Aus­stel­lung „Mac­co: Von Rom nach Bamberg“

Alex­an­der Mac­co-Revi­val nach fast 200 Jahren

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Alexander Macco
„Hektor schilt Paris“ von Alexander Macco, 1813, Foto: Bayerische Schlösserverwaltung
In der Aus­stel­lung „Mac­co: Von Rom nach Bam­berg“ stellt die Neue Resi­denz noch bis 13. Novem­ber Werk und Leben des Malers und frü­hen Pro­fi-Netz­wer­kers Alex­an­der Mac­co vor. Bei der Schau han­delt es sich um die ers­te mono­gra­phi­sche Kunst­aus­stel­lung über den 1849 in Bam­berg gestor­be­nen Künstler.

Die Sta­tio­nen von Alex­an­der Mac­cos (1767 bis 1849) Lebens­weg waren zahl­rei­cher als es der Titel der Aus­stel­lung ver­mu­ten lässt. 1767 in Creg­lin­gen im Mark­graf­t­um Ans­bach-Bay­reuth gebo­ren, ging er mit 14 Jah­ren nach Mann­heim, um die dor­ti­ge „Aca­dé­mie de pein­ture“ zu besu­chen. An der Kunst­hoch­schu­le schlug er sich der­ma­ßen gut, dass ihm der ört­li­che Mark­graf ein Sti­pen­di­um finanzierte.

Finan­zi­ell so aus­ge­stat­tet, hielt es ihn nicht in Mann­heim. 1784 unter­nahm Mac­co eine ers­te von vie­len Rei­sen durch Euro­pa und sie­del­te nach Rom über. Dort leb­te und arbei­te­te er 13 Jah­re. Einen der­art lan­gen Auf­ent­halt an einem Ort soll­te er nur weni­ge wei­te­re Male in sei­nem Leben haben.

Nach Sta­tio­nen in Wei­mar, Ber­lin, Frank­furt, Wien, Prag, Paris und Mün­chen ließ er sich von 1807 bis 1816 dau­er­haft in Wien nie­der. In den dann fol­gen­den Jah­ren mach­te Mac­co unter ande­rem in Aachen, Ham­burg und Lon­don Halt. Ab Mit­te der 1830er Jah­re tauch­te er in Bam­berg auf, wo er mehr als zehn Jah­re spä­ter, trotz sei­nes dich­ten Netz­werks zahl­rei­cher Bekannt­schaf­ten mit eini­gen Grö­ßen des dama­li­gen Geis­tes­le­bens, fast völ­lig in Ver­ges­sen­heit gera­ten, starb.

In die­ser Ver­ges­sen­heit befand sich Alex­an­der Mac­co seit­dem mehr oder weni­ger durch­ge­hend. Doch ein Nach­fah­re von ihm, Albrecht Mac­co, forsch­te zu sei­nem Ver­wand­ten und ver­mach­te der Bam­ber­ger Resi­denz in der ers­ten Hälf­te des 20. Jahr­hun­derts eini­ge sei­ner Gemäl­de. Der dama­li­ge Kon­ser­va­tor der Resi­denz bestück­te mit die­sen Wer­ken einen früh­klas­si­zis­ti­schen Stil-Raum, mit der Absicht, Zeit und (Ein­rich­tungs-) Stil des spä­ten 18. und frü­hen 19. Jahr­hun­derts, Mac­cos Leb­zei­ten, zu illus­trie­ren. Das soge­nann­te „Alex­an­der-Mac­co-Zim­mer“ war gebo­ren. Nach eini­gen Jah­ren wur­de der Raum jedoch auf­ge­löst und die Gemäl­de ver­schwan­den für lan­ge Zeit im Depot.

Dann ver­gin­gen wie­der eini­ge Jahr­zehn­te bis zum nächs­ten Mac­co-Revi­val. Dann wur­de der vor eini­gen Jah­ren bei der Baye­ri­schen Schlös­ser­ver­wal­tung gefass­te Ent­schluss, die Gemäl­de aus­stel­lungs­reif zu machen, heißt zu restau­rie­ren, nach und nach in die Tat umge­setzt. Nun ist es an der Aus­stel­lung „Mac­co: Von Rom nach Bam­berg“ dafür zu sor­gen, dass der Aus­ge­stell­te nicht wie­der, es wäre das immer­hin drit­te Mal, aus dem öffent­li­chen Bewusst­sein verschwindet.

