Hoffnungslosigkeit, Existenzängste, Überforderung, Einsamkeit, Angst, Panik, Ratlosigkeit, Wut, Trauer – eine Krise kann sich unterschiedlich äußern. Um einen ersten Ausweg zu finden,
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Neue Internetseite „Klärwerk“ für junge Menschen und Familien
Stadt Bamberg und Gesundheitsregion plus aktivieren Netzwerke zur Stärkung psychischer Unterstützungsangebote
Mit der neuen Internetseite „Klärwerk“ der Gesundheitsregion plus werden künftig Angebote zur Unterstützung der psychischen Gesundheit von Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Familien in der Region Bamberg bekannt gemacht.
Die Covid-19-Pandemie ist eine Herausforderung für viele Lebensbereiche und schränkt uns alle in unterschiedlichster Weise seit Anfang 2020 ein. Die pandemische Situation führt zu erheblichen Belastungen, Verlusterlebnissen, gesteigerten familiären Problemen und einem Gefühl von Hoffnungslosigkeit. Insbesondere für Kinder und Jugendliche ergeben sich enorme emotionale Belastungen, die auch nach Corona Folgen haben werden. Eine gute psychologische Versorgung in der Region ist aus diesem Grund enorm wichtig. Ebenso wichtig ist aber auch, dass entsprechende Angebote für Betroffene leicht zu finden sind. Mit der Internetseite https://www.klaerwerk-bamberg.de der Gesundheitsregion plus wird die Suche Unterstützungsmöglichkeiten erheblich vereinfacht.
Auf Einladung des Sozialreferats haben sich dazu Anfang Mai Vertreterinnen und Vertreter der Politik, der Verwaltung, Beratungslehrerinnen und ‑lehrer, Schulpsychologinnen und ‑psychologen, der Jugendarbeit und Familienstützpunkte et cetera bei einem gemeinsamen Online-Treffen ausgetauscht. Dabei wurde deutlich, dass es bereits viele Angebote es zur Unterstützung der psychischen Gesundheit von Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Familien in Bamberg bereits gibt. Diese wurden auf der Internetseite der Gesundheitsregion plus www.klaerwerk-bamberg.de nun aufgelistet.
Zielgruppenspezifische Werbemaßnahmen geplant
Bei einem weiteren Treffen Anfang Juni haben sich Vertreterinnen und Vertreter von, auch spezialisierten, niedergelassenen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten und die Stadtverwaltung ausgetauscht. Hierbei ging es in erster Linie darum, welche Möglichkeiten es für Familien und Lehrkräfte gibt, um mit Problemen, die durch die Covid-19-Pandemie hervorgerufen werden, besser umgehen zu können. Dementsprechende Angebote für Eltern und Angehörige sowie Fachpersonen sind nun ebenfalls auf https://www.klaerwerk-bamberg.de zu finden.
In den kommenden Wochen und Monaten werden noch weitere Angebote entwickelt und auf der Seite veröffentlicht. Zudem sollen in Zukunft zielgruppenspezifische Werbemaßnahmen zu den Angeboten der Unterstützung der psychischen Gesundheit folgen, damit möglichst alle die facettenreichen Angebote auch wahrnehmen und – im individuellen Bedarfsfall – annehmen können.
„Wir möchten alle betroffene Personen und Familien – oder alle, die Sorge haben wohlmöglich betroffen sein zu – einladen, auf die Seite zu schauen und die Hilfe- und Unterstützungsangebote zu nutzen“, betont Bürgermeister und Sozialreferent Jonas Glüsenkamp.
- August 25, 2021
- Webecho Bamberg
- Quelle: Stadt Bamberg, Landratsamt Bamberg/Gesundheitsregion plus
Hilfsangebot
Krisendienst Oberfranken berät und zeigt Wege auf
Hoffnungslosigkeit, Existenzängste, Überforderung, Einsamkeit, Angst, Panik, Ratlosigkeit, Wut, Trauer – eine Krise kann sich unterschiedlich äußern. Um einen ersten Ausweg zu finden, hilft oftmals ein beratendes Gespräch. Eine anonyme und professionelle Soforthilfe bietet der Krisendienst Oberfranken ab 1. März an.
