Bro­se Bam­berg gegen Alba Berlin

Vier­tel­fi­nal­play­offs – Spiel 1

4 Min. zu lesen
Viertelfinalplayoffs
Foto: Pixabay
Im ers­ten Spiel der Vier­tel­fi­nal­play­offs ist Bro­se Bam­berg heu­te Abend bei Alba Ber­lin zu Gast. Kein leich­ter Geg­ner. Die Ber­li­ner wei­sen offen­siv und defen­siv Spit­zen­wer­te auf und das letz­te Auf­ein­an­der­tref­fen ende­te für Bam­berg mit einer hohen Nie­der­la­ge. Im Vor­feld des Spiels gab Bro­se unter­des­sen eine wich­ti­ge Per­so­nal­ent­schei­dung bekannt.

Bro­se Bam­berg steht seit 2002, also die 21. Sai­son in Fol­ge, in den Vier­tel­fi­nal­play­offs. Ledig­lich ein Ver­ein hat eine län­ge­re Serie vor­zu­wei­sen – und das ist Alba Ber­lin. Bemer­kens­wert ist aller­dings, dass sich beim Duell Bam­berg gegen Ber­lin – das heu­ti­ge Vier­tel­fi­na­le ist das 100. Auf­ein­an­der­tref­fen bei­der Teams – zwar 19 Meis­ter­ti­tel (zehn für Ber­lin und neun für Bam­berg) gegen­über­ste­hen, sich bei­de Teams aber in den Play­offs zuletzt kaum sahen. Das letz­te Auf­ein­an­der­tref­fen ist schon elf Jah­re her. Es ende­te mit dem 3:2‑Finalsieg Bro­ses und dem Gewinn der vier­ten deut­schen Meisterschaft.

Alba Ber­lin geht zum ers­ten Mal seit 13 Jah­ren als Haupt­run­den­sie­ger in die Vier­tel­fi­nal­play­offs. Die­sen Platz haben sich die Haupt­städ­ter vor allem in den letz­ten Wochen ver­dient, denn sind sie seit elf Spie­len unge­schla­gen. Zuletzt gab es am ver­gan­ge­nen Diens­tag einen 83:78-Prestigeerfolg beim FC Bay­ern Mün­chen Basketball.

Über­haupt haben sich die Ber­li­ner vor allem offen­siv auf den Punkt genau gefun­den. Gab es zu Sai­son­be­ginn noch den einen oder ande­ren, auch indi­vi­du­el­len, Durch­hän­ger, läuft die Angriffs­ma­schi­ne­rie seit Mona­ten bestän­dig auf Hoch­tou­ren. 87 Punk­te erziel­te die Mann­schaft von Isra­el Gon­za­les bis­lang im Schnitt pro Par­tie. Das ist hin­ter Bonn (87,9) die bes­te Aus­beu­te aller BBL-Teams.

Vor allem von jen­seits der Drei­er­li­nie sind die Ber­li­ner treff­si­cher. Sie haben in Eriks­son, Schnei­der und Sik­ma gleich drei Spie­ler, die weit über 40 Pro­zent ihrer Distanz­wür­fe tref­fen. Dabei ist es auch nicht der eine Spie­ler, der regel­mä­ßig heiß läuft, es ist das gesam­te Kol­lek­tiv, das punk­ten kann. Das macht Ber­lin so unbe­re­chen­bar. Doch damit nicht genug: die Haupt­städ­ter haben auch die bes­te Defen­si­ve der gesam­ten Liga, lie­ßen bis­lang durch­schnitt­lich ledig­lich 72,9 Punk­te zu. Wie unschön ein Spiel gegen Ber­lin sein kann, muss­te Bro­se vor nicht all­zu lan­ger Zeit am eige­nen Leib erfah­ren. Mit 57:89 wur­de Bam­berg vor knapp drei Wochen chan­cen­los aus der Hal­le geschossen.

Fokus­siert nach Berlin

Die­ses Spiel, die­ses Ergeb­nis ist natür­lich nach wie vor im Kopf, wenn es um die Vor­be­rei­tung auf die Vier­tel­fi­nal­se­rie geht. Den Fakt, dass Bro­se über­haupt zum 21. Mal in Serie in den Play­offs steht, hat sich die Mann­schaft in den letz­ten Wochen hart erar­bei­tet und ver­dient. Neun ihrer letz­ten elf Par­tien konn­te sie gewinnen.

