Denkbar knapp wendete der FC Eintracht Bamberg Ende Mai in der Relegation den Abstieg aus der Regionalliga Bayern ab. Nun beginnt der
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Trainer Eintracht Bamberg im Interview
Jan Gernlein: „Alles, was besser ist als Platz 17, ist eine Klasseleistung“
Denkbar knapp wendete der FC Eintracht Bamberg Ende Mai in der Relegation den Abstieg aus der Regionalliga Bayern ab. Nun beginnt der Verein seine zweite Saison in der vierthöchsten Spielklasse. Warum von der Mannschaft aber auch in der neuen Spielzeit keine Höhenflüge zu erwarten sind und wie er die letzte Saison wahrgenommen hat, hat uns Trainer Jan Gernlein im Interview erzählt.
Herr Gernlein, was ging in ihnen im Moment des Klassenerhalts vor?
Jan Gernlein: Sehr viel Erleichterung. Die Wochen davor waren sehr anstrengend gewesen und im Hintergrund hatten wir schon das ganze Jahr über viel daran gearbeitet, dass der Verein den nächsten Schritt gehen kann. Entsprechend wäre es extrem schade gewesen, wenn dieses Jahr Arbeit umsonst gewesen wäre und wir hätten absteigen müssen. Aber jetzt können wir auf dem Klassenerhalt aufbauen.
Was ist dieser nächste Schritt?
Jan Gernlein: Dass wir ein zweites Jahr in dieser Liga bleiben. Der übernächste Schritt könnte sein, dass das Stadion mal irgendwann fertig umgebaut ist. Die Umkleidecontainer sollen noch bis Ende des Jahres stehenbleiben und die neuen Umkleiden dann fertig sein. Bis dahin ist auch die Tribüne teilweise gesperrt, weil der Kabinentrakt eben unten drunter gemacht wird. Aber diese Dinge haben wir nicht selbst in der Hand. Das ist eine Angelegenheit der Stadt. Zusätzlich gibt es viele weitere Themen im Verein, zum Beispiel wie man die Jugend voranbringen kann.
In der Relegation hat die Eintracht gegen den TSV Buchbach und gegen den VfB Eichstätt zweimal 0:0 unentschieden gespielt und sich dann jeweils knapp mit 5:4 im Elfmeterschießen durchgesetzt. Und auch Buchbach und Eichstätt kamen nicht über ein Unentschieden, was schlecht für Bamberg gewesen wäre, hinaus. Gab es im Moment des Klassenerhaltes also auch ein wenig das Gefühl, Glück gehabt zu haben?
Jan Gernlein: Ich sage nein, weil wir in Eichstätt ein Spiel hatten, in dem wir in der einen und die Eichstätter in der anderen Halbzeit besser waren. Deswegen war es letztendlich ein verdientes Unentschieden. Und gegen Buchbach waren wir, denke ich, deutlich spielbestimmend. Wir haben also völlig verdient zweimal 0:0 gespielt und stabil dabei gestanden.
Welcher war neben dem Klassenerhalt der schönste Moment der Saison für Sie?
Jan Gernlein: Da kann ich nicht einen Spielmoment nennen, aber der Gesamteindruck war positiv. Zu sehen, dass wir uns trotz der vielenNiederlagen und der schwierigen Saisonphasen nicht verändert haben – weder die Mannschaft, noch der Verein – war schön. Denn wir haben die Ruhe nicht verloren. In anderen Vereinen hat man ein- oder zweimal den Trainer entlassen. Bei uns ist es ruhig geblieben und die Mannschaft hat auch nie den Eindruck gemacht, dass sie zweifelt. Vielleicht waren die Spieler nach dem Spiel mal niedergeschlagen, aber zum nächsten Training sind sie wieder mit Freude angetreten. Das hat es besonders gemacht.
Welcher war der schlimmste Moment?
Jan Gernlein: Ich denke, das Heimspiel gegen Nürnberg II Anfang April. Wir hatten eine sehr schlechte erste Halbzeit und lagen 0:2 hinten. Nach dem Seitenwechsel sind wir aber besser ins Spiel gekommen, haben zwei Tore geschossen und die Dynamik war plötzlich ganz auf unserer Seite. Dann, in der Schlussphase, haben wir innerhalb von zehn Minuten weitere vier Gegentore gefangen und noch mit 2:6 verloren. Das war sechs Spieltage vor Saisonende. Da dachte ich: Mit solchen Leistungen wird es schwer, die Klasse zu halten.