Diese Hilfe steht ab kommender Wochen von Montag bis Mittwoch, jeweils von 9 bis 17 Uhr, donnerstags und freitags von 9 bis 21 Uhr und samstags, sonntags und an Feiertagen von 9 bis 17 Uhr erreichbar. An die kostenfreie Telefonnummer 0800 655 3000 kann sich jede Person wenden, die sich in einer seelischen Notsituation befindet. Auch Mitbetroffene, Angehörige und Bezugspersonen können das psychosoziale Beratungsangebot wahrnehmen.
Der Bezirk Oberfranken schafft durch die Einführung des Krisendienstes samt Abend-Wochenend-Feiertag-Dienste ein Kriseninterventionsangebot über die üblichen Bürozeiten hinaus. „Situationen, in denen man nicht mehr weiterweiß, gehören zum Leben und können jeden Menschen in jeder Lebensphase treffen. Der Krisendienst Oberfranken bietet Erwachsenen eine kompetente Anlaufstelle. Gemeinsam werden Lösungen erarbeitet, die den Weg aus der Krise erleichtern“, erläutert Bezirkstagspräsident Henry Schramm.
Telefonische Beratung, Vermittlung und mobile Einsätze vor Ort
Der Krisendienst Oberfranken umfasst eine Leitstelle mit Sitz in Bayreuth. Hier berät ein multiprofessionelles Team aus geschulten Fachkräften die Anrufenden. Die sozialpädagogisch, psychologisch und therapeutisch ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter klären die jeweilige Situation und bieten eine erste Entlastung und Orientierung.
Wenn aus dem Telefonat hervorgeht, dass eine längerfristige psychosoziale Begleitung oder eine ärztliche Behandlung notwendig ist, empfiehlt der Krisendienst geeignete Fachstellen und vermittelt falls nötig kurzfristig einen Termin. Dank der engen Zusammenarbeit mit einem breiten Netzwerk regionaler Partner wie Einrichtungen, Beratungsstellen, Arztpraxen und Kliniken kann individuelle und schnelle Hilfe geleistet werden.
Im Bedarfsfall aktiviert die Leitstelle ein mobiles Team, das „zum Ort der Krise“ fährt, um möglichweise zu deeskalieren oder um eine eventuelle Gefährdung einzuschätzen und notwendige Schritte einzuleiten. Die mobilen Dienste sind in vier Planungsregionen – Bamberg/Forchheim, Coburg/Kronach/Lichtenfels, Bayreuth/Kulmbach und Hof/Wunsiedel – aufgeteilt und somit innerhalb einer Stunde am Krisenort in Oberfranken.
Bezirkstagspräsident Henry Schramm appelliert: „Je früher Betroffene anrufen, desto besser, denn durch frühzeitige Unterstützung kann eine Verschlechterung oder eine Zwangsmaßnahme vermieden werden.“
Niederschwelliger Zugang
Die Krisendienste der sieben bayerischen Bezirke bilden zusammen das Netzwerk Krisendienste Bayern. Die von den Bezirken und dem Freistaat Bayern finanzierten zentralen Leitstellen sind unter der bayernweit einheitlichen Rufnummer 0800 655 3000 erreichbar. Die Beratung erfolgt anonym und kostenfrei. Es ist keine Terminvereinbarung und kein Austausch von Formalitäten notwendig. Alle Hilfesuchenden, unabhängig davon, ob sie an einer psychischen Vorerkrankung leiden oder nicht, können auf die qualifizierte Hilfe zurückgreifen. „Mit dem Krisendienst wird die Versorgung für Menschen mit psychischem Hilfebedarf in unserer Region weiter gestärkt. Er ist ein wichtiger Beitrag zur weiteren Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen“, erklärt Sozialplaner Robert Stiefler, der beim Bezirk den Aufbau des Krisendienstes Oberfranken organisiert.
