Bau­ern­mu­se­um Bam­ber­ger Land

Aus­stel­lung „Ins Maul geschaut: Epi­so­den der Tier­me­di­zin in Bayern“

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Tiermedizin
Aus der Ausstellung „Ins Maul geschaut“, Foto: Kirstin Zapf
Das Bau­ern­mu­se­um Bam­ber­ger Land beschäf­tigt sich mit der Geschich­te und Kul­tur der bäu­er­li­chen Lebens­wei­se in der Regi­on und ver­mit­telt gleich­zei­tig Lokal­ko­lo­rit. In sei­ner aktu­el­len Aus­stel­lung „Ins Maul geschaut: Epi­so­den der Tier­me­di­zin in Bay­ern“ geht es auf die Ent­wick­lung der Tier­me­di­zin ein.

Die geschichts­träch­ti­gen Gebäu­de des his­to­ri­schen Bau­ern­hofs umrah­men einen Innen­hof, 1984 wur­de das Muse­um dar­in als „Bau­ern­mu­se­um Fischer­hof – Land­kreis Bam­berg“ eröff­net. Es zeigt ver­schie­de­ne Aspek­te des länd­li­chen Lebens wie Land­wirt­schaft, Hand­werk, Trach­ten und Brauch­tum. Besu­che­rin­nen und Besu­cher kön­nen hier authen­ti­sche Ein­bli­cke in das Leben auf dem Land ver­gan­ge­ner Zei­ten erhal­ten und die Tra­di­tio­nen und Arbeits­wei­sen der Bau­ern ken­nen­ler­nen. Das Bau­ern­mu­se­um ist somit ein Ziel für alle, die sich für die Geschich­te und Kul­tur des länd­li­chen Raums interessieren.

Wir haben mit Kirs­tin Zapf, die das Muse­um stell­ver­tre­tend lei­tet, gespro­chen, um mehr über das Muse­um und sei­ne aktu­el­le Aus­stel­lung „Ins Maul geschaut“ zu erfahren.

Ent­ste­hungs­ge­schich­te des Museums

Mit sei­nen Aus­stel­lun­gen und Ange­bo­ten erreicht das Muse­um heu­te jähr­lich etwa 15.000 Besu­che­rin­nen und Besu­cher. Doch bis dahin war es ein lan­ger und sehr beson­de­rer Weg. „Das Muse­um ent­stand durch ehren­amt­li­che Initia­ti­ve des För­der­ver­eins Bau­ern­mu­se­um Land­kreis Bam­berg e.V.“, sagt Kirs­tin Zapf. „Der Ver­ein hat­te zum Ziel, einen typi­schen Bau­ern­hof der Regi­on für künf­ti­ge Gene­ra­tio­nen zu erhal­ten. Im Jahr 1982 konn­te man den Fischer­hof ankau­fen. Das Beson­de­re an der dama­li­gen Situa­ti­on war, dass der letz­te Bewoh­ner und vor­he­ri­ge Eigen­tü­mer des Hofes, Bap­tist Fischer, den Hof bis zu sei­nem Tod im Jahr 1986 bewohn­te. Die Besu­che­rin­nen und Besu­cher haben ihn aber nicht gestört, denn er hat­te ja so sei­ne Unterhaltung.“

Mit stei­gen­den Anfor­de­run­gen an die Muse­ums­ar­beit wur­de die Trä­ger­schaft ab 1992 durch den Land­kreis Bam­berg über­nom­men. Im Jahr 2002 wur­de die ober­frän­ki­sche Trach­ten­be­ra­tung des Bezir­kes Ober­fran­ken eben­falls in den Räum­lich­kei­ten des ehe­ma­li­gen Bau­ern­ho­fes ange­sie­delt. Seit dem dar­auf­fol­gen­den Jahr trägt das Haus auf­grund des gewach­se­nen Ange­bo­tes sei­nen jet­zi­gen Namen „Bau­ern­mu­se­um Bam­ber­ger Land – Treff­punkt für Volks­kul­tur und Heimatpflege“.

Das Muse­um erstreckt sich über eine Flä­che von etwa 1.500 Qua­drat­me­tern und umfasst die Gebäu­de­tei­le eines his­to­ri­schen Hofes. Die Dau­er­aus­stel­lung, bestehend aus dem Wohn­stall­haus, der Scheu­ne und dem Aus­trags­haus, ver­an­schau­licht die länd­li­che Wohn­kul­tur um das Jahr 1920 und zeigt die Lebens- und Arbeits­be­din­gun­gen eines land­wirt­schaft­li­chen Betriebes.

