Sozi­al­po­li­ti­sche Posi­tio­nen zur Bun­des­tags­wahl 2025

VdK Bay­ern for­dert von den Par­tei­en ein kla­res Bekennt­nis zum Sozialstaat

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Sozialstaat
Verena Bentele, Foto: Susie Knoll
Vere­na Ben­te­le, Prä­si­den­tin des Sozi­al­ver­bands VdK Deutsch­land und Lan­des­vor­sit­zen­de des VdK Bay­ern, for­dert die Par­tei­en auf, sich vor der Bun­des­tags­wahl klar zum Sozi­al­staat zu beken­nen. Ihre Bilanz der Ampel­ko­ali­ti­on hin­sicht­lich der Renten‑, Pflege‑, Gesund­heits- Fami­li­en- und Behin­der­ten­po­li­tik fällt sehr gemischt aus. Wich­ti­ge Vor­ha­ben sei­en gar nicht erst begon­nen wor­den oder immer wie­der am Koali­ti­ons­part­ner FDP geschei­tert. Aller­dings sei­en die Ein­las­sun­gen der Uni­ons­par­tei­en zur Bun­des­po­li­tik „nicht immer kon­struk­tiv“ gewe­sen, kri­ti­siert sie.

„Wir sind mit 2,3 Mil­lio­nen Mit­glie­dern bun­des­weit, davon 834.000 in Bay­ern, der größ­te Fan­club des Sozi­al­staats“, sag­te Vere­na Ben­te­le, Prä­si­den­tin des Sozi­al­ver­bands VdK Deutsch­land und Lan­des­vor­sit­zen­de des VdK Bay­ern, in Mün­chen. Sie for­der­te die Par­tei­en auf, sich vor der Bun­des­tags­wahl klar zum Sozi­al­staat zu beken­nen. Ihre Bilanz der Ampel­ko­ali­ti­on hin­sicht­lich der Renten‑, Pflege‑, Gesund­heits- Fami­li­en- und Behin­der­ten­po­li­tik fällt sehr gemischt aus. Wich­ti­ge sozi­al­po­li­ti­sche Vor­ha­ben wie die Kin­der­grund­si­che­rung, eine Ent­loh­nung pfle­gen­der Ange­hö­ri­ger oder die Sta­bi­li­sie­rung der Alters­si­che­rung sei­en gar nicht erst begon­nen wor­den oder immer wie­der am Koali­ti­ons­part­ner FDP gescheitert.

Aller­dings sei­en die Ein­las­sun­gen der Uni­ons­par­tei­en zur Bun­des­po­li­tik „nicht immer kon­struk­tiv“ gewe­sen, kri­ti­sier­te sie. Sie zeig­te sich erleich­tert, dass die Kran­ken­haus­re­form trotz des Wider­stands aus Bay­ern noch den Bun­des­rat pas­siert hat. „Ich beto­ne, dass der VdK den Plä­nen von Gesund­heits­mi­nis­ter Karl Lau­ter­bach nicht in jeder Ein­zel­heit zustimmt, aber die Rich­tung passt. Wir müs­sen drin­gend neue Struk­tu­ren für die Ver­sor­gung der Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten auf­bau­en, gera­de hier in Bay­ern“, erklär­te sie.

Da auch die Bun­des­re­gie­rung wenig zur Ver­bes­se­rung der häus­li­chen Pfle­ge getan hat, sei die von Minis­ter­prä­si­dent Mar­kus Söder ver­kün­de­te Hal­bie­rung des Lan­des­pfle­ge­gelds „ein wei­te­rer Tief­schlag für Pfle­ge­be­dürf­ti­ge und ihre Ange­hö­ri­gen“ gewe­sen. Zur ver­ta­nen Chan­ce einer wir­kungs­vol­len Armuts­be­kämp­fung von Kin­dern durch die Ein­füh­rung einer Kin­der­grund­si­che­rung käme in Bay­ern jetzt noch die Kür­zung von Fami­li­en­leis­tun­gen hinzu.

Ben­te­le warn­te davor, in Bund wie in Bay­ern immer auf Kos­ten der Schwächs­ten zu spa­ren: „Den klam­men Haus­halt aus­ge­rech­net mit dem Spa­ren am Sozia­len zu sanie­ren, ist ein alar­mie­ren­des Zei­chen für eine gesamt­po­li­ti­sche Ten­denz, vor der ich aus­drück­lich war­nen möch­te. Sol­che Ent­schei­dun­gen unter­gra­ben das Grund­prin­zip des soli­da­ri­schen gesell­schaft­li­chen Mit­ein­an­ders. Es wird ein Bild von Armut, Krank­heit, Pfle­ge­be­dürf­tig­keit oder Behin­de­rung als selbst ver­schul­de­tem Makel geschaf­fen. Ver­trau­en in den Staat und sei­ne Insti­tu­tio­nen wird so nach­hal­tig beschä­digt. Statt­des­sen schafft Umver­tei­lung durch eine gerech­te Steu­er­po­li­tik auf fai­re Wei­se drin­gend not­wen­di­ge Einnahmen.“