Welches Saisonziel haben Sie sportlich, welchen Tabellenplatz peilen Sie an?
Jan Gernlein: Das schönste wäre natürlich, direkt den Klassenerhalt zu schaffen, ohne Relegation, also mindestens Tabellenplatz 14 zu erreichen. Ich glaube aber, dass es eher unrealistisch ist, sich das so zu wünschen. Es müsste vier Teams geben, die hinter uns stehen. Und wenn ich mir anschaue, was andere Vereine investieren können, muss ich sagen: Alles, was besser ist als Platz 17, ist eine Klasseleistung. Auch wenn andere das vielleicht gerne anders hören würden.
Letzte Saison haben Sie mehr oder weniger konstant gegen den Abstieg gespielt. Was müsste dennoch anders werden, um so einen Saisonverlauf zu verhindern?
Jan Gernlein: Ich denke, es wird von Anfang an wieder genauso laufen, gegen den Abstieg und um den Klassenerhalt. Aber die Mannschaft kann diese Situation jetzt besser annehmen. Sie hat in den letzten Jahren eigentlich eine Aufstiegssaison nach der anderen gehabt. Nun war es das erste Mal, dass sie die Erfahrung machen musste, öfter zu verlieren als zu gewinnen. Aber eben, weil wir diese Erfahrung jetzt gemacht haben, denke ich, würde sie uns beim zweiten Mal nicht aus der Bahn werfen und wir könnten die Situation besser einschätzen.
Gibt es eine Lektion, die Sie aus der ersten Saison in der Regionalliga Bayern gelernt haben?
Jan Gernlein: Man muss eine hohe Intensität haben im Spiel und Fehler werden viel schneller bestraft. Auch gibt es viel weniger Pausen in der Saison als in der Bayernliga. Diese Dinge kann man der Mannschaft als Trainer natürlich vorher erzählen, aber sie muss es in gewisser Weise auch erleben und die praktische Erfahrung dazu machen. Zu dieser Erfahrung kann auf der anderen Seite aber wiederum auch gehören, dass man, wenn man mutig spielt, gegen jeden Gegner eine Chance hat. Insofern haben wir nicht nur eine sehr ereignisreiche, sondern auch eine sehr lehrreiche Saison hinter uns.
Hat sich der Verein etwas vorgemacht, war die Saison also härter als erwartet?
Jan Gernlein: Meine Spieler sehen es vielleicht anders, aber ich würde sagen, nein. Im Gegenteil, ich fand es überraschend, wie oft wir letztendlich Spiele kontrolliert haben – auch wenn wir verloren haben. Zum Beispiel im Saisonrückspiel gegen Bayreuth haben wir, zumindest gefühlt, die Partie 50 oder 60 Minuten lang kontrolliert. Am Ende gingen wir als Verlierer vom Platz, konnten aber zeigen, dass wir mit einer Mannschaft, die hauptberuflich Fußball spielt, mithalten können.
Der FC Eintracht Bamberg hat in der letzten Saison 36 Tore geschossen und 69 Tore kassiert. Keine Mannschaft hat weniger Treffer erzielt und nur eine, der Absteiger FC Memmingen, hat mehr hinnehmen müssen. Wie war da der Trainer mit sich zufrieden?
Jan Gernlein: Es ist nicht so, dass ich sage: Das Trainerteam hat alles richtig gemacht. Das wird es nie geben. Trotzdem waren viele Situationen dabei, in denen, wenn der Plan, den wir uns jeweils vor den Spielen zurechtgelegt hatten, so umgesetzt worden wäre, wie wir es gerne gehabt hätten, vielleicht der eine oder andere Sieg mehr drin gewesen wäre. Dass es dazu aber nicht gekommen ist, war jedoch tatsächlich nicht nur die Qualitätsschuld der Spieler, sondern auch des Trainerteams. Auf dem Weg, die Jungs dahin zu bringen, dass sie es vielleicht besser können, hat nicht immer alles so funktioniert, wie wir es uns vorgestellt haben. Aber im Endeffekt haben wir als Trainerteam und Mannschaft gut miteinander funktioniert.
Der Verein scheint mit Ihnen zumindest zufrieden gewesen zu sein: Im März wurde Ihr Vertrag um zwei Jahre verlängert. Mitten in einer kritischen Phase wie dem Abstiegskampf für das Fußballgeschäft eigentlich ein unüblicher Schritt, möchte man sagen. Wäre gängigerweise der Trainer nicht entlassen worden, um mit einem Ersatz neuen Schwung in die Mannschaft zu bringen?