Bis zum geplanten Rund-um-die-Uhr-Betrieb ab 1. Juli diesen Jahres erfolgt die eingangs beschriebene Erreichbarkeit des Krisendienstes Oberfranken.
Nähere Informationen zum Krisendienst sind zu finden unter https://www.krisendienste.bayern/ sowie http://www.krisendienst-oberfranken.de.
- Februar 24, 2021
- Webecho Bamberg
- Quelle: Bezirk Oberfranken
- Grafik: Nicole Fleischer/Bezirk Oberfranken
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Fitness in der Pandemie
Sport im Winter und Home Office
Ausgangsbeschränkungen und vermehrtes Homeoffice schränken nicht nur den Bewegungsradius, sondern auch die Möglichkeiten der sportlichen Betätigung ein. Das kann negative Auswirkungen auf Körper und Psyche haben. Wie sich dem entgegenwirken lässt, weiß Prof. Dr. Stefan Voll, der Leiter des Universitätssportzentrums und des Transferzentrums für Angewandte Sportwissenschaften der Universität Bamberg.
Herr Professor Voll, vielen Menschen bleibt aufgrund von Ausgangsbeschränkungen und Schließungen derzeit nichts anderes übrig, als die meiste Zeit zuhause zu verbringen und auf körperliche Betätigung mehr oder weniger zu verzichten. Wie kann sich dieser Bewegungsmangel auf die Gesundheit auswirken?
Stefan Voll: Nach wie vor gilt: Wer rastet, der rostet! Die durch die Pandemie deutlich gestiegenen Sitzzeiten führen zunehmend zu degenerativen Veränderungen im Bewegungsapparat, für dessen Funktion gilt: Use it or loose it! Also benutze ihn oder er verliert seine Funktionalität. Auch belegen zunehmend mehr Befunde, dass fehlende Bewegung die physische, psychische und soziale Gesundheit negativ beeinflusst. Im umgekehrten Fall trägt angemessene Bewegung, wie die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, dreimal in der Woche mindestens 30 Minuten moderate körperliche Aktivität, entscheidend zu einer gelingenden Work-Life-Balance bei. Auch begünstigen in den Arbeitsalltag eingebaute Entspannungsübungen die Entschleunigung, Selbstwahrnehmung und Körperachtsamkeit.
Ist es jedoch ratsam, bei Minustemperaturen im Freien Sport zu treiben oder ginge man damit ein Gesundheitsrisiko ein?
Stefan Voll: Bei Temperaturen unter minus 10 Grad häufen sich deutlich negative Folgeerscheinungen wie Reizhusten. Bis zu diesem Zeitpunkt kann der Körper relativ problemlos die eingeatmete Luft vorwärmen, bevor diese die Lungen erreicht. Grundsätzlich ist es besser, bei Minustemperaturen durch die Nase einzuatmen, da auf diesem Weg die Luft angefeuchtet und vorgewärmt wird sowie Schmutz und Bakterien herausgefiltert werden, was die Atemwege und Schleimhäute schont. „Mundatmer“ können ihre Bronchien aber auch durch ein Tuch oder einen leichten Schal schützen.
Falls derartiger Sport ratsam ist, welche sportliche Tätigkeit, auch unabhängig von Pandemiebeschränkungen, würden Sie empfehlen?
Stefan Voll: Vor allem Outdoorsportarten mit moderater Intensität und, bei guter Ausrüstung, mit durchaus ausgedehnter Dauer. Zügiges Wandern oder Schneewandern, gemäßigtes Joggen, Skilanglauf, aber auch Schlittenfahren wären zielführend – und mit einer kleinen Schneeballschlacht macht man auch nichts falsch, da auch eine emotionale Komponente eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. Das sind alles Möglichkeiten, das Immunsystem zu stärken. Zudem hilft Tageslicht gegen Stimmungstief gerade in der dunklen Jahreszeit und fördert die Vitamin-D-Produktion.
Welche Möglichkeiten gibt es, zuhause sportlich aktiv zu sein?