Die Kern­for­de­run­gen des Sozi­al­ver­bands VdK zur Bundestagswahl
  1. Eine sta­bi­le staat­li­che Alters­si­che­rung: Dazu gehört die „Ren­te für alle“, also eine gesetz­li­che Ren­ten­ver­si­che­rung, in die alle Berufs­grup­pen ein­zah­len, auch Beam­tin­nen und Beam­te, Selbst­stän­di­ge und Abge­ord­ne­te. Das Ren­ten­ni­veau muss bei min­des­tens 53 Pro­zent lie­gen, um armuts­fes­te Ren­ten zu garan­tie­ren. Eben­falls wich­tig sind ver­stärk­te Prä­ven­ti­ons­maß­nah­men, um die hohe Zahl von Erwerbs­min­de­run­gen einzudämmen.
  1. Armuts­be­kämp­fung in allen Gene­ra­tio­nen: Fami­li­en­för­de­rung beginnt bei den Kleins­ten. Des­halb muss die Kin­der­grund­si­che­rung wie­der neu ange­packt wer­den. Ein­kom­mens­ar­mut führt zu Sozi­al­leis­tungs­be­zug, des­halb sind fai­re Löh­ne und die Ein­däm­mung von Mini­jobs wichtig.
  1. Inklu­si­on und Bar­rie­re­frei­heit: Teil­ha­be ist ein Men­schen­recht. Das wird Men­schen mit Behin­de­rung in vie­len Lebens­be­rei­chen ver­wehrt. Auch pri­va­te Dienst­leis­ter müs­sen zu bar­rie­re­frei­en Ange­bo­ten ver­pflich­tet werden.
  1. Eine neue Steu­er­po­li­tik: Der Sozi­al­ver­band VdK for­dert zur Sanie­rung des Haus­halts einen Per­spek­ti­ven­wech­sel, weg vom Spa­ren am Sozia­len hin zur fai­ren Umver­tei­lung. Kon­kret durch die Wie­der­ein­füh­rung der Ver­mö­gens­steu­er, durch eine Rei­chen­steu­er und eine Reform der Erb­schafts­steu­er, die beson­ders gro­ße Erb­schaf­ten in den Blick nimmt – mit einem groß­zü­gi­gen Frei­be­trag für selbst genutz­te Immobilien.

VdK hat in Bay­ern 6 Pro­zent Bevölkerungsanteil

VdK-Lan­des­ge­schäfts­füh­rer Micha­el Paus­der stell­te die Zah­len des bis­he­ri­gen Jah­res­ver­laufs für den VdK Bay­ern vor. Die Bilanz ist erfreu­lich: „Immer mehr Bür­ge­rin­nen und Bür­ger fin­den beim VdK sozi­al­recht­li­che Unter­stüt­zung in der Rechts­be­ra­tung, mensch­li­che Zuwen­dung durch das Ehren­amt und sozi­al­po­li­ti­sche Inter­es­sen­ver­tre­tung“, erklär­te er den Ver­bands­er­folg. Etwa 834.000 Mit­glie­der zählt der VdK im Frei­staat aktu­ell, seit Jah­res­an­fang 2024 wur­den 60.000 neue Mit­glie­der auf­ge­nom­men. Der Bevöl­ke­rungs­an­teil der VdK-Mit­glie­der liegt in Bay­ern bei sechs Prozent.

In der Sozi­al­rechts­be­ra­tung ist der Sozi­al­ver­band VdK unan­ge­foch­ten die Num­mer eins in Bay­ern. Zwei Berei­che des Sozi­al­rechts fal­len aktu­ell beson­ders auf: Die Zahl der Kla­gen hat sich im Bereich der Pfle­ge­ver­si­che­rung gegen­über dem Vor­jah­res­zeit­raum fast ver­dop­pelt, im Bereich des Schwer­be­hin­der­ten­rechts liegt die Stei­ge­rung bei 38 Pro­zent. Die Erfolgs­quo­ten bei Ver­fah­ren, die vom VdK beglei­tet wer­den, sind hoch. So sind 42 Pro­zent aller Kla­gen im Bereich der Pfle­ge­ver­si­che­rung erfolg­reich, im Bereich des Schwer­be­hin­der­ten­rechts sind es sogar 47 Prozent.

„Der Sozi­al­ver­band VdK weiß aus sei­ner Bera­tungs­pra­xis: Sozi­al­po­li­tik ist nichts Abs­trak­tes. Die Ent­schei­dun­gen, die bis­he­ri­ge Regie­run­gen getrof­fen haben oder künf­ti­ge tref­fen wer­den, haben für den Ein­zel­nen exis­ten­zi­el­le Bedeu­tung. Unse­re sozi­al­po­li­ti­schen For­de­run­gen ent­ste­hen aus den Erfah­run­gen des Bera­tungs­all­tags her­aus“, sag­te Paus­der. Hin­zu kom­men die gesell­schafts­po­li­ti­schen The­men, die vom VdK-Ehren­amt in den Ver­band getra­gen wer­den. Aktu­ell bei­spiels­wei­se das kla­re Bekennt­nis des Sozi­al­ver­bands VdK Bay­ern gegen Gewalt an Frau­en anläss­lich der UN-Kam­pa­gne „Oran­ge the World“. „Der Ein­satz für eine geschlech­ter­ge­rech­te Gesell­schaft gehört zu unse­ren Grund­sät­zen, die durch das VdK-Ehren­amt und allen vor­an durch Vere­na Ben­te­le gelebt wer­den. Dar­auf kön­nen wir stolz sein“, so Pausder.

Der VdK trägt als größ­ter Sozi­al­ver­band wich­ti­ge gesell­schafts­po­li­ti­sche The­men nach außen. „Falls sich bei der Regie­rungs­bil­dung sozia­le Ein­schnit­te abzeich­nen soll­ten, haben wir mit 834.000 Mit­glie­dern ein enor­mes Mobi­li­sie­rungs­po­ten­zi­al in Bay­ern, das wir im öffent­li­chen Raum nut­zen wer­den“, kün­dig­te er an.

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