Mit mehr als 300 Exponaten setzt sich das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg in seiner Jahresausstellung mit dem Verhältnis des Menschen zur Natur
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„Die Sintflut“
Nationalmuseum Nürnberg: Leihgabe aus Bamberg für Jahresausstellung
Mit mehr als 300 Exponaten setzt sich das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg in seiner Jahresausstellung mit dem Verhältnis des Menschen zur Natur auseinander. Erste Leihgaben sind für die Schau mit dem Titel „Hello Nature“ bereits eingetroffen, darunter ein berühmtes Gemälde aus Bamberg.
Am 3. Oktober eröffnet die Ausstellung „Hello Nature“ im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg. Zu den Höhepunkten zählt, so die Museen der Stadt Bamberg in einer Mitteilung, ein Gemälde aus der Neuen Residenz. So wird Hans Baldung Griens 1516 entstandenes Werk „Die Sintflut“ als Leihgabe aus Bamberg zu sehen sein.
Die Sintflut gilt als Naturkatastrophe und ältestes ökologisches Großereignis. Sie wird in sumerischen, babylonischen, griechischen und jüdischen Berichten erwähnt und wird oft als von Gott gesandte Strafe interpretiert.
Hans Baldung Grien schuf eine der eindrücklichsten Darstellungen dieser Flut. „Von Baldungs Werk trennt uns mehr als ein halbes Jahrtausend“, sagt Daniel Hess, Generaldirektor des Nationalmuseums. „Und doch wirkt das Gemälde auch heute überraschend aktuell und zeitgemäß. Und wir müssen uns fragen: Gibt es angesichts der Klimakrise und des Artensterbens eine Rettung in Form einer wie auch immer gearteten Arche?“
Gemälde mit Endzeitstimmung
Das Gemälde zeigt, wie die zum Untergang verdammte letzte Menschengeneration mit den von ihr erbauten Städten in dramatischem Kampf in den Fluten versinkt. Im Bild verweisen verschiedene Motive – ein bärtiger Mann, der auf einem Weinfass reitet, eine venusartige Frau auf einem Floß oder der aus dem Wasser herausragende Hals einer Laute – auf Völlerei, Habsucht und Wollust und damit auf diejenigen Sünden, für die Gott die Menschheit laut Bibel mit der Sintflut bestrafte. Das Gemälde bringt die Endzeitstimmung einer Krisenzeit angesichts von Kriegen und Eroberungen oder politischen und kirchlichen Reformen auf den Punkt.
Eine 1488 erstmals aufgelegte prophetische Schrift, die „Prognosticatio“, war damals ein Bestseller der Endzeiterwartung, die in den Folgejahren viele Neuauflagen erlebte. Ab den 1520er Jahren wurden Prophezeiungen von Astrologen konkreter und sagten aufgrund einer ungewöhnlichen Planetenkonstellation für das Jahr 1524 eine zweite Sintflut beziehungsweise größere Überschwemmungen voraus.
Im Kontext dieses im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts mit hohem medialen Echo ausgetragenen Sintflut-Diskurses ist Baldungs Gemälde als Versinnbildlichung der Folgen eines sündhaften menschlichen Lebens, die sich unter anderem auch in Naturkatastrophen manifestierten, zugleich aber auch als dringender Appell zu einer moralisch-religiösen Neuerung zu verstehen.
Die Ausstellung im Nationalmuseum zeigt das Gemälde im Kapitel „Naturkatastrophen“. Dieses handelt von Bedrohungen durch die Natur, denen sich der Mensch seit Jahrtausenden ausgesetzt sieht.
Kristin Knebel, scheidende Direktorin der Bamberger Museen, sagt zur Leihgabe: „‘Die Sintflut’ von Hans Baldung Grien ist das bedeutendste Gemälde unserer Sammlung, solche hochkarätigen Werke leiht man nicht leichtfertig aus. In Nürnberg weiß ich es in guten Händen und freue mich, dass es ab nächster Woche in neuem Kontext zu sehen sein wird.“