Stadt­echo-Fra­ge­bo­gen

Das Stadt­echo fragt: Jan Gern­lein antwortet

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Jan Gernlein
Jan Gernlein, Foto: Jan Gernlein
In jeder Aus­ga­be des Stadt­echos legen wir einer Bam­ber­ger Per­sön­lich­keit einen Fra­ge­bo­gen vor. Dies­mal hat Jan Gern­lein die Fra­gen beant­wor­tet. Er ist Trai­ner der 1. Her­ren­mann­schaft des FC Ein­tracht Bam­berg, die seit die­ser Sai­son in der Regio­nal­li­ga Bay­ern spielt.
Herr Gern­lein, was mögen Sie am Fuß­ball besonders?

Das gemein­sa­me Arbei­ten in einer Grup­pe, die unter­schied­li­cher nicht sein könn­te. Gepaart mit tak­ti­schen Ele­men­ten, die der Sport mit sich bringt – sehr interessant.

Was nicht?

Dass das Spiel ger­ne als sim­pel, pri­mi­tiv und stumpf dar­ge­stellt wird, obwohl es sehr kom­plex sein kann. Die Wich­tig­keit, die dem Fuß­ball gege­ben wird und die poli­ti­sche Gleich­gül­tig­keit der Ver­bän­de und Vereine.

Die Ein­tracht hat die Hin­run­de auf dem Abstiegs­platz 16 abge­schlos­sen. Was macht Sie hoff­nungs­voll, dass es mit dem Klas­sen­er­halt noch klappt?

Die Dyna­mik in unse­rem Team, die für mich abso­lut beson­ders und stets posi­tiv ist.

Was muss dafür bes­ser werden?

Wir haben in den ers­ten 21 Spie­len viel ler­nen müs­sen und dür­fen. Jetzt gilt es, die gemach­te Erfah­rung für uns zu nut­zen – ziel­stre­big und abgezockt.

Wür­den Sie ger­ne öfter Fahr­rad fahren?

Als wüss­ten Sie, dass ich kein Fan von Rädern bin. Ich lie­be es, zu Fuß unter­wegs zu sein – Musik im Ohr und ab. Auf dem Rad hab ich wohl zu viel Respekt vor den Autofahrern.

Zah­len Sie gern Rundfunkgebühren?

Even­tu­ell unge­wöhn­lich, aber da ich nach wie vor in einer WG lebe, zahlt mein Mit­be­woh­ner. Ich wür­de sie aber ger­ne bezah­len, wenn man das Geld häu­fi­ger für poli­ti­sche Bil­dung oder kul­tu­rel­le Zwe­cke nutzt. Gera­de weil es Rand­grup­pen gibt, die oft tol­le Din­ge tun und durch gerin­ges Spon­so­ring wenig Auf­merk­sam­keit bekommen.

Töten Sie Insekten?

Nur Stech­mü­cken beim Fußballtraining.

Darf man in Ihrem Schlaf­zim­mer rauchen?

Wenn es nach mir geht, darf man das nirgends.

Wel­che Dro­gen soll­ten Ihrer Mei­nung nach lega­li­siert werden?

Mit Alko­hol ist es bereits eine nicht unge­fähr­li­che Dro­ge. Ich neh­me ein immer grö­ße­res Ankom­men vie­ler Dro­gen in der Gesell­schaft wahr. Das macht mir im Hin­blick auf mei­ne Arbeit mit Jugend­li­chen grö­ße­re Sor­gen. Auch hier muss drin­gend über alle Dro­gen auf­ge­klärt wer­den. Aber rea­lis­tisch – nicht populistisch.

Ihr Leben wird ver­filmt. Wel­cher Schau­spie­ler soll­te Sie spielen?

Richard Gere. Gute poli­ti­sche Hal­tung und State­ments, dazu eine sym­pa­thi­sche und unauf­ge­reg­te Art.

Wie vie­le Apps sind auf Ihrem Smart­phone? Wel­che benut­zen Sie am meisten?

