diverse englischsprachige Hits auf deutsch zu singen – schon stellt man fest, dass man sich so auf einer Bühne sehr blamieren würde. Deutsche Texte gut rüberzubringen ist eine echte Herausforderung. Demzufolge legen wir auch viel Wert auf die Aussagen, benutzen oft Metaphorik und spielen auch gern mit Mehrdeutigkeiten. Auch sind die Texte in den meisten Fällen sozialkritisch, und so bleibt es immer eine Kunst, mit den Themen so umzugehen, dass die Leute noch Bock zum Feiern haben und gleichzeitig zum Denken angeregt werden, ohne dass wir mit dem Finger auf andere zeigen. Ein guter Trick dabei ist, sich selbst in die Täterrolle zu begeben – was dann vielleicht auch mal falsch verstanden werden kann.
Gibt es neben der Auskopplung von „Sucht“, „Hast du Angst“ und „Monoton“ auch bereits neue Titel, die ihr in Bamberg mit im Programm haben werdet?
René Anlauff: In Bamberg werden wir den kompletten Flächenbrand auf die Bühne bringen. Das gesamte brandneue Heldmaschine-Album! Wir freuen uns schon sehr darauf.
Heldmaschine können der Neuen Deutschen Härte zugerechnet werden. Sehr ihr euch dabei eher in der subkulturellen Nähe zu Heavy Metal und Hardrock oder Gothic-Rock und Dark-Wave?
René Anlauff: Wir denken gar nicht so in Kategorien. Am liebsten wäre uns sogar, man würde uns gar nicht in die Neue Deutsche Härte stecken, da das echt schräg klingt. Aber wahrscheinlich ist von all dem etwas drin, was davon abhängt, welchen Heldmaschine-Song man sich gerade anhört. Das ist ja das Schöne! Jeder Song hat so seinen eigenen Charakter und so deckt Heldmaschine viel mehr ab als die genannten Musikrichtungen.
Der NDH wird von einigen Kritikern immer mal wieder die Nähe zu Rechtsrock unterstellt. Wie geht ihr damit um?
René Anlauff: Erst mal mit Lachen. Denn es liegt uns nichts ferner, als mit der rechten Szene zu sympathisieren – ganz im Gegenteil. Wer unsere Texte kennt, merkt sofort, dass wir dieses primitive Denken komplett ablehnen und eher für Liebe zu unseren Fans, zur Musik und für ein harmonisches Miteinander stehen.
Wie würdet ihr eure Entwicklung über die letzten 13 Jahre beschreiben?
René Anlauff: Die Band, die Musik, die Reichweite und das Zusammenspiel zwischen uns, der Crew und den Fans wurde stetig besser und größer. Natürlich wollen wir so weitermachen, bis wir irgendwann am liebsten auf der Bühne einfach tot umfallen. Ich denke, jede Band freut sich über Erfolg, denn dafür geht man ja auf die Bühne. Das ist eine Bestätigung. Wer behauptet, er bräuchte keinen Erfolg, um nicht in die Kommerzschublade gesteckt zu werden, der braucht auch nicht aufzutreten. Denn dann reicht es ihm ja auch, seine eigene Musik allein in einem Kellerstudio zu genießen.
Ihr produziert sehr aufwändige Videos. Lohnt sich der Aufwand?
René Anlauff: Die Heldmaschine-Videos sind deshalb so aufwändig, weil es die Songs, nicht zuletzt wegen der tiefgründigen Texte, einfach verdienen. Wer hinter seinen Texten steht, der hat auch viele Ideen zur visuellen Umsetzung. Am besten funktioniert das, wenn wir alle zusammensitzen und darüber reden, was alles im Video passieren könnte. Witzig ist es sowieso immer. Lohnen im Sinne von „Geld einspielen“ tut sich das nicht. Aber darum geht es uns bei den Videos auch gar nicht. Es geht uns eher um die Reichweite. Und darum, die Songs noch mal mit starken Bildern zu untermalen.
Das Visuelle spielt bei euren Shows eine ehebliche Rolle. Mit was für einer Performance können die Fans zum Tour-Abschluss im Live-Club rechnen?
René Anlauff: Wir haben unsere Show hauptsächlich nach dem Lichtdesign und den dazu passenden, in Eigenbau angefertigten Requisiten ausgerichtet, so dass die Bühnenshow sehr intensiv und mitreißend rüberkommt. Unser Lichtmann Nicolo schafft es immer wieder, uns mit seinem Licht zu begeistern. Das merken natürlich auch die Fans – da passt einfach alles zusammen: Text, Musik, Licht und Ton. Über unser Aussehen werde ich jetzt nichts erzählen. Das überlasse ich dann lieber den Zuschauern in Bamberg… Obwohl wir ja bekanntermaßen den schönsten Drummer haben.
Stichpunkt Ausland: Ist der Markt außerhalb von Deutschland, Österreich und der Schweiz ein Thema für Heldmaschine?
René Anlauff: Wir würden gern viel mehr im Ausland spielen. Aber das ist zum einen eine Kostenfrage und zum anderen eine Frage des Zeitmanagements. Wir haben 2019 eine ganze Europatour als Support von Oomph! gespielt, die sehr erfolgreich für uns lief. Wir waren Feuer und Flamme und wollten sofort mit einer eigenen Tour nachziehen. Das war allerdings nicht so einfach, weil das für eine Band unserer Größe einfach noch nicht funktioniert. Deshalb gilt weiterhin: Bekannter werden, Leute begeistern, Videos drehen, Festivals spielen und positiv bleiben.