Jan Gernlein: Die Verlängerung geschah in einer Phase, in der wir sechs Spiele am Stück verloren hatten. Und tatsächlich ist es so, dass es im Fußball, gerade in den ersten vier Ligen, in solchen Situationen in den Vereinen normalerweise wenig Wertschätzung für die Trainer und wenig Ruhe gibt. Aber der Vorstand und auch ich als Trainer haben uns nicht von Aktionismus leiten lassen. Wir ticken bei dieser Frage gleich und gehen in die gleiche Richtung. Wir waren überzeugt, den Klassenerhalt nur zu schaffen, wenn wir im Verein und im Umfeld die Ruhe behalten. Auch haben wir uns entschieden, da ich ja sowieso in Bamberg bin und gut mit dem Verein klarkomme, genau wie er mit mir, meinen Vertrag, wenn wir ihn schon verlängern, nicht nur um ein Jahr, sondern gleich um zwei Jahre zu verlängern. Dann haben wir in der nächsten Saison die gleiche Thematik möglicherweise nicht schon wieder.
Wie haben Sie es geschafft, dass die Mannschaft bis zum Schluss nicht aufgegeben hat?
Jan Gernlein: Das hatte schon mit dem Einfluss des Trainerteams zu tun, aber ein großer Anteil daran muss von der Mannschaft selbst kommen. Es sind viele verschiedene Charaktere und alle haben ein Privatleben als Arbeitnehmer oder Studenten oder Familienmenschen. Und ein Privatleben kann immer mal wieder belastend sein, wofür der Fußball dann Ausgleich sein soll. Deswegen kommen die Spieler mit einer ganz anderen Freude zum Training und zu den Spielen. Wenn man Fußball hauptberuflich spielt, sich darüber definiert und dann erfolglos ist, wird es schwierig und der Spaß geht verloren.
Aber wie groß kann der Spaß im Ausgleich sein, wenn man sechsmal in Folge verliert?
Jan Gernlein: Spaß ist nicht immer nur lachen und so weiter. Er kann auch darin bestehen, gefordert zu werden und an seine Grenzen zu kommen. Man kommt nach einem langen Arbeitstag zum Training und bekommt neuen Input, der einen körperlich und im Kopf herausfordert. Ich habe viele intelligente Spieler, denen solche Herausforderungen gefallen.
Welche Rückmeldungen haben die Spieler nach der Saison gegeben?
Jan Gernlein: Mit so vielen habe ich nach der Saison noch nicht gesprochen, aber ich glaube, es waren alle extrem erleichtert, dass es gereicht hat. Ich denke, sie haben allerdings auch erkannt, dass sie nicht nochmal bis kurz vor Saisonende zittern wollen. Sie würden es in der nächsten Saison gerne vorher schon klären – positiv natürlich. Auch haben sie nicht gedacht, dass sie auch durchaus mithalten können und zum Beispiel gegen Bayern München II gewinnen und verdient gewinnen können.
Was sagten die Fans nach der Saison?
Jan Gernlein: Zwischendurch gab es natürlich immer wieder sehr viel Unmut – bei sechs oder sieben in Folge verlorenen Spielen, für die man ja auch Eintritt gezahlt hat, ist das aber normal. Es kam allerdings auch sehr viel Wertschätzung, weil die Fans natürlich realistisch einschätzen konnten, wie schwer die Liga für uns ist und dass wir trotzdem unser Ding gemacht haben. Mit aller Gewalt Klassenerhalt, haben sie gesagt.
Nun haben Sie mit Lukasz Jankowiak, Andreas Pfahlmann, Radzivon Hushcha und Muiz Alli vier neue Offensivspieler verpflichtet. Bis auf Jankowiak sind alle um die 20 Jahre alt, also noch ziemlich jung. Sie sagten, der Vorteil in der neuen Saison ist die Erfahrung aus der letzten. Haben diese jungen Spieler solche Erfahrung?
