Leib­niz-Insti­tut für Bildungsverläufe

Coro­na-Ein­schrän­kun­gen: Kei­ne Aus­wir­kun­gen auf Mathematik-Kompetenzen

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Mathematik
Symbolbild, Foto: Pixabay
Haben Schüler:innen im Bereich Mathe­ma­tik weni­ger gelernt, weil sie von Schul­schlie­ßun­gen wäh­rend der Coro­na-Jah­re 2020 und 2021 betrof­fen waren? Die­se Fra­ge konn­te das Leib­niz-Insti­tut für Bil­dungs­ver­läu­fe nun erst­mals anhand eines Ver­gleichs ver­schie­de­ner Schul­jahr­gän­ge beantworten.

Anhand einer lang­fris­ti­gen Anla­ge des Natio­na­len Bil­dungs­pa­nels (NEPS) kann die Ent­wick­lung der Mathe­ma­tik-Kom­pe­ten­zen von Jugend­li­chen von der 7. bis zur 9. Klas­se ver­folgt wer­den. Dies im Ver­gleich zwei­er Jahr­gän­ge, von denen einer die Sekun­dar­stu­fe mit, der ande­re ohne Pan­de­mie durch­lau­fen hat. Die Ergeb­nis­se zei­gen, wie das Bam­ber­ger Leib­niz-Insti­tut für Bil­dungs­ver­läu­fe (LIf­Bi) nun mit­ge­teilt hat, dass die Ein­schrän­kun­gen der Coro­na-Jah­re kei­nen nega­ti­ven Effekt auf die Mathe­ma­tik-Kom­pe­ten­zen der unter­such­ten Jahr­gän­ge hat­ten. Zudem bestä­tig­te das Ergeb­nis nicht die in die­se Rich­tung gehen­den Ver­mu­tun­gen der PISA-Stu­die und des IQB-Bil­dungs­trends aus dem Jahr 2022.

Denn Befürch­tun­gen einer lebens­lan­gen Benach­tei­li­gung der „Gene­ra­ti­on Coro­na“, also Schüler:innen, die von den Schul­schlie­ßun­gen betrof­fen waren, wur­den schon wäh­rend der Pan­de­mie in dras­ti­schen Bil­dern geschil­dert. Dass die Ein­schrän­kun­gen tat­säch­lich deut­li­che Fol­gen auf das Ler­nen hat­ten, wur­de zwar mitt­ler­wei­le in zahl­rei­chen Stu­di­en beschrie­ben. Auch Ergeb­nis­se aus dem NEPS zeig­ten bereits 2021, dass Schüler:innen beim Distanz­un­ter­richt weni­ger Zeit in das Ler­nen inves­tier­ten. Stu­di­en wie der IQB-Bil­dungs­trend und PISA zeig­ten 2022 außer­dem deut­li­che Kom­pe­tenz­rück­stän­de zwi­schen Neuntklässler:innen der Coro­na­zeit und Neuntklässler:innen aus sie­ben bezie­hungs­wei­se drei Jah­ren zuvor unter­nom­men Stu­di­en. Aller­dings kön­nen die in die­sen wie­der­keh­ren­den Quer­schnitt­stu­di­en gefun­de­nen Unter­schie­de auch ande­re Ursa­chen haben, so das Lif­Bi wei­ter. Sie las­sen sich also nicht zuver­läs­sig als Effek­te der Coro­na-Pan­de­mie interpretieren.

Befürch­tun­gen kön­nen nicht bestä­tigt werden

Die Aus­wer­tung der NEPS-Daten bestä­tigt die Befun­de aus wie­der­keh­ren­den Quer­schnitt­stu­di­en mit Schüler:innen in der Sekun­dar­stu­fe in Deutsch­land also nicht. Im Gegen­teil: Die Kom­pe­tenz­zu­wäch­se von der 7. bis zur 9. Klas­se fal­len in Mathe­ma­tik bei bei­den Alters­ko­hor­ten nahe­zu iden­tisch aus. In bei­den Kohor­ten gibt es in fast glei­chen Antei­len über­durch­schnitt­li­che bezie­hungs­wei­se unter­durch­schnitt­li­che Kom­pe­tenz­wer­te. Die Kom­pe­ten­zen sind in bei­den Kohor­ten im Mit­tel gleich stark aus­ge­prägt, unab­hän­gig davon, ob die Kin­der Schul­schlie­ßun­gen erlebt haben oder nicht. Auch wenn Grup­pen­un­ter­schie­de zwi­schen Mäd­chen und Jun­gen, Schüler:innen an Gym­na­si­en im Ver­gleich zu Schüler:innen ande­rer Schul­for­men und Jugend­li­chen aus aka­de­mi­schen bezie­hungs­wei­se nicht-aka­de­mi­schen Eltern­häu­sern berück­sich­tigt wer­den, zei­gen sich par­al­le­le Zuwäch­se für die ver­schie­de­nen Grup­pen über die bei­den Kohor­ten hinweg.

„Die Ver­mu­tung, dass es durch die Pan­de­mie zu Ein­brü­chen in den Mathe­ma­tik-Kom­pe­ten­zen der betrof­fe­nen Jugend­li­chen gekom­men ist“, fasst Autorin Dr. Lena Nus­ser die Ergeb­nis­se der Stu­die zusam­men, „lässt sich mit den Daten des Natio­na­len Bil­dungs­pa­nels nicht bestä­ti­gen. Obwohl das Ler­nen in der Pan­de­mie weni­ger struk­tu­riert war, die Schü­le­rin­nen und Schü­ler weni­ger Kon­takt zu Lehr­kräf­ten hat­ten, mehr auf sich gestellt waren und weni­ger Zeit in das Ler­nen inves­tiert wur­de, ist der Kom­pe­tenz­zu­wachs in der Sekun­dar­stu­fe ver­gleich­bar mit dem von Jugend­li­chen, die ihre Schul­zeit nor­mal durch­lau­fen haben.“ Die­se ver­gleichs­wei­se posi­ti­ven Ergeb­nis­se gel­ten für den Bereich Mathe­ma­tik, oder genau­er für mathe­ma­ti­sche Kom­pe­ten­zen, wie sie im Rah­men der NEPS-Stu­die erfasst wurden.

Kom­pen­sa­ti­on durch selbst­ge­steu­er­tes Lernen?

Ein Grund für die kaum vor­han­de­nen nega­ti­ven Effek­te auf die Leis­tungs­ent­wick­lung könn­te dar­in lie­gen, dass bei Jugend­li­chen in der Sekun­dar­stu­fe die Fähig­keit zum selbst­ge­steu­er­ten Ler­nen deut­lich stär­ker aus­ge­prägt ist als bei­spiels­wei­se bei Grundschüler:innen. Die Jugend­li­chen konn­ten die Ein­bu­ßen durch Coro­na womög­lich selbst recht gut kom­pen­sie­ren – zumin­dest im Bereich Mathematik.

Ob die Pan­de­mie in ande­ren Berei­chen, ins­be­son­de­re emo­tio­nal und moti­va­tio­nal, län­ger­fris­ti­ge Fol­gen für die Jugend­li­chen hat, lässt sich aus den Befun­den jedoch nicht ablei­ten. Offen bleibt auch, wel­che Aus­wir­kun­gen die Coro­na-Ein­schrän­kun­gen auf die Kom­pe­tenz­ent­wick­lung von jün­ge­ren Schüler:innen unter­halb der 7. Klas­se hatten.

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