Rock´n Roll und Gypsy-Swing
Django 3000 im Live-Club
von Frank Keil
„Zurück zu den Wurzeln“ beschreibt das aktuelle Django 3000-Album „Alibabo“ (2022) treffend. Was 2011 im bayerischen Chiemgau als Quintett begann und die Musiker im Laufe der letzten 12 Jahre um die Welt geführt hat, setzen sie heute als Quartett mit Gypsysound fort. Bevor die Band am 18. Oktober im Bamberger Live-Club aufspielt, haben wir mit Gründungsmitglied Florian R. Starflinger über die Karriere der Gruppe gesprochen.
Florian, hast du eine professionelle musikalische Ausbildung erhalten? Welche Musik hat dich als Jugendlicher inspiriert, später eine eigene Karriere zu starten?
Florian R. Starflinger: Ja, ich habe klassische Musik studiert, im Hauptfach Viola. Nach dem Studium habe ich die Klassik verlassen und schnell gemerkt, dass mich diese Einflüsse aus Balkan-Beats, Gitarren-Rock´n Roll und Gypsy-Swing so schnell nicht mehr loslassen.
Wie kam es zu eurem Bandnamen, der vordergründig an einen Italo-Western der 1960er Jahre erinnert?
Florian R. Starflinger: Django nimmt Bezug auf Django Reinhardt, den französischen Gitarristen, Komponisten und Bandleader, der als Begründer des europäischen Jazz gilt. Und die 3000 nimmt das Retro-Feeling seit unseren Anfängen mit in die Moderne.
Seit 2012 veröffentlicht ihr Alben. Welche Meilensteine umfasst eure Diskografie?
Florian R. Starflinger: Zunächst unser Debütalbum „Django 3000“ aus dem Jahr 2012, weil es so einen puristischen Spirit hatte. Ein unerwarteter Chartstürmer, der uns viele Türen geöffnet hat, war es auch. Und „Im Sturm“ aus dem Jahr 2017 möchte ich hier auch nennen. Das Album wurde von Fans und Medien durchaus kontrovers aufgenommen. Wir haben damit damals Grenzen eingerissen, was nicht allen gefallen hat.
Inwieweit hat sich euer Sound aus den Anfangstagen verändert?
Florian R. Starflinger: Es gab immer Veränderungen und Entwicklungen bei Django 3000, nicht zuletzt durch die Besetzungswechsel. Von unserer Originalbesetzung sind heute nur noch unser Sänger und Gitarrist Kamil Müller und ich als Gitarrist und Geiger dabei. Jojo Vogt spielt mittlerweile Schlagzeug und Korbinian Kugler Kontrabass. Wobei Kamil und ich als Gründungsmitglieder den Kern der Band bilden und wir nur auftreten, wenn wir beide verfügbar sind. Für Jojo und Korbinian gibt es gleichwertigen Ersatz, der notfalls für die eine oder andere Show einspringen kann. Die stilistische Basis ist auf jeden Fall immer Folk, Pop und Rock geblieben, aber 2019 hatten wir uns mit dem Album „Django 4000“ wohl definitiv am weitesten von unseren Wurzeln entfernt. Auf „Alibabo“ kehrten wir dahin zurück, einfacher und eingängiger.
Ihr spielt am 18. Oktober in Bamberg im Live Club. Worauf könne sich alte und neue Fans bei diesem Auftritt einstellen?
Florian R. Starflinger: Neben der Präsentation von „Alibabo“ gibt es einen Querschnitt unserer bisherigen Veröffentlichungen zu hören. Viele unserer Texte haben ja durchaus so eine Art zweiter Ebene. Natürlich geht es um Partymachen auf und vor der Bühne, aber eine Art augenzwinkerndes Infotainment wollen wir dem Publikum schon auch bieten.
In den 12 vergangenen Jahren waren Django 3000 sehr viel im Ausland unterwegs. Auf welche Shows und Tourneen blickst du besonders gerne zurück?
Florian R. Starflinger: Höhepunkte waren mit Sicherheit die Shows in Russland und Südkorea – und Indien, wohin wir auf Einladung der deutschen Botschaft gereist sind. Mittlerweile, nachdem wir Familie haben, reicht es uns, in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf Tournee zu gehen.
Ihr habt lange Jahre in Staudach-Egerndach im Chiemgau das sogenannte Heimatkonzert veranstaltet. Findet das noch statt?
Florian R. Starflinger: Das haben wir immer noch, es findet jedes Jahr im Januar an sieben Tagen hintereinander als bayerischer Heimatabend statt, gelegentlich mit Gästen.
Wie sieht es aktuell mit neuen Stücken aus, nachdem das letzte Album „Alibabbo“ im Sommer 2022 erschien?
Florian R. Starflinger: Im Herbst wird es einen Single-Vorboten auf das neue Album geben, das internen Planungen zufolge 2024 erscheinen soll. Wir haben alle gute Heimstudios zur Verfügung und können so die Vorproduktion einfacher gestalten.
Neben deinem Django 3000-Engagement gibt es auch einen privaten Florian R. Starflinger. Wobei entspannst du, wie verbringst du deine Freizeit abseits von Musik?
Florian R. Starflinger: Meine Familie genießt Priorität. Dann habe ich vor langer Zeit schon meinen Flugschein für Motorflugzeuge gemacht und ich bastele extrem viel an unserem Haus, einem Holzhaus, herum.