Seit Mon­tag liegt der kom­plet­te Fokus nun auf den Spie­len gegen Ber­lin. Der Modus macht es mög­lich, mit einem gewon­ne­nen Spiel in der Haupt­stadt den Heim­vor­teil umzu­dre­hen. Doch das ist Zukunfts­mu­sik, die Auf­ga­be liegt im Hier und Jetzt.

Chef­trai­ner Oren Amiel hat aktu­ell alle Mann an Bord, kann also, bis auf den nach wie vor ver­letz­ten Patrick Heck­mann, per­so­nell aus dem Vol­len schöp­fen. Dabei kann er, ähn­lich wie Ber­lin, vor allem offen­siv auf vie­le Spie­ler ver­trau­en, die den Unter­schied machen können.

Gegen die Ham­burg Towers beim zuletzt so wich­ti­gen 77:67-Erfolg im Ent­schei­dungs­spiel um die Play­off­teil­nah­me, waren etwa Jus­tin Robin­son (20), Omar Pre­witt (12) und Tomáš Kyz­link (12) Bam­bergs bes­te Wer­fer. Eben­so sehr her­vor­zu­he­ben sind Ken­ny Ogbe und Chris Dowe. Sie mach­ten in ers­ter Linie defen­siv einen star­ken Job gegen Ham­burgs Dau­er­bren­ner Caleb Homes­ley. Genau­so fokus­siert muss Bro­se Bam­berg auch heu­te Abend gegen Ber­lin antre­ten und darf sich vom Namen und der Atmo­sphä­re nicht limi­tie­ren lassen.

Ein Blick in die Statistik

Even­tu­ell wer­fen Chris Seng­fel­der und Co. auch einen Blick auf die Sta­tis­tik. Die sagt näm­lich aus, dass ein Auf­ein­an­der­tref­fen des Tabel­len­füh­rers gegen den Tabel­len­ach­ten oft­mals viel knap­per war, als es auf dem Papier aus­sah. Bes­tes Bei­spiel: Bro­se ging letz­tes Jahr eben­falls als Ach­ter in die Vier­tel­fi­nal­play­offs und lie­fer­te dem Tabel­len­ers­ten Lud­wigs­burg, der in der Haupt­run­de ledig­lich vier Nie­der­la­gen auf­zu­wei­sen hat­te, einen har­ten Kampf über fünf Spiele.

Neben die­ser Par­tie muss­ten in den ver­gan­ge­nen Jah­ren fünf wei­te­re Spie­le zwi­schen dem Tabel­len­ers­ten und ‑ach­ten in ein ent­schei­den­des fünf­tes Spiel. Zwei­mal dar­an betei­ligt war Alba Ber­lin. Die Haupt­städ­ter benö­tig­ten 2006 gegen Olden­burg und 2009 gegen Pader­born jeweils die Ent­schei­dungs­par­tie, um ins Halb­fi­na­le ein­zu­zie­hen. Die Ber­li­ner waren auch – und jetzt wird es aus Bam­ber­ger Sicht inter­es­sant – das ers­te Team, das es als Tabel­len­füh­rer nicht schaff­te, sich gegen den Ach­ten durch­zu­set­zen. 2007 ging die Vier­tel­fi­nal­se­rie gegen Qua­ken­brück deut­lich und schnell mit 0:3 ver­lo­ren. Die­ses Miss­ge­schick pas­sier­te einem Haupt­run­de­n­ers­ten in den Vier­tel­fi­nal­play­offs anschlie­ßend nur noch ein ein­zi­ges Mal. Olden­burg muss­te sich 2010 Braun­schweig in vier Spie­len geschla­gen geben.