Jan Gernlein: Indirekt. Lukasz bringt sie auf jeden Fall mit, ich kenne ihn schon mehr als zehn Jahre. Radzivon und Muiz waren letzte Saison immer wieder im Training dabei und hatten auch schon kleine Einsätze in Testspielen. Sie wissen also, was bei uns los ist. Und Pfahlmann, als einziger, der aus der Bezirksliga hochwechselt, muss jetzt schauen, wie es für ihn vom Tempo und der Härte her ist. Hinzu kommen noch Mittelfeldmann Koray Kaiser, der schon ein ganzes Jahr in Bayreuth unter Profibedingungen zumindest mittrainiert hat. Und unser neuer Torwart Benedikt Willert war mit 19 schon Profi beim FC Nürnberg. Das heißt, er wird sich schnell wieder an dieses Niveau gewöhnen.
Benedikt Willert ist die neue Nummer eins vor Fabian Dellermann. Planen Sie noch mit Torwart Ben Olschewski, der einen Kreuzbandriss hat?
Jan Gernlein: Wir planen so, dass er sich keinen Stress machen muss, weswegen wir auch einen neuen Torwart geholt haben. Bei einem Kreuzbandriss weiß man nie, wie schnell ein Spieler wieder auf dem Platz stehen kann.
Hätten Sie sich im Angesicht der vielen Gegentore aus der letzten Saison nicht auch in der Defensive verstärken sollen?
Jan Gernlein: Nein. Ich würde behaupten, dass wir personell in der Verteidigung vom Ligaschnitt her ordentlich aufgestellt sind.
Wie sieht im Vergleich zur letzten Saison das Budget aus?
Jan Gernlein: Wir werden wohl Einschnitte machen müssen. Die Finanzen gestalten sich zum Beispiel dahingehend schwieriger, dass wir schauen müssen, wie der Ersatz für die gesperrte Tribüne ankommt. Wie nehmen die Zuschauer die unüberdachte Gegengerade an? Denn das ist wetterabhängig und uns könnten Eintrittsgelder wegfallen. Aber wir nehmen das ernst und geben nicht mehr Geld aus als wir haben – das hat der Verein bekanntermaßen früher gemacht.
Auf welchen Gegner freuen Sie sich in der kommenden Spielzeit am meisten?
Jan Gernlein: Ich freue mich auf Augsburg II. Deren Trainer Tobias Strobl war früher mein Chef, als ich in Schweinfurt Co-Trainer war und er ist ein sehr guter Freund von mir. Das sind besondere Spiele. Und sportlich freue ich mich auf eben diesen FC Schweinfurt, als meinen Ex-Verein. Und es ist auch ein schönes Derby.
FC Eintracht Bamberg
Jan Gernlein bleibt zwei weitere Jahre Cheftrainer
Trotz des derzeit wenigen Erfolgs in der Liga schafft der FC Eintracht Bamberg Sicherheit auf dem Trainerposten der 1. Herrenmannschaft. Jan Gernlein wird zwei weitere Jahre Cheftrainer bleiben.
Wie der Fußball-Regionalligist FC Eintracht Bamberg gestern Abend (25. März) bekanntgegeben hat, möchte er seinen Prinzipien treu bleiben und auf Kontinuität bei der Besetzung des Cheftrainerpostens setzen. So wird Jan Gernlein (lesen Sie hier seine Antworten im Stadtecho-Fragebogen) bis Juni 2026 Cheftrainer bleiben – unabhängig von der Spielklasse. Verein und Gernlein haben in dieser Woche einen Zwei-Jahres-Vertrag unterzeichnet.
Der 31-Jährige wird im Sommer dann seine dritte Saison bei den Domreitern absolvieren. Gernlein kam im Juli 2022 nach Bamberg und führte den FCE in seiner ersten Saison als Bayernliga-Meister in die Regionalliga. Zuvor war er lange Jahre als Co-Trainer und für ein paar Spiele auch als Chefcoach beim FC Schweinfurt 05 tätig.
„Unter dem Strich passt einfach die Chemie zwischen Jan und dem Verein“, sagte FCE-Vorstandssprecher Sascha Dorsch. „Er ist und war unser Wunschkandidat, und wir sind froh, dass Jan für zwei weitere Jahre unterschrieben hat.“ Und weiter: „Seit Jan bei uns ist, hat nicht nur unsere erste Mannschaft einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Auch unser komplettes Domreiter-Leistungszentrum profitiert von Jans Expertise. Er ist sich nicht zu schade, auch mal bei einem Training oder Spiel unserer Jugendmannschaften vorbeizuschauen und auf Anfragen Tipps zu geben.“
Zuversichtlich beim Klassenerhalt
Ziel der Verlängerung von Gernleins Vertrag sei es, so die Mitteilung des Vereins weiter, auf dem Entstandenen aufzubauen und die Domreiter insgesamt weiterzuentwickeln. Mit dem klaren Fokus des Vereins auf Jugend und Region. „Wie sehr Jan hinter diesem Konzept steht, zeigt sich, dass er sein Engagement völlig unabhängig von der Liga macht. Am liebsten natürlich in der Regionalliga, notfalls aber auch in der Bayernliga“, so Dorsch.