Im Muse­ums­gar­ten kön­nen die Besu­che­rin­nen und Besu­cher die Viel­falt loka­ler Gemü­se- und Salatsor­ten aus ver­gan­ge­nen Zei­ten erle­ben. Ein­zig und allein wäh­rend der Coro­na­zeit war dies nicht gestat­tet, jedoch fand man Mög­lich­kei­ten, um den Betrieb zumin­dest gering­fü­gig digi­tal auf­recht­zu­er­hal­ten. „Wir muss­ten coro­nabe­dingt im Jahr 2020 für meh­re­re Mona­te schlie­ßen“, sagt Kirs­tin Zapf. „Die Gäs­te der Home­page des Muse­ums soll­ten aber zumin­dest nicht ganz auf die dama­li­ge Son­der­aus­stel­lung „Volk – Hei­mat – Dorf“ ver­zich­ten. Sie stand als 3D-Tour zur Verfügung.“

Auch zum Muse­ums­gar­ten wur­de ein digi­ta­les For­mat geschaf­fen, näm­lich der Gar­ten­blog „Teu­fels­ohr“, benannt nach der bevor­zug­ten Salatsor­te des Muse­ums­teams. Er berich­tet seit­dem über die Erfah­run­gen mit den im Muse­ums­gar­ten ange­bau­ten his­to­ri­schen Sor­ten, Kräu­tern und Fär­be­pflan­zen und gibt prak­ti­sche Tipps zum Umgang mit Gar­ten­schäd­lin­gen sowie zu aktu­el­len Pro­jek­ten im Bereich der Umweltbildung.

Nach­dem die Coro­na-Beschrän­kun­gen auf­ge­ho­ben wur­den, erhol­ten sich die Besuchs­zah­len schnell und erreich­ten wie­der das Niveau von vor der Pan­de­mie. Die muse­ums­päd­ago­gi­schen Ange­bo­te ver­zeich­ne­ten sogar eine höhe­re Nachfrage.

Ins Maul geschaut: Epi­so­den der Tier­me­di­zin in Bayern

Auf dem Muse­ums­ge­län­de fin­den immer wie­der ver­schie­de­ne kul­tu­rel­le Ver­an­stal­tun­gen und Märk­te statt. Zusätz­lich zu Bau­ern­haus und Muse­ums­gar­ten prä­sen­tiert das Haus jähr­lich wech­seln­de, kul­tur­his­to­ri­sche Son­der­aus­stel­lun­gen. Heu­er ist es die Aus­stel­lung „Ins Maul geschaut: Epi­so­den der Tier­me­di­zin in Bay­ern“, die das Muse­um noch bis zum 1. Novem­ber zeigt. Im Mit­tel­punkt der Betrach­tung steht die Wich­tig­keit der Tie­re im land­wirt­schaft­li­chen Bereich.

„Das The­ma Nutz­tie­re ist eng mit der Geschich­te des Bau­ern­mu­se­ums Bam­ber­ger Land ver­bun­den“, sagt Kirs­tin Zapf, „denn Nutz­tie­re waren einst ein unver­zicht­ba­rer Bestand­teil der Land­wirt­schaft. Das Vieh erfüll­te viel­fäl­ti­ge Funk­tio­nen: Es zog Pflü­ge und Wagen, lie­fer­te Milch, Fleisch, Eier und Wol­le und pro­du­zier­te zudem Dün­ger. Das wert­volls­te Kapi­tal der bäu­er­li­chen Land­wirt­schaft war jedoch stän­dig bedroht, da Krank­hei­ten und Seu­chen inner­halb kür­zes­ter Zeit gan­ze Bestän­de aus­lö­schen konn­ten. Die Gesund­heit der Nutz­tie­re und, wo nötig, ihre Hei­lung hat­te daher höchs­te Priorität.“

Die Aus­stel­lung beleuch­tet dem­ge­mäß mar­kan­te Aspek­te und Ent­wick­lun­gen der Geschich­te der Tier­heil­kun­de. Kon­zi­piert wur­de sie vom Lei­ter des Bau­ern­ge­rä­te­mu­se­ums Hunds­zell, Max Böhm, und im Bam­ber­ger Bau­ern­mu­se­um erwei­tert. So ist eine der ältes­ten, noch heu­te exis­tie­ren­den Aus­bil­dungs­stät­ten der Welt, die Tier­ärzt­li­che Hoch­schu­le Han­no­ver, gegrün­det im Jahr 1778 als „Ross-Arz­nei­schu­le“. Die­se hat zur aka­de­mi­schen und gesell­schaft­li­chen Aner­ken­nung des tier­ärzt­li­chen Beru­fes über die Gren­zen von Deutsch­land hin­aus beigetragen.

Die Aus­bil­dungs­stät­ten waren auch für den Aus­bau und die Umwand­lung der eins­ti­gen Pfer­de- und Vieh­arz­nei­schu­len in tier­ärzt­li­che Hoch­schu­len und vete­ri­när­me­di­zi­ni­sche Fakul­tä­ten von grund­le­gen­der Bedeutung.