Zu vie­le. Whats­App, Insta­gram, Spo­ti­fy, Trans­fer­markt und sämt­li­che Finanzapps.

Wovon waren Sie zuletzt überrascht?

Von der brei­ten Akzep­tanz der Bau­ern­pro­tes­te und ‑blo­cka­den im Ver­gleich zu Blo­cka­den der Letz­ten Gene­ra­ti­on – ohne genau zu bewer­ten, wer im Recht und Unrecht ist. Glei­che Hand­lung, ande­re Kon­se­quen­zen – logisch schwer nachvollziehbar.

Was ist Ihr größ­ter Wunsch?

Ein gesun­des Leben für mei­ne Fami­lie und Freun­de, in einer Welt die von gegen­sei­ti­gem Respekt und Akzep­tanz geprägt ist und in der beleg­ba­re Argu­men­ta­tio­nen wie­der mehr gehört wer­den als Populismus.

Wie sieht ein per­fek­ter Tag für Sie aus?

In den Ber­gen auf­wa­chen, Kaf­fee beim Son­nen­auf­gang, Wan­de­rung an einen Berg­see, Son­nen­un­ter­gang, Mond und Ster­ne bei kla­rem Himmel.

Wor­über haben Sie sich zuletzt geärgert?

Ryan­air.

Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?

Zwit­schern­de Vögel.

Wel­chen Luxus leis­ten Sie sich?

Essen gehen, sorg­lo­se Lebens­mit­tel­ein­käu­fe, Besu­che von Kon­zer­ten oder Sportevents.

Wovor haben Sie Angst?

Popu­lis­ten, Faschis­ten, Ras­sis­ten… – aber nur wenn sie in der Gesell­schaft Gehör finden.

Wann haben Sie zuletzt geflirtet?

Lan­ge her – ange­kom­men und doch Single.

Wann und war­um hat­ten Sie zum letz­ten Mal Ärger mit der Polizei?

Gut und höf­lich erzo­gen – kein Grund für Ärger.

Was war Ihr schöns­ter Fußballmoment?

Der Auf­stieg 2023 mit dem FC Ein­tracht Bamberg.

Auf wel­chen Moment Ihrer Lauf­bahn als Trai­ner waren Sie am schlech­tes­ten vorbereitet?

Auf die Inte­rims­trai­ner­tä­tig­keit in Schwein­furt nach der Ent­las­sung mei­nes dama­li­gen Chefs Tobi­as Strobl.

Gibt es einen wie­der­keh­ren­den Alb­traum, der von Ihrem Beruf handelt?

Nein.

Mit wel­chem gro­ßen Trai­ner kön­nen Sie gar nichts anfangen?

Jeder gro­ße Trai­ner hat sei­ne Berech­ti­gung, solan­ge er sich mensch­lich ange­mes­sen verhält.

Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?

Puls immer unter 90, daher keins im Wortschatz.

Bei wel­chem his­to­ri­schen Ereig­nis wären Sie gern dabei gewesen?

1933 im Bür­ger­bräu­kel­ler, um dem Wahn­sinn vor Beginn ein Ende zu bereiten.

Was ist Ihre schlech­tes­te Angewohnheit?

Bin ein Stur­kopf: Unge­fragt mei­ne Mei­nung sagen.

Wel­che Feh­ler ent­schul­di­gen Sie am ehesten?

Jeden Feh­ler, zu dem sich jemand offen und ehr­lich bekennt und ent­schul­digt, sofern das ange­bracht ist.

Ihre Lieb­lings­tu­gend?

Mensch­lich­keit.

Ihr Haupt­cha­rak­ter­zug?

Kom­mu­ni­ka­tiv.

Was mögen Sie an sich gar nicht?

Impuls­hand­lun­gen.

Was hät­ten Sie ger­ne erfunden?

Das Rad – neu.

Haben Sie ein Vorbild?

Im Sport: Jür­gen Klopp, Car­lo Ance­lot­ti – Im Leben: Mein klei­ner Bruder.

Wofür sind Sie dankbar?