Auch Jan Gernlein freute sich darauf, gemeinsam mit den Verantwortlichen den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. „Wir sind überzeugt davon, dass noch genug Aufgaben vor uns liegen. Ich freue mich, weiterhin die Entwicklung in sportlicher Hinsicht federführend zu begleiten. Mit der Mannschaft arbeite ich geschlossen am kurzfristigen Ziel Klassenerhalt, mit den handelnden Personen aber langfristig daran, unsere Philosophie beibehalten zu können. Ich bin begeistert davon, was in diesem Verein geleistet wird und mit welchem Feingefühl Fans und Gönner des Vereins die aktuelle Saison bewerten und akzeptieren.“
In der Tabelle steht die Eintracht derzeit auf dem 16. Platz, dem zweiten Relegationsplatz, und hat vier Punkte Abstand zu den punktgleichen Mannschaften auf Platz 15 und 14. Nach Einschätzung des FCE-Coaches wird es im Kampf gegen den Abstieg entsprechend bis zum Ende spannend bleiben. Was den Klassenerhalt angeht, zeigt sich der Übungsleiter aber zuversichtlich. „Dieses große Miteinander, wie wir es zuletzt in Burghausen erleben durften, gepaart mit der Ruhe im Verein wird am Ende gewinnbringend für uns sein. Davon sind wir überzeugt und dafür sind wir als Trainer und Spieler bereit, über unsere Grenzen zu gehen.“
Stadtecho-Fragebogen
Das Stadtecho fragt: Jan Gernlein antwortet
In jeder Ausgabe des Stadtechos legen wir einer Bamberger Persönlichkeit einen Fragebogen vor. Diesmal hat Jan Gernlein die Fragen beantwortet. Er ist Trainer der 1. Herrenmannschaft des FC Eintracht Bamberg, die seit dieser Saison in der Regionalliga Bayern spielt.
Herr Gernlein, was mögen Sie am Fußball besonders?
Das gemeinsame Arbeiten in einer Gruppe, die unterschiedlicher nicht sein könnte. Gepaart mit taktischen Elementen, die der Sport mit sich bringt – sehr interessant.
Was nicht?
Dass das Spiel gerne als simpel, primitiv und stumpf dargestellt wird, obwohl es sehr komplex sein kann. Die Wichtigkeit, die dem Fußball gegeben wird und die politische Gleichgültigkeit der Verbände und Vereine.
Die Eintracht hat die Hinrunde auf dem Abstiegsplatz 16 abgeschlossen. Was macht Sie hoffnungsvoll, dass es mit dem Klassenerhalt noch klappt?
Die Dynamik in unserem Team, die für mich absolut besonders und stets positiv ist.
Was muss dafür besser werden?
Wir haben in den ersten 21 Spielen viel lernen müssen und dürfen. Jetzt gilt es, die gemachte Erfahrung für uns zu nutzen – zielstrebig und abgezockt.
Würden Sie gerne öfter Fahrrad fahren?
Als wüssten Sie, dass ich kein Fan von Rädern bin. Ich liebe es, zu Fuß unterwegs zu sein – Musik im Ohr und ab. Auf dem Rad hab ich wohl zu viel Respekt vor den Autofahrern.
Zahlen Sie gern Rundfunkgebühren?
Eventuell ungewöhnlich, aber da ich nach wie vor in einer WG lebe, zahlt mein Mitbewohner. Ich würde sie aber gerne bezahlen, wenn man das Geld häufiger für politische Bildung oder kulturelle Zwecke nutzt. Gerade weil es Randgruppen gibt, die oft tolle Dinge tun und durch geringes Sponsoring wenig Aufmerksamkeit bekommen.
Töten Sie Insekten?
Nur Stechmücken beim Fußballtraining.
Darf man in Ihrem Schlafzimmer rauchen?
Wenn es nach mir geht, darf man das nirgends.
Welche Drogen sollten Ihrer Meinung nach legalisiert werden?
