In jeder Ausgabe des Stadtechos legen wir einer Bamberger Persönlichkeit einen Fragebogen vor. Diesmal hat Diana Linz die Fragen beantwortet. Sie ist Geschäftsführerin der beiden Bamberger Kinos Lichtspiel und Odeon.
Frau Linz, auf einer Skala von 0 (überhaupt nicht) bis 10 (komplett): Wie hat sich Ihr Leben durch die Corona-Pandemie verändert?
7, das Private wirkt zum Glück dem Pandemietrubel entgegen.
Was braucht ein gutes Kino?
Gutes Kino bietet den Raum, um sich einzulassen. Im besten Falle kommt man als Besucher*in nach zwei Stunden verändert und mit neuen Impulsen aus dem Saal.
Was braucht ein guter Film?
Er muss mich berühren, mich anregen – zum Diskurs oder zum Nachlesen, in andere Welten entführen und über den Tellerrand blicken, informieren, eventuell provozieren – am liebsten in schönen Bildern und perfekt wäre es, wenn alles zusammen eintritt!
Welchen Film fanden Sie zuletzt toll, welcher hat Sie enttäuscht?
Richtig ermattet bin ich davon, dass viele Filme mittlerweile zu lang sind. Vieles könnte geraffter erzählt werden. Oft hat man das Gefühl, ein halbe Stunde weniger hätte dem Werk sogar getan. Enttäuscht war ich zum Beispiel In letzter Zeit bei RESPECT, der Filmbiografie über Aretha Franklin. Richtig toll fand ich den japanischen Oscaranwärter DRIVE MY CAR, obwohl er so lang ist…
Würden Sie gerne öfter Fahrrad fahren?
Ich fahre täglich, aber meist nur zur Arbeit. Definitiv würde ich gerne mehr Zeit für Touren haben.
Töten Sie Insekten?
Wenn ich von ihnen angegriffen werde.
Darf man in Ihrem Schlafzimmer rauchen?
Auf keinen Fall!
Welche Drogen sollten Ihrer Meinung nach legalisiert werden?
Mir persönlich reichen Wein und gutes Essen.
Ihr Leben wird verfilmt. Welche Schauspielerin sollte Sie spielen?
Frances McDormand.
Zahlen Sie gern Rundfunkgebühren?
Ich höre weder Radio, noch sehe ich fern. Ich würde natürlich lieber zahlen, wenn man bei der Programmauswahl ein Mitspracherecht hätte.
Wie viele Apps sind auf Ihrem Smartphone? Welche benutzen Sie am meisten?
Keine Ahnung. Die Apps zur Kommunikation. Geschäftlich für Social Media und zum Banking.
Wovon waren Sie zuletzt überrascht?
Immer wieder von unseren Kinogästen.
Was ist Ihr größter Wunsch?
Ein Leben zu führen, hinter dem ich stehen kann.
Wie sieht ein perfekter Tag für Sie aus?
In jedem Fall mit geliebten Menschen.
Worüber haben Sie sich zuletzt geärgert?
Die Wertschätzung und Stellung von Kultur in den politischen Pandemiedebatten (vor allem auch 2G Plus in der Kultur – während in allen anderen Bereichen 2G ausreichte). Schließlich bezeichnet sich Deutschland doch als Kulturnation.
Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?
Regentropfen an Scheiben. Das Entkorken eines Weines. Meeresrauschen… Und: gerne auch mal Stille.
Wovor haben Sie Angst?
Vor Krieg und dem Zuwachs und Unterwanderung alltäglicher Bereiche durch rechte Ideologien.
Was war Ihr schönster Kinomoment?
Die Spannung und Erwartung während das Saallicht heruntergedimmt wird. Auch gerne das „Wiedererwachen-und-trotzdem-noch-im-Film-verweilen“ während des Abspanns.
Wann haben Sie zuletzt geflirtet?
Jeden Tag ein wenig…
Auf welchen Moment Ihrer Laufbahn waren Sie am schlechtesten vorbereitet?
Mit Charme funktioniert alles irgendwie… zudem geht alles vorbei!
Gibt es einen wiederkehrenden Albtraum, der von Ihrem Beruf handelt?