Im Wohl­stand gebo­ren zu sein, sor­gen­frei auf­ge­wach­sen zu sein, ohne je einen Tag Angst um mein Leben zu haben, tol­les Eltern­haus und wer­te­ori­en­tier­tes Her­an­wach­sen zu einem erwach­se­nen Mann mit Empa­thie und Gespür für Sor­gen ande­rer Menschen.

Was lesen Sie gerade?

Ich bin kein guter Leser – eher audi­tiv durch Podcasts.

Wel­ches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?

Jas­mi­na Kuhn­ke: „Schwar­zes Herz“.

Was ist Ihr Lieb­lings­buch, Lieb­lings­al­bum, Lieblingsfilm?

Ali­ce Has­ters: „Was wei­ße Men­schen nicht über Ras­sis­mus hören wol­len, aber wis­sen soll­ten“, Fabi­an Römer: „L_​ebenslauf“, „Der Alpinist“.

Was war Ihre größ­te Modesünde?

Snap­backs.

Wel­che Musik hören Sie nur heimlich?

Emo­tio­na­le fran­zö­si­sche Musik, LEA, Ludo­vico Einaudi.

Was ist Ihr liebs­tes Smalltalk-Thema?

Urlaubs­zie­le.

Was zeigt das letz­te Foto, das Sie mit Ihrem Han­dy auf­ge­nom­men haben?

Tat­säch­lich einen Son­nen­un­ter­gang neben der Altenburg.

Mit wem wür­den Sie ger­ne eine Nacht durchzechen?

Jür­gen Klopp.

Wovon haben Sie über­haupt kei­ne Ahnung?

Hand­werk und Autos.

Was fin­den Sie langweilig?

Muse­en und Bücher – even­tu­ell ist es die Stille.

Sie sind in einer Bar. Wel­ches Lied wür­de Sie dazu brin­gen, zu gehen?

Alles von Böh­se Onkelz, Frei­wild und Co.

Was ist Ihre Vor­stel­lung von Hölle?

Aufs Leben bezo­gen Men­schen, die nicht ehr­lich mit einem sind, Ver­trau­en aus­nut­zen und brechen.

Wie glau­ben Sie, wür­de der Jan Gern­lein von vor zehn Jah­ren auf den Jan Gern­lein von heu­te reagieren?

Genervt, belehrt und gelangweilt.

Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?

Nicht vor­han­de­ne Wir­kung auf das Welt­ge­sche­hen, Gedan­ke an maxi­ma­les Lebens­al­ter im Ver­gleich zur Zeitgeschichte.

Ich kann nicht leben ohne…

Gesprä­che mit mei­nen engs­ten Menschen.

In wel­chen Club soll­te man unbe­dingt mal gehen?

Ich bin eher der Typ Knei­pe, wenn dann aber Hip-Hop-Clubs.

Sind Sie Tän­zer oder Steher?

Über­ra­gen­der Tän­zer bei guter Musik mit dem Hang zur Selbstüberschätzung.

Stel­len Sie sich vor, Sie könn­ten wäh­len – was für ein Tier wären Sie gerne?

Balu aus dem Dschun­gel­buch – strahlt Ruhe und gute Lau­ne aus.

Was war die absur­des­te Unwahr­heit, die Sie je über sich gele­sen haben?

Zum Glück kennt mich kei­ner, da gibt’s nichts zu schreiben.

Wel­ches Pro­blem wer­den Sie in die­sem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?

Poli­ti­sche Inter­es­sen jeg­li­cher Län­der und Aus­tra­gung der Kon­flik­te in Dritt­staa­ten – lei­der. Ein­fluss auf Gedan­ken und Hand­lun­gen derer, die nicht mei­nem Welt­bild entsprechen.

Das Stadt­echo gibt eine Run­de aus. Was trin­ken Sie?

Ein stil­les Was­ser – wenig auf­re­gend, hilft jedem, liegt ruhig da – passt zu mir.

Jan Gern­lein, Febru­ar 2024.
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