Mit Alkohol ist es bereits eine nicht ungefährliche Droge. Ich nehme ein immer größeres Ankommen vieler Drogen in der Gesellschaft wahr. Das macht mir im Hinblick auf meine Arbeit mit Jugendlichen größere Sorgen. Auch hier muss dringend über alle Drogen aufgeklärt werden. Aber realistisch – nicht populistisch.
Ihr Leben wird verfilmt. Welcher Schauspieler sollte Sie spielen?
Richard Gere. Gute politische Haltung und Statements, dazu eine sympathische und unaufgeregte Art.
Wie viele Apps sind auf Ihrem Smartphone? Welche benutzen Sie am meisten?
Zu viele. WhatsApp, Instagram, Spotify, Transfermarkt und sämtliche Finanzapps.
Wovon waren Sie zuletzt überrascht?
Von der breiten Akzeptanz der Bauernproteste und ‑blockaden im Vergleich zu Blockaden der Letzten Generation – ohne genau zu bewerten, wer im Recht und Unrecht ist. Gleiche Handlung, andere Konsequenzen – logisch schwer nachvollziehbar.
Was ist Ihr größter Wunsch?
Ein gesundes Leben für meine Familie und Freunde, in einer Welt die von gegenseitigem Respekt und Akzeptanz geprägt ist und in der belegbare Argumentationen wieder mehr gehört werden als Populismus.
Wie sieht ein perfekter Tag für Sie aus?
In den Bergen aufwachen, Kaffee beim Sonnenaufgang, Wanderung an einen Bergsee, Sonnenuntergang, Mond und Sterne bei klarem Himmel.
Worüber haben Sie sich zuletzt geärgert?
Ryanair.
Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?
Zwitschernde Vögel.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Essen gehen, sorglose Lebensmitteleinkäufe, Besuche von Konzerten oder Sportevents.
Wovor haben Sie Angst?
Populisten, Faschisten, Rassisten… – aber nur wenn sie in der Gesellschaft Gehör finden.
Wann haben Sie zuletzt geflirtet?
Lange her – angekommen und doch Single.
Wann und warum hatten Sie zum letzten Mal Ärger mit der Polizei?
Gut und höflich erzogen – kein Grund für Ärger.
Was war Ihr schönster Fußballmoment?
Der Aufstieg 2023 mit dem FC Eintracht Bamberg.
Auf welchen Moment Ihrer Laufbahn als Trainer waren Sie am schlechtesten vorbereitet?
Auf die Interimstrainertätigkeit in Schweinfurt nach der Entlassung meines damaligen Chefs Tobias Strobl.
Gibt es einen wiederkehrenden Albtraum, der von Ihrem Beruf handelt?
Nein.
Mit welchem großen Trainer können Sie gar nichts anfangen?
Jeder große Trainer hat seine Berechtigung, solange er sich menschlich angemessen verhält.
Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?
Puls immer unter 90, daher keins im Wortschatz.
Bei welchem historischen Ereignis wären Sie gern dabei gewesen?
1933 im Bürgerbräukeller, um dem Wahnsinn vor Beginn ein Ende zu bereiten.
Was ist Ihre schlechteste Angewohnheit?
Bin ein Sturkopf: Ungefragt meine Meinung sagen.
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Jeden Fehler, zu dem sich jemand offen und ehrlich bekennt und entschuldigt, sofern das angebracht ist.
Ihre Lieblingstugend?
Menschlichkeit.
Ihr Hauptcharakterzug?
Kommunikativ.
Was mögen Sie an sich gar nicht?
Impulshandlungen.
Was hätten Sie gerne erfunden?
Das Rad – neu.
Haben Sie ein Vorbild?
Im Sport: Jürgen Klopp, Carlo Ancelotti – Im Leben: Mein kleiner Bruder.
Wofür sind Sie dankbar?
Im Wohlstand geboren zu sein, sorgenfrei aufgewachsen zu sein, ohne je einen Tag Angst um mein Leben zu haben, tolles Elternhaus und werteorientiertes Heranwachsen zu einem erwachsenen Mann mit Empathie und Gespür für Sorgen anderer Menschen.
Was lesen Sie gerade?
Ich bin kein guter Leser – eher auditiv durch Podcasts.
Welches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?
Jasmina Kuhnke: „Schwarzes Herz“.
Was ist Ihr Lieblingsbuch, Lieblingsalbum, Lieblingsfilm?
Alice Hasters: „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten“, Fabian Römer: „L_ebenslauf“, „Der Alpinist“.
Was war Ihre größte Modesünde?
Snapbacks.
