Drei Initiativen erhalten dieses Jahr den Bürgerpreis des Bayerischen Landtags, den das Haus unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt! Ehrenamtliches Engagement für Vielfalt, Zusammenhalt und Demokratie“ auslobte. Alle Preisträger setzen sich in besonderer Weise für die Erinnerungskultur ein. Ein Preis geht nach Oberfranken.
Die Jury, die den Bürgerpreis vergibt, besteht aus Vertreter:innen der Fraktionen im Bayerischen Landtag, des Bayerischen Gemeindetags und des Bayerischen Städtetags sowie des Vereins „Bayerische Landtagspresse“. Vorsitzende ist Landtagspräsidentin Ilse Aigner. In diesem Jahr bewertete die Jury, wie der Landtag mitteilt, unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt! Ehrenamtliches Engagement für Vielfalt, Zusammenhalt und Demokratie“ insgesamt 84 Bewerbungen. Die Mitglieder entschieden sich dafür, das Preisgeld von 50.000 Euro gestaffelt vom ersten Preis bis zum dritten Preis aufzuteilen.
Ilse Aigner sagte: „Die Erinnerung an die Schattenseiten unserer Vergangenheit wachzuhalten, ist nicht einfach – aber immens wichtig für unsere Gesellschaft und die Demokratie. Daher freut es mich sehr, dass wir eine derart große Zahl an Bewerbungen für unseren Bürgerpreis 2024 hatten. Auch wenn uns die Auswahl dadurch schwerfiel, stimmen mich die vielfältigen Projekte im Bereich der Erinnerungskultur und der Demokratieförderung im ganzen Freistaat sehr optimistisch – gerade in der aktuellen Zeit der Anfeindungen gegen demokratische Institutionen und einem leider wieder erstarkten Antisemitismus. Die ausgewählten Preisträgerinnen und Preisträger leisten einen herausragenden Beitrag, unsere Gesellschaft durch den Blick zurück stark für die Zukunft zu machen.“
Die Preisträger
Den mit 25.000 Euro dotierten ersten Platz beim Bürgerpreis 2024 belegt der Erinnerungsort BADEHAUS aus Wolfratshausen in Oberbayern. Das BADEHAUS ist einerseits ein multimediales Museum in Waldram, das die besondere und lange verdrängte Ortsgeschichte unter anderem als NS-Mustersiedlung, Lager für Zwangsarbeitskräfte und nach 1945 als Fluchtpunkt für jüdische „Displaced Persons“ erforscht und dokumentiert. Andererseits ist das BADEHAUS ein innovativer und kreativer Ort des Erinnerns, des Lernens und des Begegnens, an dem insbesondere junge Leute einbezogen werden. Das zivilgesellschaftliche Projekt wendet sich unter der Überschrift „Aus der Vergangenheit – für die Zukunft“ gegen Antisemitismus, Rassismus und rechtsextreme Gesinnungen.
Platz 2 und damit 15.000 Euro Preisgeld ging an „Nie Wieder!“, ein Inklusionsprojekt der Lebenshilfe in Elsenfeld aus Unterfranken. Bei „Nie Wieder!“ arbeiten seit Januar 2023 hochbegabte Schüler:innen mit Menschen mit Behinderungen zusammen und ergründeten gemeinsam Schicksale von Menschen mit geistigen Behinderungen in der NS-Zeit. Ein Beispiel dafür ist auch das Kunstprojekt „Sichtbar“, bei dem Eltern-Kind-Tandems Porträts der damaligen Euthanasie-Opfer gestalteten, die gemeinsam mit Texten in eine Vernissage und Wanderausstellung münden.
Das Projekt „Alef-Bet – das Alphabet der Erinnerungskultur” aus Strullendorf bei Bamberg hat den Platz 3 und 10.000 Euro Preisgeld gewonnen. Das deutsch-israelische Forschungs- und Bildungsprojekt „Arche Musica“ hat mit „Alef-Bet“ ein Schulprojekt zur aktiven Erinnerungskultur und zur Antisemitismusprävention entwickelt. Ziel des Projektes ist es, Jugendlichen Wissen über die jüdisch-deutsche und jüdisch-bayerische Geschichte zu vermitteln und das demokratische Verständnis zu stärken.
Die Verleihung der Bürgerpreis findet im Oktober 2024 im Bayerischen Landtag statt.