„Immer von Auf­trag zu Auftrag“

Fünf Räu­me hat die Resi­denz der Aus­stel­lung zur Ver­fü­gung gestellt, die einen Über­blick über Werk und Leben Alex­an­der Mac­cos bie­ten. „Wir stel­len sein Leben the­ma­tisch dar“, sagt Julia Bondl, Kura­to­rin der Aus­stel­lung. „Im ers­ten Raum wid­men wir uns sei­ner Bio­gra­fie, im zwei­ten dem klas­si­zis­ti­schen Ein­fluss auf sein Werk und im drit­ten geht es um die Por­trät­ma­le­rei und sein Netz­werk, im vier­ten um sein Werk mit Zeich­nun­gen und Minia­tu­ren, und im letz­ten Raum geht es um sei­ne Rezep­ti­on in der Resi­denz. Dort grei­fen wir zum Bei­spiel den Stil-Raum aus den spä­ten 1930er Jah­ren auf.“

Eine ers­te wich­ti­ge Sta­ti­on für Mac­co war die Zeit in Rom. Dort bil­de­te er sich künst­le­risch wei­ter und hat­te Gele­gen­heit, Wer­ke sei­ner Vor­bil­der der Renais­sance, wie zum Bei­spiel Raf­fa­el, und der Anti­ke zu stu­die­ren. In Rom begann er auch, ein beruf­li­ches Netz­werk zu knüp­fen, das ihn vie­le Jah­re lang immer wie­der mit Arbeit ver­sorg­te und von Stadt zu Stadt führte.

So lern­te er in Ita­li­en über den Schrift­stel­ler Karl Phil­ipp Moritz Johann Wolf­gang von Goe­the ken­nen, spä­ter folg­ten wei­te­re Bekannt­schaf­ten mit gro­ßen Namen wie Her­zog Karl August von Sach­sen-Wei­mar-Eisen­ach. Letz­te­rer war es dann, der Mac­co 1799 ein Emp­feh­lungs­schrei­ben für den preu­ßi­schen Hof aus­stell­te. Hier por­trä­tier­te Mac­co ab dem Jahr 1800 Köni­gin Lui­se von Preußen.

Zwei Jah­re spä­ter, ver­schlug es Mac­co nach Wien. Dort schloss er mit Lud­wig van Beet­ho­ven Freund­schaft und por­trä­tier­te die höhe­re Gesell­schaft. „In Wien konn­te Mac­co Wohl­stand auf­bau­en“, sagt Julia Bondl, „dort ging es ihm, wie er in sei­ner Auto­bio­gra­fie schreibt, rich­tig gut. Aber dann kam eine Finanz­kri­se, er ver­lor sehr viel Geld und muss­te wie­der zurück in die Hei­mat, um sei­ne Kon­tak­te zu erneuern.“

Infol­ge­des­sen bot er sich 1818 auf dem Aache­ner Kon­gress als Por­trä­tist an. Dort beschäf­tig­ten sich ver­schie­de­ne Mon­ar­chen mit der Fra­ge, wie man den Frie­den in Euro­pa nach Napo­le­on Bona­par­te fes­ti­gen und auf­kom­men­de demo­kra­ti­sche Bewe­gun­gen zurück­drän­gen könn­te. 1825 hielt sich Mac­co zwei Jah­re in Eng­land auf und por­trä­tier­te dort unter ande­rem König Georg IV. Unter­stützt wur­de er dort vor allem von Ernst Fried­rich Graf zu Müns­ter – eine wei­te­re Bekannt­schaft aus der Zeit in Italien.

Die­se häu­fi­gen Wech­sel des Lebens­mit­tel­punk­tes hin­gen zumeist mit den Gesetz­mä­ßig­kei­ten von Ange­bot und Nach­fra­ge auf dem Kunst­markt zusam­men. „Mac­co muss­te so viel rei­sen, um über die Run­den zu kom­men – immer von Auf­trag zu Auf­trag. War der Kunst­markt in der einen Stadt gesät­tigt, hol­te er sich ein Emp­feh­lungs­schrei­ben des letz­ten Auf­trags­ge­bers, um damit dann in der nächs­ten Stadt neue Auf­trag­ge­ber zu finden.“

Nach einem wei­te­ren sol­chen Arbeits-Auf­ent­halt in Wei­mar, ver­mit­telt durch Johann Wolf­gang von Goe­the, und meh­re­ren kur­zen Orts­wech­seln kam Alex­an­der Mac­co 1835 in Bam­berg an. Ab die­ser Zeit beginnt aller­dings auch die Ver­ges­sen­heit, in die er zu rut­schen begann und aus der er fast 200 Jah­ren lang nicht her­aus­ge­holt wurde.

War­um er nach Bam­berg ging, ist unklar, ob er das ers­te Mal hier war, eben­so. Auch künst­le­risch ist aus sei­ner 14-jäh­ri­gen Zeit in der Stadt nur wenig über­lie­fert. „Wir wis­sen, dass er Mit­glied in einem Künst­ler­ver­ein war. Vie­le Gemäl­de aus die­ser Zeit gibt es aber nicht. Mac­co konn­te zu die­ser Zeit krank­heits­be­dingt aber auch nicht mehr viel machen.“

His­to­ri­en- und Porträtmalerei

Was von Mac­cos Werk bekannt ist, lässt sich aller­dings sehen. „Er war umtrie­big und begabt in vie­len Tech­ni­ken und Dis­zi­pli­nen“, sagt Julia Bondl. „Von den etwa 130 Wer­ken, die von ihm exis­tie­ren oder von denen über­lie­fert ist, dass es sie gab, zei­gen wir etwa 30.“

Neben Wer­ken aus dem Depot der Neu­en Resi­denz haben Julia Bondl und Ko-Kura­tor Dr. Sebas­ti­an Kar­natz für die Aus­stel­lung auch Mac­cos aus den Baye­ri­schen Staats­ge­mäl­de­samm­lun­gen, der Aka­de­mie der Küns­te Ber­lin, dem Frei­en Deut­schen Hoch­stift Frank­furt und der Staats­bi­blio­thek Bam­berg zusammengetragen.