Welche Musik hören Sie nur heimlich?
Emotionale französische Musik, LEA, Ludovico Einaudi.
Was ist Ihr liebstes Smalltalk-Thema?
Urlaubsziele.
Was zeigt das letzte Foto, das Sie mit Ihrem Handy aufgenommen haben?
Tatsächlich einen Sonnenuntergang neben der Altenburg.
Mit wem würden Sie gerne eine Nacht durchzechen?
Jürgen Klopp.
Wovon haben Sie überhaupt keine Ahnung?
Handwerk und Autos.
Was finden Sie langweilig?
Museen und Bücher – eventuell ist es die Stille.
Sie sind in einer Bar. Welches Lied würde Sie dazu bringen, zu gehen?
Alles von Böhse Onkelz, Freiwild und Co.
Was ist Ihre Vorstellung von Hölle?
Aufs Leben bezogen Menschen, die nicht ehrlich mit einem sind, Vertrauen ausnutzen und brechen.
Wie glauben Sie, würde der Jan Gernlein von vor zehn Jahren auf den Jan Gernlein von heute reagieren?
Genervt, belehrt und gelangweilt.
Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?
Nicht vorhandene Wirkung auf das Weltgeschehen, Gedanke an maximales Lebensalter im Vergleich zur Zeitgeschichte.
Ich kann nicht leben ohne…
Gespräche mit meinen engsten Menschen.
In welchen Club sollte man unbedingt mal gehen?
Ich bin eher der Typ Kneipe, wenn dann aber Hip-Hop-Clubs.
Sind Sie Tänzer oder Steher?
Überragender Tänzer bei guter Musik mit dem Hang zur Selbstüberschätzung.
Stellen Sie sich vor, Sie könnten wählen – was für ein Tier wären Sie gerne?
Balu aus dem Dschungelbuch – strahlt Ruhe und gute Laune aus.
Was war die absurdeste Unwahrheit, die Sie je über sich gelesen haben?
Zum Glück kennt mich keiner, da gibt’s nichts zu schreiben.
Welches Problem werden Sie in diesem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?
Politische Interessen jeglicher Länder und Austragung der Konflikte in Drittstaaten – leider. Einfluss auf Gedanken und Handlungen derer, die nicht meinem Weltbild entsprechen.
Das Stadtecho gibt eine Runde aus. Was trinken Sie?
Ein stilles Wasser – wenig aufregend, hilft jedem, liegt ruhig da – passt zu mir.
Jan Gernlein, Februar 2024.
Nur ein Spieler verlässt die Mannschaft
FC Eintracht Bamberg: Kontinuität im Kader für Regionalligasaison
Auch in der Saison 2023 //2024 möchte der FC Eintracht Bamberg auf Kontinuität in Verein und Kader setzen. Bis auf einen Abgang aus der Mannschaft kann der Regionalliga-Aufsteiger dafür auf das Personal aus der vergangenen Saison zurückgreifen.
Mit einer nahezu unveränderten Mannschaft startet Trainer Jan Gernlein heute mit dem FC Eintracht Bamberg in die Vorbereitungen auf die neue Saison, wie der Verein mitteilte. Gernlein selbst hatte seinen Vertrag bereits im Mai für die Spielzeit 2023 //2024 verlängert. „Ich schätze am FC Eintracht Bamberg die ruhige und unaufgeregte Arbeit“, sagte Gernlein. „Dass wir nun fast alle Spieler bei uns halten können, unterstreicht, welch große Gemeinschaft hier in den letzten Jahren in Mannschaft und Umfeld gewachsen ist.“
Bereits zur Winterpause hätten nahezu alle Spieler signalisiert, ligaunabhängig auch in der neuen Saison dem Verein treu zu bleiben. „Ich denke, auch das ist nicht der Normalfall. Wir waren im Prinzip schon im Februar mit unseren Personalplanungen durch und konnten uns voll auf die Rückrunde konzentrieren. Auch das war sicher ein entscheidender Faktor dafür, dass wir am Ende die Meisterschaft in der Bayernliga erringen konnten.“
Einer geht
Ein Spieler verlässt die Eintracht jedoch. Nicht mehr im Kader der Domreiter steht in der neuen Saison Moritz Kaube. Nach einer maßgeblichen Saisonleistung im Kampf um die Meisterschaft in der Bayernliga Nord will Moritz Kaube den nächsten Schritt in fußballerischen Entwicklung gehen. Der 22-Jährige verlässt die Eintracht zum 1. Juli und wechselt zum FC Augsburg. Dort wird er unter professionellen Bedingungen trainieren und zunächst für die zweite Mannschaft des Vereins auflaufen. Für den FC Eintracht wird es also in der kommenden Saison ein Wiedersehen mit Kaube in der Regionalliga Bayern geben, wenn der Bamberger Aufsteiger auf den FC Augsburg II trifft.