Chris­ti­an Seng­fel­der sag­te ges­tern: „Natür­lich haben wir noch das Spiel vor drei Wochen im Kopf. So etwas darf und wird uns nicht mehr pas­sie­ren. Wir müs­sen am Frei­tag viel phy­si­scher sein. Sie haben uns offen­siv wie defen­siv ihren Wil­len auf­ge­zwun­gen. Dar­auf müs­sen wir bes­ser vor­be­rei­tet sein. Wir müs­sen schau­en, dass wir sie aus ihrer Kom­fort­zo­ne brin­gen. Sie haben ja gemacht, was sie woll­ten. Unser Ziel muss sein, eines der bei­den Spie­le am Wochen­en­de zu klau­en. Viel­leicht unter­schät­zen sie uns auch nach ihrem deut­li­chen Sieg vor zwei Wochen etwas. Wir wit­tern auf jeden Fall unse­re Chance.“

Kon­ti­nui­tät auf dem Cheftrainerposten

Ein wenig beru­hi­gen­de Kon­ti­nui­tät könn­te ein Per­so­nal­ent­schei­dung vor den Vier­tel­fi­nal­play­offs in die Mann­schaft brin­gen. Denn Bro­se Bam­berg den vor­zei­tig den Ver­trag mit Chef­trai­ner Oren Amiel bis zum Ende der Spiel­zeit 2023/​2024 ver­län­gert. Das haben der Ver­ein und der 50-jäh­ri­ge Israe­li ges­tern bekannt­ge­ge­ben. Die Ver­trags­un­ter­zeich­nung fand bereits im Febru­ar statt und war damit unab­hän­gig vom Aus­gang der Saison.

Phil­ipp Galew­ski, Geschäfts­füh­rer der Bam­ber­ger Bas­ket­ball GmbH, sag­te: „Wir haben vom ers­ten Tag an gemerkt, dass Oren her­vor­ra­gend zum Bam­ber­ger Bas­ket­ball passt. Mit sei­nem unbe­ding­ten Wil­len, jeden Tag bes­ser wer­den zu wol­len, hat er jedem ein­zel­nen Spie­ler neu­es Selbst­ver­trau­en gege­ben und jeden bes­ser gemacht, sodass am Ende auch das Kol­lek­tiv bes­ser wur­de. Sei­ne ehr­li­che Art, sei­ne Emo­tio­nen am Spiel­feld­rand und der Respekt vor der Bam­ber­ger Bas­ket­ball­his­to­rie bie­ten jedem Fan ein her­aus­ra­gen­des Iden­ti­fi­ka­ti­ons­po­ten­zi­al. Daher haben wir uns schon im Febru­ar dazu ent­schie­den, den Ver­trag mit ihm vor­zei­tig zu ver­län­gern, um mit ihm zusam­men früh­zei­tig die neue Sai­son pla­nen zu können.“

Oren Amiel sag­te: „Ich freue mich sehr, dass ich wei­ter­hin Chef­trai­ner eines solch tra­di­ti­ons­rei­chen Clubs sein darf. Es macht mir täg­lich aufs Neue Freu­de, in die Trai­nings­hal­le zu kom­men und mit den Jungs zu arbei­ten. Ich bedan­ke mich bei Phil­ipp und dem Auf­sichts­rat, dass sie mit mir in die Zukunft gehen. Ich den­ke, wir haben in den letz­ten Mona­ten den Spaß am Bas­ket­ball nach Bam­berg zurück­ge­bracht und aus Team und Fans wie­der eine Ein­heit gebil­det. Das ist das Wich­tigs­te für mich. Ich hat­te mit dem ers­ten Spiel, nach­dem die Zuschau­er zurück in der Are­na waren, das Gefühl, dass sie mich akzep­tie­ren. Das ist groß­ar­tig, dafür bin ich sehr dankbar.“

Oren Amiel trat Anfang Dezem­ber als Nach­fol­ger Johan Roi­jak­kers sei­nen Job in Bam­berg an. Zuvor war er unter ande­rem als Chef­trai­ner in Isra­el und Tsche­chi­en aktiv. Mit Bro­se Bam­berg hol­te der 50-Jäh­ri­ge zuletzt neun Sie­ge aus den letz­ten elf Sai­son­spie­len und schaff­te gemein­sam mit sei­nem Team den Ein­zug in die Viertelfinalplayoffs.

Weiterer Artikel

Die ver­bor­ge­ne Welt der Insekten

Wald­tag 2022

Nächster Artikel

Auf zum Domberg

Inter­na­tio­na­ler Muse­ums­tag 2022