Kam­mer­or­ches­ter­kon­zer­te seit fast 70 Jahren

Col­le­gi­um Musi­cum Bamberg

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Collegium Musicum Bamberg
Das Collegium Musicum Bamberg in der Bamberger Auferstehungskirche, November 2021, Foto: Torge Lars Rosenburg
Neben den Sym­pho­ni­kern und dem Musik­ver­ein hat sich in der Stadt auch das Col­le­gi­um Musi­cum Bam­berg ganz der klas­si­schen Musik ver­schrie­ben. 1954 ging es aus einem acht­köp­fi­gen Strei­cher­en­sem­ble her­vor, das bei der „Bam­ber­ger Haus­mu­sik­wo­che“ auftrat.

Ein pri­va­ter Zusam­men­schluss von Men­schen, die ger­ne mit­ein­an­der klas­si­sche Musik spiel­ten, gab in den 1950er Jah­ren die Keim­zel­le des Col­le­gi­um Musi­cums ab. Im Zuge des Fest­abends „Bam­ber­ger Haus­mu­sik­wo­che“ wan­del­te sich das Ensem­ble zu einem öffent­lich auf­tre­ten­den Kam­mer­or­ches­ter. Über die genau­en Grün­de die­se Schritts ist man sich heu­te beim Col­le­gi­um Musi­cum nicht mehr sicher, aber viel­leicht war es ein­fach der Ruf des Rampenlichts.

„Ich weiß nicht, wie es damals war“, sag­te Gun­ther Pohl, seit 2012 künst­le­ri­scher Lei­ter des Ensem­bles und von 1973 bis 2006 Solo­flö­tist der Bam­ber­ger Sym­pho­ni­ker, „aber wenn ein Ensem­ble lan­ge mit­ein­an­der musi­ziert, wird es irgend­wann öffent­lich zei­gen wol­len, was es ein­stu­diert hat.“

Und Gaby Fitz­ner, eine der ers­ten Gei­ge­rin­nen des Col­le­gi­ums und Ver­eins­vor­sit­zen­de, fügt an: „Wenn man sich pri­vat trifft und zusam­men Musik spielt, macht das Spaß – man probt und feilt an sei­nen Stü­cken. Wenn man die­se Stü­cke aber musi­ka­lisch rich­tig und gut gestal­tet und sie ein Niveau bekom­men, bei dem man plötz­lich sieht, dass es nicht nur mehr nett, son­dern toll ist, sie zu spie­len, kann der Wunsch ent­ste­hen, damit auf eine Büh­ne zu gehen. Außer­dem gibt es in Kon­zer­ten so eine Schwin­gung, die es in den Pro­ben nicht gibt, ich möch­te fast sagen, eine Magie. Und die­se magi­schen Momen­te fängt man an zu lieben.“

Auf jeden Fall folg­te aus jenem ers­ten Kon­zert bald die Insti­tu­tio­na­li­sie­rung unter dem Namen Col­le­gi­um Musi­cum Bam­berg. Ein Name, der seit der Zeit von Johann Sebas­ti­an Bach en vogue und dar­um nahe­lie­gend gewe­sen sei.

Collegium Musicum Bamberg
Das Col­le­gi­um Musi­cum Bam­berg 1972 im Kai­ser­saal der Neu­en Resi­denz, Foto: Privat
Halb Pro­fis, halb Laien

Fast 70 Jah­re spä­ter spielt das Col­le­gi­um Musi­cum immer noch regel­mä­ßig Kon­zer­te. Auf dem Pro­gramm ste­hen dabei vor allem Stü­cke aus dem 18. und 19. Jahr­hun­dert. Gun­ther Pohl sorgt als künst­le­ri­scher Lei­ter für die Aus­wahl der­sel­ben. Unter dem Titel „Baro­cke Weih­nach­ten“ gab es so Mit­te Dezem­ber Wer­ke von Fran­ces­co Man­fre­di­ni, Anto­nio Vival­di und Johann Bern­hard Bach zu hören.