„Der Wechsel von Moritz Kaube war mit Trainer und Verein abgestimmt“, sagte Sascha Dorsch, FCE-Vorstandssprecher zur Personalie. „Der FC Augsburg ist schon im Winter auf ihn zugekommen, insofern hatten wir schon lange damit geplant, dass er uns verlassen wird.“
Auch Jan Gernlein kann den Wechselwunsch von Moritz Kaube nachvollziehen. „Er weiß genau, was er will und worauf er sich einlässt. Augsburg wird für ihn ein erster wichtiger Schritt sein, sich an die neuen professionellen Umstände zu gewöhnen. Wir trauen ihm auf jeden Fall sehr viel zu.“
Erfolgscoach bleibt weitere Saison
FC Eintracht verlängert mit Jan Gernlein
Kurz vor dem Ende einer erfolgreichen Saison hat der FC Eintracht Bamberg den Vertrag von Cheftrainer Jan Gerlein verlängert. Diese Verlängerung gilt unabhängig von der Liga, in der der FCE nächste Saison spielt.
Vier Spieltage vor Saisonende steht der FC Eintracht Bamberg auf dem zweiten Tabellenplatz der Bayernliga Nord, liegt einen Punkt hinter dem Tabellenführer DJK Gebenbach und hat ein Spiel weniger als dieser absolviert. Chefcoach Jan Gernlein hatte wesentlichen Anteil an diesem Erfolg. Kein Wunder also, dass sich die Vereinsverantwortlichen und der 30-Jährige sich nun auf eine Vertragsverlängerung um ein Jahr für die Spielzeit 2023 //2024 geeinigt haben.
Die Verlängerung soll dabei das unabhängig von der Spielklasse gelten – entweder weiter in der Bayernliga oder in der Regionalliga Bayern, wenn der Aufstieg gelingt.
„Jan ist unsere absolute Wunschlösung als Coach“, sagte FCE-Vorstandssprecher Sascha Dorsch. „Wir hatten in den vergangenen Jahren mit Michael Hutzler und Julian Kolbeck bereits herausragende Trainer bei uns. Jan hat diese Tradition fortgesetzt und auf einen neuen Stand gebracht. Er identifiziert sich voll mit unserem Jugendkonzept und dem Verein. Er nimmt sich nicht so wichtig, sondern sieht immer das Team und seine Entwicklung. Taktisch ist er aus meiner Sicht der beste Trainer in der Bayernliga und hat als Coach maßgeblich daran Anteil, dass wir da stehen, wo wir nun stehen.“
Taktikfuchs Gerlein
Gerlein selbst sagte zur Vertragsverlängerung: „So überraschend die Zusammenarbeit im letzten Sommer auch zustande kam, denke ich, dass beide Seiten in der kurzen Zeit gemerkt haben, was sie aneinander haben. Sascha und ich waren immer wieder im Austausch und haben ohne Druck ganz offen über alles geredet. Ich denke, man sieht der Mannschaft an, dass wir einen gemeinsamen Weg gehen und alles Woche für Woche in die Waagschale werfen, deshalb bin ich gerne noch länger hier. Die Energie der Jungs auf dem Platz und des unglaublichen Staffs ist absolut einzigartig. Eine kleine Familie, die mich nun noch ein Jahr länger ertragen muss. Danke an dieser Stelle an das begeisternde Miteinander und das Vertrauen der Verantwortlichen.”
Jan Gernlein stammt aus Lichtenfels, wohnt aber schon länger in Bamberg. Vor seinem Engagement beim FC Eintracht war er sechs Jahre lang für den FC Schweinfurt 05 tätig. Im Falle eines Aufstiegs des FCE brächte Gernlein also jede Menge Regionalliga-Erfahrung mit. Trotz seiner jungen Jahre gilt er als „Taktikfuchs“ mit einer defensiven Grundausrichtung. Hauptberuflich arbeitet Jan Gernlein im Bereich Jugendhilfe und Jugendsozialarbeit beim Don Bosco Jugendwerk in Bamberg.