Neben den Symphonikern und dem Musikverein hat sich in der Stadt auch das Collegium Musicum Bamberg ganz der klassischen Musik verschrieben. 1954
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Kammerorchesterkonzerte seit fast 70 Jahren
Collegium Musicum Bamberg
Neben den Symphonikern und dem Musikverein hat sich in der Stadt auch das Collegium Musicum Bamberg ganz der klassischen Musik verschrieben. 1954 ging es aus einem achtköpfigen Streicherensemble hervor, das bei der „Bamberger Hausmusikwoche“ auftrat.
Ein privater Zusammenschluss von Menschen, die gerne miteinander klassische Musik spielten, gab in den 1950er Jahren die Keimzelle des Collegium Musicums ab. Im Zuge des Festabends „Bamberger Hausmusikwoche“ wandelte sich das Ensemble zu einem öffentlich auftretenden Kammerorchester. Über die genauen Gründe diese Schritts ist man sich heute beim Collegium Musicum nicht mehr sicher, aber vielleicht war es einfach der Ruf des Rampenlichts.
„Ich weiß nicht, wie es damals war“, sagte Gunther Pohl, seit 2012 künstlerischer Leiter des Ensembles und von 1973 bis 2006 Soloflötist der Bamberger Symphoniker, „aber wenn ein Ensemble lange miteinander musiziert, wird es irgendwann öffentlich zeigen wollen, was es einstudiert hat.“
Und Gaby Fitzner, eine der ersten Geigerinnen des Collegiums und Vereinsvorsitzende, fügt an: „Wenn man sich privat trifft und zusammen Musik spielt, macht das Spaß – man probt und feilt an seinen Stücken. Wenn man diese Stücke aber musikalisch richtig und gut gestaltet und sie ein Niveau bekommen, bei dem man plötzlich sieht, dass es nicht nur mehr nett, sondern toll ist, sie zu spielen, kann der Wunsch entstehen, damit auf eine Bühne zu gehen. Außerdem gibt es in Konzerten so eine Schwingung, die es in den Proben nicht gibt, ich möchte fast sagen, eine Magie. Und diese magischen Momente fängt man an zu lieben.“
Auf jeden Fall folgte aus jenem ersten Konzert bald die Institutionalisierung unter dem Namen Collegium Musicum Bamberg. Ein Name, der seit der Zeit von Johann Sebastian Bach en vogue und darum naheliegend gewesen sei.
Halb Profis, halb Laien
Fast 70 Jahre später spielt das Collegium Musicum immer noch regelmäßig Konzerte. Auf dem Programm stehen dabei vor allem Stücke aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Gunther Pohl sorgt als künstlerischer Leiter für die Auswahl derselben. Unter dem Titel „Barocke Weihnachten“ gab es so Mitte Dezember Werke von Francesco Manfredini, Antonio Vivaldi und Johann Bernhard Bach zu hören.
Die Zahl der Mitglieder des Collegium Musicums ist unterdessen von ehemals acht auf mehr als 20 angewachsen. Neben Konzertmeister Andreas Zack spielen Otto Ellner, Christiane Hartmann, Andrea Huber und Gaby Fitzner die ersten Geigen. Die zweiten Geigen bedienen Martina Schneider, Christoph Huber, Bill Montgomery, Irene Münch und Monika Petendi. An der Viola sind Hajo Bläser, Wolfgang Deusel und Doris Schirmer-Henzler zu hören, am Violoncello Marien Dibbern, Martina Meyer und Michael Schwinn. Den Kontrabass spielt Helmut Simmeth. Je nach Bedarf kommen weitere Blasinstrumente oder Schlagzeug und Tasteninstrumente hinzu.
Was den musikalischen Professionalisierungsgrad angeht, setzt sich das Ensemble hälftig aus professionellen und Laien-Musikerinnen und ‑Musikern zusammen. „Und zwar aus motivierten Laien“, sagt Gunther Pohl. „Da kann es sein, dass eine Geigenlehrerin vom ETA-Gymnasium oder eine Geigerin, die eine eigene Musikschule in Stegaurach hat, neben der Gleichstellungsbeauftragten Bayreuths oder pensionierten Symphonikern sitzt, die Spaß haben weiter zu musizieren. Die Idee dabei ist es auf jeden Fall, dass die Profis die weniger professionellen Musiker mitziehen.“
Und Gaby Fitzner findet, dass das gelingt. „Unser künstlerischer Leiter“, sagt sie Richtung Gunther Pohl und im Sinne der genannten Bühnenmagie, „mag es zwar nicht so gern, gelobt zu werden, aber ich finde, wir sind auf einem höheren Niveau als das durchschnittliche semi-professionelle Orchester. In einer tollen Weise wird bei uns aus Noten Musik, wobei der Leiter bestimmt, wie weit die Noten musikalisch ausformuliert werden, also mit welcher Intensität wir beispielsweise spielen oder welche Feinheiten der Musik umgesetzt werden.“
Probenalltag des Collegiums
Seine Proben und viele seiner Auftritte absolviert das Collegium in der Auferstehungskirche in der Pestalozzistraße. Die Pfarrerin der Einrichtung ist Bratschistin Doris Schirmer-Henzler. Mitspielen und Mitglied werden könnten grundlegend alle, die sich in den Proben bewähren. Auf so etwas wie Castings verzichtet das Collegium aber – „dabei sind uns die Leute zu nervös. Wir hören sie uns bei der Probe an und spätestens bei der zweiten weiß man, ob jemand dabei bleiben kann oder nicht“, sagt Gunther Pohl.
Viele Bewerbungen, Teil des Ensembles zu werden, gebe es allerdings nicht, Nachwuchsprobleme dafür schon. „ Angesprochen sind altersmäßig wie auch bei unseren Konzerten alle, aber die Jugend kommt noch zu selten.“
Der nächste Auftritt ist für den Sommer geplant. Für das Jubiläumskonzert zum 70-jährigen Bestehen im Jahr 2024 würde Gunther Pohl gerne wieder das berühmteste (ehemalige) Mitglied des Ensembles als Solist dabei haben: Albrecht Mayer. Der heutige Solo-Oboist der Berliner Philharmoniker spielte als 17-Jähriger bereits als Solist im Collegium Musicum.
Auch zum Sechzigsten gab es eine große Show. 2014 wurde das Gründungskonzert im Kaisersaal der Residenz in gewisser Weise wiederholt – und zwar unter Teilnahme der beiden letzten noch lebenden Gründungsmitglieder Erika Hess an der Geige und Wolf-Dieter Neupert am Klavier.