Dazu gehö­ren Gemäl­de, Zeich­nun­gen, Litho­gra­fien, Minia­tu­ren oder Repro­duk­tio­nen von Brie­fen, zum Bei­spiel mit Goe­the. Ande­re Aus­stel­lung­shigh­lights sind die Ölge­mäl­de „Zwei Lie­ben­de schmü­cken das Grab des Ovid“ oder „Hek­tor schilt Paris“.

Sti­lis­tisch kön­ne man ihn unter­des­sen nicht so rich­tig fest­ma­chen. „Mac­cos His­to­rien­ge­mäl­de sind vom Klas­si­zis­mus inspi­riert. Aber es sind auch Anklän­ge des Spät­ba­rock nicht von der Hand zu wei­sen. Eini­ges bedient schon fast die Roman­tik, eine ande­re damals auf­kom­men­de Stil­rich­tung, und sei­ne Por­träts haben oft etwas Biedermeierliches.“

Gesi­chert ist hin­ge­gen, dass Mac­cos Wer­ke zumeist den bei­den Gen­res der His­to­ri­en- und Por­trät­ma­le­rei ent­stam­men. Eines davon bedien­te er um der Kunst, eines um des Aus­kom­mens wil­len. „Die Por­trät­ma­le­rei hat er in sei­ner Auto­bio­gra­fie als Brot­kunst bezeich­net. Er sah es also anders her­um, aber mei­ner Mei­nung nach lag sei­ne eigent­li­che Stär­ke doch eher im Por­trä­tie­ren. Die His­to­ri­en­ma­le­rei war aber immer sein liebs­tes Genre.“

Das gibt Auf­schluss über das Selbst­bild des Künst­lers. Wie so vie­le Künst­le­rin­nen und Künst­ler vor ihm und so vie­le nach ihm, hat­te auch Mac­co mit dem inner­lich-äußer­li­chen Kon­flikt zu kämp­fen, eigent­lich ein Leben für die gro­ße Kunst füh­ren zu wol­len, sich zur Finan­zie­rung die­ses Lebens aber stän­dig mit All­tags­pro­ble­men wie Geld­erwerb belas­ten zu müssen.

„Er sah sich als gro­ßen Künst­ler. Mit der Art und Wei­se, wie sei­ne Kar­rie­re letzt­lich ver­lau­fen ist, war er aber sicher nicht zufrie­den. Zwi­schen­zeit­lich hat­te er immer wie­der Glücks­sträh­nen, wie in Wien und Ham­burg, spä­ter aber eben nicht mehr.“

Laut Goe­the sei Alex­an­der Mac­co was sei­ne Lieb­lings­wer­ke betraf sogar der­art pin­ge­lig gewe­sen, dass er sich immer wie­der wei­ger­te, sei­ne Gemäl­de zu klei­nem Preis zu ver­kau­fen. „Er muss ein unge­mein stol­zer Mensch gewe­sen sein, obwohl es ihm teil­wei­se wirk­lich bes­ser gegan­gen wäre, wenn er ab und zu auch ein­mal unter­prei­sig ver­kauft hät­te.“ Ein Neben­ef­fekt davon sei gewe­sen, dass Mac­co sei­ne vie­len Rei­sen nicht sel­ten mit über­gro­ßem Gepäck bestritt – denn dar­in trug er sei­ne nicht ver­kauf­ten Gemäl­de mit sich herum.

Die­je­ni­gen Wer­ke, die Mac­co dann aber doch ver­kauf­te und öffent­lich aus­stell­te, fan­den nicht nur immer wie­der posi­ti­ven Anklang in der zeit­ge­nös­si­schen Pres­se. Sie mani­fes­tier­ten auch sei­nen Ruf als His­to­ri­en­ma­ler und fähi­ger Por­trä­tist. Und auf Fähig­keit kam es im dama­li­gen Markt an. „Es war damals ein­fach ent­schei­dend für einen Auf­trag, ob es jemand konn­te. Und ob er ver­füg­bar war.“

Das und mehr zeigt die Aus­stel­lung „Von Rom nach Bam­berg“ zu Alex­an­der Mac­co, die noch bis 13. Novem­ber in der Neu­en Resi­denz zu sehen ist.

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