Die Zahl der Mit­glie­der des Col­le­gi­um Musi­cums ist unter­des­sen von ehe­mals acht auf mehr als 20 ange­wach­sen. Neben Kon­zert­meis­ter Andre­as Zack spie­len Otto Ell­ner, Chris­tia­ne Hart­mann, Andrea Huber und Gaby Fitz­ner die ers­ten Gei­gen. Die zwei­ten Gei­gen bedie­nen Mar­ti­na Schnei­der, Chris­toph Huber, Bill Mont­go­me­ry, Ire­ne Münch und Moni­ka Peten­di. An der Vio­la sind Hajo Blä­ser, Wolf­gang Deu­sel und Doris Schirm­er-Hen­z­ler zu hören, am Vio­lon­cel­lo Mari­en Dib­bern, Mar­ti­na Mey­er und Micha­el Schwinn. Den Kon­tra­bass spielt Hel­mut Sim­me­th. Je nach Bedarf kom­men wei­te­re Blas­in­stru­men­te oder Schlag­zeug und Tas­ten­in­stru­men­te hinzu.

Was den musi­ka­li­schen Pro­fes­sio­na­li­sie­rungs­grad angeht, setzt sich das Ensem­ble hälf­tig aus pro­fes­sio­nel­len und Lai­en-Musi­ke­rin­nen und ‑Musi­kern zusam­men. „Und zwar aus moti­vier­ten Lai­en“, sagt Gun­ther Pohl. „Da kann es sein, dass eine Gei­gen­leh­re­rin vom ETA-Gym­na­si­um oder eine Gei­ge­rin, die eine eige­ne Musik­schu­le in Ste­gau­rach hat, neben der Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­ten Bay­reuths oder pen­sio­nier­ten Sym­pho­ni­kern sitzt, die Spaß haben wei­ter zu musi­zie­ren. Die Idee dabei ist es auf jeden Fall, dass die Pro­fis die weni­ger pro­fes­sio­nel­len Musi­ker mitziehen.“

Und Gaby Fitz­ner fin­det, dass das gelingt. „Unser künst­le­ri­scher Lei­ter“, sagt sie Rich­tung Gun­ther Pohl und im Sin­ne der genann­ten Büh­nen­ma­gie, „mag es zwar nicht so gern, gelobt zu wer­den, aber ich fin­de, wir sind auf einem höhe­ren Niveau als das durch­schnitt­li­che semi-pro­fes­sio­nel­le Orches­ter. In einer tol­len Wei­se wird bei uns aus Noten Musik, wobei der Lei­ter bestimmt, wie weit die Noten musi­ka­lisch aus­for­mu­liert wer­den, also mit wel­cher Inten­si­tät wir bei­spiels­wei­se spie­len oder wel­che Fein­hei­ten der Musik umge­setzt werden.“

Pro­ben­all­tag des Collegiums

Sei­ne Pro­ben und vie­le sei­ner Auf­trit­te absol­viert das Col­le­gi­um in der Auf­er­ste­hungs­kir­che in der Pes­ta­loz­zi­stra­ße. Die Pfar­re­rin der Ein­rich­tung ist Brat­schis­tin Doris Schirm­er-Hen­z­ler. Mit­spie­len und Mit­glied wer­den könn­ten grund­le­gend alle, die sich in den Pro­ben bewäh­ren. Auf so etwas wie Cas­tings ver­zich­tet das Col­le­gi­um aber – „dabei sind uns die Leu­te zu ner­vös. Wir hören sie uns bei der Pro­be an und spä­tes­tens bei der zwei­ten weiß man, ob jemand dabei blei­ben kann oder nicht“, sagt Gun­ther Pohl.

Vie­le Bewer­bun­gen, Teil des Ensem­bles zu wer­den, gebe es aller­dings nicht, Nach­wuchs­pro­ble­me dafür schon. „ Ange­spro­chen sind alters­mä­ßig wie auch bei unse­ren Kon­zer­ten alle, aber die Jugend kommt noch zu selten.“

Der nächs­te Auf­tritt ist für den Som­mer geplant. Für das Jubi­lä­ums­kon­zert zum 70-jäh­ri­gen Bestehen im Jahr 2024 wür­de Gun­ther Pohl ger­ne wie­der das berühm­tes­te (ehe­ma­li­ge) Mit­glied des Ensem­bles als Solist dabei haben: Albrecht May­er. Der heu­ti­ge Solo-Obo­ist der Ber­li­ner Phil­har­mo­ni­ker spiel­te als 17-Jäh­ri­ger bereits als Solist im Col­le­gi­um Musicum.

Auch zum Sech­zigs­ten gab es eine gro­ße Show. 2014 wur­de das Grün­dungs­kon­zert im Kai­ser­saal der Resi­denz in gewis­ser Wei­se wie­der­holt – und zwar unter Teil­nah­me der bei­den letz­ten noch leben­den Grün­dungs­mit­glie­der Eri­ka Hess an der Gei­ge und Wolf-Die­ter Neu­pert am Klavier.

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