In den Anfangsjahren habe ich immer wieder geträumt, dass ich eine 35mm-Kopie beim Umrollen schrotte und ich am Ende in einem verknoteten Berg von Filmmaterial stehe.
Mit welchem großen Film können Sie gar nichts anfangen?
Oh – mit vielen! Fangen wir mal an mit Mad Max, Star Wars, Marvel-Filme… Ich bin
nicht gemacht fürs große Hollywoodspektakel.
Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?
Blödbommel.
Bei welchem historischen Ereignis wären Sie gern dabei gewesen?
Natürlich am 1. November 1895 im Berliner Varieté Wintergarten, da gab es die erste öffentliche Filmvorführung Deutschlands, oder am 28. Dezember desselben Jahres im Salon am Pariser Boulevard des Capucines, als die Brüder Lumière das erste Kino der Welt eröffneten. Aber ich wäre auch gerne in den 1920er Jahren in die Bauhausakademie gegangen.
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Wenn man ehrlich und aufrecht im Umgang ist, fast alles.
Was ist Ihre schlechteste Angewohnheit?
Sehr knapp zu Terminen zu erscheinen.
Ihre Lieblingstugend?
Meine Begeisterungsfähigkeit.
Ihr Hauptcharakterzug?
Befinde ich mich hier in einem Bewerbungsgespräch fürs Stadtecho?
Was hätten Sie gerne erfunden?
Ich würde gerne überhaupt mal was erfinden…
Wofür sind Sie dankbar?
Für Zeit mit allen Liebsten!
Was lesen Sie gerade?
„In der Männer-Republik: Wie Frauen die Politik eroberten“.
Welches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?
Zuletzt wagte ich während des letzten Lockdowns einen erneuten Anlauf: Thomas Manns „Die Buddenbrooks“, zum vierten Mal nicht über die ersten 50 Seiten hinausgekommen.
Was ist Ihr Lieblingsbuch, Lieblingsalbum, Lieblingsfilm?
Das kann ich so leicht nicht beantworten. Es gibt so viel Tolles zu lesen, zu hören und zu sehen – je nach Stimmung.
Was war Ihre größte Modesünde?
Mode ist ein Lebensgefühl. Einfach machen.
Was ist Ihr liebstes Smalltalk-Thema?
Film.
Was zeigt das letzte Foto, das Sie mit Ihrem Handy aufgenommen haben?
Den Odeon-Schichtplan für März.
Mit wem würden Sie gerne eine Nacht durchzechen?
Mit meinen Liebsten. Und den Coen-Brüdern…
Wovon haben Sie überhaupt keine Ahnung?
Autos, Fußball.
Was finden Sie langweilig?
Steuererklärung, Buchhaltung.
Sie sind in einer Bar. Welches Lied würde Sie dazu bringen zu gehen?
Natürlich kommt jetzt, wie schon so oft an dieser Stelle, „Atemlos“ von Helene Fischer. Aber ich gehe nicht in Bars, in denen das läuft!
Was ist Ihre Vorstellung von Hölle?
Qualen erleiden oder „Atemlos“ von Helene Fischer hören.
Wie glauben Sie, würde die Diana Linz von vor zehn Jahren auf die Diana Linz von heute reagieren?
„Hey Diana, Du hast Dich ja fast nicht verändert… ;)!“
Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?
Auf einem Berg zu stehen und hinab zu blicken.
Ich kann nicht leben ohne…
Ich möchte nicht… ohne meinen Partner.
In welchen Club sollte man unbedingt mal gehen?
In Bamberg fehlt der Morphclub… Leider bin ich zu selten im Jazzclub – aktuell auch geschlossen. Übel und gefährlich in Hamburg, Clärchen Ballhaus oder das Kater Blau in Berlin.
Sind Sie Tänzerin oder Steherin?
Tänzerin.
Stellen Sie sich vor, Sie könnten wählen – was für ein Tier wären Sie gerne?
Ein Kraken.
Welches Problem werden Sie in diesem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?
Ich würde sagen viele, aber ich möchte auch nicht alles in den Griff bekommen.
Das Stadtecho gibt eine Runde aus. Was trinken Sie?
Tagsüber gerne einen Italiener – abends einen Campari Amalfi.