Stefan Voll: Wer nicht selbst in der Lage ist, zuhause sein eigenes individuelles Sportszenario zu gestalten, kann an Onlinekursen, die es in stattlicher Zahl im Internet gibt, teilnehmen. Aber auch im Bereich der Alltagsmotorik kann man bewusst zulegen. Heute schon hundert Treppenstufen schnell gegangen? Das wäre eine Bewegungsaufgabe, die problemlos in den Alltag integrierbar ist. Aber auch kleinere Fitnessübungen wie zum Bespiel innerhalb der Familie oder mit Partner tragen auch zur sozialen Gesundheit bei.
Viele Menschen befinden sich zusätzlich im Homeoffice, kommen so auf noch weniger Bewegung, haben aber die Möglichkeit, kurze Pausen einzulegen, die sich mit sportlicher Aktivität füllen ließen. Welche Empfehlungen haben Sie für ein solches Kurz-Programm?
Stefan Voll: Hier gibt es tragfähige Bewegungsprogramme, die im Netz unter den Stichworten Büro- oder Sitzgymnastik zu finden sind. An der Forschungsstelle für angewandte Sportwissenschaften der Uni Bamberg haben wir das Schulkonzept „Voll in Form II“ mit zehnminütigen Bewegungseinheiten entwickelt, welches bereits an den meisten bayerischen Mittelschulen eingesetzt wird. Hier kommen im Klassenzimmer Bewegungsformen mit Alltagmaterialien zum Einsatz, die der existenten Sitzwelt entgegensteuern, der Leistungsfähigkeit des Arbeitsgedächtnisses zuträglich sind und den Tagesablauf rhythmisieren. Für die Mitarbeiter und Lehrenden der Universität realisieren wir seit mehreren Jahren das Bewegungsprogramm „Aktive Pause“.

Hier gibt es einmal pro Woche eine zehnminütige Bewegungseinheit in Kleingruppen während der Arbeitszeit direkt in Arbeitsplatznähe angeleitet durch einen Mitarbeiter des Sportzentrums. Zusätzlich bekommen die Teilnehmer einmal pro Woche eine Verbalbotschaft, zum Beispiel: ´Heute schon 20 Kniebeugen am offenen Fenster gemacht?‘ sowie ein kurzes Video mit Übungen aus der Bürogymnastik, das sie individuell durchführen können.
Wie kann sich ein Verzichten-Müssen auf Sport auf die Psyche auswirken?
Stefan Voll: Man weiß ja mittlerweile, dass regelmäßige Bewegung die psychische Stabilität positiv beeinflusst. Zudem hat sportliche Aktivität kompensatorische, aber auch kathartische, also reinigende Wirkung. Der Rucksack mit persönlichen Sorgen und Nöten ist nach einem Lauf in der freien Natur nur noch halb so schwer. Zudem berichtet bereits der altrömische Dichter Juvenal mit seinem „mens sana in corpore sano“, ein gesunder Geist in einem gesunden Körper, vom Dualismus und der Wechselwirkung von Körper und Geist. Sind adäquate motorische Aktivitäten nicht möglich, hat dies fast zwangsläufig negative Auswirkungen auf die mentale Verfasstheit. In vielen psychosomatischen Therapien hat deshalb auch körperliche Aktivität ihren festen Platz, denn Bewegung ist die bessere Pille!
Wie sieht das derzeitige sportliche Angebot des Bamberger Universitätssportzentrums aus?
Stefan Voll: Freilich sind auch wir von den Corona-Einschränkungen betroffen. Die Sportstudenten sind nur sehr sporadisch mit Abstand und Maske und mit Beachtung der vorgegebenen Hygiene- und Sicherheitsbestimmungen in den praktisch-didaktischen Lehrveranstaltungen zu Gange. Im allgemeinen Hochschulsport sind derzeit von den üblicherweise über 160 Kursen nur wenige Onlineprogramme möglich. Aus studentischer Sicht überaus bedauerlich, weil auch sie spüren: Sport tut den Menschen gut! Und: Sich regen bringt Segen!
- Februar 17, 2021
- Sebastian Quenzer