Inner­halb Bay­erns wur­de Anton Will 1781 an der Baye­ri­schen Lan­des­uni­ver­si­tät Ingol­stadt zum ers­ten Pro­fes­sor für Tier­arz­nei­kun­de ernannt. Drei Jah­re nach der Hoch­schu­le Han­no­ver wur­de er mit dem neu geschaf­fe­nen Lehr­stuhl für Vete­ri­när­kun­de betraut und somit zum Begrün­der der aka­de­mi­schen Tier­me­di­zin in Bayern.

Auf sei­ne Initia­ti­ve hin ent­stand 1790 die „Thi­er-Arz­ney-Schu­le“ in Mün­chen, die den Ursprung der vete­ri­när­me­di­zi­ni­schen Fakul­tät an der Lud­wig-Maxi­mi­li­ans-Uni­ver­si­tät begrün­de­te. „Heu­te ist sie eine von nur fünf deut­schen Hoch­schu­len, an denen man Tier­me­di­zin stu­die­ren kann“, sagt Frau Zapf.

Gemes­sen am Ent­wick­lungs­tem­po sowie dem Ent­wick­lungs­fort­schritt der meh­re­re Jahr­tau­sen­de alten Geschich­te der Tier­heil­kun­de sticht vor allem aber das letz­te Jahr­hun­dert her­aus. „Die Geschich­te der Tier­heil­kun­de reicht über fünf Jahr­tau­sen­de zurück und hat beson­ders in den letz­ten 100 Jah­ren enor­me Fort­schrit­te gemacht. Bis in die Neu­zeit hin­ein waren Vieh­händ­ler jedoch pri­mär auf ihr eige­nes über­lie­fer­tes Wis­sen ange­wie­sen oder such­ten Rat bei den vor Ort ver­füg­ba­ren Exper­ten, dar­un­ter Badern, Scharf­rich­tern, Schmie­den und Hirten.“

Beson­ders spe­zia­li­sier­te Tier­ärz­te gab es nur in Form von Stall­meis­tern, die sich um die Tie­re des Adels – ins­be­son­de­re um die Pfer­de – küm­mer­ten. Eine gere­gel­te Aus­bil­dung zum Tier­arzt gab es erst ab der zwei­ten Hälf­te des 18. Jahr­hun­derts – zunächst in Frank­reich. Die 1762 gegrün­de­te Eco­le Vété­ri­n­aire gilt dabei als die Wie­ge der tier­me­di­zi­ni­schen Aus­bil­dung. „Durch die aka­de­mi­sche Aus­bil­dung vor­an­ge­trie­ben, steht heut­zu­ta­ge für Tie­re die neu­es­te medi­zi­ni­sche Tech­no­lo­gie zur Ver­fü­gung, um opti­ma­le Pfle­ge und Gene­sung sicher­zu­stel­len“, sagt Kirs­tin Zapf.

Muse­ums­päd­ago­gik und Barrierefreiheit

Auch ein muse­ums­päd­ago­gi­sches Ange­bot hält das Bau­ern­mu­se­um bereit, sowohl für Kin­der als auch für Erwach­se­ne. „Der kla­re Trend geht im Bereich der Kin­der- und Jugend­päd­ago­gik zu Ange­bo­ten aus der Umwelt­bil­dung und der Nach­hal­tig­keit“, sagt Frau Zapf. „Bei unse­ren Ange­bo­ten „Tol­le Knol­le – Der Kar­tof­fel auf der Spur“ oder „Was wächst denn da?“ wer­den span­nen­de Fak­ten rund um ein­hei­mi­sches Gemü­se und wild­wach­sen­de Kräu­ter ver­mit­telt. Ein Klas­si­ker, nicht nur für Kin­der, ist das Brot­ba­cken oder auch das But­tern im Museum.“

Damit aber auch alle Besu­che­rin­nen und Besu­cher Zugang zu den Expo­na­ten, Aus­stel­lun­gen und muse­ums­päd­ago­gi­schen Ange­bo­ten erhal­ten kön­nen, will man im Bau­ern­mu­se­um in nächs­ter Zeit die Bar­rie­re­frei­heit verbessern.

„Die jähr­lich wech­seln­den Son­der­aus­stel­lun­gen des Muse­ums sind über­wie­gend gut erreich­bar. Das Wohn­stall­haus ist auf­grund der his­to­ri­schen Bau­wei­se mit engen Trep­pen, hohen Tür­schwel­len und schma­len Gän­gen nicht bar­rie­re­frei. Das Muse­um ist sich des Pro­blems aber bewusst. Im Juni war die Lan­des­stel­le der nicht­staat­li­chen Muse­en in Bay­ern mit dem Work­shop „Sen­si­bi­li­sie­rung zur Unter­stüt­zung von Gäs­ten mit beson­de­ren Bedürf­nis­sen“ zu Gast. Das soll der Anstoß zu einer Wei­ter­ent­wick­lung des Muse­ums hin­sicht­lich Inklu­si­on und Bar­rie­re­frei­heit sein.“

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